Das Ende des Polizeiruf 110: Blutige Straße zeigt auf schöne Weise, warum es die Neue aka Nora Lindner (Isabell Gerschke) überhaupt geben muss in Halle: Eine Geldübergabe platzt (inszeniert als 1-a-Bauerntheater: wie sich Klaue direkt vor Mahler stellt, damit der ihn auch ja gegen die Polizisten schubsen kann!), und dann muss verfolgt werden, und das ist den beiden Onkels Schmücke (Jaecki Schwarz) und Schneider (Wolfgang Winkler) nicht mehr zuzumuten, heißt eigentlich: Es wäre glaubwürdig nicht zu vermitteln, dass einer der beiden rennend überhaupt in die Nähe eines Flüchtenden gelangen könnte, zumal Schneider, wir erinnern uns, zuletzt angeschossen worden war und also sowieso noch rekonvalesziert. Kommissarin Lindner aber kann rennen wie ein junges Reh (trug sie nicht auch Hackenschuhe?), bewegt sich zudem intelligent im Raum und stellt den Staatsanwalt, mit dem sie gerade noch rumgemacht hatte.
Wenn es Fußball wäre, der Sportreporter alter Manier in uns würde sagen: Die Szene ist symptomatisch für das Spiel. Sie zeigt nämlich, was das Schmücker/Schneider-Halle nicht kann (beziehungsweise nur mit Hilfe junger Kommissarinnen). Zu viel Action tut den beiden Onkels nicht gut. Was nichts gegen Schmücke/Schneider sagen soll – ginge es nach uns, würden die lebenssatten Rundungen der beiden viel häufiger tatsächlich körperlich ins Spiel gebracht werden, müsste man sich die Inszenierung dieser Körper als eine zärtlich-elegante Choreografie der Plautze vorstellen (Ahnungen davon gibt es in der Szene, in der Schneider die weißen Lilien für Schmücke schließlich in seinem Büro zu positionieren versucht).
Immerhin macht Halle (Regie: Dror Zahavi, Buch: Hans-Werner Honert) diesmal vieles richtig: Schmücke leitet im Agatha-Christie-Modus ("Ich bin Bibliothekar", "ein wuuunderbares Buch") die Ermittlungen vom Krankenbett aus, wohin ihm passenderweise nicht nur Informationen, sondern auch wichtige Informationsträger wie der urst prekäre Enthüllungsjournalist Klaue (der allergrößte Henry Hübchen: "die hamm nicht so harte Winter in Italien") geliefert werden.
Für mehr Handtaschendiebstähle!
Der Fall selbst ist nicht ohne Spannung, allerdings ein paar Nummern zu groß für die Dimensionen von Halle: Wenn Schmücke, Schneider und Lindner in der Lage sein sollten, binnen 90 Minuten zutiefst korrupte Verwicklungen bis in höchste politische Ebenen zu lösen, dann ist die Korruption in Deutschland zweifellos auf den Hund gekommen. Wir plädieren formal und aus Gründen der Glaubwürdigkeit dafür, dass sich Halle in der zweiten Hälfte seines Lebens mit nichts beschäftigen sollte, was über Handtaschendiebstahl an umgeschubsten Omas oder Eifersuchtsszenarien unter Schrebergärtnerfamilien hinausgeht.
Blutige Straße aber traut sich alles zu, weil einfach über alles dieses Fernsehfilmschema gelegt wird, das von den Eigenheiten nichts wissen will. Das gilt für Hübchens Wohnwagenjournalisten, von dem sich ein weniger braver Regisseur ein wenig mehr Abgehalftertsein erwartet hätte. Es gilt für die love affair zwischen Nora und Staatsanwalt Ole Mahler (beeindruckende Frisur, so ein leicht rausgewachsener Büroigel, mit dem etwa Markus Babbel in den neunziger Jahren gearbeitet hat: Misel Maticevic), bei der das Geflirte nicht nur unangenehme Gefühle beim Zuschauer produziert und die Sexszenen von steriler Verklemmtheit sind, sondern bei der vor allem die fesche Nora für ein bisschen Love zum Feind überlaufen muss, als habe es ihren Streberehrgeiz aus den ersten Folgen nie gegeben ("Ich hasse Schneider"). Renegatentum mag eine verbreitete Praxis des Ankommens in einer "komplexer gewordenen Welt" (Angela Merkel) sein, aber so einfach macht's doch auch keinen Spaß.
