Die Preise steigen, die Inflation, das Lieblingsgespenst der Deutschen, ist wieder da und erfasst den gesamten Euroraum. Das EU-Statistikamt Eurostat konstatiert Rekordhöhen von 4,9 Prozent im November und 5,0 zum Jahreswechsel. Unbestreitbar ist dieser Wert mehr als doppelt so hoch wie das für die Europäische Zentralbank (EZB) nach wie vor gültige Inflationsziel von zwei Prozent, also der Richtwert, an dem die Zentralbanker Geldwertstabilität messen.
Dennoch hat EZB-Chefin Christine Lagarde mehrfach verkündet, die Zinsen im Euroraum vorläufig nicht erhöhen zu wollen. Obwohl die Fed in den USA und die Bank of England mit einer Zinswende begonnen haben, bleibt sie unbeirrt. Allein die Politik des Ankaufs von Staatsanleihen wird geändert. Im Dezember hat die Bank für das Frühjahr ein Ende der Anleihekäufe beschlossen, die über das 1,85 Billionen Euro schwere Pandemie-Notprogramm PEPP abgewickelt werden. Ab April soll als Übergang ein deutlich niedriger dimensioniertes Kaufprogramm namens APP weiterlaufen. Wann das endet, lässt die EZB offen. Was allenthalben als klare Ansage verstanden wird: Die Nullzinspolitik der EZB geht auch 2022 weiter.
Nach einer der in Deutschland meistgeglaubten ökonomischen Unwahrheiten folgt Inflation auf Schuldenmachen und erhöhten Geldumlauf. Je höher die Verschuldung, besonders die staatliche, wie sie nicht zuletzt von der EZB durch Anleihekäufe in Gang gehalten wird, desto höher die Geldentwertung. Daher die Sachzwang-Logik: Um die Inflation einzudämmen, müssen die Zinsen rauf. Lagarde und die Mehrheit des EZB-Rats beugen sich dem nicht und halten dagegen. Sie sind überzeugt, dass diese Inflation vorbeigehen wird. Schon in wenigen Monaten würden die Raten sinken, weil die Gründe temporärer Natur seien. Sie ergäben sich aus immer neuen Unterbrechungen globaler Liefer- und Wertschöpfungsketten sowie steigenden Transportkosten, weil die Logistik des Welthandels anfälliger und fragiler sei als angenommen. Zudem werden einige Preise in unguter politischer Absicht in die Höhe getrieben, bei Rohstoffen ebenso wie bei Energie, und das trotz vorhandener Überkapazitäten.
Nicht nur zusehen
Christine Lagarde beharrt auf einem weiteren Argument für ihren Kurs. Selbst wenn die EZB wieder zu Zinsen zurückkehren wollte, würde das weder die heutige Inflation dämpfen noch deren Verlierern etwas nützen, könnte aber die dringend benötigten Investitionen beschränken. Ohnehin sind die Inflationsraten im Euroraum nicht dort höher, wo die Verschuldung am höchsten ist. Länder wie Griechenland oder Italien verzeichnen deutlich niedrigere Kaufkraftverluste als Deutschland. Von einem durch die ultralockere Geldpolitik der EZB verursachten Nachfrageüberhang, der die Erzeugerpreise treibt, kann daher kaum die Rede sein. Und überhitzt ist die Konjunktur in der Währungsunion gewiss nicht. Bei den Kapazitäten haben die weitaus meisten Produzenten noch Spielraum, nur bleibt die Warenlogistik gestört.
Die seit 2020 mit Schulden finanzierten Hilfsprogramme sollten die durch Pandemie und Lockdown bedingten Einkommensverluste kompensieren, was bisher auch erreicht wurde, nur keineswegs in ausreichendem Maße. Einen umfassenden Schadenersatz für private Verluste kann und soll der Staat nach gängiger liberaler Auffassung nicht leisten. Und dass Unternehmen pandemiebedingte Lieferengpässe auf breiter Front zu Preisschüben nutzen und gestiegene Erzeugerpreise an die Kundschaft weiterreichen, das können nationale Regierungen wie die EZB innerhalb des gegebenen Wirtschaftssystems nur bedingt verhindern.
EU-weit sind mit 66 Prozent die Preise für Öl, Gas und Strom die größten Inflationstreiber. Daran kann die Zinspolitik der EZB ebenso wenig ändern wie an den Lebensmittelpreisen, die für alle merkbar seit Monaten in die Höhe schießen. Je ärmer man ist, desto mehr von seinem Einkommen muss man für Lebensmittel ausgeben, desto härter trifft die Inflation gerade hier.
Wer die Inflationsfolgen für die Verbraucher in Euroland dämpfen will, wer denen wirklich helfen will, die von der Inflation deutlich stärker getroffen werden als andere, kann das tun. Allerdings ist dann nicht die EZB, es sind die nationalen Regierungen gefragt. Sie können sich auf ein altbewährtes Mittel der Sozialpolitik besinnen, auf die Indexierung nämlich. Die ist zwar in den meisten EU-Staaten seit vielen Jahren ausgesetzt, aber dort, wo sie offiziell noch im Gesetz steht, ein äußerst wirksames Mittel. Indexieren heißt, die jeweiligen Mindestlöhne, das Kindergeld, sämtliche Renten, Sozialleistungen und – soweit vorhanden – ein Bürgergeld ein- oder zweimal pro Jahr automatisch mit der Inflationsrate nominal zu erhöhen, gemessen vorzugsweise an steigenden Verbraucherpreisen. Man könnte außerdem die Mehrwertsteuer senken, zumindest bei Lebensmitteln und Strom, oder die Kohlendioxidsteuer herunterfahren.
Kommentare 105
Lasst uns einfach in die Selbstheilungskräfte der Märkte vertrauen. Auf dass sich die global vernetzten Logistikketten schnell erholen und wir weiter jedes Jahr wachsen, wachsen und nochmals wachsen. Alles wird gut!
Selten einen marktgläubigeren Artikel im Freitag gelesen.
Durch die Hyperinflation in Deutschland - und in vielen weiteren Ländern - ist es wohl eindeutig historisch belegt, dass so etwas möglich ist. Warum wischt man das dann einfach als "Lieblingsangst" weg? Warum macht man sich darüber lustig? Das ist fast so unangebracht wie zu schreiben, ein Krieg sei die "Lieblingsangst" der Deutschen.
Ich weiss jetzt nicht, ob ich lieber über das Elend linker professoraler Ökonomen im Umgang mit der jetzigen Inflation (Herr Krätke ist nach Wikipedia Mitherausgeber von spw – Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft, seit 2007 im wissenschaftlichen Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung und im wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland[1] sowie langjähriges Gewerkschaftsmitglied.) oder über die jetzige Inflation schreiben soll. Im Rahmen eines Kommentar nur soviel (vielleicht längeres als Community Artikel):
1. Die Auffassung die Inflation wäre temporär, sehe ich sehr kritisch. Ich rechne 2022/3 eher mit einer anhaltenden inflationären Entwicklung, in der wir uns faktisch seit 2021 schon befinden. Generell lassen sich konkrete wirtschaftliche Prognosen kaum über ein Jahr stellen.
2. Mit der Einschätzung einer schnell vorübergehenden Inflation erschwert man ungemein den Tarifkampf der Gewerkschaften, welche ihre Tarifforderungen nach rückwirkender und kommender Inflation und Produktivität richten. Leider erwähnt Herr Krätke nur den Mindestlohn, aber nicht die bisherigen Kaufkraftverluste der tariflich Arbeitenden, welche 2022 mind. ca. 5 - 7 % Lohn fordern müssen, um die Folgen der Inflation auszugleichen.
3. Die EZB hat sich mit dem Aufkauf der Anleihen (4 Billionen) und dem Geld, das dadurch in den Markt gempumpt wurde, die Möglichkeit genommen, jetzt mit einem fiskalischen Instrument, das unser Wirtschaftssystem kennt, auf die Inflation bremsend reagieren zu können wie andere Währungsländer es schon tun (Norwegen, Tschechei, Ungarn, Polen, USA erhöhen den Leitzins), nämlich mit Leitzinserhöhungen. Es ist ökonomisch zwar richtig, dass höhere Leitzinsen nicht die hauptsächlichen Ursachen der aktuellen Inflation beheben, sie dämpfen aber die durch die Null-Zins Leitpolitik angeheizte Spekulation an den Finanzmärkten und den Immobilien. Die Verteuerung der Rohstoffe und Immobilien ist halt auch stark spekulationsgetrieben durch die Null-Zins-Politik. Die fast zinslosen Kredite bleiben im Finanzkapitalsektor und fliessen kaum in die Realwirtschaft.
4. Eine Zinserhöhung könnte eventuell zum Bankencrash führen wegen des damit einhergehenden Wertverlustes der Anleihen, welche durch die Anleihenkäufe zuvor mehr künstlichen Buchwert bekamen, was in der Zwischenzeit an die Aktionäre ausgeschüttet wurde. Es verdienten an der Null-Zins Politik primär das Finanzkapital. (siehe Vortrag Sinn.). D.h. die Entscheidung der EZB ist nicht bedingt durch die konjunkturelle Einschätzung, sondern durch die Zwänge der Situation und durch politische Motive, weil sich auch die Schulden der Staaten in einer inflationären Phase aufgrund der Geldentwertung verringern.(siehe Vortrag Sinn: Kommt jetzt die Inflation?)
