Putzfrauen-Affäre – das Wort hatte man ja schon lange nicht mehr gehört. Es klingt nach einer Zeit, als es noch nicht ständig ums Ganze ging. Nicht um die Banken, um die Währung, um die Überwachung. Putzfrauen-Affäre ist eher Provinzpolitik. Da geht es um die schmutzige Wäsche, die ein anderer oder – fast immer – eine andere am Finanzamt vorbei für einen wäscht, auffaltet und im Kleiderschrank verräumt. Schon etliche Politiker kamen wegen illegal beschäftigter Haushalts- und Putzhilfen ins Stolpern. Günther Krause zum Beispiel, einst Verkehrsminister im Kabinett Kohl, Walter Momper oder Kurt Biedenkopf. Sie alle hatten ihre Putzfrauen-Affäre. Und jetzt auch Peer Steinbrück?
Doch der Erpressungsversuch wegen einer Philippinin ohne Aufenthaltsgenehmigung, die Ende der neunziger Jahre bei den Steinbrücks kurze Zeit sauber gemacht hat, taugte nicht zum Skandal. Dass sich der Erpresser dann beim Staatsanwalt meldete und beteuerte, er habe seinen Drohbrief gar nicht abschicken wollen, verortete die Episode endgültig im Reich des Grotesken.
Ein Kavaliersdelikt
Die Putzfrau als Politikum und Waffe gegen den politischen Gegner hat heute allerdings auch nicht mehr das Gewicht von einst. Eigentlich ist das Thema seit 2004 politisch erledigt. Damals wollte Finanzminister Hans Eichel der Schwarzarbeit in Privathaushalten mit einem neuen Gesetz an den Kragen und wurde von Bundeskanzler Gerhard Schröder zurückgepfiffen. Die Botschaft dieser Aktion war: Eigentlich ist es eben doch ein Kavaliersdelikt. Es macht ja eh fast jeder. 2012 waren geschätzt 95 Prozent aller Haushaltshilfen – dazu zählen auch Gärtner und Kinderbetreuer – nicht angemeldet.
An die Putzhilfe in der heimischen Wohnung mag der ein oder andere aber womöglich auch aus einem anderen Grund nicht so gern öffentlich erinnert werden – wird man dann nämlich schnell zu den Leuten gezählt, die sich zu fein sind, selbst zu putzen. Da ist historisch gesehen natürlich etwas dran. Die heutige Haushaltshilfe hat ihre Wurzeln in der früheren Dienerschaft der Upper Class. Das Butler-Konzept der 24/7-Betreuung löste sich nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr auf und wurde durch Au-Pair-Verhältnisse und den stundenweisen Service von Reinigungskräften ersetzt – und so demokratisiert. Denn längst lässt auch die Mittelklasse putzen. Doch so nachvollziehbar es sein mag, seine Wochenenden nicht mit Saugen und Wischen verbringen zu wollen – der Makel bleibt: Ein schlecht bezahlter und prekär beschäftigter Mensch erledigt für einen die Drecksarbeit.
Kommentare 9
Mir sind die meisten Artikel, die auf dieser Welt geschrieben werden, zu lang. Auch die meisten Bücher: zu lang. Hier dagegen hätte ich gerne deutlich mehr über das Politikum Putzfrau erfahren. Kaum eingelesen - schon zu Ende. Schade.
Es ist nicht nur absolut schändlich und beschämend, sondern auch ein grosser Fehler für die Menschheit, dass sie Arbeiten wie den Putzdienst, Altenpflege sowie die Kinderbetreuung als minderwertig mit Hungerlöhnen in Elend hält.
Ja, ein Traumjob ist diese Arbeit, die vornehmlich von Frauen ausgeübt wird wohl nicht und sie dient wohl auch kaum der Selbstverwirklichung. Oder halt -sie ermöglicht die berufliche Selbstverwirklichung der Mittelständlerin.
