Gegenwart geht nicht

Déjà-vu Das Leipziger Dokumentarfilmfestival als Spiegel der Erinnerung – ans Schreiben über Film und ans Filmen von Geschichte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2015

Der Gang ins Archiv führt auf die Herrentoilette der Lucca-Bar unweit des Leipziger Festivalkinos. Dort wirbt auf dem Papiertuchspender noch immer ein Aufkleber für Alexander Riedels Film Draußen bleiben, der 2007 im Deutschen Wettbewerb lief, als ich das erste Mal für den Freitag zum Leipziger Dokumentarfilmfestival gefahren bin. Draußen bleiben ist mir im Kopf geblieben, und ich hätte gewettet, dass ich den Film seinerzeit in meinem Bericht erwähnt hatte (was nicht stimmt, wie sich nach einem Blick ins Archiv herausstellte), weil Draußen bleiben bemerkenswert war in der Wahl seines Sujets: von Migration nach Deutschland zu erzählen, von den Heimen, der Residenzpflicht, der stressigen Agonie von sich monateweise verlängernder Duldung, das