5. Die Nullzins-Politik in Verbindung mit den jetzigen inflationären Tendenzen entwertet die Ersparnisse der Kleinsparer und der Mittelschicht und bringt deutliche Kaufkraftverluste beim Einkommen (die ÖTV schloss 2021 ab, ohne Betracht der jetzigen Inflation.) Das Finanzkapital profitiert hingegen von der Situation, indem es einfach die Sachwerte bei den Investments höher gewichtet (Immoboom, Rohstoffe, Land etc.). Höhere Leitzinsen könnten die Inflation in ihrem spekulativen Anteil etwas bremsen und die Verluste der Mittelschicht und Kleinsparer mindern. So wächst jetzt die ungleiche Vermögensverteilung weiter zugunsten der Reichsten. Sahra Wagenknecht (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=kpyHz_7Q5wE&t spricht sich ebenfalls für höhere Leitzinsen aus. Im Unterschied zu Krätke würde ich somit eine spekulationsbremsende Leitzinserhöhung unbedingt als sinnvoll betrachten.
6. Für die Beschäftigten sind nach meiner Ansicht Lohnerhöhungen das wichtigste und zentralste Instument, um einen Reallohnverlust in der inflationären Phase zu verhindern, wenngleich sie wiederum teilweise als inflationsverstärkend wirken, je nachdem, welche Profitschmälerung die Unternehmer infolge der Lohnerhöhungen hinnehmen. Es gibt noch andere, grundlegende Faktoren, die konkret inflationstreibend wirken und welche eine Inflation am Leben erhalten oder vorübergehend wirken und auf die die Beschäftigten unbedingt mit der Forderung nach Lohnerhöhungen reagieren müssen. Wer das als Ökonom nicht primär unterstützt, findet sich, wie der Leitartikel es im Titel formuliert, direkt an der Seite von Lagarde, die höhere Löhne ablehnt und die Leitzinsen bei Null behalten will.
7. Auf die staatlichen inflationsdämpfenden Möglichkeiten, welche Herr Krätke am Schluss alternativ nennt, haben die Lohnabhängigen im Unterschied zu Tarifverhandlungen keinen unmittelbaren Einfluss, weshalb es sich bei den Vorschlägen um keinen konkreten politischen Weg handelt, aktuell den Kaufkraftverlust der Lohnabhängigen zu sichern.
8. Wichtig fände ich neben den von Herr Krätke genannten politischen Forderungen auch, sich für eine Steuerreform mit Umverteilungscharakter von oben nach unten zu engagieren, weil in einer Inflation die Steuerprogression die Lohnerhöhungen teilweise wieder aufzehrt (auch bei den Rentenerhöhungen). Kurzfristig verbleiben aber in DE allein die Lohnkämpfe, um den Lebensstandard zu sichern, weil die Ampel eine Steuerreform ausschloss.
Sorry, für den längeren Kommentar. Ich finde es leider ein Trauerspiel, dass linke Medien die Inflation kaum diskutieren und wenn, dann mit solchen Artikeln wie diesem.
"weshalb es sich bei den Vorschlägen um keinen konkreten politischen Weg handelt, aktuell den Kaufkraftverlust der Lohnabhängigen zu sichern."
Sorry, sollte natürlich heissen: "weshalb es sich bei den Vorschlägen um keinen konkreten politischen Weg handelt, aktuell den Kaufkraftverlust der Lohnabhängigen zu verhinden und die Einkommen zu sichern.
Ein guter Artikel mit sinnvollen Vorschlägen! Emma und Otto-Normalverbraucher wäre damit zumindest etwas geholfen. Und die Schulden lassen sich trotzdem sanft weg inflationieren: Sozusagen das Ei des Kolumbus also!
"Ein guter Artikel mit sinnvollen Vorschlägen!"
Die Vorschläge gehören in ein linkes Wahl- und Regierungsprogramm. Sie helfen aber aktuell wenig bei einer Regierung in DE und der EU, welche ganz andere Interessen bedient wie man im Koalitionsvertrag sieht. (Verzicht auf Steuerreform). Bis zu einem möglichen Regierungswechsel, der die Vorschläge von Krätke evtl. umsetzen würde, findet die Enwertung der Kleinsparer und Mittelschicht durch die Inflation statt untd diese geht, angetrieben *u.a.* durch die Nullzins-Politik der EZB, flott weiter.
Was würde eine Zinserhöhung denn ändern?
Sie macht Investitionen teurer und senkt nichts. Der wesentliche Treiber sind die Energiepreise. Und die sind durch die globale Perspektiveunabhängig von der Zinsentwicklung der EZB.
Die Inflstion wird schnell eingedämmt, wenn das irre Ballyhoo um die Ukraine aufhört und NordStream2 positiv betrachtet wird,
Die Theorie, eine Erhöhung der Geldmenge führe zu Inflation, nennt man "Quantitätstheorie des Geldes". Diese Theorie ist falsch, empirisch widerlegt, wird aber von ökonomischen Laien und der Presse noch immer geglaubt.
Die gegenwärtige Inflation ist eindeutig der Angebotsverknappung, Lieferketten, Chipmangel, etc. zuzuordnen. Dauerhafte Inflation setzt dauerhafte Nachfrageerhöhung, also Lohnsteigerungen, voraus. Damit ist nicht zu rechnen, die Löhne stagnieren, die gegebene Nachfrage ist zu gering, die hohe Produktivität aufzufangen. Die Wirtschaft produziert so viel, daß nicht alles verkauft werden kann. Konzerne wie Apple schwimmen im Geld und wissen nicht wohin damit, deshalb Aktienrückkäufe.
Höhere Zinsen würden die eher schwache Konjunktur abwürgen, das Bauen verteuren und damit letztlich die Krise verstärken. Hohe Zinsen sind also derzeit eine reale Gefahr für die Wirtschaft. Die EZB, aber auch die chinesische Zentralbank bleiben deshalb richtigerweise bei ihrer Politik des lockeren Geldes.
„findet die Enwertung der Kleinsparer und Mittelschicht durch die Inflation statt untd diese geht, angetrieben *u.a.* durch die Nullzins-Politik der EZB, flott weiter.“
Oben ginge mit den im Artikel erwähnten Vorschlägen etwas rein- und unten gleich wieder raus, stimmt. Das musste ich als Angestellter jahrelang hinnehmen! Die Lohnerhöhung wurde von den steigenden Krankenversicherungsbeiträgen gleich wieder weg gefressen. Und weil in der Schweiz die Beiträge für die Krankenversicherungen statistisch separat erfasst werden, da es sich um sog. Transferleistungen handelt, werden sie im Teuerungsindex auch gar nicht erst ausgewiesen. Item. Ohne die im Artikel aufgelisteten Vorschlägen wäre die Situation vieler Menschen um einiges schlechter. Zudem: Natürlich werden Kleinsparer via Geldpolitik enteignet. Andererseits ist das Sparbuch aber auch die mit weitem Abstand schlechteste Anlageform. Man könnte dieses Geld auch anlegen. Die schleichende Enteignung ist nicht zuletzt der Preis der Angst. Daran ist nicht die EZB schuld. Diese Feststellung betrifft explizit Menschen, die einen gewissen Sparbetrag auf dem Konto haben. Das ist mir noch wichtig festzuhalten.
"Was würde eine Zinserhöhung denn ändern?
Sie macht Investitionen teurer und senkt nichts."
Die zinslosen Krediteinfolge der Null-Leitzinsen verbleiben *in der Hauptsache* im Sektor des Finanzkapitals und vermehren die Profite in diesem Sektor. Sie kamen kaum der Realwirtschaft zugute, schaut man sich die Zahlen der einzelnen Sektoren an. (staatliche Verschuldung, Verschuldung der Wirtschaft, private Verschuldung.).
"Der wesentliche Treiber sind die Energiepreise. Und die sind durch die globale Perspektiveunabhängig von der Zinsentwicklung der EZB."
Wer mit billigem Kapital mit Rohstoffen und Lebensmitteln spekuliert, holt sich doch weltweit an den Finanzmärkten die Kredite, da wo sie am Günstigsten sind. *Angemessene* Leitzinsen bremsen die Spekulation an den Märkten (Rohstoff, Lebensmittel, Immobilien, Land usf.). Auch die Mietenexplosion und die sog. Flucht ins Betongold ist durch die Null-Zins-Politik angeheizt worden und würde infolge angemessenen Leitzinsen gebremst.
"Die Inflstion wird schnell eingedämmt, wenn das irre Ballyhoo um die Ukraine aufhört und NordStream2 positiv betrachtet wird,"
Die Hauptsache, man erfindet 1 kurzlebige Ursachen, sei es die Pandemie, sei es ein politischer Konflikt. Leider sind die Ursachen komplexer, vielfältiger und kommt mal eine Inflationsspirale in Gang entstehen auch *selbstverstärkende* preistreibende Faktoren mit eigener Dynamik wie wir sie jetzt schon sehen und vor denen man nicht die Augen verschliessen kann.
