Wahrheit lässt sich nicht spielen

Phantome der Gewalt Der libanesische U.S.-Amerikaner Walid Ra´ad dekonstruiert die Bilder und Geschichte des Bürgerkriegs im Libanon 1975-1991
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Ein Foto: Rauchschwaden, Uniformierte bei der Arbeit, drei über einen Motorblock gebeugt, als gälte es die Anatomie eines Kadavers zu examinieren. Figuren im Hintergrund stieren in die Kamera. Der Ausnahmezustand scheint Alltag, Zweien der Gruppe wurde die Aufmerksamkeit bereits durch irgendetwas außerhalb des Bildausschnitts abgezogen. Sie blicken nach oben, lässig, fast entspannt, nachdem kurz zuvor eine Autobombe den Krater in die Wohnstraße gerissen haben muss. Was oder wer ihre Aufmerksamkeit abzog, wird man wohl nie erfahren. Und würde man die Herkunft des Fotos nicht kennen, dürfte dessen historische Einordnung schwer fallen. Zu sehr gleichen sich die Bürgerkriegsbilder. Ob sie aus Delhi, Tel Aviv, Bogota oder Beirut stammen, ist kaum mehr zu