der Freitag: In Cannes wurde nun das Tragen von Burkinis in einigen Regionen verboten. Thierry Migoule, der Generaldirektor der städtischen Dienste, sagt, dass sie auf eine Zugehörigkeit zu terroristischen Bewegungen hinweisen. Was wird da verhandelt?
Dudu Kücükgöl: Migoule offenbart mit dieser Aussage sein rassistisches Denken. Wir sind in der Debatte schon so weit, dass nicht mal mehr zwischen Islam und Islamismus unterschieden wird, man setzt Islam mit Terror gleich.
So weit ging die offizielle Argumentation in Deutschland nicht. In Bad Saarow verteidigten die Betreiber einer Therme dennoch die Menschen, die sich von zwei Burkini-Trägerinnen gestört fühlten.
Ich weiß nicht, ob deren Argumentation besser ist. Diese besagte quasi: „Ja, die politische Stimmung ist gerade islamophob, also sind wir auch islamophob“. Es ist gefährlich, vorhandene Feindseligkeit und Paranoia strukturell und institutionell zu unterstützen. Anstatt dass man sich solidarisch mit Betroffenen zeigt, rechtfertigt und unterstützt man Ausgrenzung.
In den Wiener Stadtbädern beispielsweise sind Burkinis ausdrücklich erlaubt. Eine Bekannte, die dort schwimmen gegangen ist, wurde belästigt. Der Bademeister hat deeskalierend eingegriffen und klargestellt, dass sie selbstverständlich so schwimmen darf. Und genau das erwartet man eigentlich, dass eine Institution, eine Organisation oder Einrichtung vor Diskriminierung und Rassismus schützt.
In Deutschland kam es nun auch zu vereinzelten Verboten von Burkinis in Schwimmbädern.
Das ist unnötig und unverständlich. Es ist mir ein Rätsel, warum man Frauen gerade im Sport diskriminieren möchte. Die Erfindung des Burkinis ist eine tolle Sache für uns. Er bietet und die Möglichkeit, unsere persönlichen körperlichen Grenzen zu bewahren und gleichzeitig dabei zu sein, Spaß zu haben und teilzunehmen an sportlichen Aktivitäten. Ihn zu verbieten bedeutet, Teilnahme zu verbieten.
Ein weiteres Argument lautet, dass es nicht hygienisch ist, mit Burkini zu schwimmen.
Das stimmt einfach nicht. Die Burkinis sind aus dem Material, aus dem jede Schwimmkleidung ist wie ein Bikini oder eine Badehose.
Worum geht es also?
Durch diese Diskussionen wird erneut eine neue islamfeindliche Welle angerollt. Wann immer eine große breite Diskussion in den Medien stattfindet, fühlt sich auf der Straße dann ein jeder – und zwar egal wo – bemüßigt, „Musliminnen an ihren Platz zu verweisen“. Dass Politik, Institutionen und Firmen rassistische Argumentationen mittragen, ist eine Legitimation für Leute, dies auf der Straße zu tun. Muslime werden massiv angepöbelt.
Es gibt aber auch viele Menschen, die es anti-feministisch finden, ein Kopftuch zu tragen ...
Ich frage mich, was eine feministische Art ist, sich zu kleiden. Und seit wann Kleidung etwas über Feminismus aussagt. Leute argumentieren, dass das Kopftuch unterdrücke Frauen und es müsse deswegen verboten werden. Erstens belegen mehrere Studien, dass fast alle muslimischen Frauen ihre Köpfe freiwillig bedecken. Zweitens: Was ist das für eine Logik? Ich unterdrücke eine Gruppe, damit die andere Gruppe frei ist? Es ist sexistisch, ständig über die Bekleidung von Frauen zu diskutieren. Und gerade die Burkini-Debatte – so heftig und emotional sie geführt wird – wird fast unter der kompletten Abwesenheit von Musliminnen, also von Frauen, die diesen Burkini tragen, geführt.
