Podiumsdiskussion: Feminismus im Netz

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Hier die Ankündigung:

„Neuere deutsche Studien belegen, dass im deutschen Sprachraum statistisch betrachtet mehr Frauen als Männer bloggen und die Inhalte der Blogs weisen von „Gender“ beeinflusste Unterschiede auf. Was bedeutet dies für feministische Blogs? Im Rahmen einer Podiumsdiskussion sprechen fünf Blogger*innen über die Möglichkeiten, die die Kultur des Bloggens dem Feminismus des 21. Jahrhunderts eröffnet. Neben der Vernetzung untereinander und der Auswirkung des Mediums "Blog" auf die Diskussion aktueller feministischer und queerfeministischer Themen, sollen auch Reaktionen positiver wie negativer Art und deren Sender*innen Inhalt sein.“

Nadine Lantzsch ist zu Gast. Die Feministin -Feministinnen sind alle Podiumsgäste- und Autorin ist Betreiberin des Blogs Medienelite. Nadia Shehadeh ist neben ihrer Arbeit im Weiterbildungssektor Mitbetreiberin des Blogs Philibuster. Die Biologin Helga Hansen arbeitet als freie Journalistin und betreibt das Blog Drop the thought. Birthe Goldt gründete das mädchenblog Ninia Binias ist Bloggerin und hat mit Ninia laGrande ihr eigenes Blog. Außerdem ist sie – wie es scheint – eine großartige Performerin und macht regelmäßig bei Poetry Slams mit. Das Ganze wird moderiert von Jutta Wegener, über die ich auf die Schnelle keine Info finden konnte.

Ich bin sehr gespannt, was mich heute Abend erwartet und wage den Versuch meine Eindrücke quasi 1:1 online zu stellen. Nicht live und nicht in Farbe, aber zeitnah in schwarz-weiß.

Nun bin ich da. Zu spät. Das sieht mir zwar nicht ähnlich, aber kommt auch mal vor: Hund, Mitbewohnerin, rote Ampeln und prinzipill die Kasse, die am längsten voran geht.

Drei der fünf Diskutantinnen sind von der Mädchenmannschaft. Dann die indivualistin Ninia Binias und einmal das Mädchenblog.

Es ist nicht allzu voll, aber es ginge auch leerer.

Die Resonanz auf die Bloggerinnen ist unterschiedlich. Natürlich auch nicht immer positiv. Das kennen diejenigen von Euch, die hier zu feministischen Themen bloggen auch.

Bei Facebook, erzählt Helga Hansen, habe sich einmal ein Mann gemeldet, der unter seinem Klarnamen einst fiese Kommentare verfasste, ob die jetzt mal gelöscht werden können. Zwar habe er seine Meinung nicht geändert, aber es sei ihm schon peinlich, dass er das vor ein paar Jahren unter seinem echten Namen veröffentlicht hat.

55Mio Blogs relativ mehr Frauen bloggen, währen die so genannten A-Blogs von Männern betrieben werden.

Feminismus als Schmuddelthema.

Leute geben Rückmeldung, dass sie Thema und Texte gut finden, aber sich nicht als feministisch bezeichnen, oder gar Emanze nennen würden.

Witzig.

Die Medien wenden sich oft an dieselben Expertinnen – es fehlen definitiv jüngere Frauen, die aktiv sind. Die Perspektiven und der Bezugsrahmen sind einfach anders.

Es ist ja nicht so, dass es die nicht gibt. Vor mir sitzen fünf. Um mich herum mutmaßlich auch einige.

Eine wichtige Frage wäre tatsächlich: streben BloggerInnen überhaupt einen Bekanntheitsgrad über die Bloggerszene hinaus an? Wer würde denn in Talkshows gehen, sich zeigen?

Fragen aus dem Publikum: Wie geht ihr mit Trolls um? Nadine hat die Kommentarfunktion in ihrem eigenen Blog abgeschaltet, weil die Qualität der „Diskussionnen“ den Aufwand nicht mehr rechtfertigten. Außerdem gibt es regelmäßig Drohmails, bis hin zu Morddrohungen. „Meistens um Weihnachten und Ostern“ also: wenn die Leute einsam sind, bedrohen sie Menschen, deren Meinung ihnen nicht passt. Dass werde ich mal genauer beobachten.

Diese Trolls haben ein enormes Geltungsbedürfnis und es wirkt manchmal so, als hielten sie sich für den Nabel der Welt.

Helga: Drei Kommentarregel: 1. leicht trollig, 2. etwas nerviger 3. Off topic – wenn man auf Nummer drei eingeht, kommt im besten Fall ein „ihr seid eh alle untervögelt“

Als feministische Bloggerin braucht man schon ein dickes Fell: Ninia fand das am Anfang schwer. Gut zum Beispiel zu Hause Ventile zu haben. Mann muss lernen Kommentar auch mal kommentarlos zu löschen.

Es gibt einen „Haterblog“ nach amerikanischem Vorbild das ist eine schöne Sache. Die tollsten Mistkommentare werden da anonym und ohne Hinweis auf die Quelle online gestellt und die Werbeeinnahmen fließen in emanzipatorische, herrschaftskritische Projekte.

Feministisches Selbstverständnis:

Vermutlich gibt es bei den fünf Diskutantinnen sieben verschiedene feministische Selbstverständnisse.

Bei Helga ist die feministische Wahrnehmung an ihrer Lebensrealität gewachsen.Die Mädchenmannschaft hat aber kein einheitliches feministisches Selbstverständnis. Weil es so viele AutorInnen gibt.

Nadia findet „Mc-Donalds-Diskussionen“ frustrierend und wünscht sich mehr Theorie.

Nadine erzählt, dass sie sich untereinander auch oft streiten, was die Themensetzung betrifft.

Ist ja auch klar, die Frauen, die hier vor mir sitzen, haben alles einen unterschiedlichen Background. Ich kenne sie nicht, aber wer kennt das nicht: wir sind grundsätzlich einer Meinung, aber eben nicht immer auf einer Ebene. So kann man vielleicht die Auslagerung bestimmter Themen auf das eigene Blog als gelebte Intersektionalität bezeichnen.

Jetzt geht’s zum Haupt- und Nebenwiderspruch. Gibt’s die Diskussion heute auch noch, fragt die Moderatorin. Nadia antwortet, aber beantwortet die Frage nicht. Macht aber nichts.

Ich werde jetzt die letzten paar Minuten konzentriert genießen, es ist nämlich wirklich witzig hier, auch wenn nicht gerade laut und ausgelassen gelacht wird.

Achja. Alice Schwarzer ist übrigens out...

Sich in einer bestimmten Strömung zu sehen ist nicht zwingend, um über Ungerechtigkeiten, oder Themen, die einen bewegen, zu schreiben.

Und: wer sagt er, oder sie sei Feministin steht unter Generalverdacht :-) Das Label "Feminismus" wird immer negativer besetzt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

luzieh.fair

work in progress

luzieh.fair

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