Isolationshaft in Pflegeheimen

Menschenwürde Wie alte und schutzbedürftige Menschen Opfer von Willkür und Machtbesesenheit wurden

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Im Zuge der weltweiten Pandemie wurden in Deutschland per staatlicher Verordnung Bewohner von Pflege-und Behinderteneinrichtungen zum Schutz vor möglichen Infektionen monatelang isoliert. Besuche von Angehörigen wurden verboten, Kontrollen ausser Kraft gesetzt, erforderliche Therapien waren nicht möglich. Schon vor der Coronakrise waren die Zuständen in vielen Pflegeeinrichtungen desaströs, fehlendes und oftmals auch unqualifiziertes Personal an der Tagesordnung. Was sich dann aufgrund der staatlichen Zwangsmaßnahmen in den Einrichtungen abspielte, blieb zunächst aufgrund der Isolation unbemerkt. Nur erahnen konnte man es. Die Heime konnten tun und lassen was sie wollten, niemand kontrollierte. Als dann Lockerungen ( ein Begriff aus dem Strafrecht) erfolgten, drehten einige Träger von Pflegeeinrichtungen an Schrauben, das einem selbst ein Besuch in einer JVA wie ein Kindergeburtstag vorkommen musste. Die Eingangsbereiche mit Warnhinweisen versehen, Besuche fanden quasi nicht statt. Es wurden schmale Fenster geöffnet, oder die Bewohner wie wilde Tiere hinter einem Käfig vorgeführt. Pflegepersonal wurde zu Wachpersonal umfunktioniert.

Sobald ein Infektionsverdacht vorlag wurde Quarantäne verordnet. Demente Menschen, die das nicht verstanden, liefen Gefahr, in ihren Zimmern weggesperrt zu werden oder mit der chemischen Keule sediert zu werden. Eine Lücke im System. Das Gesundheitsamt verhängt Quarantäne, die Umsetzung obliegt den Einrichtungen. Demente Menschen, mit Hinlauftendenzen, wurden eingesperrt. Vermutlich oftmals ohne richterlichen Beschluss, ohne Verfahrenspfleger. Einfach so. Freiheitsentziehende Maßnahmen nach Gutsherrenart.

Menschen, die nach einem Schlaganfall oder Herzinfakt in einer Pflegeeinrichtung landeten, wurden therapeutisch nicht behandelt. Betretungsgverbot auch für medizinische Dienstleister. Menschen, die vor den Kontaktverboten noch reden konnten, können das nicht mehr, weil der Therapeut nicht behandeln durfte. Fahrlässige oder gar vorsätzliche Körperverletzung aufgrund staatlicher Verordnung?

Wer ist verantwortlich für die nun nach und nach sichtbar werdenden Folgeschäden? Sind es möglicherweise die struktuellen Täter an den Schreibtischen der zuständigen Ministerien? Sind es diejenigen Betreiber der Pflegeeinrichtungen, die einfach zu bzw. weggeschaut haben, wenn Menschen unzureichend behandelt ihrem Schicksal überlassen wurden? Wird es überhaupt eine rechtliche Würdigung des bisher Geschehenen geben oder reicht eine möglichweise geplante Gedenkveranstaltung für die Opfer aus?

Die Würde des Menschen ist unantastbar.......oder altersabhängig!

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Geschrieben von

Martin Kusch

Rechtsbetreuer, Mitglied der Pflegeethik Initiative Deutschland

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