Zum Argument, Nullzinsen entwerten die Sparguthaben.
Das ist richtig. Es gibt aber in der Marktwirtschaft kein Menschenrecht auf hohe Zinsen. Die SparerInnen würden durch einen größeren Konjunktureinbruch, den höhere Zinsen bewirken können, noch mehr leiden, wenn die Arbeitslosigkeit ansteigen würde.
Wer Geld auf der hohen Kante hat, darf sich glücklich schätzen. Das haben viele Arme nicht. Niedrige Zinsen sollen nach der Theorie auch die zu geringe Nachfrage ankurbeln. Wenn sich das Geld auf der Bank entwertet, soll man es besser ausgeben, ein Häuschen bauen oder ein Auto kaufen und so die Konjunktur ankurbeln.
Wer all das nicht will, kann Aktien kaufen, was immer mehr junge Leute tun. Aktien haussieren, brachten im letzten Jahr ca. 20%. Selbst die Dividenderendite einiger Standardwerte rentiert höher als die Nullzinsanlage. Auch wer nur wenig Geld gespart hat, kann im Grunde mit ein paar Apple-Aktien nichts falsch machen, die werden in ein paar Jahren sicher höher notieren als derzeit und bringen bis dahin eine kleine Dividende.
Ein wenig risikofreudig muß man allerdings sein.
No Risk, No fun!
"Andererseits ist das Sparbuch aber auch die mit weitem Abstand schlechteste Anlageform."
Mein Schwiegervater hat sein Erspartes für die Rente mal in Bundesschatzbriefen zu 4,5 % angelegt. Seine Tochter müsste heute in DE sog. Verwahrgeld bezahlen wegen des Referenzzinssatzes. Aber ich weiss ja, wer an die Aktien- und Finanzmärkte denkt und dort handelt, will niedrige Null-Leitzinsen.
"Aber ich weiss ja, wer an die Aktien- und Finanzmärkte denkt und dort handelt, will niedrige Null-Leitzinsen, auch bei Inflation"
Selbst Forist "La Pasionaria". Das enttäuscht mich.
Meine Argumente sind: Angemessen Leitzinsen bremsen die Spekulation auf den Finanzmärkten. Null-Leitzinsen heizen sie an, auch bei den Immobilien. Die Beschäftigten können nur mit kräftigen Lohnkämpfen ihren Lebensstandard halten.
Warum kauft sie keine Aktien? Dann verdient sie mit, bei der "bösen Spekulation"
Die Argumente drehen sich im Kreis, denn ich sage jetzt, höhere Zinsen würgen die schwache Konjunktur ab und schaden durch Arbeitslosigkeit den SparerInnen.
Was nutzt die Eindämmung der Spekulation? Werden dadurch in Berlin, wo jedefrau hinziehen möchte, die Mieten sinken? Die hohe Wohnungsnachfrage ist nur durch Bauen zu befriedigen, auch wenn dann weitere Flächen versiegelt werden. Hohe Zinsen aber machen, auch für die Baukonzerne, bauen teurer, die das dann an die Mieter weitergeben.
Wir leiden an der sog. "Überakkumulation des Kapitals", anders gesagt, am tendenziellen Fall der Profitrate. Das erfordert Lohnerhöhungen, was dann wirklich zu Inflation führt. Diesen Teufelskreis nennt man Kapitalismus. Deshalb muß der Staat die Märkte, wo nötig, regulieren!
Ob ich jetzt Aktien, ETF, Optionen, Futures, Währungen, Gold, Immobilen etc. besitze oder nicht, sollte eigentlich keine Rolle spielen bei einem unabhängig von seinen individuellen Interessen denkenden Menschen in einer wirtschaftspolitischen Diskussion. Engels finanzierte als Fabrikbesitzer Marx z.B. das Kapital.
Dass die Knappheit der Rohstoffe und Lebensmittel zur Zeit auch spekulativ an den Märkten bedingt ist, was mit Null-Leitzinsen begünstigt wird, bezweifelt kein ernsthafter Ökonom.
Natürlich flutet kostenlos erhältliches Kapital den Immobilienmarkt, weil es sichere Renditeanlagen sucht und verteuert am Ende die Mieten. Das weiss eigentlich jeder Ökonom. Hören Sie den Vortrag von Prof. Sinn, vom Infoinstut: https://www.youtube.com/watch?v=rO8yOSUWasA
Die Mietenexplosion verstärkt die Inflation, obwohl die Mieten nichtmals in den deutschen Inflationsindex eingehen, was noch ein anderes Thema wäre (Inflationsindex und wirkliche Inflation).
"Wir leiden an der sog. "Überakkumulation des Kapitals", anders gesagt, am tendenziellen Fall der Profitrate. Das erfordert Lohnerhöhungen, was dann wirklich zu Inflation führt. Diesen Teufelskreis nennt man Kapitalismus. Deshalb muß der Staat die Märkte, wo nötig, regulieren!"
Wollen Sie ernsthaft als Lösung diejenigen, welche gerade ihre Kaufkraft verlieren, auf die Systemfrage verweisen. Sie brauchen 2021 / 2022 deutlich höhere Löhne und die Gewerkschaften brauchen Ökonomen mit realistischen Inflationsprognosen, die nicht durch Lagarde´s Klasseninteressen bedingt sind. In welchem Umfang Lohnerhöhungen zu höheren Preisen führt, hängt vom Kräfteverhältnis ab, weil auch der Profi eine Rolle spielt.
„Aber ich weiss ja, wer an die Aktien- und Finanzmärkte denkt und dort handelt, will niedrige Null-Leitzinsen.“
Nein, ich will einfach die Inflationsrate und, in meinem Falle, die Wechselkursrisiken ausgleichen. Und wenn dabei auch noch die Lebenshaltungskosten abgedeckt werden können: Um so besser! Zudem ist ein normales Zinsniveau (das historische Mittel seit, sagen wir: 1990) weder den Finanzmärkten noch den Sparbucheinlagen abträglich.
Ein Blick auf die Wirtschaftswunderjahre zeigt: Hohes Wirtschaftswachstum, hohe Inflation, hohe Beschäftigung und anständige Löhne mit alljährlichem Teuerungsausgleich (real, nicht nicht nominal) passen sehr gut zueinander! Allerdings kommen die Realzinsen in solchen Zeiten vergleichsweise tief zu liegen, wie historische Zeitreihen zeigen. Bisweilen können sie sogar negativ sein, auch wenn die Nominalzinsen positiv sind.
Ich möchte ausdrücklich die Argumentation von Meine Wenigkeit unterstützen.
Die Inflationsdiskussion ist eine Lügendiskussion. „Die Inflation, das Lieblingsgespenst der Deutschen…“ ist ein beleidigender Kalauer für Otto und Ottilie Normalverbraucher, die durch Zinsverluste auf Guthaben, evtl. sogar Strafzinsen zusätzlich geschröpft werden.
Die Flutung der Märkte mit Billiarden von Euro resp. Dollar ist den Wetten des verkommenen Kapitalmarktes geschuldet. „What ever it takes“: Die Botschaft, um Spekulationen aufs Euro-Aus zu ersticken. Doch jede „Rettungsaktion“ hat wieder dazu beigetragen, dass die Finanzparty weiterging. Mit den bekannten Konsequenzen für Otto und Ottilie Normalverbraucher.
Frau Lagarde & Co. gaben das Inflationsziel von zwei Prozent aus und blieb uns die Antwort darauf schuldig, wieso das für Otto und Ottilie Normalverbraucher sinnvoll sein soll. So kann man argumentieren, wenn die Inflation so hoch ist, wie z.Z. in der Türkei.
Und nun ist das zwei-Prozent-Ziel nicht nur erreicht, sondern übertroffen, und dennoch argumentiert man weiter mit diesem Blödsinn. Erst meinte Frau Lagarde, etwas mehr als zwei Prozent sei auch noch ok. Jetzt stimmt sie uns darauf ein, dass das noch eine Weile so weitergehen könnte und Otto und Ottilie Normalverbraucher sind die gelackmeierten.
Frau Lagarde & Co. alimentieren das Spielkasino weiter.
Nur noch bis Ende März 2022 wird die Europäische Zentralbank (EZB) zusätzliche Wertpapiere im Rahmen ihres Corona-Notkaufprogramms PEPP erwerben. Das zu Beginn der Pandemie im März 2020 aufgelegte Kaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) mit einem Volumen von 1,85 Billionen Euro soll auslaufen.
Allerdings steckt die Notenbank weiterhin etliche Milliarden in den Kauf von Staatsanleihen und Unternehmenspapieren: Das allgemeine Kaufprogramm APP wird vorübergehend (hört, hört) aufgestockt. Im Rahmen des seit 2015 genutzten Programms APP hat die EZB schon mehr als drei Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere gesteckt.
Die machen es wie unser geniale Finanzminister, der einerseits geil auf die Schuldenbremse ist, sie andererseits allerdings manipuliert, was das Zeug hält und uns erzählt, er habe noch Milliardenbeträge unter dem Kopfkissen gefunden.
