Abgründige Moral

Buch Wie beurteilt man einen Nazi, der den Holocaust bekämpfen will? „Der Fall des SS-Richters Konrad Morgen“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2017

Kann es sein, dass sich die Geschichten aus der moralischen Grauzone häufen? So wurde in einer der ersten Kritiken des vorliegenden Bands auf das letzte Buch von Julian Barnes verwiesen. Darin ging es um Dmitri Schostakowitsch und die Frage, wie sich der Komponist Stalins und noch Chruschtschows Regime andienen musste, um seine Kunst ausüben zu können. Ohne Scham, Schuld und Versagen ist kein Werk im Totalitarismus zu haben. Im Grunde genommen zeichnete Barnes seinen Schostakowitsch als konventionellen Antihelden, der in seiner moralischen Schwäche an Menschlichkeit gewinnt (vgl. Freitag 8/2017) .

Dieses Paradox des Humanismus ist es aber nicht, was die Lektüre des Buchs „Weil ich nun mal ein Gerechtigkeitsfanatiker bin“ von Herlinde Pauer-Studer und J.