Emanzipation muss frau sich leisten können...
traumjob, hmm, also, wenn mensch genötigt wird, seine arbeitskraft zu verkaufen, isses schonn nich die schlechteste art , unangenehm is nur:
2013-05-18 – 11:55:10
Wahrscheinlich spinn ich derzeit wiedermal verstärkt,
ich werd irre an dem, was mich umgibt,
an den vorschriften, rechtslagen, an all dem irre wichtigen...
leuchtendes beispiel, sich beständig als dauerrenner einer "zurichtung" haltend:
die zimmer der reha-klinik, die ich nach tarif mitbeputzen darf, verfügen über ein waschbecken (im zimmer direkt) und gemeinsame toiletten bzw duschbäder mit toilette zwischen zwei zimmern.
erstes außerordentlich wichtiges detail im beputzen der unterschiedlich genutzten räume ist die verwendung verschiedenfarbiger lappen. es gibt ein blaues eimerchen mit den blauen wischlappen und ein rotes eimerchen mit eben roten lappen. die roten dürfen ausschließlich für toiletten und bäder genutzt werden, blaue lappen sind verboten. uneins waren sich die einweisenden frauen in der farbe, die für waschbecken in den schlaf-/aufenthaltsräumen zur hand genommen werden. einige bestehen auf der "ein lappen für einen raum"-direktive, die irgendwer mal ausgegeben haben muß. jemand andres wiederum hatte die ausschließliche verwendung von roten lappen für jegliche sanitäre einrichtung vorgeschrieben. ein geisterstreit also ums zimmerwaschbecken, aber einigkeit in der gesetzeslage zu toilette, bad und zimmer.
wegen des ständigen wechsels der einweisenden, da ja mit allen anfallenden arbeiten, somit unterschiedlichen stationen bekanntschaft geschlossen werden soll, herrschte bei allen neu eingeführten putzanwärterinnen eine große unsicherheit bezüglich der lappenfarben und korrekter verwendung, angefeuert und begleitet von permanenter zurechtweisung auf grund unterschiedlicher lappenfarbenlehre.
anfangs dachte ich, im roten eimerchen befände sich möglicherweise ein anderes reinigungsgemisch als in den blauen, vielleicht etwas aggressiver und damit materialgenunden, keramik, steinzeug, plastik - tauglich, aber holzangreifend bspw. . nachdem ich jedoch morgens nunmehr das wägelchen der mir zugewiesenen station selbst bestücke und befülle wird klar: dieselbe substanz für rote wie das blaue eimerchen mit seinen lappen darin. aber, aber,... es muß einen grund für diese strikte anweisung geben. vielleicht, dacht ich, werden die unterschiedlich gewaschen, die roten anders als die blauen, auch, wenn frau sie nach benutzung zusammen ins gelbe eimerchen schmeißt.
nach durchgeputzter station fährt mensch hinab, vorzugsweise frau im putzsektor natürlich, und "entsorgt". mülltüte zum müllcontainer, bodenwischertüte auf den sammelwagen des externen waschanbieters und die lappen und tücher und schwämme in den waschmaschinenraum. schwämme extra, "keimlappen" extra, geschirrtücher extra, aber rote und blaue lappen zusammen in die waschmaschine.
jeden morgen übergieße ich die roten und die blauen waschlappen mit ein und derselben lösung und jeden morgen, an dem ich (weil zuviel rote wegen irgendeines kleinen malheurs im selbstständigen klogang eines patienten aufgebraucht) mal einen blauen für den sanitärbereich verwende bzw andersherum mal einen roten für ein zimmer (weil zuviele blaue verbraucht der wackligen, leicht mal zusammenbrechenden beistellschränke wegen), gibts , sobald gestandene putzfrau solches erspäht, ein heidentheater. ermahnung und nachsorgende einweisung (zeitraubend), wie frau zu wischen hat, farblich, falttechnisch und ...naja, das gesamte programm.
manches mal, eigendlich oft, weils mich irre macht, vertausch ich absichtlich das vorgeschriebene farbsystem und hoffe nunmehr seit einigen wochen auf eine kündigung wegen "geplantem mord", also die aburteilung einer nichtaffektbestimmten tat bzw des serientäterinnentums wegen.
manches mal -die letzten tage über- meine ich, an den blicken, am verhalten der mitputzenden die ankündigung der kündigung in der probehalbjahresfrist zu erspähen, doch noch kam nichts konkretes.