Ich kenne Frauen, die kein Kopftuch tragen aber beim Schwimmen einen Burkini ohne Kopfteil anziehen, weil sie sich so wohler fühlen. Muslimische Frauen sind aber nicht die Einzigen, die andere körperlichen Grenzen haben. Auch nicht-muslimische Frauen gehen gerne zum Frauenschwimmen, weil sie sich verurteilenden Blicken nicht aussetzen wollen in einer Gesellschaft, in der ein ganz bestimmtes Frauenbild herrscht und jede Abweichung als „nicht schön“ gilt.
Tragen Sie das Kopftuch, um sich vor diesen Blicken zu schützen?
Nein. Ich trage es, weil ich das Recht habe, meine Privatsphäre und meine körperlichen Grenzen zu definieren wie ich möchte. Und das ist das Recht eines jeden Menschen, einer jeden Frau, sich an- oder auszuziehen wie sie möchte.
Wäre ein Verbot nicht auch eine Einschränkung der Religionsfreiheit?
Säkularisierung bedeutet, dass religiöse Werte nicht in Gesetze gegossen werden und das ist eine wichtige Errungenschaft. Die Trennung von Religion und Staat bedeutet jedoch nicht die Eliminierung von Religion und meine Religion auch öffentlich ausleben zu dürfen, ist ein Grundrecht. Religionsfreiheit bedeutet, dass jeder Mensch nach eigenem Wissen und Gewissen über seine Weltanschauung oder Religion entscheidet und das im Rahmen der Gesetze ausleben darf.
Zum Kopftuch gehört aber auch ein kultureller Kontext ...
Ja, das ist eine wichtige Diskussion. Aber die Menschen, die sie anstoßen müssen auch über die sexualisierte Kleidung in unserer Gesellschaft jenseits der Musliminnen nachdenken. Argumente, wie „Ich habe kein Problem mit dem Kopftuch, wenn Männer auch eines tragen“. Ok gut, dann verbieten wir bitte Miniröcke, High-Heels, Lippenstifte, ganz besonders rote, Anzüge, Krawatten und geben einheitliche Frisuren vor? Das ist doch absurd. Wir markieren und performen ständig Geschlecht in unserer Gesellschaft und hängen uns am Kopftuch auf. Zur Zwangsentschleierung gibt es im Übrigen auch eine Geschichte.
Und welche ist das?
Europa hat nicht eine Religions- sondern auch eine Kolonialisierungsgeschichte. Versuche Musliminnen das Kopftuch zu verbieten, Musliminnen zu entschleiern, erinnert sehr stark an koloniale Praktiken. Das haben westliche Kolonialmächte beispielsweise in Ägypten und Algerien gemacht, ebenso eine westlich orientierte Elite in der Türkei. Damit beschäftigte sich etwa der postkoloniale Theoretiker Frantz Fanon intensiv in seinem Artikel Algerien legt den Schleier ab. Er schreibt, dass im kolonialen Algerien jede Entschleierung von der französischen Administration als Eroberung des Landes verstanden wurde. Mit jeder Frau, die ihre Haare und Schultern entblößte, hatten die Franzosen das Gefühl, Algerien ein Stück mehr zu erobern. Europa muss sich mit dieser Kolonialgeschichte noch mehr befassen.
Und dennoch gibt es Frauen, die gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen.
Klar, aber das sind nicht so viele wie politisch und medial behauptet wird. In den Medien wird sehr gerne über die vielen angeblichen Fälle von Frauen berichtet, die zum Kopftuchtragen gezwungen werden. Was ich aber viel häufiger sehe, sind Frauen, die massivem gesellschaftlichen und sozialen Druck ausgesetzt sind, das Kopftuch abzunehmen, das aber gar nicht möchten. Teilweise kommt diese Aufforderung auch aus den eigenen Familien. Für diese Frauen aber interessiert sich keiner.
Und was ist mit denjenigen, die sich gegen ein Kopftuch entscheiden?
