Männchen im Apparat

Werbekritik Ein achtjähriges Kind hatte die Idee zum neuen Werbespot für die Sony-Smartphones. Charmant. Allerdings ist der Mobilfunkmarkt das Gegenteil von Büllerbü

Im Inneren eines Smartphones stehen die Räder nie still. Kleine Roboter schuften Tag und Nacht, stellen Bilder und Filme her und lassen Texte und Lieder durch die Luft fliegen. Maschinenmainzelmännchen. So sieht es aus, wenn sich ein Kind das Innenleben eines Mobiltelefons vorstellt: Der erste Spot einer neuen Kampagne für die Smartphone-Sparte von Sony basiert auf den Einfällen eines Achtjährigen.

Im Februar hatte sich der japanische Elektronikriese von seinem schwedischen Partner Ericsson getrennt, weil deren gemeinsame Produkte auf dem Markt der Computer-Handys wenig ausrichteten. Mit einer neuen eigenen Modellserie will Sony nun den Rückstand auf Apple, Samsung und HTC verkürzen. Um den Neustart zu promoten, holten sie sich kreative Hilfe – von dem renommierten Animationsstudio Laika, von dem nicht weniger renommierten Regisseur Wes Anderson, von Jónsi, dem Sänger der isländischen Band Sigur Rós, und eben von einer Handvoll Kinder, die mit ihrer Fantasie das Storyboard für die Kampagne lieferten.

Es hat seinen Charme, wenn ein komplexer Apparat wie ein Smartphone mit den Augen eines Kindes erklärt wird. Anderson wählte als ästhetische Methode zudem das altmodische Stop-Motion-Verfahren, das der digitalen Cloud die analoge Fabrik entgegensetzt. Doch die Instrumentalisierung des Kindlichen und Knopfäugigen hat einen Beigeschmack. Der Mobilfunkmarkt ist das Gegenteil von Bullerbü. Man kann nur hoffen, dass die realen Smartphones ohne Kinderbeteiligung produziert werden.

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