"Die Theorie, eine Erhöhung der Geldmenge führe zu Inflation, nennt man "Quantitätstheorie des Geldes". Diese Theorie ist falsch, empirisch widerlegt..."
Aha. Dazu würden mich Belege doch sehr interessieren. Und bitte nicht nur aus Japan, bitte nicht nur Beispiele, wo das mal ein paar Jährchen lang gut gegangen ist.
Ich hab nicht gesagt, daß ich gegen Lohnerhöhungen bin, sondern nur, daß eine dauerhaft hohe Nachfrage zu Inflation führen kann. Lohnerhöhungen sollten der Produktivität eines Landes folgen. Hierzulande hinken die Löhne allerdings schon zulange der Produktivität hinterher und haben viel Luft nach oben.
Ich widerspreche nur ihren Argument, höhere Zinsen bremsen die Spekulation und führen deshalb zu niedrigeren Mieten. Das ist ganz sicher falsch, denn in Ballungsräumen wie Berlin herrscht Wohnraumnot. Dagegen hilft nur Bauen, was durch höhere Zinsen teurer wird.
Hier drehen sich unsere Argumente im Kreis. Fragen wir also, was passiert, die FED hat es angekündigt, wenn die Zinsen steigen. Dann brechen die Kurse an der Wall Street erst mal ein, weil die großen Vermögensverwalter verkaufen. Investieren diese dann gleich in die Bauwirtschaft? Da sind sie ja bereits investiert. Sie werden einige Zeit abwarten und dann ihre inzwischen billiger gewordenen Aktien zurückkaufen, wohin sollen sie sonst mit dem Geld der Anleger?
Durch kapitalgedeckte Renten, wie das die Ampel will, wird wieder neues Geld in die Kapitalmärkte fließen, das der Realwirtschaft fehlt. Das Spiel geht von neuen los und die Kurse steigen wieder, noch höher vermutlich?!
Mal ohne wirtschaftstheoretische Höhenflüge:
Die Diskussion offenbart wieder mal Interessenunterschiede auch zwischen den Einkommensschichten unterhalb der Ober- und oberen Mittelschicht: Wer sein Einkommen nicht vollständig für den alltäglichen Lebensunterhalt verbraucht, redet über Entwertung von Angespartem und darüber, ob dem mit dem Kauf von Aktien (oder Aktienfondsanteilen) begegnet werden kann. Wer ein bisserl mehr übrig hat und seine Anlagen streuen kann, sagt gleich noch den coolen Spekulantenspruch auf: „no risk, no fun“.
Wer Rente bezieht oder ALG 2 steht ausserhalb dieser Diskussionen, denn der Realeinkommensverlust durch die Inflation ist sehr konkret spürbar, und keinerlei Ausgleich in Sicht. Langerzeitig dürfte das auch für den gesetzlichen Mindestlohn zutreffen: Wenn die Erhöhung auf 12 € /Arbeitstunde wird, wenn sie denn mal kommt, bis zur nächsten BT-Wahl die letzte sein.
Einkommensanpassung nach Kaufkraftindex könnte diesem Bevölkerungsteil durchaus über die Runden helfen, aber es ist keine Regierung in Sicht die das will. Auch das pauschale Energiegeld, von dem, wenn es nicht allzu geizig ausfällt gerade Bezieher von Niedrigeinkommen etwas übrig behalten könnten und zur teilweisen Finanzierung eines Kaufkraftverlustausgleiches nutzen: Mal vor der Wahl kurz ein Thema, aber nun offenbar Geschwätz von gestern, uninteressant, keine Lobby dafür.
Mehrwertsteuersenkung kommt natürlich auch nicht infrage, irgendwie muss doch die militärische Aufrüstung finanziert werden, zum Wohle des Erdklimas.
Wer aktuell Arbeitsentgelt bezieht kann, falls streikfähig organisiert, per Streik für einen Ausgleich sorgen. Sich streikfähig zu organisieren ist bis jetzt noch nicht verboten, die Chance sollte genutzt werden. Sie kann auch neben der Regelung aktueller Lohnfragen zur Wiedererlangung von Klassenbewusstsein beitragen.
Übrigens: Falls tatsächlich wie von Ankündigungsexperten behauptet die Inflationsrate bald sinken würde hiesse das nicht, dass die Lebenshaltungkosten auf das Niveau von, sagen wir 2020, sinken. Sie würden dann lediglich vom hohen Niveau ausgehend etwas langsamer steigen.
Sie schreiben viel Richtiges, das ich gerne gelesen habe.
Was Sie sich allerdings generell von Gewerkschaften und Tarifkonflikten versprechen, erschließt sich mir nicht. Mit Ausnahme der GdL und ein paar weiteren Spartengewerkschaften kann man die Gewerkschaften doch schon sehr lange vergessen - völlig egal, wie die Konjunktur und die Inflation aktuell stehen.
Natürlich wären höhere Zinsen auch schädlich für die Wirtschaft, aber die Zeit von einfachen Lösungen ist eben definitiv vorbei. Oder wie die Amis sagen: "The Fed finds itself between a rock and a hard place."
Stagflation ist angesagt, das schlimmste aller Szenarien im Kaputtalismus, was hoffentlich in den Zusammenbruch des Systems mündet.
"Die Argumente drehen sich im Kreis, denn ich sage jetzt, höhere Zinsen würgen die schwache Konjunktur ab und schaden durch Arbeitslosigkeit den SparerInnen."
Nun hatten wir doch 10 Jahre Leitzinssenkungen weltweit und in der EU bis zu Negativzinsen und die Konjunktur ist immer noch schwach. Was verleitet Sie zur Annahme, die Null-Leitzinsen würden in den nächsten 10 Jahren dem Wachstum helfen?
Die "goldenen Zeiten" der Nachkriegszeit kommen nicht zurück und ein normales Zinsnivieau gibt es nicht. Was wäre denn normal, 3% oder 10%, wie wir es auch mal für schwedische Staatsanleihen hatten?
Und Wechselkurse der Währungen folgen langfristig dem Außenhandel, Zinsen wirken hier nur kurzfristig.
Ich frag umgekehrt, kurbeln höhere Zinsen die Konjunktur an?
So eine Schwachsinnsargumentation.
Vor Jahrzehnten hatte mir meine Bank zu Aktienkäufen geraten: „Die sind augenblicklich billig, sie sollten jetzt zuschlagen“. Nun – ich schlug zu, bescheiden zwar, denn ich gehöre zur Population von Otto und Ottilie Normalverbraucher. Über Jahre blieben die Aktien billig und wurden immer billiger, und ich verlor immer mehr, bis ich die Nase voll hatte und sie verkaufte.
Da hatten die einen neuen Kalauer drauf: „Sie sollten nicht verkaufen, Aktien muss man langfristig anlegen!“ Ich habe mich gefragt, ob die davon ausgehen, dass Menschen zwei oder drei Leben haben: Was heißt denn langfristig? 45 Jahre, so lange dauert ein Berufsleben, demnächst noch mehr.
Das ist der Zeitraum, über den wir uns unterhalten, wenn die (H)Ampel-Regierung an eine aktienbasierte Rente denkt, und am Ende muss man miterleben, wie uns die Finanzwirtschaft ein ums andere Mal bescheißt und die Steuerzahlerpopulation von Otto und Ottilie Normalverbraucher für ihre Betrügereien in Haftung nehmen.
Was Sie hier von sich geben, ist ein vergifteter Ratschlag à la Larry Fink.
"Einkommensanpassung nach Kaufkraftindex könnte diesem Bevölkerungsteil durchaus über die Runden helfen, aber es ist keine Regierung in Sicht die das will."
Das hat es vor Jahrzehnten schon mal in Italien gegeben, trieb aber nur die Inflation in die Höhe.
So sieht es aus. Die einzige Chance für Normalverbraucher besteht darin, sich so vehement aufzulehnen gegen Politik und Finanzoligarchie, dass diese Angst bekommen. Und zwar nicht wegen der Maskenpflicht, sondern weil sie unsere Gesellschaft dauerhaft durch ihren Finanzfaschismus zerstören.
Was glaubst Du wohl, warum in Frankreich die Energiepreise gedeckelt wurden und seit jeher ein fester Preis für ein Baguette nicht überschritten werden darf?
Wir sollten den Angriffskrieg der Reichen gegen uns alle endlich erwidern.
Ja, uns alle. Auch die paar Habe-ein-bisschen-was, die sich dadurch sicherer fühlen als die Habenichtse, sollten sich da nicht täuschen lassen. Gell, @Reinkarnation und @LaPasionaria?
Sie dürfen ihre persönlichen Erfahrungen nicht verallgemeinern. In den letzten 10 Jahren sind weltweit die Aktienindizes gestiegen. Hätten sie ein Zertifikat auf den Dow oder die Nasdaq gekauft, wären sie reicher. Wahrscheinlich hat ihnen ihr Bankberater geraten, deutsche Aktien, womöglich die Telekom, zu kaufen. Damit konnte niemand Geld verdienen. Aber selbst wer zum Ausgabepreis von damals 18 DM Telekom-Aktien gekauft hat, ist mit Dividenden im plus, hat sich besser gerechnet als Zinsanlage, aber dafür mehr Risiko.