all die anderen vorschriftenkataloge sind personengebunden und als allgemeinvorschrift am jeweiligen tag auf der bestimmten station von der aktuellen mitputzfrau entgegenzunehmen bzw sich der allgemeinheit der vorschrift bewußt zu werden im aktuellen angeranzt- und abgeurteilt werden - aus fehlern lernen, lebenslanges putzenlernen hmm.
dagegen läßt sich schwerlich "meckern", aber die lösung des rätsels der lappenfarbe und der einigkeit in der strikten trennung, in der strafandrohung bei erfolgtem verstoß kann nur -wohlmeinend- in der vergangenheit zu finden sein. irgendwann müssen unterschiedliche lösungen aufgebracht worden sein, in ihrem wirken derart unterschiedlich, daß, gäbe es die todesstrafe, eine solche verhängt würde bei wiederholtem zuwiderhandeln, da bin ich sicher.
begründet wird alles mit "hygienevorschrift" und das erklärt in diesen fall nichts.
weniger wohlwollend muß solch "recht und ordnung zum wohle...", da es sich nicht an die patienten richten kann und zu einer irgendgearteten bildung nichts beiträgt der erziehung der putzenden (weiblichen geschlechts ausschließlich) dienen, deren wohlergehen. denn: schafft eine putzanwärterin es, sich an solcherlei gesetzgebung zu halten, dann gelingt ihr ebenso, für ein zimmer mit bettenmachen höchstens sieben minuten arbeit aufzuwenden, für die toilette fünf, für ein bad mit toilette bei nichtnutzung der dusche sieben, bei genutzter dusche zehn minuten.
und ja, es ist ja wirklich wohltuend, wenn man um sechs uhr morgens seine runde beginnt und halb neun, vielleicht gar schon um acht vermelden kann, frau sei fertig, der wagen frisch bestückt und "womit kann ich dienen herr?". der herr ist eine dame, eine vorarbeiterin eben.
es ist wohltuend, einen morgen anranzfrei zu überstehen, weil frau gut in der zeit lag und liegt und vielleicht zehn minuten überstundenzeit "abbaun" kann.
es ist wohltuend, mit solchem vormittag für den folgenden morgen keine predigt erwarten zu müssen. keine garantie, aber die wahrscheinlichkeit gesenkt.
es ist wohltuend, in ruhe gelassen zu werden !
diese erziehung in aus-bildung (bestimmter fähigkeit) garantiert wenn nicht reibungslose abläufe, so doch eine gewisse ordnung, selbst, wenn es krankmeldungen regnet.
der einsatz der arbeiterinnen ist planbar und wenn die basis, wie ein zeitmaß bspw, nicht stimmt, so muß an der arbeiterin gearbeitet werden. rote und blaue lappen, das sind die uppers and downers, die frau -einstmals hausfrau, nun im teilzeitarbeitsleben- benötigt, feste größen in wenigstens drei, bei manchen verträgen bzw an wochenenden und feiertagen fünf stunden des persönlichen 24-h-tages.
im moment setz ich zur lappenvertauschung auf "sturheit", "läßt sich nichts sagen" , "querulantentum" und was es sonst so für bezeichnungen für ein verstummen meinerseits regnet. ich rede nicht mehr mit den menschen. ich antworte, gebe bescheid bei einer ablösung, frage auchmal etwas zur handhabung eines putzproblems, aber ich rede nicht mehr mit den leuten.
dauergeränderte fingernägel und behaarte beine tun ihr übriges.
das halbe jahr feierte bergfest und anscheinend geht es nun um irgendeine wurst und da ich diese nicht verspeisen mag, eben "zu wenig interesse" an "recht und ordung zum wohle von..." aufbringe, dürfte eine fristgerechte kündigung im bereich des möglichen stehen.
ich selbst darf nicht kündigen (außer mit einem neuen arbeitsvertrag andernorts, der erstmal nicht in aussicht steht), so hoffe ich auf genügend rechtsbewußtsein in den entscheidungsträger/innen.
