Um der Staatsräson willen

Netanjahu in Berlin Wenn Kanzlerin Merkel heute Israels Premier empfängt, muss sie dessen Siedlungspolitik öffentlich kritisieren. Es sei denn, sie will sich in der EU weiter isolieren
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Polarisierer und Nationalist: Israels Premier Benjamin Netanjahu
Polarisierer und Nationalist: Israels Premier Benjamin Netanjahu

Foto: Lior Mizrahi/Getty Images

Es irrt, wer glaubt, allein Angela Merkel sei es als Verdienst anzurechnen, Ende 2008 die Solidarität mit Israel und die Verantwortung für dessen Sicherheit zur Staatsräson erklärt zu haben. Einige Jahre zuvor bereits formulierte der SPD-Politiker Rudolf Dressler, während der Kanzlerschaft Gerhard Schröders Botschafter in Tel Aviv: „Die gesicherte Existenz Israels liegt im nationalen Interesse Deutschlands, ist somit Teil unserer Staatsräson.“

Und während der Debatte über das Wiedergutmachungs-Abkommen (Luxemburg-Vertrag) mit Israel im Jahr 1953 meinte der damalige Kanzler Adenauer, dass „die Art, wie die Deutschen sich den Juden gegenüber“ verhielten, „die Feuerprobe der deutschen Demokratie“ sein werde.