Spielarten des Grauens

Elektroschocks In Boris DezŠulovic´s Lyrikband "Gedichte aus Lora" muss ein Gefolterter die kroatische Hymne singen
Exklusiv für Abonnent:innen

Es scheint in Mode zu kommen, das kalte literarische Spiel mit der Täterperspektive. Gerade eben hat Jonathan Littels Skandalepos Die Wohlgesinnten mit der Inthronisierung eines SS-Offiziers zum Romanhelden einen literaturkritischen Streit um die geschichtspolitische Deutungshoheit über die Verbrechen des Nationalsozialismus provoziert. Jetzt führt uns ein junger kroatischer Autor mitten in die finstersten Scheußlichkeiten der jugoslawischen Bürgerkriege.

Die Gedichte des in jeder Hinsicht radikalen kroatischen Schriftstellers Boris DezŠulovic´ sind ganz unten angekommen - im Folterkeller. Diese Gedichte lassen uns so tief in den Abgrund des Sadismus und der Entmenschlichung blicken, wie das zuvor kein Gedichtband eines europäischen Autors jemals geta