Pech hatten diejenigen, die zum Höchstkurs von 100 DM, Telekom Aktien kauften. Man müßte jetzt nachrechnen, ob die Kursverluste durch die Dividendenzahlungen ausgeglichen worden wären? Vernünftige Anleger haben ihre Telekomaktien schnell mit kleinen Gewinn wieder verkauft und damit natürlich die Kursrally verpaßt, aber so ist nun mal die Börse!
"Was Sie sich allerdings generell von Gewerkschaften und Tarifkonflikten versprechen, erschließt sich mir nicht."
Gründe:
1. Über die Tarife sichern die Beschäftigten den Erhalt der Ware Arbeitskraft. Der Wert (Lebensstandard) sinkt durch Inflation. Lohn(Tarif)kampf mit Streik ist dazu das einzige Kampfmittel, welches die Lohnabhängigen haben.
2. Tarifforderungen setzen sich u.a. immer zusammen aus mindestens: Inflationsrate (rückwirkend und prognostisch), Produktivitätsanteil.
3. Insofern brauchen die Gewerkschaften für 2. realistische Prognosen, was die Preissteigerungen und einen realistischen Inflationsindex betreffen.
4. Mehrere Preistreibende Faktoren bleiben IMHO bestehen: Spekulation (u.a. wegen der Niedrigzinsen), Mieten, Lebensmittelknappheit weltweit (Klimakrise!), Rohstoffe (Energiewende, CO2-Bepreisung), globale Unsicherheit, zyklusbedingte Faktoren. Ich würde jetzt erwarten, dass dieses linke Okonomen sauber empirisch aufbereiten, damit die Gewerkschaften darauf eine Lohnstrategie begründen können. Lagarde macht genau das Gegenteil: Sie will Lohnerhöhungen verhindern, indem sie Inflation mit Absicht und vermutlich wider besseres Wissens als kurzlebig darstellt und die Zwänge für die Null-Zins-Politik verschweigt.
5. Ein Systemzusammenbruch, den sie sich wünschen, ohne starke sozialistische Kräfte und eine Organisiertheit der Lohnabhängigen in Parteien und Gewerkschaten, führt nur zu einer faschistischen Regierung.
Guten Morgen Jürgen,
dass es innerhalb einer privatkaputtalistischen Ökonomie keine längerzeitig volkskompatible demokratische Ökonomie geben kann: Darüber dürften wir uns wohl einig sein.
Die Diskussion, ob wir die Inflation anheizen oder ihr hinterherlaufen kann ich noch aus 1970er Jahren erinnern. Das Argument der Gewerkschaft, dass wir in der nächsten Tarifrunde auf Inflationskompente der Forderung verzichten könnten wenn die Lebenshaltungkosten bis dann nicht gestiegen sind wurde von der Kapitalseite nicht beantwortet.
Analog kann das auch auf Indexanpassung bei Renten und ALG bzw. "Grundsicherung" angewandt werden: Bei niedriger Inflation könnten auch die Anpassungen entsprechend niedrig ausfallen. Aber sie laufen eben den steigenden Lebenshaltungskosten hinterher. Bzw. in der BRD ja nicht mal das.
"Ich frag umgekehrt, kurbeln höhere Zinsen die Konjunktur an?"
Und wo bleibt die Antwort auf meine Frage?
„Sie dürfen ihre persönlichen Erfahrungen nicht verallgemeinern. In den letzten 10 Jahren sind weltweit die Aktienindizes gestiegen.“
So würde Larry Fink auch argumentieren. Sind Sie bei dem angestellt?
Haben Sie schon mal etwas von Aktienrückkäufen gehört, um die Preise im Spielkasino zu erhöhen? Mit dem Geld aus der wunderbaren Geldvermehrung durch Nationalbanken. Wir unterhalten uns hier über Monopoly-Geld, die nächste Immobilienblase klopft bereits an unsere Tür. Ihre Argumentation ist so inhaltsleer wie das Monopoly-Geld, dem Sie hier das Wort reden.
„Die "goldenen Zeiten" der Nachkriegszeit kommen nicht zurück“
Mit einem konsequent aufgegleisten Green Deal vielleicht doch.
„und ein normales Zinsnivieau gibt es nicht“
Für mich umreisst das die Zeit von Bretton Woods bis 1971- und die Zeit danach. Die 1990er betrachte ich als eine Bruchstelle der Zeit. Deshalb habe ich auch von einem Mittel seit 1990 geschrieben. Und nicht seit 1920. Oder 1873. Die Wirtschaftsgeschichte verläuft in Epochen. Mit Anbruch der Neunzigerjahre begann die „grosse Zeit“ der Globalisierung. Das sieht man z. B. sehr gut hier.
Diese Phase der Globalisierung, die ich übrigens als Fehlleistung betrachte, und zwar aus beinahe jeder Perspektive- ausser man sieht in der unbegrenzten Multiplikation von Konsummöglichkeiten einen Fortschritt, auf den die Menschheit für ihr Überleben unbedingt angewiesen ist- muss in grossen Teilen wieder rückkängig gemacht werden.
...
Es ist nicht nur der Aussenhandel, der den Wert einer Währung bestimmt. In diesen Fiat-Zeiten sowieso nicht. Sonst müsste die türkische Lira ja jetzt steigen. Das Gegenteil ist der Fall. Währungen sind ein Versprechen, das u. a. auf dem Vertrauen der Marktteilnehmer aufgebaut ist.
Zu Ihren Erklärungen über Tarifkonflikte: Das ist ja nicht falsch.
Aber haben Sie den Eindruck, dass die Gewerkschaften in den letzten Jahrzehnten halbwegs akzeptable Lohnabschlüsse in Deutschland erreicht haben? Wohl kaum!
Die Gewerkschaften werden (zu 99%) von korrupten Funktionären an der Spitze geführt. Außerdem sehe ich immer weniger, was sie für die Gesellschaft insgesamt erreichen wollen, so zum Beispiel für junge, noch nicht angestellte Menschen, die einen vernünftigen Berufseinstieg suchen.
Guten Morgen auch dir, Claudia.
Gegen Lohnerhöhungen in unserem Billig-Lohn-Land habe ich nichts. Dann hätte die Inflation sozusagen auch eine gewisse Berechtigung.
"Währungen sind ein Versprechen, das u. a. auf dem Vertrauen der Marktteilnehmer aufgebaut ist."
Sehr richtig. Und wehe, wenn das Vertrauen erst einmal weg ist. "Vertrauen ist der Anfang von allem", hat die Deutsche Bank (meine ich) immer als Werbeslogan propagiert. Was in dieser Logik dann andersherum ein Vertrauensverlust ist, könnte ich jetzt noch ausbuchstabieren - aber das wäre Dir mal wieder zu negativ...
>>Dann hätte die Inflation sozusagen auch eine gewisse Berechtigung.<<
;-)
Zwei Seiten derselben Blechmedaille, ja.
Gegen eine deftige Rentenerhöhung hätte ich auch nichts. Wobei ich ja dafür plädiere, dass die nur alle 2 Jahre prozentual stattfinden soll, dazwischen für Alle gleicher Festbetrag. Damit die Armutsrenten nicht ewig unten bleiben.
>>Wir sollten den Angriffskrieg der Reichen gegen uns alle endlich erwidern.<<
Und zwar international vernetzt, sonst wird das nichts.
Es muss aber schon eindeutige, einigermaßen unverrückbare Ziele und Grundsätze geben. Diese müssen von einem kleinen Kern an Leuten oder sogar einer Einzelperson formuliert werden. Dann muss das Konzept ohne Verwässerung Verbreitung finden - gerne auch international. Was es aber wohl erst wird, wenn eine Gruppe irgendwo mal anfängt und ein paar spekatkuläre Erfolge und somit Aufmerksamkeit erringt.
Ewiges Gerede hilft jedenfalls nicht, weder lokal noch international.
"Ich widerspreche nur ihren Argument, höhere Zinsen bremsen die Spekulation und führen deshalb zu niedrigeren Mieten. Das ist ganz sicher falsch, denn in Ballungsräumen wie Berlin herrscht Wohnraumnot. Dagegen hilft nur Bauen, was durch höhere Zinsen teurer wird."
Zunächst mal habe ich angeführt, dass infolge den Null-Leitzinsen generell an den Finanzmärkten die Spekulation unterstützt wird. Weil eben die Nachfrage künstlich hoch getrieben wird, sei es bei Rohstoffen, Lebensmitteln, Immobilien, Grundstücken, Agrarflächen.
Es gibt natürliche mehrere Faktoren, welche die multifaktoriellen Nachfrage-Angebot-Zusammenhänge, die dann zur Preisbildung in einem städtischen Immomarkt führen, beeinflussen. Neben der zweifellos vorhandenen Wohnraumnot hat von Ökonomen unbestritten auch die Flutung der Immomärkte mit Kapital die Nachfrage *weltweit* und damit die Preise / Mieten zusätzlich erhöht.
Soweit das als Appell an mich gerichtet ist: Über Ziele und Wege mitreden kann ich, mach ich, aber so aktiv wie früher werde ich nicht mehr. Da müssen jetzt Jüngere ran.
