So. Alles wieder beim Alten. Der Rauch des Übermütigen von letzter Woche ist verweht, im österreichischen Tatort: Lohn der Arbeit herrscht der Fernsehfilm in reiner Form, jede Szene eine Informationseinheit (Regie: Erich Hörtnagl). Sogar vom Reiz der Reihe lässt diese Folge, die ohne ersichtlichen Grund darauf verzichtet, gewisse Muster aus vorherigen Folgen weiterzuverfolgen: Moritz Eisner, der Brummbär des österreichischen Ausgleichs, weilt, fern von der Bibi und Wien, in Tirol, um dem dortigen Ermittler Pfurtschi (Alexander Mitterer) die Abkürzungen in der Arbeitsroutine zu verstellen.
Wobei man beim österreichischen Tatort immer sagen muss, dass es zumindest Ansätze eines Humors gibt, wie sie north of Bodensee vergeblich gesucht werden.
beim österreichischen Tatort immer sagen muss, dass es zumindest Ansätze eines Humors gibt, wie sie north of Bodensee vergeblich gesucht werden. Die Szene, in der Pfurtschi in allerausführlichlangsamster Hingerissenheit von den Speckknödeln seiner Mutter schwärmen darf, ist köstlich. Der Fall selbst behandelt ein Problem, das nicht gering geschätzt wird: die Schwarzarbeit auf Baustellen, die gar systemisch gedacht wird. Sollte ein Alien in die Verzweiflung zappen, mit der hier das Funktionieren der Wirtschaft nur aufgrund der korrupten Verhältnisse von illegal beschäftigten, ungeliebten Arbeitern aus der Fremde zur Hauptsendezeit im Ersten Programm konstatiert wird ("Unsere Wirtschaft ist eine Schattenwirtschaft"), er müsste ein merkwürdiges Bild bekommen von unserer Verfasstheit in dieser freien Marktwirtschaft.Sein Entsetzen über die Verhältnisse bändigt der Tatort allerdings durch die Wahrung der Form. Brav und nicht spannungsarm werden die Motive der möglichen Täter durchgespielt, das revolutionäre Potential von Vater und Sohn Besad, die aus Österreich nicht wegwollen, ehe sie das Geld bekommen haben, das ihnen für die Arbeit auf den Baustellen des toten Unternehmers Kogl zusteht, ist durch melancholische Flucht-durchs-Gebirge-Szenen folklorisiert. Dabei könnten die beiden durch ihr reines Dasein doch einen Vorwurf machen, den man am liebsten vor höchster Instanz verhandelt sähe. Dass, wie im Tatort üblich, das Problemthema über die Sanierung des Polizeireviers (naturgemäß mit Schwarzarbeitern) bis in die Pflege der Pfurtschi-Mama (eine Slowakin, die mit zu viel Knoblauch arbeitet) reicht, erweist sich hier eher als hinderlich. Erratisch, könnte man wohlmeinend den Schluss nennen, in dem dem Eisner'schen Ausgleichsversuch, der seinen jovialen "Rat" an die Ausgewiesenen, dort zu bleiben, wo sie herkämen, mit der "Menschlichkeit" von wenigstens etwas Geld (aus Pfurtschis und seiner Tasche) zu mildern versucht, die stolze Schulter gezeigt wird.Kein VergleichWenn das große Ganze also nicht ganz stimmig ist, so gefallen immerhin die Details: Das Elend der katholischen Kirche, ob der eigenen Nachwuchsprobleme auf flexible Arbeitsmigranten aus anderen Ländern angewiesen zu sein, illustriert der Pfarrer als Mann des Mazedonischen sehr schön. Genauso wie die Kellnerin im Hotel, in dem Eisner untergebracht ist, durch ihr Sächsisch eine Bewegung aus anderer Richtung sichtbar macht. Außerdem darf sie, wir sind hier in Österreich und damit unter Leidensgenossen, ihrem Brass den Paternalismus des sackigen größeren (West)Deutschen freien Lauf lassen: "Kein Vergleich mit Westdeutschland".Schade ist nur, dass es am Ende der Feyersinger (George Lenz) war. Auch weil er Journalist ist (mit stilechtem Reporterhut), vor allem aber doch weil er als letzter Anwalt des Sozialen erscheint, den selbst Karriereangst nicht vor der Sacharbeit scheuen lässt (kein Vergleich mit dieser Kogl-Ex-Gattin, die mir nichts, dir nichts auf allerübelste Weise die ihr anvertrauten Geprellten denunziert – wenn Heinrich Böll das noch hätte erleben müssen, "unterste Schublade", also wirklich). Die blonde Witwe (Hilde Dalik) und der fiese Subunternehmer mit dem sprechenden Namen Filzer (Alexander Strobele), die überdies noch ein sexuell avanciertes Verhältnis feat. Diamanten besetzte Handschellen pflegen, hätten doch viel eher unser Täterbild von der Schlechtigkeit der Welt verkörpert. Aber die Spannungsarithmetik macht den Feyersinger zum Opfer von Affekten, vor denen man jemanden mit derartiger Analysefähigkeit und solchem Engagement doch geschützt hätte wissen wollen.Naja, raus und gewonnen.Ein Satz, den man auch mal anbringen wollte: "Wir haben die Kobra dabeigehabt"Ein Hochzeitsdatum, das den Goethe- und Hacks-Aficionado aufhorchen lässt: "28. August"Ein Einrichtungsdetail, das man gern hätte: dieses high-style-längliche Schwimmbad, in dem die vormalige Skihüttenpächterin Conny ihre Bahnen zieht (und bei dem nur unklar bleibt, ob das "Schwimmbiotop", von dem der Pfurtschi bewundernd spricht, damit schon erfasst ist)