LMHI - Antibiotika und tote Kinder

Pharmaconcern Wer trägt die Verantwortung für den Tod eines Kindes durch eine Mittelohrentzündung?

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Auch wenn wir Homöopathiefreunde uns auf den 72. Homöopathischen Weltärztekongress in Leipzig 2017 (LMHI) freuen, liegt ein Schatten über dem fröhlichen Wassersportevent. In Italien starb ein Junge, weil sein Arzt der Ansicht war eine Mittelohrentzündung nicht antibiotisch zu behandeln, obwohl eine homöopathische Behandlung keine Besserung zeigte. In seiner Stellungnahme zum Fall zeigte sich der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) „bestürzt“ über den „Kunstfehler“ (Bajic). Italien scheint kein gutes Pflaster für homöopathisch behandelte Kinder zu sein, denn bereits 2011 starb ein Kind an einer Lungenentzündung, weil der eigene Vater, ausgebildeter Homöopath, das Kind homöopathisch behandelte. Damals warnte Frau Bajic vor homöopathischer Selbstbehandlung und gab den Tipp, sich in die Hände eines Kinderarztes zu begeben.

„Ein homöopathischer Kinderarzt kennt die Grenzen der ärztlichen Homöopathie ebenso wie die Grenzen einer konventionellen Pharmakotherapie“

In diesem Fall kannte der Kinderarzt die Grenzen der Homöopathie nicht, was einem Kind das Leben gekostet hat. Nun könnte man sich natürlich darüber empören, dass hier ein Kind nach homöopathischer Behandlung starb. Doch, wie auch Bajic sicher weiß, wird hier ein Konflikt aufgezeigt, der sich tief in das Fundament der Homöopathie zieht.

Während Bajic über „die Grenzen der Homöopathie schreibt“, steht in einem Abstract zum Kongress die Aussage, „Reichweite und Begrenzung der Homöopathie liegen im Homöopathen.“ Das bedeutet, ein fähiger Homöopath hätte den jungen Mann in Italien auch mit Homöopathie retten können, wenn er das richtige Mittel gefunden hätte. Nun ist unklar, ob Bajic mit ihrer Aussage intendierte letzterer Aussage zu widersprechen oder diese nur zu ergänzen. Schauen wir uns diese Erkrankungen an, die an diesem Kongress teilnehmende Homöopathen erfolgreich behandelt haben, stellt sich die Frage, wie qualifiziert, Frau Bajic eigentlich in der Homöopathie ist? Wieso sollte eine „wunderbare Methode“, die u. a. Krebs, AIDS, Autismus und Akutes Abdomen heilen kann, nicht mit einer lächerlichen Mittelohrentzündung fertig werden? Diese Frage kann wohl nur Bajic für sich selbst beantworten.

Zwischen diesen beiden Polen – Grenzen der Methode und Grenzen des Homöopathen – liegt ein weiterer Teilnehmer, den wir bisher noch nicht betrachtet haben: Der Patient. Denn, wer sich mit Homöopathie auskennt, weiß, eine homöopathische Behandlung ist nicht so ein Pillepalle, wie eine schulmedizinische Wellnesskur. Ohne die richtige Einstellung wird das nichts. Am Besten hat das wohl der Homöopath Emil Schlegel formuliert. Dieser wird auf der Website der nach ihm benannten homöopathischen Klinik wie folgt zitiert:

„Leidende müssen sich auf die Behandlung in vollem Maße geistig einlassen. Sie dürfen absolut nicht an die Unheilbarkeit des Zustandes glauben; auch ist ihnen nicht damit gedient, dass sie nur Linderungsmittel verlangen, es muss mit Entschlossenheit und Hingabe eine volle Heilung angestrebt und betrieben werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch in scheinbar hoffnungslosen Fällen doch überraschende Wendungen eintreten können, niemals aber lässt sich bestimmt vorhersagen, was noch möglich ist.“

Nun haben wir die Triade „Methode – Homöopath – Patient“ und müssen feststellen, wer die Verantwortung für den Tod des Kindes hat. Frau Bajic erweist der homöopathischen Profession mit der Behauptung, es handele sich um einen Kunstfehler einen Bärendienst und verlässt das Gebäude der Subversivität, das Homöopathen sonst bewohnen.

„Ein Behandlungsfehler (Anm.: ugs. „Kunstfehler“) liegt vor, wenn eine medizinische Behandlung nicht nach den zum Zeitpunkt der Behandlung bestehenden, allgemein anerkannten fachlichen Standards erfolgt, soweit nicht etwas anderes vereinbart ist (§ 280 I BGB, § 630a II BGB).“

Da sich die verbohrten Schulmediziner weigern, Homöopathie als wirksame Methode anzuerkennen und in ihre Leitlinien aufzunehmen, entspricht eine homöopathische Behandlung niemals dem „anerkannten fachlichen Standard“. Im vorliegenden Fall hatte der „Kunstfehler“ eben negative Konsequenzen. Glücklicherweise bietet der LMHI eine Plattform, auf der sich Homöopathen und Homöopathinnen über die homöopathische Depulsionstriade „Methode – Homöopath – Patient“ austauschen können und den wahren Verantwortlichen für den Tod des Kindes ausmachen. Auch wenn die Antwort unbequem sein könnte. Aber das hat Homöopathen, die Luftschlossarchitekten der Medizin, noch nie abgehalten.

