In den Bordrestaurants der Deutschen Bahn kochen seit Anfang Februar Fernsehköche. Auf den ausliegenden Speisekarten, einer Mischung aus Flyer und Menu, sind sie klassisch inszeniert: gut drauf, von berufsauthentischer Rundlichkeit und zumeist in Arbeitskleidung. Die Erklärprosa stellt Björn Freitag („der sympathische Gelsenkirchner“), Sarah Wiener („die charmante Autodidaktin“) oder aktuell Frank Buchholz („der gebürtige Westfale“) in der liebenswerten Sprache eines angejahrten Sportreporterwesens vor.
Dann kommt Robert Etmans ins Spiel, der als „Mitglied des Vorstands der DB Fernverkehr AG“ den Hungrigen auf Seite 2 der Speisekarte begrüßt. Etmans verkörpert in seiner passbildhaften Seriosität das Gegenteil der Köche: Die teure Frisur, die randlose Brille, der zeitgenössische Schlips, der dunkle Anzug und die von den Entbehrungen einer Karriere gezeichneten Gesichtszüge stehen im krassen Kontrast zur lebensfrohen Frische der strahlenden Promis.
Spitzenköche mögen Gerichte nach ihren Ansprüchen kreieren (beste Zutaten!). Was aber beim Reisenden ankommt, ist das Produkt einer Großküche, in der subalterne Systemgastronomen Rezeptbausteine so kombinieren, dass man sie in der Zugmikrowelle aufwärmen kann. Insofern ist die Speisekarten-Inszenierung von Robert Etmans erstaunlich ehrlich: Das Essen im „Bordrestaurant“ schmeckt nun einmal nicht wie die gute Laune von Sarah Wiener oder Frank Buchholz, sondern eher nach der Verwaltungsfaltigkeit eines Bahn-Vorstands.
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