Opernregisseur Dmitri Tcherniakov: Die große Desillusion

Porträt Demontierung des russischen Selbstbilds: Dmitri Tcherniakov inszeniert an der Bayerischen Staatsoper in München „Krieg und Frieden“. Um seinen Anspruch als Opernregisseur zu verstehen, sollte man 2001 in Russland anfangen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2023
Seine (bisher) letzte Inszenierung in Russland: Nikolai Rimski-Korsakows „Sadko“ 2020 in Moskau
Seine (bisher) letzte Inszenierung in Russland: Nikolai Rimski-Korsakows „Sadko“ 2020 in Moskau

Foto: Damir Yusupov/Bolshoi Theatre

Am 5. März bringt Dmitri Tcherniakov, einer der prominentesten Opernregisseure russischer Herkunft, Sergej Prokofjews Krieg und Frieden auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper in München. Schon der Name der Produktion mutet heute wie ein Schlag in die Magengrube an, obwohl bekannt ist, dass die Repertoirepläne der großen Häuser lange im Voraus festgelegt werden und nicht der Nachrichtenagenda folgen. Brisant ist überdies das Datum der Premiere: Sowohl der große Komponist Prokofjew als auch der monströse Tyrann Stalin starben am 5. März 1953. Man sollte den Regisseur jedoch nicht verdächtigen, das Datum bewusst gewählt zu haben, um mehr Aufmerksamkeit zu erheischen. Das hat er nicht nötig: In den vergangenen 15 Jahren hat Tch