Muslimische Freundinnen von mir, die kein Kopftuch tragen, werden ständig von Nicht-Muslimen gefragt, warum sie kein Kopftuch tragen. Sie empfinden das als große Grenzüberschreitung und Respektlosigkeit. Egal ob eine Muslimin Kopftuch trägt oder nicht – sie wird immer wieder auf dieses Stück Stoff reduziert. Das muss aufhören.
Kommentare 28
Durch diese Kleidungsstücke grenzen sich muslimische Frauen selbst aus.Ich fühle mich als Man diskrimminiert weil ich auf ein sexgeiles Monster reduziert werde der die " reine Frau " nur als Sexualobjekt, nicht als Mensch gegenüber wahrnimmt.
Wenn das rassistisch ist dann bin ich gerne rassistisch.
Entschuldigung! diskriminiert wir natürlich nur mit einem M
geschrieben.
Ich muss das hier korrigieren, da besonders der Freitag sich in der Vergangenheit lustig machte, über Menschen die nicht richtig deutsch schreiben können.
Spätestens wenn ich Burkinis in der Sauna sehen muss, hört für mich der Spaß auf. Abwarten, was noch alles kommt.
Mann mit zwei n, aber ich glaube sie gehören zur Kategorie Man. Zum Mann fehlt der Biß.
Seit weiße Männer und Frauen mit Badehose und Badeanzug samt Badelatschen in die Sauna gehen ist das keine Erholung mehr, es riecht verd... muffig und spießig nach Plastik.
Ich dachte bei Burkini spontan an eine neue Nudelsorte, das hätte mich dann auch interessiert, aber so....
@ Rita
Gratuliere, sie haben den zweiten Schreibfehler gefunden.Die Reinheit der deutschen Sprache ist gerettet.
Vielleicht gibts ja bald spezielle antibakterielle Saunaanzüge mit Auffangtasche für den Schweiß, da wären für die Textilbranche auch noch ein paar Euros zu holen...
Natürlich hat die Frau ein Recht auf eigene Grenzen. Das spricht ihr ja auch niemand ab. Auf der anderen Seite hat der Betreiber einer Badeanlage das Recht eine Bekleidungsvorschrift zu machen solange er damit keine Grundrechte wie z.B. Religionsfreiheit verletzt. Es gibt aber weder eine religiöse Vorschrift baden zu gehen noch gibt es eine religiöse Vorschrift sich dabei voll zu bedecken. Sonst wären ja die zig Millionen Musliminnen, die im normanen Badeanzug schwimmen gehen, keine gute Musliminnen. Und das will uns Frau Dudu sicher nicht sagen. Es handelt sich also um ihre private Marotte, die der Betreiber respektieren kann aber nicht respektieren muss. Genausowenig wie der Betreiber eines Luxusrestaurants respektieren muss, dass jemand gerne in Shorts und Ruderleibchen beim Abendessen sitzen will.
Die Behauptung des spinnerten Generaldirektors ist natürlich Unsinn.
Aber ein tatsächliches Problem ist es, wenn Frauen in ihrer Körperwäsche und mit Bademantel und Kopftuch ins öffentliche Schwimmbecken steigen. So wie ich es selbst in Berlin-Kreuzberg schon erleben durfte. Dies wäre so aber auch ein Hygieneproblem bei Männern.
Immerhin, so könnten wohlmeinende Frauen und Männer argumentieren, wäre es ein Anfang auf dem Weg zur Emanzipation, -- aus dem religiös motivierten Frauen- und Bekleidungsgefängnis. So vor allem aber auch im Hochsommer.
Wenn die vor allem hierfür verantwortlichen Patriarchen und religiösen Gefangenenwärter dann auch noch einen Tritt in den Allerwertesten -sage: in den Arsch- von ihren zuvor ideologisch und körperlich geknechteten Töchtern, Schwestern und Frauen bekommen, dann dürfte doch bald die Geschlechteremanzipation erreicht sein! - oder?