Und es – also das Verfehlen des Halle-Besonderen zugunsten des Fernsehkrimi-Allgemeinen – gilt vor allem für den gesellschaftlichen Entwurf. Halle tut ja immer so, als habe es 1989 nie gegeben, und importiert Milieus aus dem Katalog für westdeutsche Fernsehfilmstandards, krass reich versus wohnwagenprekär. Und lokales Kolorit heißt dann: Sekretärinnen für die Sexparty-Organisation wohnen im Plattenbau. Dabei fragt man sich doch noch immer für einen Moment, wie der fiese Bauunternehmer Heinze (der Lindholm-Vorgesetzte: Torsten Michaelis) zu seinem ungemein geschmackvoll ausgestatteten Reichtum gekommen ist (dessen stilvolles Altmodischsein auf Zweite-Generationen-Geschmack schließen lässt), und ob in führenden Positionen des Autobahnamts nicht vor allem Westdeutsche sitzen (Heiner Kern, gespielt von Gunter Schoß), deren Besitz (Finca in Spanien, Boot im Mittelmeer, Haus an der Saale) und Sinn für frühe Kinderkunsterziehung sich wohl eben eher einer Biografie out of real existierendem Sozialismus verdankten, und deren Kinder dann vielleicht nicht unbedingt vor Ort Karriere machen würden.
Und während man sich das fragt und Schneider beim Ermitteln zuschaut, da denkt man sich, dass Schneider in seiner beflissenen Langsamkeit dem Gang der Dinge im Ganzen gegenüber der richtige Mann dafür wäre, die schleichende Modernisierung des ostdeutschen Lebens zu dokumentieren. Schneider ist der idealtypische Angestellte, der es relativ problemlos in den Westen geschafft hat und sich permanent auf die neue Zeit einstellt, der 1992 ohne Häme, Verbitterung oder Kulturpessimismus bemerken haben würde, dass die Kaderabteilung heute Mitarbeiter Controlling heißt. Und in der Fluchtlinie dieser Tradition läge das, was Halle erst zu Halle machte.
Eine Erklärung, die keine Fragen offen lässt: "Er ist Straßenmusikant" (Winklers Gabi über den vermeintlichen Einbrecher in der Datsche)
Eine Wohnung, in der man nicht leben möchte: die von Ole Mahler
Eine Lebensweisheit, die man sich merken kann: "Gruppensex festigt Männerfreundschaften"
Kommentare 40
"Halle tut ja immer so, als habe es 1989 nie gegeben, und importiert Milieus aus dem Katalog für westdeutsche Fernsehfilmstandards, krass reich versus wohnwagenprekär." Lieber Herr Dell, haben Sie vielen Dank für diesen Satz, mit dem das Dilemma auf den Punkt gebracht ist. Eigene Geschichten werden leider nicht erzählt, eigene Lebenswelten kommen leider nicht vor. Obwohl das doch den Reiz der Polizeirufe und Tatortsendungen von Halle oder Leipzig ausmachen könnte. Aber immerhin: Henry Hübchen ist herrlich schluffig und die beiden alten Männer im Krankenhaus haben ein schönes Paar abgegeben. Für eine Polizeiruf aus Halle, so mein Fazit, war das Ganze doch besser als erwartet.
Da ich fast jeden Polizeiruf 110 aus Halle schaue - als Ex-Einwohner schaut man sich gern die Tatorte an - , dieser gehörte klar zur schwächeren Sorte. Kann mich da in weiten Teilen DanielW anschließen. Fand besonders den Staatsanwalt fade (stinkreicher Sonnyboy, der nie mit Aktenstudium beschäftigt war). Bester Mann auf dem Platz: Wieder einmal Henry Hübchen.