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naja, noch keine kündigung, aber eine "erklärung" zur lappenfarbe bei ner "putzschulung"...
einstmals, hieß es, sei es in der putzenden hausfrauenschaft üblich gewesen, rot für den sanitärbereich, blau für alles andre bzw gelb für noch irgendwas als "lappenfarbe" zu handhaben... die verwendung der "richtigen lappenfarbe" sei eine rechtliche absicherung gewissermaßen, da kein patient/patientin bzw angehörige bei todesfällen bspw sagen könnten, frau hätte mit dem "klolappen" tische und stühle des zimmers gewischt...
ich hab alle alten frauen in der umgebung gefragt, die kannten das farbsystem aber nicht, wahrscheinlich stehts in irgendnem gesetz wie leider auch, daß schwarzarbeit verboten sei...schade eigendlich :roll: !
Putzfrau ist ein Privileg der Reichen, und jetzt auch im Bereich des Mittelstands?
Ja Hilfe, seit Jahrtausenden ist die Putzfrau ein Privileg des patriachaischen Manns. Kosten- und abgabenfrei, teilweise völlig rechtlos.
btw.
Die Putzfrau (welch eine grässliche Benennung) von Steinbrück wurde von seiner Schwiegermutter bezahlt. Hmmm. Armer Steinbrück.
Eine Partei mit diesem Kandidaten ist nicht koalitionsfähig ... weder mit der CDU oder der Partei DieLinke. Nur die 90 Bündnisgrünen können sich so verbiegen und verstellen, dass sie ein Luderbett für eine Koalition mit der SPD bevorzugen. Jede zweite Stimme für die SPD ist eine verlorene Stimme.
die abfälligsten bemerkungen zu "putze" hört/liest mensch immernoch von leuten, die sich empören über "schwarz putzen lassen" ...
schwarz bekäm mensch hierzugegend von alten landfrauen, die nicht mehr selbst können und sich dafür ausdauernd in den arsch beißen nen "metaller-tarif-lohn" und um die mittagszeit n lecker essen hinzu, kaffee, kuchen bis menschin platzt und nen haufen interessanterer geschichten als die der menschen, die sich so gern städtisch blasieren... ich nehm natürlich nur das fuddern und die geschichten = nachbarschaftshilfe, liebe mitlesenden ... :roll:
Ich bin völlig zusammengebrochen, bitte bitte mach einen Blog draus. Die Tücken der Lappenfarbe sind zum Schreien komisch :-)
Sie macht ihn eben meist nicht weg, den Dreck, die Putzfrau!
Das ist ja das Dilemma: Ein Putzfrau-Anstellungs-Dilemma (griechischδί-λημμα ‚zweigliedrige Annahme‘, Plural Dilemmas oder Dilemmata), auch Zwickmühle, bezeichnet eine Anstellungssituation (einer Putzfrau), die zwei Möglichkeiten (schlecht bezahlt / schlecht geputzt = durch Gewalt und Herrschaft zur besseren Leistung zwingen, und/oder: 22,90 Euro Stundenlohn = kann ich gleich selber putzen = Ich bin doch nicht blöd, mach mich also lieber zum Schwein und wähle erste Alternative) der Entscheidung bietet, die beide zu einem unerwünschten Resultat führen.
Es wird durch seine Ausweglosigkeit alsparadox empfunden. Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein. Bei mehr als zwei Möglichkeiten spricht man von einem Polylemma.
(Quelle: de.wikipedia.org)
und, kennst du das farbsystem irgendwoher?
ich darf derzeit länger schlafen, dafür aber badfliesen schrubben, was zum einen "in ruhe gelassen werden" bedeutet (weil jede weiß, wie heftig das an ne substanz geht) , zeit und aber auch das gefühl, du hast drei stunden ohne pause umgegraben... eigendlich gibts maschinen dafür, aber keine (arbeits-)zeit, die leuts in die handhabung einzuweisen. die bedienung wär schnell erledigt, einfach, aber der katalog "woran kanns liegen, daß sie nicht läuft" benötigte ne doppelschicht, naja ne (kurz)putzmaschinenmechanikerausbildung ;-)
+
die alten damen beißen sich nicht des geldes wegen in den arsch, vorwiegend tönts "scheiß alter!", "altwerden is scheiße, jana" sowie die endlose aneinanderreihungen dessen, was "vor kurzem" noch ging...
lg
jana