Internationale Vernetzung halte ich für wichtig, damit nicht immer wieder separierte nationale Arbeiterklassenteile vom internationalen Kapital gegeneinander ausgespielt werden können.
"Aber haben Sie den Eindruck,...."
alles richtig. Trotzdem führt der Weg zur Reallohnsicherung nur über die Tarifkämpfe. Vielleicht gehen bei den kommen Inflationskämpfen in der EU ja die französischen Gewerkschaften voran.
Das war nicht an Dich gerichtet, und ich verstehe, dass man mit über 70 keine Revolution auf der Straße mehr vom Zaun bricht. Auch ich mit meinen 43 bin dafür wohl schon zu - naja - vorsichtig bzw. passiv. Vor allem die Jugend muss es richten. Oder niemand mehr.
Wir brauchen eine Revolution. Das System ist am Ende. Gnadenlos geführte Tarifkämpfe von Arbeiterseite wären ggf. auch ein Anfang, aber das erwarte ich in Deutschland nicht.
Sie haben in vielen recht, aber in der Spekulation den Hauptgrund für hohe Immopreise zu sehen, ist schlicht falsch! Die hohen Immopreise haben verschiedene Ursachen, Hauptursache ist in deutschen Ballungsräumen allerdings ein Unterangebot von Wohnraum. Würde man dies erhöhen, sogar ein Überangebot schaffen, würden die Mieten sinken, denn die Immobilienhaie fänden zuwenig Mieter. Sie könnten Leerstände akzeptieren oder die Mieten senken, damit ihr Investment ein wenig Geld, unter der Gewinnschwelle, einspielt. Mit Spekulationen hat das zunächst wenig zu tun.
Überhaupt haben sie einen falschen, weil zu allgemeinen Begriff von Spekulation. Sie müssen schon sagen, auf welchen Märkten spekuliert wird. Sie sprechen hier die Warenterminmärkte an, wo tatsächlich spekuliert wird, mit Übertreibungen. Im allgemeinen folgen allerdings die Preise den Knappheitsbedingungen an den realen Gütermärkten. Wenn die Bauern zu wenig verdienen, ihre Einnahmen nicht ihre Produktionskosten decken, müssen sie um überleben zu können die Preise erhöhen. Auch politisch, durch Steuern etc. kann man die Preise hochtreiben, wenn teures Ökofleisch die Billigproduktion verdrängt. Auf den Energiemärkten ist die Nachfrage, vor allen aus den energiehungrigen China, groß. Die Energiesteuern steigen politisch gewollt. Die Spekulation kann diese Effekte verstärken, aber nicht alleine verursachen. Wenn die Aktienkurse steigen hat das unmittelbar keinen Einfluß auf die Gütermärkte, es sei denn, alle Aktionäre verkaufen gleichzeitig ihre Aktien und kaufen Champus. Dann würden die Champuspreise steigen und die Aktienkurse abstürzen.
Abschließend aber die Gretchenfrage: Was bringt eine Zinserhöhung der ArbeiterInnenklasse hierzulande. Gut, ein paar Sparer würden ihr Geld verzinst bekommen. Aber gleichzeitig würden Kredite, Baukredite teurer werden, kleine, coronageschädigte Geschäfte könnten dann den Wiederaufbau vergessen, die Konjunktur könnte einbrechen und Arbeitsplätze kosten. Da überwiegt doch der kleine positive "Sparereffekt" die negative Effekte auf die Gesamtwirtschaft, zum Nachteil der arbeitenden Klassen!
Der gesamtwirtschaftliche negative Effekt überwiegt natürlich den kleinen positiven Sparereffekt meinte ich natürlich. Zinserhöhungen schaden derzeit der ArbeiterInnenklasse!
Wichtig ist nur, dass Wäschekörbe billig bleiben. Damit man sie mit Geldscheinen füllen kann bevor man sich ein Brot kaufen geht. :-)
Erinnert mich irgendwie an Erdogan. An der Realität kommt man aber letztendlich nicht vorbei. Es viel mehr Geld im Umlauf als benötigt wird. Vor zehn Jahren begann die Asset Price Inflation (Immobilienpreise und Mieten) und jetzt springt die Inflation auf andere Bereiche über. Die Schuldenlevels sind aber viel zu hoch als das man sie schmerzlos weginflationieren oder durch Steuersenkungen herauswachsen könnte. Wichtig ist das man keine Lohn Preis Spirale wie im Italien der Siebziger in Gang setzt.
>>Wichtig ist das man keine Lohn Preis Spirale wie im Italien der Siebziger in Gang setzt.<<
Eine Lohnspirale reicht!!!
"Sie haben in vielen recht, aber in der Spekulation den Hauptgrund für hohe Immopreise zu sehen, ist schlicht falsch! "
Was heisst jetzt "Spekulation". Die Geldmenge ist in den letzten 20 Jahren immens gewachsen, weil einfach mit geschöpftem Geld Anleihen gekauft wurden, ca. 4 Billionen Anleihen. Die Realwirtschaft verwendet das nicht in dem Umfang als Kredit, da gingen die Schulden stark zurück.
Die Kapitalgesellschaften suchen bei den Null-Leitzinsen die besten Renditemöglichkeiten. Eine davon sind Immobilien. D.h. die Nachfrage übersteigt das Angebot. Für meine These spricht, dass auch ausserhalb der Ballungsräume die Preise sich in den letzten 13 Jahren seit der Lehmann- und Finanzkrise sehr tark erhöht haben. Der Preisindex für ländliche Einfamilien-, Reihenhäuser u. Eigentumswohnungen stieg um 83 %, der für Immobilien in Mittelstädten um 107 %, in Großstädten um 136 % in 13 Jahren seit der Lehmannkrise. Quelle: Vortrag von Prof. Sinn, Info-Institut, Kommt jetzt die Inflation? ab Min: 28:00 im Video.
Infolge dieser Immo-Preiseskalation gibt es seither einen Bauboom, weil selbst bauen billiger erscheint als die Steigerungen bei den Bestandsimmobilien, mit Auswirkungen auf die Baulandpreise, Baustoffepreise und Arbeitskräfte, die anderen Branchen entzogen werden. (gleiche Quelle, Prof. Sinn). Der Bauboom hält jetzt noch aus anderen Gründen an (siehe Koalitionsvertrag, Energiewende).
Etwas Ähnliches betrifft das Agrarland und Waldflächen, die EU-weit von Finanzkapitalfirmen aufgekauft werden und wo die Preise so stark gestiegen sind, so dass Bauern die Pacht nicht mehr oder schwer erwirtschaften können und was sich im Endeffekt auch preissteigernd bei den Lebensmitteln und beim Holz auswirkt. Ihr Argument mit dem Überangebot Schaffen durch Bauen ist doch kein real begründbares, weil real Gründstücke in den Städten prinzipiell Mangelware und knapp" sind.
"Überhaupt haben sie einen falschen, weil zu allgemeinen Begriff von Spekulation. Sie müssen schon sagen, auf welchen Märkten spekuliert wird. Sie sprechen hier die Warenterminmärkte an, wo tatsächlich spekuliert wird, mit Übertreibungen."
Rohstoffpreise und Agrargüterpreise werden aktuell durch die Terminmärkte angetrieben, weil da auf die Zukunft spekuliert wird. (Lebensmittelknappheiten durch Klimakrise, mehr globale Unsicherheit, Energiewende). Mit zinslosem Kapital hält man solche Blasen länger am Leben. Dass sie irgendwann mal platzen, ist doch klar.
"Gut, ein paar Sparer würden ihr Geld verzinst bekommen. Aber gleichzeitig würden Kredite, Baukredite teurer werden, kleine, coronageschädigte Geschäfte könnten dann den Wiederaufbau vergessen, die Konjunktur könnte einbrechen und Arbeitsplätze kosten. Der gesamtwirtschaftliche negative Effekt überwiegt natürlich den kleinen positiven Sparereffekt meinte ich natürlich. Zinserhöhungen schaden derzeit der ArbeiterInnenklasse!"
Es geht mir allein darum, dass Zinsen so justiert sind, dass sie den Lohnabhängigen die Kaufkraft des Ersparten, z.B. beim Bausparen, erhalten sollen. Verliert sein Geld an Wert, kann er auch keine Wohnung oder ein Haus mehr erwerben.
Und wieviele Geschäftsinhaber in Berlin mussten kündigen wegen der eskalierenden Immobilien- und Mietpreise, nicht wahr. Solche Spekulationsblasen schaden der Masse der Geschäftsinhaber. Da nützt ihnen auch kein zinsloser Kredit, wenn der Erlös nicht mehr für die Miete reicht.
Und was nützt ein fast zinsloser Immokredit, wenn die Wohnung doppelt soviel kostet wie vor 10 Jahren. Sie wird unerschwinglich für die meisten Einkommen. Hingegen ein 5 % Immokredit bei einer Wohnung, die dafür 50 % billiger ist, nützt der breiten Masse der Käufer viel mehr.