Das war eine richtige Traditionsshow. Wenn ich mich recht erinnere, war Drehbuchautor Hans-Werner Honert schon zu Ostzeiten Autor für den Polizeiruf. Und das merkt man, wenn man den Osten kennt.
Ich hatte am Anfang noch naiv gedacht, die gestalten jetzt das Privatleben der jungen Kommissarin ein bisschen aus und mich gefreut über die junge Liebe. So verklemmt fand ich die nun auch wieder nicht.
Aber, ich hätte es mir denken können: Immer sind es die Staatsanwälte, die so anfällig sind.
Die kommen gleich nach denen vom BKA. Die sind auch immer Anwärter auf miese Sachen.
Am herrlichsten fand ich den Schluss.
Kennen Sie den Film "Der letzte Schuss?" von Grigori Tschuchrai? In den fünfziger Jahren lief der. Ein sowjetisches Revolutionsfilmwerk.
Plot: Zeit des Bürgerkrieges.
Rotarmistin, Scharfschützin, muss einen gefangenen weißen Offizier begleiten, verliebt sich auf dem Transport in ihn, es gibt - durch irgendwelche Verzögerungen - idyllische Tage auf einer Insel und am Ende erschießt sie ihn. Denn er ist und bleibt ein Feind.
Das war die sowjetische hardcore Variante von "Zwischen Pflicht und Liebe". Fiel mir sofort wieder ein.
Und ich fand das durchaus auch traurig. Aber nicht wegen der Revolution.
Insgesamt hat mich mal wieder die ironische Spielfreude der Akteure beglückt.
magda, ich bewundere dein gedächtnis, immer wieder!
übrigens hätte ich nicht gedacht, dass sie schießen muss, die junge kommissarin, denn sooo weit weg waren ja die kollegen nicht. und es waren nicht nur die alten herren vor ort.
somit endete die begegnung zwischen kommissarin und staatsanwalt, wie sie begann: herbeigeschrieben. wie sie da am anfang beinahe den türrahmen streichelt, als sie irgendeinen beschluss von ihm will - da dachte ich: wenn es so schnell gehen muss, wird's nicht für zwei folgen reichen, also wird er wohl irgendwelchen dreck ... aber ich hätte mich nicht getraut zu wetten. das nicht.
kay.kloetzer - das stimmt mit dem Gedächtnis. Aber es fehlt ihm an geistiger "Tiefe". Ich kann auch alte Schlagertexte aufsagen. Wenn ich bloß wüsste, warum.
Ich war damals noch ein Kind und habe den Film gar nicht gesehen. Aber die Filmgeschichte beschäftigte mich. Diese Härte und Gnadenlosigkeit.
"sondern auch wichtige Informationsträger wie der urst prekäre Enthüllungsjournalist Klaue."
Herr Dell, Sie haben "urst" geschrieben - "als hätte es 1989 nie gegeben"! Köstlich! :-) Geschrieben habe ich es noch nie gesehen; dachte auch, es wäre längst ausgestorben.
Fand' den Polizeiruf gut - auch wenn spätestens nach der Nacht mit dem Staatsanwalt klar war, dass bei ihm der Hase im Pfeffer liegt. Und schmierig unsympathisch war er auch von Beginn an. Wohin sollte die Love Story also führen ... !?
Und eine Hübchen-Rolle, wie man sie kennt ("Ich sollte Ihnen 'n paar in die Fresse haun").
Warum erinnerte mich diese Staatsanwalts-Schmonzette von Sekunde minus eins eigentlich an die einzigartige Szene aus "Wildwechsel", wenn die große Eva Matthes als "Hanni" den Migrationhintergründigen nach der Inhaftierung ihres Beschälers fragt: "Du nix fickifick?". Antwort: "Ich nix Gefängnis ..."
