Mit dem Ammoniakaner war kein Geschäft zu machen. Mit dem Amerikaner schon.

Ungewöhnlich guter Geschmack. Kleine Backstube. Der Laden voll bei mehr als sechs Kunden. Die Bäckerei Lohmann macht's. Doch dann gibt’s eine Kopfnuss - wegen Schokolade und Zuckerguss.

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Sprache, Wahrnehmung und Weltbild.

Wie und woraus in Deutschland politische Inhalte entstehen.

Ein Scherz.

Aber nicht nur.

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Bruder Harald sitzt mit mir auf der Sandsteinmauer, die den Kindergarten umgibt.

Entlang der Mauer, verschlungen ins gusseiserne Geländer, die anderen Kinder.

Jungs und Mädels, kein großer Unterschied, alle in der gleichen kurzen, grau-grünen Lederhose, die Mädchen mit roten Herzchen auf dem Träger.

Wir warten aufgeregt auf die Amerikaner, die in einer großen Militärkolonne heute den Rhein überqueren sollen.

Jede Menge Panzer und anderes schwere Gerät.

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Elke, die Tochter des Bäckers in unserer Straße, hat zwei unserer Lieblingskuchen in die Kindergartentaschen gesteckt.

Amerikaner, lachte sie, ein schwarzer und ein weißer.

Klar, der schwarze hatte eine Schokoladenseite, der weiße eine aus Zuckerguss.

Das war wie Milchweck und Wasserweck, Salzstange und Mohnstange, weißer Amerikaner und schwarzer Amerikaner, Schokolade und Zuckerguss eben.

Selbsterklärend.

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Wir kauen genüsslich. Diese Amerikaner waren wirklich lecker.

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Langsam hat sich der Lärm der herankommenden Militärkolonne verstärkt, wird lauter und lauter, das Kopfsteinpflaster fängt an zu vibrieren, ebenso unser Mäuerchen.

Und … und .... und .... da kommen die ersten Jeeps um die Ecke, aus der Straße, die vom Rhein ins Dorf führt … Jeeps, LKWs, Geschütze und Panzer, Panzer, Panzer ...

Jede Menge Panzer und anderes schwere Gerät, wie gesagt.

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Die riesigen Maschinen holpern über das raue Kopfsteinpflaster, durch ihre Wendung an der Straßenecke sieht es aus, als ob die langen Geschützrohre direkt auf unseren Kindergarten zielen.

Die Kinder rennen schreiend davon, nur ein paar vor Entsetzen und Faszination Erstarrte bleiben auf der Mauer.

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Kurz vor unserem Mäuerchen drehen sich die Kanonenrohre wieder in die von den Panzern angesteuerte Fahrtrichtung.

Wir schauen direkt in die Gesichter der Amerikaner, die auf den Ungetümen sitzen, oder aus den Luken grinsen.

Und.

Und.

Und.

Deren Gesichter sind weiß UND schwarz.

Schwarze Gesichter.

Schwarze Menschen, eine unglaubliche Sensation!

Wir wussten gar nicht, dass es das gibt.

Schwarze Menschen, eine unglaubliche Sensation!

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Dann kam die große Erleuchtung.

Weiße Amerikaner und schwarze Amerikaner.

Wir schwenkten unsere angebissenen Kuchenstückchen und winkten.

Die weißen und schwarzen Amerikaner auf den Panzern winkten zurück.

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Die Kindergartenschwestern (katholisch, evangelisch) im Hof hinter uns sind völlig aufgelöst und haben ihre Hauben (evangelisch: weiß, katholisch: schwarz) verloren.

Sie versammeln uns im großen Gemeinschaftsraum, vor dem alten Klavier (schwarze Tasten, weiße Tasten) und wir singen alle, jetzt ganz besonders laut:

ein‘ feste Burg ist unser Gott ………

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Von draußen begleitet uns das Rasseln und Quietschen der Panzer,

mit den weißen und schwarzen Amerikanern auf und unter den Metallplatten.

Jede Menge Panzer und anderes schwere Gerät, wie gesagt.

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Geschrieben von

man.f.red

„Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der.“ permakultur auf manfredstaab.

Geographer, Geo-Ecologist, Mekong River Basin.

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