Die eindimensionale Frau - eine Buchbesprechung (Teil 1 - S. 7- S. 28)

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Ich habe dieses Buch gestern von der Frau in die Hand gedrückt bekommen, über die ich hier schon geschrieben habe. Wir hatten ein Arbeitstreffen und mussten weniger besprechen, als gedacht, was dazu führte, dass wir eben auch über den Feminismus geredet haben.

Schon als ich die Einleitung las, dachte ich: das ist einen Blogbeitrag wert. Wenn ich richtig gesucht habe, wurde dieses Buch hier beim Freitag noch nicht besprochen.

Nina Power schreibt in dieser Einleitung, dass die Auswüchse scheinbarer Emanzipation „unserer politisch desolaten Zeit ein erbärmliches Zeugnis aus“stellen. Der Titel lehnt sich an Marcuses „der eindimensionale Mensch“ an, in welchem der Mensch total in der „Welt der liberalen Demokratie und des Konsumdenkens“ aufgeht. Power ist davon überzeugt, dass die Dinge, die wir heute als emanzipatorische Momente wahrnehmen, nichts weiter sind, als sich immer mehr straffende Fesseln. Vom Vermarktungs- und Leistungsdruck sind freilich Männer wie Frauen gleichermaßen betroffen, auch wenn es subtile Unterschiede gibt.

„Heiter ist dieses Buch beim besten Willen nicht“ steht da in der Einleitung geschrieben.

Ich bin gespannt.

Die bisher gefahrenen feministischen Taktiken, wie die „Rückeroberung des Körpers“ das Eindringen in männliche (Erwerbs)Sphären hatten zwar weitreichende Auswirkungen, ließen die dahinter stehenden Strukturen aber weitgehend unberührt.

Gleichberechtigung

Im Grunde ist Gleichberechtigung nichts, was der Kapitalismus nicht auch wollen würde. Ihm ist es egal, wer die Arbeit verrichtet, wer den Mehrwert schafft. Trotzdem verdienen Frauen weniger, trotzdem sind sie im Niedriglohnsektor überrepräsentiert.

Aber, merkt Power an, es ist unter Umständen wichtiger, sich über „grundlegende strukturelle und ideologische Einflussfaktoren“ Gedanken zu machen, als über „Repräsentationsfragen“.

Denn: die „außergewöhnlichen Frauen“, die sich mittlerweile in den Schaltzentralen der Macht finden, sind oft nicht das, was sie zu sein scheinen. Sie sind nicht diejenigen, die sich trotz ihres ‚Frau-seins‘ an die Macht gekämpft haben, um diese wohlmöglich zu nutzen, damit sie die Welt mutmaßlich ‚besser‘ machen können. Sie verkörpern meist vielmehr die schlimmste Seite der Macht. Sie sind „Lockvögel“.

„Die Manipulierung von Race und Gender als Lockvögel für die Demokratie zeigt die Korrumpiertheit der Identitätspolitik“.

Conduleeza Rice als ehemalige Außenministerin wird als Beispiel für das Lockvogeldasein angeführt. Trotz ihrer Machtposition litten schwarze Frauen (und auch Männer und Kinder) am meisten unter den Folgen von Hurrikane Katrina.

Ich dachte spontan: ja, trotz Barack Obama leidet der schwarze Teil der Bevölkerung in den USA am meisten unter den Folgen der derzeitigen Finanz(Banken)krise.

Sarah Palin, oder: was es bedeutet, keine Feministin zu sein

In diesem Abschnitt wird besonders deutlich, in welcher Krise sich die Bedeutung des Begriffs ‚Feminismus‘ befindet. Denn Feminismus kann bedeuten, sich wie ein Mann zu Verhalten, für Entscheidungsfreiheit, für den Krieg und gegen Abtreibungen zu sein. Sarah Palin ist zwar nicht die Vizepräsidentin geworden, ist aber „eine Art Terminator-Hockey-Frau, die sich für eine Feministin hält“. Eine Kriegsbefürworterin, die eine aggressive Außenpolitik mit weiblicher Emanzipation in direkten Zusammenhang stellt.

Sie ist übrigens auch in einer Gruppe aktiv, die sich feministisch nennt und Schwangerschaftsabbrüche als Gewaltakt, die der Natur der Frau zuwider laufen, darstellt. Diese Gruppe verteufelt jeden Abbruch, auch wenn der Embryo durch eine Ver-GEWALT-igung entstanden ist.

Aha.

Hawkish and Mawkish - Larmoyante Falken

Im Anschluss an Sarah Palin geht Nina Power nochmal auf die Leute ein, die vor 15 Jahren noch offen gegen feministische Werte gewettert haben und nun in ihrem Namen Kriege führen.

(Auch) Um die Frauen in den islamischen Ländern zu befreien werden diese Kriege angeblich geführt. Dass diese Kriege (auch im Namen der Befreiung der Frauen) die Arbeit muslimischer Feministinnen extrem erschwert haben, ist den Kriegstreibern egal.

Warum, können wir uns sicher denken. Es geht natürlich nicht um Emanzipation, sondern meistens doch eher um Öl und Ähnliches.

Bombardements im Namen der Frauenrechte“, nennt Nina Power diese höchst widersprüchliche „Strategie“. Gleichzeitig hat im Übrigen die Bush Regierung immer mehr Geld in nutzlose Enthaltsamkeitsprogramme gesteckt und die Möglichkeit, Schwangerschaften abzubrechen, immer weiter eingeschränkt.

„Der imperialistische Feminismus bedient sich zwar der Sprache des liberalen Feminismus (…) seine Methode aber ist der Krieg“ und „die gläubige muslimische Frau wird zur Antithese einer ganz bestimmten Sorte lautstarker konservativer Feministinnen“.

Soweit erstmal. Ich finde, das ist eine Menge diskussionswürdiger Stoff. Das nächste Kapitel heißt dann: die Feminisierung der Arbeit - das werde ich Ender nächster Woche zusammenfassen.

[bearbeitet und verbessert um 12:45h...Konzentration ist ein hohes Gut]

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Geschrieben von

luzieh.fair

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