"Herr Dell, Sie haben ,urst' geschrieben - 'als hätte es 1989 nie gegeben'! (...) dachte auch, es wäre längst ausgestorben."
also: mal abgesehen davon, dass dell diesen zusammenhang so nicht herstellt - es ist nicht so, dass 1989 in der zone das sprechen eingestellt wurde. es ist weiterhin falsch, dass alle ostdeutschen dialektsprechenden auf - wahlweise - bayrisch, hannoveranisch oder ostfriesisch umgeschult wurden und auf schwäbisch verzichtet wurde, weil das wort "urst" dort noch heute in dörfern um ulm in der version "utz" verwendet wird. trotz '89.
Ja, warum denn nun? Herr Artois.
magda, jetzt hast du echt Filmstörungen ... das war James Bond, ein Geldgardist
;-)
Gesamtnote mit Blick auf die gefühlt siebzehntausend letzten Tatörter: Passabel bis nicht gänzlich mißlungen.
Na, na, kay, das war nicht herablassend gemeint. Ich habe mich sogar gefreut, "urst" zu lesen. Zuerst, weil mir in den letzen 20 Jahren tatsächlich nur ein Mensch begegnet ist, der es noch im Wortschatz führte und überdies häufig verwendete. Währenddessen habe ich auch ausschließlich in Gebieten der ehemaligen "Zone" gelebt. So wie auch derzeit im noch "richtigen" Ostberlin.
Desweiteren, weil es eben geschrieben wie ein wunderliches, komisches Wort daherkommt. Die Ansicht ist einfach fremd. Wie immer, wenn eben mundartliche Wendungen transskribiert werden.
ich war auch überrascht, es im schwäbischen zu finden - wenn auch in anderer form. wobei ich die eigentliche überraschung teile, oft gehörte formen geschrieben zu sehen, das kann dann doch immer wieder merkwüdig sein.
Das war weniger 1A Bauerntheater als viel mehr aufgepopptes Opafernsehen. Das war der Hallesche Polizeiruf schon lange, drum musste endlich Nora ran. Ihre Warumfickstdumichnichtblicke gleich zu Beginn zeigten Wirkung, Noras outrierten Bemühungen unterlag der mörderische neue Staatsanwalt jäh.
Dem urst prekären Henry Hübchen wurde mit seiner Journalistenrolle im Wohnwagen Gewalt angetan. Andererseits, was wissen wir schon von den Lebensbedingungen heutiger Zeitungsjournalisten?
Was der Sender natürlich nicht wissen konnte: "Blutige Straße" hieß 1972 eine Serie in 4 Teilen, gesendet von der ARD. Sie wurde importiert aus Italien, ein Mafiakriegsstück mit dem Originaltitel Nessuno deve sapere.
Siehe:
books.google.de/books?id=UII8nK1NcFAC=PA159=PA159=utz+urst=bl=JHC8xf18Uh=LBuNBye8KMYKdsbiQdKJXPFuorw=de=8gmuTuvPIovHtAai2_DUDw=X=book_result=result=1=0CBwQ6AEwAA#v=onepage=utz%20urst=false
nietzsche deuxmilleonze - ist das zufall, dieser name, nietzsche scheint im kommentarbereich jedenfalls eine rolle zu spielen. "der nie mit dem aktenstudium beschäftigt", wohl war, kein "aktenfresser" wie dereinst ede stoiber
@magda
respekt, indeed, für das memorieren nicht gesehener filme.
hans-werner honert hat schon früher polizeiruf geschrieben und inszeniert (um so merkwürdiger, dass dieses halle geschichtlich so ahnungslos wirkt). was nur etwas irritiert: honert ist zugleich geschäftsführer der produzierenden saxonia
die schweizerin in wien (wo immer der einfluss also herkommen mag) spricht von "urlang", was genauso viel wie urst lang heißen sollte
passabel trifft es gut, wir sind d'accord, das ist doch was
die journalistenzeichung ist interessant, nur leider will der polizeiruf damit ja auch nicht viel
Eine reichlich gnädige Bewertung für diesen unterdurchschnittlichen Polruf mit einem Drehbuch aus dem Baukasten.