Ich würde es begrüßen, wenn die Autorin den Gedanken: "Ich habe ein Recht auf eigene Grenzen" konsequent zu Ende denkt und die Grenzen der vielen Beteiligten, aus denen sich eine Gesellschaft konstituiert, mit in ihre Überlegungen einbezieht. Ich habe den Eindruck, dass genau dies im vorliegenden Artikel nur unzureichend geschieht. Mir geht es hier viel zu sehr um die konkreten Grenze einer bestimmten Gruppe. Dass die Autorin genau das nicht tut, hat sicher etwas damit zu tun, dass sie sich als " Anti-Rassistin" bezeichnet. Wer dasjenige, was er bekämpft bereits im Namen trägt, identifiziert sich zum einen sehr deutlich mit dem Thema und macht Rassismus zum Teil seiner Persönlichkeit und zum anderen versäumt er es, die Aspekte bzw. Mechanismen, die Rassmismus, Diskriminierung, u.s.w. zu Grunde zu liegen, ernsthaft zu erforschen. Das Ergebnis könnte möglicherweise auch gar zu schmerzhaft ausfallen.
Worum geht es also?
Durch diese Diskussionen wird erneut eine neue islamfeindliche Welle angerollt.
Ganz genau. An vorderster Front schon lange die Fundamentalchristin Julia Klöckner, die Kreuze an Schulen vordert und gegen Burkini und Verschleierung wettert:
Das Land, in dem Milch, Honig und Wein fließen, ist ein Geschenk Gottes. So gehört es zu den guten Gaben eines Landes, Wein zu haben. (Klöckner 2003)
Wer Deutschland schön findet, wer hierher gerne kommt, der wird nicht gezwungen hierher zu kommen. Es ist ein Angebot und hier gelten unsere Spielregeln und die Spielregel ist das Grundgesetz und darauf gibt es keinen Rabatt. Auch keinen religiösen Rabatt. (…) Mit uns bleiben die Kreuze in den Klassenzimmern hängen. (…) Der Staat hat auch dafür zu sorgen, dass türkische Jungs auch Lehrerinnen anerkennen. (Klöckner 2010)
Wege entstehen dadurch, dass man den ersten Schritt macht und wenn sie von Gottes Segen begleitet sind, dann sind die Wege auch gerade. (Klöckner 2010)
An dieser historischen Stätte der Freiheit ist es uns wichtig, ein Blick auf die Gesellschaft der Zukunft zu werfen, auf unsere Gesellschaft, die mit Blick auf die zahlreichen Flüchtlinge viele Fragen hat. Wir sagen ganz klar und deutlich: Unser Grundgesetz hat aus gutem Grund Bestand, es atmet die Freiheit, atmet die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Presse-, Meinungs- Religionsfreiheit. Diese Werte wollen wir hochhalten, auch wenn Menschen aus anderen Kulturen bei uns eine neue Heimat finden und anders sozialisiert sind. Wer durch die Tür des Asylrechts das Haus Deutschland betritt, muss wissen, dass es tragende Wände – unsere Werte – gibt, die weder eingerissen noch verrückt werden. Deshalb ist es im Sinne aller, dass wir bereits gleich zu Anfang eine Art Hausordnung für unser Land verteilen, ein Merkblatt mit Spielregeln, die selbstverständlich sein sollten. Zu glauben, jeder würde als erstes das Grundgesetz lesen und verstehen, der neu zu uns kommt, ist blauäugig. Beide Landtagsfraktionen sind sich einig, dass wir Integrationsvereinbarungen mit Flüchtlingen und Zuwanderern brauchen, die bei uns bleiben wollen. (Pressemitteilung CDU/Klöckner 2015)
Wir haben zu lange zugesehen, wie sich Parallelgesellschaften entwickelt haben, zu lange zugesehen, dass Frauen nicht als gleichberechtigt und gleichwertig angesehen werden. Diesen Fehler dürfen wir in der aktuellen Flüchtlingspolitik auf keinen Fall wiederholen, zum Beispiel indem wir die Integration als freiwilliges Angebot dem Zufall überlassen würden. Integrationspflicht und Integrationsvereinbarungen von Anfang an halte ich für wichtig. (Klöckner 2016)
Worum geht es also?
