... Rhythmus-Störungen am kalten Herz der Antarktis.
Die rhythmische Ausdehnung und Kontraktion des antarktischen Meereises ist wie ein Herzschlag.
Aber in letzter Zeit gab es eine Störung im Takt. In jedem der letzten beiden Sommer hat sich das Eis um die Antarktis weiter zurückgezogen als je zuvor.
Und so wie sich eine Veränderung unseres Herzschlags auf unseren ganzen Körper auswirkt, wirkt sich eine Veränderung des Meereises rund um die Antarktis auf die ganze Welt aus.
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Einer der größten saisonalen Zyklen auf der Erde findet im Ozean rund um die Antarktis statt. Im Herbst und Winter gefriert die Meeresoberfläche, wenn das Meereis nach Norden vordringt, und im Frühjahr schmilzt das Eis, wenn das Sonnenlicht zurückkehrt.
Seit den späten 1970er Jahren können wir Meereis von Satelliten aus messen. In dieser Zeit haben wir einen regelmäßigen Zyklus von Gefrieren und Schmelzen gesehen. Im Winter bedeckt das Meereis eine Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie Australien (etwa 20 Millionen Quadratkilometer), und im Sommer zieht es sich zurück, um weniger als ein Fünftel dieser Fläche (etwa 3 Millionen Quadratkilometer) zu bedecken.
Im Jahr 2022 lag das Sommerminimum erstmals seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen unter 2 Millionen Quadratkilometern. In diesem Sommer war das Minimum sogar noch niedriger – nur 1,7 Millionen Quadratkilometer.
Der alljährliche Frost pumpt kaltes Salzwasser in den tiefen Ozeanabgrund. Das Wasser fließt dann nach Norden. Etwa 40 % des globalen Ozeans lassen sich mit der antarktischen Küste in Verbindung bringen.
Durch den Wasseraustausch zwischen dem Oberflächenozean und dem Abgrund trägt die Meereisbildung dazu bei, Wärme und Kohlendioxid in der Tiefsee zu speichern. Es hilft auch, lange verlorene Nährstoffe wieder an die Oberfläche zu bringen und unterstützt das Leben im Ozean auf der ganzen Welt.
Meereis spielt nicht nur eine entscheidende Rolle beim Pumpen von Meerwasser über den Planeten, es isoliert auch den darunterliegenden Ozean. Während der langen Tage des antarktischen Sommers trifft Sonnenlicht normalerweise auf die strahlend weiße Oberfläche des Meereises und wird zurück ins All reflektiert.
In diesem Jahr gibt es weniger Meereis als sonst und so nimmt der vergleichsweise dunkle Ozean viel mehr Sonnenenergie auf als sonst. Dies wird die Erwärmung der Ozeane beschleunigen und wahrscheinlich das Wachstum des Meereises im Winter behindern.
Unterwegs in stürmischer See
Der Südliche Ozean ist ein stürmischer Ort; wenn es weniger Eis gibt, ist die Küste stärker Stürmen ausgesetzt. Wellen schlagen an Küsten und Schelfeis, die normalerweise hinter einer weiten Meereisfläche geschützt sind. Diese Schläge können zum Einsturz von Schelfeis und zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen, da Eisschilde schneller vom Land in den Ozean rutschen.
Meereis unterstützt viele Ebenen des Nahrungsnetzes.
Wenn Meereis schmilzt, setzt es Eisen frei, das das Wachstum von Phytoplankton fördert. Im Frühjahr sehen wir Phytoplankton, das der sich zurückziehenden Meereiskante folgt. Wenn sich weniger Eis bildet, wird im Frühjahr weniger Eisen freigesetzt und weniger Phytoplankton wächst.
Krill, die kleinen Krebstiere, die Wale, Robben und Pinguine ernähren, braucht Meereis. Viele größere Arten wie Pinguine und Robben sind auf Meereis angewiesen, um sich fortzupflanzen.
Die Auswirkungen von Veränderungen des Meereises auf diese größeren Tiere variieren dramatisch zwischen den Arten, aber sie sind alle eng mit dem Rhythmus der Eisbildung und -schmelze verbunden.
Veränderungen im Herzschlag des Meereises werden die fein ausbalancierten Ökosysteme des Südlichen Ozeans stören.
Eine Diagnose für die Politik
Langzeitmessungen zeigen, dass der südliche Ozean unter der Oberfläche wärmer wird. Diese Erwärmung wird durch unsere Treibhausgasemissionen verursacht. Wir wissen noch nicht, ob diese Ozeanerwärmung direkt die Rekordtiefs der letzten Sommer verursacht hat, aber es ist die wahrscheinlichste Ursache.
Während Wissenschaftler in Australien und auf der ganzen Welt daran arbeiten, diese jüngsten Ereignisse zu verstehen, werden zusätzliche neue Belege für ein klareres Verständnis ans Licht kommen, was das Schmelzen des Meereises um die Antarktis verursacht.
Wenn Sie eine Veränderung Ihres Herzschlags bemerken, würden Sie wahrscheinlich einen Arzt aufsuchen. So wie Ärzte Tests durchführen und Informationen sammeln, führen Klimawissenschaftler Feldforschungen durch, sammeln Beobachtungen und führen Simulationen durch, um die Gesundheit unseres Planeten besser zu verstehen.
Diese entscheidende Arbeit erfordert auch spezialisierte Schiffe mit ausgeklügelter Beobachtungsausrüstung, leistungsstarken Computern und Hightech-Satelliten. Internationale Zusammenarbeit, auch im Rahmen der UN, Datenaustausch und staatliche Unterstützung sind die Möglichkeiten, die erforderlichen Ressourcen bereitzustellen.
Nachdem Sie die ersten Anzeichen von Herzproblemen bemerkt haben, empfiehlt Ihr Arzt möglicherweise mehr Bewegung oder die Umstellung auf eine fettarme Ernährung.
Die Erhaltung der Gesundheit unseres Planeten erfordert die gleiche Art von Intervention – wir müssen unseren Verbrauch fossiler Brennstoffe schnellstens reduzieren und unsere wissenschaftlichen Fähigkeiten verbessern.
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Aus dem Englischen, nach Edward Doddridge, Physikalische Ozeanographie, University of Tasmania
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Sehr relevant sind in diesem Zusammenhang die Auswirkungen auf die globalen Ozean-Strömungen.
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Referenz:
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PS
In diesen Tagen haben sich Forscher der Australian Antarctic Program Partnership (AAPP) und des Australian Centre for Excellence in Antarctic Science (ACEAS) zusammengeschlossen, um ein wissenschaftliches Briefing für politische Entscheidungsträger mit dem Titel ‚On Thin Ice‘ herauszugeben.
Gemeinsam fordern sie eine rasche Reduzierung der Treibhausgasemissionen, um die Rate der globalen Erwärmung zu verlangsamen. Wir müssen auch die Forschung auf diesem Gebiet intensivieren, um die Meeres(eis)wissenschaft in den Griff zu bekommen, bevor es zu spät ist.
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