- Die Beweise wurden immer im richtigen Moment aus dem Hut gezaubert.
- Dass es der Staatsanwalt war, war dem routinierte Sonntagsabendskrimiseher nach spätestens 30 Minuten klar.
- Der Todesfall des Ehemanns und das Attentat auf Klaue blieben unaufgeklärt - oder war das wirklich Selbstmord bzw. Unfall?
- Überhaupt der Staatsanwalt: Was die taffe Nora Lindner dazu bringt, sich Hals über Kopf in diesen nichtssagenden Schönling zu verknallen, blieb völlig unverständlich. "Heute abend mir, kochen?" - nee, ist klar. Ist die wirklich so untervögelt? Dementsprechend anstößig geriet dann auch die Sexszene - ich musste vorspulen, um den Brechreiz zu bekämpfen.
ein weiterer hinweis kommt von außen: "top gun" als referenz. was misel maticevics frisur betrifft, da taugt tom cruise als vorbild. bei der sexszene auf die erste erinnerung hin etwas skeptisch, zumal, was sollte es bedeuten? cruise missile ist ja immer die waffe gegen die alten 68er-väter, dieser ole aber doch der typische sohnschnösel, der bei papas reichtum weitermacht.
apropos papa: wie heiner kern bei dieser streckenabschnitteinweihung auf die eier werfenden demonstranten losgeht, das ist natürlich reiner kohl (dereinst in halle und erfurt), allerdings auch nichtssagend rekontextualisiert (dass der politiker für den unternehmer in die bütt steigt, zeigt ja nur, dass er dessen fiese machenschaften kennt und stützt, kohl marschierte damals immerhin in eigener sache)
wohl wahr, natürlich
Das wundert mich nicht. Da gibts sicherlich einige, die geschickt in die Gegenwart geplumpst sind, aber darüber schreiben sie dann nichts.
ist richtig. der aufmerksame zuschauer weiß ja immer, dass misel maticevic es ist, wenn er mitspielt, und selbst der wenige aufmerksame zuschauer musste misstrauisch werden, bei der einführung der katze ("charly") und dieser schröcklichen wohnung: wer in solchen environments wohnt und seinen charly vorstellt, hinterlässt katzenhaare auf dem beifahrersitz. würde aber trotzdem bei passabel bleiben
Naja, zuviel Erfahrung kann auch schaden, immerhin wurde bei diesem Polruf gegen zwei Regeln verstoßen:
1. Der Mörder ist immer der Raucher,
2. Der Mörder ist immer der Promi.
(Nur) deswegen hatte ich die ersten drei Minuten Henry Hübchen im Verdacht.
Dreißig, nicht drei.
Ich möchte da eine weitere Referenz nicht vernachlässigt sehen: Rosamunde Pilcher. Nicht nur, aber vor allem die Szene, in der die Frau völlig aufgelöst, mit Tränen in den Augen, die Waffe leicht zitternd in den Händen hält und mit schwer zitternder Stimme sagt: "Warum?!"
Mit dem einen Unterschied: Bei Pilcher findet dieser große Showdown immer an der Klippe der Steilküste statt. Und die Frau schießt dem Mann dann nicht absichtlich und nach einem Warnschuss ins Bein, sondern weil sie nicht richtig trifft.
Ein Film mit Misel Maticevic und vor allem Henry Hübchen kann nicht ganz schlecht sein.
Mehr wäre ja auch beinahe nicht zu sagen. Diese Gabi-Nebengeschichte war ja auch irgenwie nur da um da zu sein, oder?
Sehr lustig finde ich ja die Behandlung der staatsanwältlichen Frisur, denn die hat auch ich die ganze Zeit irritiert. Groß! Gefallen hätte mir ja die Variation, den Staatsanwalt nicht gleich beim ersten Auftreten sondern erst in der 2. oder gar 3. Folge als Täter zu entlarven. So wars allzu vorhersehbar, gar so sehr, dass ich zum Schluss fast gehofft habe, das da noch ein dreh, eine überraschung kommt.