Durch diese Diskussionen wird erneut eine neue islamfeindliche Welle angerollt:
Unsere Terroristen von morgen: Das ZDF produziert AfD Werbespot
Worum geht es also?
Durch diese Diskussionen wird erneut eine neue islamfeindliche Welle angerollt:
ARD/Bericht aus Berlin-Entgleisung: Fotomontage zeigt Merkel mit Tschador
Worum geht es also?
Durch diese Diskussionen wird erneut eine neue islamfeindliche Welle angerollt:
Kampf der Kulturen? Rassistische Stereotype vor und nach „Köln“
Schlage vor, dass sich die Burkinidamen eines Badewagens bedienen, wie zu Kaisers Zeiten. Aus der Burka in den Badewagen, dort in den Burkini und durch ein Loch im Boden ab ins Wasser, meinetwegen mit Schnorchel und Kopf unter Wasser.
Ich würde es begrüßen, wenn die Autorin den Gedanken: "Ich habe ein Recht auf eigene Grenzen" konsequent zu Ende denkt und die Grenzen der vielen Beteiligten, aus denen sich eine Gesellschaft konstituiert, mit in ihre Überlegungen einbezieht.
Wenn ich sie richtig verstehe, meint Frau Kücükgöl mit dem Recht auf "eigene Grenzen" nicht das einer bestimmten Gruppe, sondern das des persönlichen körperlichen Wohlbefindens der jeweiligen Frau.
Es ist dies eigentlich ein Menschenrecht, das aber leider für Frauen nicht so selbstverständlich etabliert ist, dass es als feministische Forderung noch mal extra formuliert werden will, was ja an sich schon bezeichnend ist ...
Eine Frau also, die sich, warum auch immer (das geht "die Gesellschaft" nichts an!), in einem Badeanzug zu "nackt" fühlt, um in der Öffentlichkeit schwimmen zu gehen, kann man nun entgegenschmettern: "Dann bleib halt zuhause!" ... Man könnte aber auch sagen: "Dann schwimm halt im Burkini - dafür sind die Dinger ja da."
Eigentlich sollte man doch meinen, dass sich in einer Badeanstalt niemand für sein Verhältnis zu Körperlichkeit und Kleidung rechtfertigen muss: Es gibt dort alle Varianten von Mode, Aussehen und Attitüde, die jemand anders als irgendwie anstößig, übertrieben, ästhetisch unangenehm empfindet - aber doch ist die Übereinkunft, dass wir das aushalten müssen.
Die Bademode hat sich hierzulande immer mal wieder stark verändert, und "unsere" in den letzten Jahrzehnten gültige Norm ist auch nicht gerade von großem Sinngehalt (Frauen müssen ihre Brustwarzen verdecken, Männer nicht - hä?). Warum soll es da nicht mehr Varianten geben...
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Muslimin im Schwimmbad einen Burkini trägt, um ein politisches Fanal zu setzten - vielmehr gehe ich davon aus, dass die schimmen möchte und sich dabei nicht in ihrer Körperlichkeit verunsichert fühlen. Wenn ihr das eine Mehrheit nicht zugesteht, ist das Diskriminierung, oder nicht?
Frau Kücükgöl kann ich nicht ernst nehmen. Toleranz kann man nur fordern wenn man sie selbst gewährt. Viele Muslime haben da Nachholbedarf. Wir sollten unsere Gesetze nicht ändern müssen. Alltag anpassen weil eine Religion das fordert. Religion ist etwas für Zuhause oder die Kirche/Moschee. Aber lasst das öffentliche Leben in Ruhe. Man kann keinen Staat auf jede Religionsspinnerei hin anpassen. Welche Religionen haben wie die Muslime ebenfalls Änderungsforderungen? Differieren diese?
Und wie steht es mit der Verschleierung von katholischen Nonnen? Oder der üblichen Faschings- bzw. Karnevalssitte der Verkleidung? Auch schon Nikolaus bedacht?
Alle Antworten reiche ich zum nächsten Kabarettpreis ein!