Ein zentrales Thema sollten dabei unbedingt die „Antibiotika“ sein. Auf Seiten des DZVhÄ finden sich dazu einige interessante Aussagen. So findet sich im Beitrag „Homöopathie bei Kindern“ folgender Satz:

„Wird das Immunsystem durch Behandlung jedoch z.B. mit Antibiotika unterdrückt, kann dieser Lernprozess gestört werden.“

Immer wieder beeindruckt bin ich vom Wissen der Homöopathen und dessen Quellen. Für die Aussage, Antibiotika „unterdrückten“ das Immunsystem konnte ich keine zitierbare Quelle finden, doch die KollegInnen des DZVhÄ schreiten mutig voran! Sogar bei konkreten Erkrankungen beweisen die Homöopathen immer wieder ihren Mut, sich gegen den Mainstream zu stellen. Im Text „Halsschmerzen, Halsentzündung – Homöopathie“ schreibt der DZVhÄ, die offizielle deutsche Vertretung der ärztlichen Homöopathie, zu Scharlach und dessen möglichen fatalen Folgen:

„Das Scharlach-Vollbild mit Fieber und Ausschlag ist selten geworden, die früher häufigen Folgekrankheiten des Rheumatischen Fieber und der Nierenentzündung ebenso; eine Penicillin-Therapie kann das Auftreten dieser Krankheiten nicht verhindern.“

Da beim rheumatischen Fieber das Herz betroffen ist, haben die deutschen Kinderkardiologen das Krankheitsbild auch mit einer Leitlinie bedacht (023/027 – S2k-Leitlinie: Rheumatisches Fieber, www.kinderkardiologie.org). Leider fehlt ihnen die Weitsicht und der Mut des DZVhÄ:

„Zur Vermeidung des RF (Anm.: Rheumatisches Fieber) bei Kindern und Jugendlichen ist generell eine konsequente antibiotischeTherapie von allen Streptokokkeninfektionen des Rachens durchzuführen.“

Nehmen homöopathische Behandler die Aussagen ihrer Interessensvertreter ernst, ist die homöopathische Behandlung auch schwerer Infektionen nicht nur erlaubt, sondern geradezu geboten! Damit können wir den Behandler aus der homöopathischen Depulsionstriade „Methode – Homöopath – Patient“ entfernen. Es bleiben als mögliche Verantwortliche für den Tod des Jungen noch die Methode und der Patient.

Damit kommen wir zum LMHI. In den Abstracts zum Kongress ergibt die Suche nach „Antibiotika“ vier relevante Vorträge.

  • FF04/04 „Mastitis im Viehbestand – Homöopathie versus Allopathie“, Jindal (Indien)
  • CM18/04 Homöopathische Behandlung eines Bullösen Pemphigoids bei einem alten Mann, Kuzmina (Russland)
  • FF03/01 Studie zur chronischen Fibrose der Zitzen bei homöopathisch behandelten Rindern, Makkar (Indien)
  • FF02/04 Angina bullosa haemorrhagica – homöopathische Behandlung eines seltenen Falles, Padre (Brasilien)

In allen Fällen wurde versucht, teilweise erfolgreich, vollständig auf Antibiotika zu verzichten. In der Behandlung der Mastitis bei Rindern war die Homöopathie der antibiotischen Behandlung sogar ebenbürtig. In allen vier Vorträgen wird von großen Erfolgen der homöopathischen Behandlung berichtet. Damit ist klar, dass Homöopathie der Behandlung mit Antibiotika ebenbürtig ist. Ziehen wir die oben berichteten, noch nicht nachgewiesenen, Nebenwirkungen in Betracht, ist sie ihr überlegen!

Kehren wir zu unserer homöopathischen Depulsionstriade „Methode – Homöopath – Patient“

zurück und entfernen nach dem Homöopathen auch noch die Methode, bleibt nur ein Schluss. Verantwortlich für den Tod des Kindes ist das Kind. Es hat, zitieren wir Emil Schlegel, wahrscheinlich nicht „mit Entschlossenheit und Hingabe eine volle Heilung angestrebt und betrieben“. Natürlich ist es möglich, dass niemand dem Kind erklärt hat, wie es die „volle Heilung“ anstreben soll. Das wäre dann allerdings eher ein didaktisches Problem und das kann man der Homöopathie nun wirklich nicht vorwerfen.

Weiterlesen zum LMHI:

LMHI – Auf den Zahn gefühlt

LMHI – Grafologische Homöopathie

LMHI – Sanft bei Krebs

LMHI – Globuli gegen AIDS

LMHI – Homöopathischer Autismus

LMHI – Tierisch gut

LMHI – Es ist niemals zu früh

LMHI – Es geht um den Wurster (und nochmal um Krebs)

LMHI – Akutes Abdomen

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Geschrieben von

merdeister

Ein guter Charakter erzieht sich selbst. - Indigokind - Blogtherapeut

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