Nun hat ein mir bekannter Tatort-Anhänger gestern zum ersten mal bewusst einen polizeiruf gesehen und mich heute morgen empört gefragt, wie man das denn vergleichen könne, das sei ja also vom Konzept und so, richtig echuffiert hat er sich, dann aber doch eingesehen, dass man anhand eines einzlenen Films schwerlich die ganze Reihe bewerten könne.
Well.
Ganz große Krimicomedy. Vor allem der Showdown.
Nur Adolf Kottan hätte den retten können.
krassomat! wusste gar nicht, dass bei pilcher von schusswaffen gebrauch gemacht wird
dem ersten satz ist nichts hinzuzufügen (nur dass misel maticevic doch wenigstens jedes dritte mal kein böser sein könnte).
ihren tatort-anhänger halte ich allerdings, nichts für ungut, für das opfer seiner eigenen projektionen. konzeptionelle unterschiede zwischen tatort und polizeiruf - da möchte man live dabei sein. m.e. ist diese differenz spätestens seit den nuller jahren nur begründbar durch geschmäcklerische pseudo-distinktion. schon der tatort ist als format an den einzelnen schauplätzen so offen, dass verallgemeinerungen schwerfallen.
der tatort ist die stärkere marke, und der polizeiruf leidet unter, weil er vornehmlich im osten schauplätze besetzt, einer überzogenen und deshalb falschen sendegebietsverachtung (allen skandalen beim mdr zum trotz). und selbst wenn polizeiruf-halle nur konsequente durchschnittlichkeit produziert - was unterscheidet es darin von tatort-konstanz?
Darf ich noch ein bisschen Tratsch hinzufügen?
Bei einem Freitagssalon, der noch im Ballhaus-Ost stattfand, saß ich neben Gunter Schoß, der sehr interessiert der Gesprächsrunde folgte.
Schoß spielte den hochkorrupten Papa von Maticevic. Das ist doch auch ein buchenswertes Ereignis.
Was will ich jetzt damit eigentlich sagen? Hm, ich kenne ihn, will ich damit sagen.
Ohne gelesen zu haben, was sonst zu diesem schlimmen Abend hier geschrieben wurde: wer denkt sich denn sowas aus? Actionfilmreife Mordszenen, ein bisschen Sex und eine Katze, die den Mörder überführt, der dann auch noch das Herz der Kommissarin bricht?
Parallel lief "Batman begins", was trotz Werbepausen sicher die bessere Alternative gewesen wäre...
hans-werner honert.
nice gossip. und dass er dann auch noch freitagssalonen der ersten stunde interessiert folgt - lang lebe gunter schoß!
Zur Wohnung des jungen Oberstaatsanwalts fällt mir ein: In Besoldungsgruppe R2-Ost bekommt der brutto keine 4.000 EUR im Monat. So eine Wohnung ist da nicht drin. Aber die Drehbuchschreiber halten ja auch Hauptkommissare (A11), die in ihrem Leben kaum auf 3.000 Eur brutto kommen können, für reiche Leute. Naja, vielleicht macht die freie Heilfürsorge neidisch. Aber Schmücke lag im Vier-Bett-Zimmer...
Das war ziemlich genau meine Argumentation, auch wenn ich noch mal die guten alten Selge/May-Polizeirufe aus dem Grab holen und in den Himmel loben musste. Das ist so drin, offenbar.
Ich werde ihn aber noch einmal auf diesen Kommentar hinweisen.
...und wie gesagt, nach einem einzigen Polizeiruf gleich das ganze Konzept infrage zu stellen ist doch mehr als gewagt, was ja auch für den Tatort gölte.
Ach, und auf den Misel auf der guten Seite, darauf habe ich ja noch länger gehofft, als eigentlich auszuhalten gewesen wäre (das war doch wieder alles sehr vorhersehbar) einfach, weil... das kann doch wirklich nicht immer sein!
Na, dass der junge Mann sich nicht von seinem Job, sondern über Papi finanzierte war doch von vorneherein kein Geheimnis, oder?