Aktuell steht De Maizière mit seiner Erläuterung auf Platz 1: "Ich bin gegen ein Verbot der Vollverschleierung, aber nur wenn es sicherheitspolitisch begründet wird. Sonst bin ich dafür."
Verkehrte Welt?
http://youtu.be/QqoSPmtOYc8
Viel Spaß beim Anhören!
Kasperkram wie Karneval und die durch Konkordate geschützten Ordenstracht der katholischen Nonnen sind nicht auf der gleichen Ebene wie der Import von kulturfremden Unterdrückungsmechanismen, die auch im europäischen Islam gar nicht praktiziert werden. Der liberale Diskurs liefert sich aus.
Früher (also noch bis vor 5 Jahren) war es üblich, sich im Äusseren, zumindest im Kontakt mit Einheimischen, an die Gegend anzupassen, in die man kam. Das haben Zuwanderer immer gemacht. Sie kamen ja, weil sie dazu gehören wollten, weil es dort besser war als zuhause.
Touristen möchten sich oft nicht anpassen, klügere aber doch, denn nur dann lernt man etwas von dem besuchten Land. Und man vermeidet, unangenehm aufzufallen. Den deutschen (englischen etc.) Touristen wird in den Golfstaaten angeraten, in Saudi Arabien kategorisch befohlen, sich anzupassen. Das bedeutet für Frauen und Männer entsprechende Kleidung.
Den Grundsatz, als Gast nicht unangenehm aufzufallen, finden manchen Menschen wohl nicht mehr wichtig. Aber: Wer hier leben möchte, sollte eine Integrationsleistung aufbringen. Wer sich hier mit Burka oder Gesichtsschleier in den Öffentlichen Raum begibt demonstriert damit, dass sie die hier vereinbarten gesellschaftlichen Regeln abgelehnt werden. Das ist eine Absage an Integration.
Das gilt m. A. nach auch für die orientalischen Ganzkörper-Badekleider.
Nach meiner Ansicht gilt: Integration ist eine Einbahnstrasse. Wer als Bayer je in Hamburg ankommen will, muss die Lederhose ausziehen und seinen Dialekt ablegen.
Im ersten Satz des Interviews liest man:
"XXX offenbart mit dieser Aussage sein rassistisches Denken.
Damit ist sie gleich am Anfang hervor geholt, die Rassismus-Keule. Das ist in Zusammenhang mit der Ganzkörper-Kleidung ja erkennbar Unsinn, denn es geht weder gegen Rasse noch gegen den Islam. (Jaja, einige halten ja jeden Hinweis auf Islam für rassistisch.)
Es handelt sich um die Ablehnung des Anspruches von Wahhabiten/Salafisten, die freiheitliche Gesellschaft auf ihre Werte des 7. Jahrhunderts zurück zu drehen. Und dazu gehört die Entmündigung der Frau, die Dämonisierung ihres Körpers (und dabei gleich das Zugeständnis, dass Männer triebgesteuert sind und mildernde Umstände für sexistisches Verhalten bekommen).
Das Verbot von Burkinis und Vollverschleierung hat nichts mit Rassismus zu tun.
Beides ist wider unsere Gepflogenheiten und daher nehmen wir daran Anstoß.
In arabischen Ländern habe ich mich so zu verhalten wie es dort üblich ist, so dass niemand Anstoß nimmt und habe mich ggfs. den dortigen Gepflogenheiten zu kleiden.
Wenn ich in den Busch zu Indianern ziehe, die es gewohnt sind nackt zu leben, habe ich Verständnis dafür wenn sie an meiner textilen Kleidung und Verhüllung Anstoß nehmen würden.
Zur Toleranz gehört auch die Toleranz derjenigen die in eine andere Kultur ziehen sich dieser anzupassen. Toleranz kann nicht immer nur so verstanden werden, dass wir alle Besonderheiten der zu uns kommenden Menschen zu akzeptieren haben.