Ergo: 1. Leitzinsen, in einer Höhe welche der Masse der Lohnabhängigen und kleinen Selbstständigen den Wert ihres Ersparten sichert. 2. Aussertarifliche Lohnerhöhungen im Umfang der Inflation.
"Es viel mehr Geld im Umlauf als benötigt wird. Vor zehn Jahren begann die Asset Price Inflation (Immobilienpreise und Mieten) und jetzt springt die Inflation auf andere Bereiche über. Die Schuldenlevels sind aber viel zu hoch als das man sie schmerzlos weginflationieren oder durch Steuersenkungen herauswachsen könnte. Wichtig ist das man keine Lohn Preis Spirale wie im Italien der Siebziger in Gang setzt."
Alles falsch, sie fallen auf die üblichen Dummheiten herein, die in der Zeitung stehen. Woher wissen sie, das mehr Geld im Umlauf ist, als benötigt wird? Das ist die erste Stammtischparole! Wieviel Geld darf denn im Umlauf sein? Die deutschen Sparer haben doch viel Geld auf der hohen Kante, für das sie fleißig gearbeitet haben. Wollen sie diese viele Geld den Leuten wegnehmen?
Welche Schuldenlevel sind warum zu hoch?. Was ist die richtige Höhe von Schulden? Verstehen sie, das jeden Schulder ein Glöubiger gegenübersteht? Wenn ich ihnen Geld leihe, passiert volkswirtschaftlich nichts. Sie haben mehr Geld zum ausgeben und ich habe weniger Geld zum Ausgeben und sie müssen mir außerdem Zinsen zahlen
Die Lohn Preis Spirale ist auch ein unausrottbares Märchen deutscher Stammtische. Löhne müssen in Höhe der Produktivität steigen. Wenn die mehr als die Produktivität steigen, dann kann es Inflation geben, ansonsten gibt es Deflation.
Ich hör jetzt auf. Sie merken vielleicht selbst, das ihre Anmerkungen ein wenig zu kurz bedacht sind, sorry, typische Stammtischparolen. Dafür können sie nix, denn so steht es in den Zeitungen. Der Freitag-Artikel macht hier eine rühmliche Ausnahme und stellt den Sachverhalt korrekt dar!
Nebenbei, Asset Price Inflation meint die Preissteigerung an den Anlagemärkten. Hohe Aktienkurse tun ihnen nicht weh, denn Aktien braucht man nicht zum Leben, eine Wohnung schon.
Ach Gott, den gibt es ja nicht, sie machen schon wieder Denkfehler, weiß gar nicht wo ich anfangen soll? Wenn Konzerne Immobilien kaufen, müssen sie auch solvente Mieter finden. Wenn zu viele Wohnungen gebaut sind, mehr als die Leute brauchen, dann, na was, dann sinken die Immobilienpreise.
Nochmals zum mitschreiben, sie werden es aber bezweifeln. Es gibt KEINEN Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation. Das ist Stand der VWL, nur einige Dummköpfe bezweifeln dies. Die Geldmenge ist eine abstrakte Größe, die zunächst gar nicht aussagt. Wichtig ist, wem das viele Geld gehört. Wenn Arme mehr Geld haben, kaufen die Lebensmittel, aber machen sicher kein Lebensmittellager auf. Also werden die Lebensmittelpreise nur wenig schwanken. Wenn Reiche,die im Champus baden und schon 10 Porsche besitzen, u d noch mehr Geld verdienen, was kaufen die? Richtig Aktien, irgentwas müssen die ja mit ihren Geld machen. Sie könnten auch Wohnungen kaufen. Die müssen sie aber vermieten, sonst bringt ihre Anlage keinen Profit. Teuer vermieten kann man nur, wenn Wohnungsnot herrscht. Baut der Staat sehr viele Wohnungen, dann können die Reichen ihre Wohnungen nicht mehr so teuer vermieten.
Ist doch nicht so schwer zu verstehen oder wo liegt ihr Problem?
"Ach Gott, den gibt es ja nicht, sie machen schon wieder Denkfehler, weiß gar nicht wo ich anfangen soll? Wenn Konzerne Immobilien kaufen, müssen sie auch solvente Mieter finden. Wenn zu viele Wohnungen gebaut sind, mehr als die Leute brauchen, dann, na was, dann sinken die Immobilienpreise."
Das ist doch reine, abstrakte Theorie, die mit Realität Null zu tun hat. Es können schlicht nicht beliebig viele Wohnungen produziert werden wie bei anderen Gebrauchsgütern. Es handelt sich bei Grundstücken und Immobilien um knappe Güter, das, überlässt man es dem freien deregulierten Markt, eben zu Missverhältnissen zwischen Nachfrage und Angebot führt und dann zu inflationären Effekten. Hören Sie sich den Vortrag von Prof. Sinn aus dem Info-Institut an, Punkt, Flucht ins Betongold, bevor sie mir Denkfehler vorwerfen.
"Nochmals zum mitschreiben, sie werden es aber bezweifeln. Es gibt KEINEN Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation." Habe ich auch nicht geschrieben. Es können aber dadurch inflationäre Effekte angestossen bzw. ausgelöst werden. Preissteigerungen, also Inflationstendenzen, entstehen erst durch Nachfrage-Angebots-Divergenzen, aber kurzfristig auch durch Monopole, und im diskutierten Immomarkt sind halt die Divergenzen sehr speziell, weil das Gut begrenzt und nicht beliebig herstellbar ist.
Interessante Diskussion(en) hier, :-)
Der Beitrag erinnert mich ein wenig an ausführliche Diskussionen über das Geldwesen/Geldschöpfung usw. in der Vergangenheit: langjährige Foristen werden sich noch erinnern.
Das Thema von @Krätke betrifft die Zinspolitik der europäischen Zentralbank, der Geldmenge, Inflation und die damit verbundenen Erwartungen. Zur Erinnerung noch die Hauptaufgabe der EZB: die Preisstabilität.
Wer sich intensiver mit "Geld und Geldpolitik" beschäftigen möchte, kann sich über die folgende Broschüre der EZB sehr gut über die Geldwirtschaft informieren (und sich nicht täuschen lassen wegen "Schülerbuch").
Nach wie vor gilt aber immer noch das Stabilitätsgesetz, was mehr beinhaltet, als 'nur' die Preisstabilität! Unter dem Begriff "Magisches Viereck" wurde folgendes definiert und ist verbunden mit Wirtschaftsminister Karl Schiller (Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft):
"Mit dem Stabilitätsgesetz will die Bundesregierung die Ziele Vollbeschäftigung, Preisstabilität, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und ein angemessenes Wirtschaftswachstum, das sogenannte magische Viereck, erreichen."
Nun sind irgendwie bei der EZB/Deutschen Bundesbank zumindest Vollbeschäftigung und außenwirtschaftliches Gleichgewicht aus dem Fokus geraten, denn über die Geldmengensteuerung allein lässt sich das Viereck nicht hinreichend beackern, was auch nicht die Zentralbanken allein erreichen können, wenn die Regierungen immer noch die Lösungen mit marktliberalen Theorien verbinden.
Die EZB 'überzieht' eigentlich längst die Grenzen der Geldmengensteuerung, wobei allerdings ohne dieses Verhalten (die nicht die eigentliche Ursache der jetzigen Inflation ist!) längst schlimmeres sich abgespielt hätte. Aber wahrscheinlich auch den Finanzmärkten vieles an 'Munition' entzogen hätte.
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht hat Deutschland schon lange nicht mehr, was negative Folgen für andere Länder hat (aber auch in Deutschland selbst). Wachstum ist längst mit alten Prozentsätzen erledigt, was auch der hohe Grundwert mit sich bringt, wenn darauf etwas aufgesetzt wird. Daraus und auch längst aus ökologischen Gründen, kann also keine 'Rettung' über Wachstum gesucht werden. Was wiederum nicht bedeutet, dass notwendige Umschichtungen von Vermögen in der Gesellschaft zwingend erforderlich sind, um überhaupt die Klimasache adäquat/gerecht angehen zu können (weites Thema).
Die Politik ist also gefragt und die wird das erforderliche nicht liefern, weil eben der übergreifende, organisierte Druck von unten fehlt (und die Gewerkschaften zumindest in der Spitze zahm geworden sind und die Systemfrage nicht mehr stellen wollen).
~~~~~~~~~~~~~
Gedankenspiel zuletzt noch, was die Zinsen betrifft, nämlich ob überhaupt Zinsen zu rechtfertigen sind! Denn wer 'überflüssiges Geld/Geldtitel' besitzt, die hier nicht sinnvoll genutzt werden können, das aber von anderen geleistet werden kann, dann wäre zwar eine Ausfallsicherung zur garantierten Rückzahlung des Kredits (Risikoversicherungen usw.) wünschenswert, aber warum soll virtuelles Geld (ist in der Regel ja der Fall) keinem Wertverfall unterworfen sein, wie jegliche andere materiellen Güter auch? Warum also diese Sonderrechte auch noch zur Geldvermehrung über Zinsen, wo doch der Verleiher selbst keinen Finger krümmen muss, während andere wiederum damit erst die Werte schaffen können). Nur so und den Rechten daraus lassen sich die riesigen Vermögen erklären (was zu beenden ist).
