Trautes Heim, Glück[ssache] oder: irre Wege nach Rom

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Die Geschichten aus dem Alltag werden sich von nun an verändern. Luzieh ist ja schon seit geraumer Zeit keine Bardame mehr.

Vielmehr war ich in den letzten Monaten unter anderem damit beschäftigt, eine Wohnung zu finden. Die meisten Zeit habe ich allerdings mit dem Suchen verbracht.

Mal abgesehen vom angespannten Wohnungsmarkt in dieser überlaufen Studentenstadt waren die Voraussetzungen nahezu ideal.

Es gab einige Wohnungen, die in Frage kamen. Und gerade alte, private VermieterInnen waren ganz angetan von uns als potentiellen Mietern. Bis...ja, bis wir die Frage der Fragen stellten: wir wären sehr interessiert, aber sagen Sie, wie halten Sie es eigentlich mit Hundehaltung?

*MÖP*

Da half es auch nichts auf die unglaublich gute Versicherungslage des kleinen Luke hinzuweisen und einen Passus im Mietvertrag anzubieten, der uns voll haftbar für etwaige Schäden machte. Auch der Hinweis auf die bisherige Nachbar- und Vermieterverträglichkeit ließ kein einziges Herz erweichen.

Schon bei der allerersten Wohung, die wir uns anschauten hatte die Vermieterin bedenken, dass der Hund mit seinen Krallen das Treppenhaus (!) zerkatzen könnte. Wir wiesen darauf hin, dass jeder Schuh, unter dem ein Stein hängen bleibt mehr Schaden verursachen kann, als Lukes Pfoten, aber am Ende zählten nur zwei Dinge: die Skepsis der Vermieterin und das Angebot an Hundefreien Mietern.

Am besten fand ich die Begründung von Frau D. Die hatte nämlich einen Haus- und Hofhandwerker, der ihr für wenig Geld, seit Jahren alle Arbeiten an ihren beiden Mietshäusern abnahm. Dieser leidet leider an einer extremen Tierhaarallergie und sie konnte das Risiko nicht eingehen.

Ich konnte Frau D. verstehen. Allerdings frage ich mich, wie sie reagiert hätte, wenn das Gespräch (ohne Hund gehts nicht - ja, das müssen Sie selber wissen - ja das wissen wir auch) noch weiter gegangen wäre : ach komm Schatz, es reicht jetzt, lass uns den Hund ins Heim geben. Oder: genug! Er wird eingeschläfert!

Vergessen waren all die Gründe, uns als Mieter super zu finden.

Das war nervig. Und die Zeit drängte. Wie mussten (ich wiederhole gerne: mussten) unbedingt eine Wohnung haben. Und zwar bis zum 1. Juni. Das war unsere persönliche deadline. Nicht aus verschiedenen Gründen, sondern aus einem bestimmten. Aber dazu ein anderes mal mehr.

Und hier die Brücke.

Die Brücke zu meinem Lieblingsthema.

Genderzeugs&Co.KG

Am Anfang der Suche, habe ich die Anzeigen abtelefoniert.

Mein Partner und ich...blabla

Was machen Sie denn beruflich?

Also, ich schreibe gerade meine Abschlussarbeit und im Sommer...

ach, an Studenten will ich eigentlich nicht vermieten....

nein, nein, mein Partner, der ist fest angestellt, als...

Ach ja?Erzählen Sie weiter....na dann schauen Sie sich die Wohnung doch an...

Ich stand vor zwei Alternativen: entweder ich flunkerte ein bisschen, was ich zwar ganz gut kann, aber, meistens, das lehrt die Erfahrung ja, kommt so was irgendwann zurück, oder ich ließ die Anrufe von jetzt an von meinem Partner erledigen.

Die Zweiter Variante sollte es sein.

Und so kam es, dass ich mich dabei beobachtete, wie ich über den Status meines Partner definiert werde und nichts dagegen unternehme.

In mir schäumte die kleine Luzieh vor Wut. Stampfte mit hochrotem Kopf auf meine Gehirnwindungen.

Ich esse meine Suppe nicht, nein diese Suppe ess ich nicht!!!

Friss Luzieh!

Ihr braucht eine Wohnung!

Tja, der Hund blieb allerdings ein Problem. Oder unsere Ansprüche. Nicht zu weit draußen und wenn doch, dann so weit, dass es sich lohnt, für die gesparte Miete, einen Zweitwagen anzuschaffen. Und diese Wohnungen, in denen unten die Vermieter wohnen...die vielleicht bald 80 werden und gerne Hilfe bei der Gartenpflege hätten – Familienanschluss inklusive also – ja, dafür muss man nun wirklich der Typ sein.

Am Ende wird natürlich alles gut. Das ist ja meistens so. Obwohl gut auch wieder relativ ist. Nun unterschreiben wir heute den Mietvertrag einer sehr schönen und erschwinglichen Wohnung und haben gestern die Eltern meines Partners getroffen, die uns das Geld für die

Achtung: Marklercourtage

leihen.

Oh man...

Luzieh jedenfalls ist immer wieder erstaunt über Kompromisse, die man eingehen kann und die ganzen Wege, die nach Rom führen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

luzieh.fair

work in progress

luzieh.fair

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