@ KUBABREMEN
Was spricht eigentlich dagegen, die Besonderheiten der zu uns kommenden Menschen zu tolerieren? Sie müssen unsere Gesetze achten und je länger sie hier sind, desto intensiver werden sie auch mit den nicht geregelten Spielarten unserer gesellschaftlichen Konsensebenen konfrontiert. Sie werden einen Modifikationsprozess durchlaufen, den wir durch unser Verhalten in täglicher Interaktion mit beeinflussen. Dabei werden kulturelle Differenzen natürlich auch angeglichen, um Spannungsfelder abzubauen. Aber warum sollten die zu uns kommenden Menschen nicht Eigenheiten haben dürfen, die sie aus ihrer Heimat und Kultur mitbringen? Was mindert Ihren Badegenuss, wenn Sie eine Frau im Burkini sehen? Ein Verbot von Burka und Niqab zu diskutieren, ist vollkommen überzogen. Oder sehen Sie hier viele Frauen mit diesen Kleidungsstücken? Die Verbotsdiskussion, die die CDU hier angezettelt hat, offenbart nach meinem Dafürhalten eine gefährliche Tendenz, rechte Positionen zu übernehmen in der Hoffnung, ein paar Überläufer wieder zurückgewinnen zu können. Die zu uns kommenden Menschen werden hier zu Sündenböcken des Zynismus einiger Politiker.
Warum fragt der Interviewer nicht nach anderen Vergleichen, als denen von Dudu Kücükgöl gewählten ? Mir fallen da auf Anhieb Nudisten ein, mit denen ich auch nicht gemeinsam in einem Becken schwimmen mag.
Kein Mensch mit einer ernsthaften oder ansteckenden Erkrankungen würde auf seinem Recht bestehen, in öffentlichen Bädern zu baden.
Die böse Negativliste derjeniger, die ich in "meiner Welt" nicht ihren Kult austragen lassen würde, ist natürlich noch viel länger ... Nazionalsozialisten, Kopfjäger, Kretionisten, Rassisten usw.
Es ist auch noch niemand mit Nonnentracht oder Habit neben mir ins Wasser gehüpft. Auch Budhisten, Hindus, Sikh, Kommunisten oder Punks benutzen maximal noch eine Badekappe. Wer braucht da wieder ein Extra ? Ja, so macht man sich beliebt.
Verbote dürfte es gar nicht geben. Der gesunde Menschenverstand und die daraus resultierende Anpassung an die lokalen Regeln müsste ausreichen.
Wie viele Nikoläuse schwimmen so durchschnittlich neben Ihnen in Ihrem Schwimmbad ?
Schon etwas seltsam, die Forderung (insbesondere von Männern), die Burkini tragenden Frauen mögen sich doch bitte entkleiden ...
Wie viel Prozent der Frauenhaut oder welche Körperteile sollten denn nach der gewünschten 'Kleiderordnung' an deutschen Stränden und Badeanstalten gezeigt werden müssen? Diese Frage müssten sich die Befürworter einer Kleiderordnung stellen. Die Frage allein macht schon mal deutlich, wie lächerlich eine derartige Vorschrift eigentlich wäre – wenn man nicht gerade eine uniformierte Gesellschaft wie beispielsweise in Nordkorea wünschte.
Und zu glauben, man könne durch Entkleidungszwang die Emanzipation der muslimischen Frauen unterstützen, ist einfach nur absurd und anmaßend.
Emanzipation wird sich mit zwischenmenschlichem und interkulturellem Austausch von selbst ergeben - man sollte so einem Prozess die nötige Zeit geben.
Zwang und Missionierungsinterventionen würden lediglich zu weiterem Misstrauen und Spannungen führen.
""... wie lächerlich eine derartige Vorschrift eigentlich wäre – wenn man nicht gerade eine uniformierte Gesellschaft wie beispielsweise in Nordkorea wünschte."
Das Fro mag viel lieber eine uniformierte Gesellschaft wie auf der arabischen Halbinsel. Wie lächerlich ?
Ansonsten aber meine volle Zustimmung: Was für ein Quatsch ! Jeder soll sich so kleiden, wie er mag. Dann ist auch viel leichter zu erkennen, wer sich lieber ausgrenzt und wer dazu gehören will.