Soll ich ihnen etwas von einer anderen Stammtischparole erzählen?
Zwischen 1986 und 2005 hatten unter den Augen der Politiker Wall-Street-Banker Unmengen toxischer Quasi-Geld-Derivate zusammengeschustert und es geschafft, dass deren Marktpreise von weniger als 50 Billionen auf mehr als 1.500 Billionen US-$ anstiegen. Auch die Banker in Frankfurt am Main waren scharf darauf, diese "lukrativen" Derivate zu kaufen. Sie taten das mit Dollars, die sie sich dafür ausliehen, und zwar von der Wall Street.
2008 mit der Lehman-Pleite präsentierte uns die Kapitalwirtschaft die Rechnung dieser Sause. Die Staaten liehen sich Geld, um private Bankster vor dem Ruin zu retten. Griechenland z.B. wurde dafür vom Finanzmarkt stranguliert. – Finden Sie das alles gut? Bitte vergessen Sie nicht, auch dies gehört zum Finanzmarkt, den Sie hier promoten.
Sahra Wagenknecht ließ uns wissen: "Lag der jährliche Umsatz mit Finanzderivaten 1986 bei weniger als 50 Billionen Dollar, setzt das globale Wettcasino heute Jahr für Jahr Derivate im Wert von 1.500 Billionen um. Allein in den 20 Jahren zwischen 1990 und 2010, in denen sich die Weltwirtschaft verdreifachte, hat sich die Finanzwirtschaft mehr als verdreihundertfacht."
Auf meine Replik bezüglich Ihr Hasardeur-Argument haben Sie gar nicht erst geantwortet. Sie wiesen auf die Aktienentwicklung der letzten Zehn Jahre hin, die nur vor dem Hintergrund der zig-Billiarden Monopoly-Alimente durch Nationalbanken zustande kam.
Du schreibst Dich hier in Rage, inhaltlich ist es aber sehr schwach.
Nochmal meine Frage:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/bleiben-sie-hart-madame/reply-to-comment?form.widgets.in_reply_to=1642413583266721
"Verstehen sie, das jeden Schulder ein Glöubiger gegenübersteht? Wenn ich ihnen Geld leihe, passiert volkswirtschaftlich nichts. Sie haben mehr Geld zum ausgeben und ich habe weniger Geld zum Ausgeben und sie müssen mir außerdem Zinsen zahlen."
Du bist ja auch keine Bank. Denn die Bank erfindet das Geld, sie schöpft es - aus dem Nichts. Durch eine Kreditvergabe erhöht sich die Geldmenge, was sehr wohl einen volkswirtschaftlichen Effekt hat. Genauer gesagt: Das und der Zinseszinseffekt sind die wichtigsten Triebfedern des Kapitalismus!
Ich empfehle unbedingt die Doku "Oeconomia" auf 3sat. Sowie folgenden Klassiker:
https://www.youtube.com/watch?v=6eTGs3tF7iw
Wenn ich so viel Unsinn lese, geht mein Blutdruck hoch. Dann muß ich mehr Medikamente einnehmen und damit die Profite von Big Pharma erhöhen. Willst du das?
Ich gebe mir Mühe volkswirtschaftliche Zusammenhänge einfach, möglichst mit Beispielen, darzulegen. Das gelingt zu oft nicht, denn der Mensch ist ein emotionales Tier und ihm gefällt an Besten, wenn man seine Meinung bestätigt. Das ist normal, geht mir auch so. Aus dem Theater wissen wir, manchmal hilft nur das Mittel,der Provokation um eingefahrene Denkstrukturen aufzubrechen.
Wenn ich so viel Unsinn lese, geht mein Blutdruck hoch. Dann muß ich mehr Medikamente einnehmen und damit die Profite von Big Pharma erhöhen. Willst du das?
Ich gebe mir Mühe volkswirtschaftliche Zusammenhänge einfach, möglichst mit Beispielen, darzulegen. Das gelingt zu oft nicht, denn der Mensch ist ein emotionales Tier und ihm gefällt an Besten, wenn man seine Meinung bestätigt. Das ist normal, geht mir auch so. Aus dem Theater wissen wir, manchmal hilft nur das Mittel,der Provokation um eingefahrene Denkstrukturen aufzubrechen.
Du hast die historischen Beispiele vergessen dafür, wo eine massive Ausweitung der Geldmenge mittelfristig nicht für Inflation gesorgt hat.
Mein Blutdruck wurde gerade durch eine Anti-Corona-Demo (oder so) direkt bei mir vor der Haustür strapaziert. Das ist wesentlich schlimmer!
Also, du spielst auf die deutsche Inflation nach den Weltkriegen an. Warum stiegen da die Preise? Die Antwort ist überraschend einfach. Das Angebot lag am Boden, die Fabriken waren kaputt. Das wenige, was man hatte, wurde gegen Zigarettenwährung getauscht. Deutsche Kriegsschulden spielten bei der Nachkriegsinflation keine Rolle. Deutschland zahlte seine Schulden einfach nicht zurück, was Griechenland zu recht heute noch beklagt. Später machten die Westalliierten einen Schuldenschnitt mit der jungen BRD, die dann in deutscher Dankbarkeit dies ihren griechischen Opfern verweigerten.
Sonst noch Fragen?
Auch sie bringen einiges durcheinander. Die Finanzkrise war keine Inflation. Die Preise in der Realwirtschaft stiegen nur mäßig.
Bei der Finanzkrise platze eine spekulative Blase mit Derivaten. So hat das auch ihre geliebte Sahra Wagenknecht beschrieben, ist ja richtig. Die Banken, das sind besondere Unternehmen, nicht mit Fabriken zu vergleichen, waren buchhalterisch pleite. Die Staaten schlossen die Finanzlücken der Banken durch Steuererhöhung etc. Das hätten sie gar nicht tun müssen, die Staaten wurden Opfer ihres falschen neoliberalen Irrglaubens. Sie hätten die Bankschulden einfach in die Bilanz der Zentralbank umschreiben müssen - was dann mit den Bad Banks später auch geschah, und die Geschichte wäre beendet gewesen. Die Zentralbank schafft Geld aus dem Nichts und schreibt das in die Bilanzen der Pleitebanken und uns kann das egal sein, Schicht Ende.
Die Finanzkrise führte in der Realwirtschaft zur Deflation. In den US gab es viele Zwangsversteigerungen von Häusern, was die Hauspreise implodieren lies und die privaten Schuldner weiter verarmte. Ihre Immobilien waren plötzlich fast wertlos. Normalerweise hätten die US-Banken ungeschuldet. Da sie pleite waren, konnten sie dies nicht mehr.
Sie sehen, Inflation hat nichts aber auch gar nichts mit der Geldmenge zu tun. Ich weiß, das sehen sie anders, macht nichts.
Nein, meine Frage war nicht die nach einer Erklärung für die Hyperinflation in Deutschland, neben welcher es zahlreiche weitere historische Beispiele aus verschiedenen Ländern und Zeiten gibt. Sondern meine Frage war die nach historischen Beispielen - also nicht: Japan macht das schon seit ein paar Jährchen - wo eine massive Ausweitung der Geldmenge nicht zu hoher Inflation geführt hat.
Dass Du darauf nicht eingehst, wundert mich nicht.
Ich habe nicht über Geldmenge gesprochen. Das machen Sie wieder daraus.
Ich dachte natürlich auch an Japan, aber das Beispiel schien mir zu simpel, weil unmittelbar einleuchtend, zu sein.
Ich bin auch erstaunt, mit welcher Inbrunst hier der Geldspekulation Wort geredet wird.
Wir reden von Vermögen welches gut und besser verdienende als Überschuss haben und nicht wissen wohin damit. Zusätzlich gibt es noch die Versicherungsbranche, die dank Neoliberaler Umbau unserer Sozialsysteme ebenfalls ihr Geld vermehren muss. Ob dazu diese unmengen an billigen Geld in Finanzmärkte und -produkte wirklich für einen wirtschaftlichen Fortschritt stehen ist die grosse Frage.
Für mich als Laie ist das alles Spielgeld und die Blase muss irgendwann platzen. Denn dem "investierten" Kapital steht kaum etwas von Wert entgegen.
Für den einfachen Arbeiter oder Angestellten wären sichere Sozialsystem und günstige Wohungen wichtiger. Ich brauch kein Eigentum und kein Reichtum. Mir wäre schon wohler, wenn ich wüßte ich hätte eine kleine ausreichende Rente und eine passende Bude dazu und ich kann jederzeit zum Arzt gehen wenn notwendig.
Aber diese drei Pfeiler, die das Leben des Unvermögenden absichern würden, wurden in den letzten drei Jahrzehnten massiv abestaubt und ich bin sicher, dass von den Billionen Dollar, von denen hier die Rede ist, ein nicht unbeträchtlicher Teil auch aus dieser Masse stammt.
Aktuell wird das Gesundheitssystem ausbluten gelassen. Wo das Geld genommen wird, dürfte den meisten nicht klar sein, aber ein Blick wo der Vermögenswertezuwachs in den letzten zwei Jahren angekommen, ist sollte darüber Klarheit schaffen.
Und natürlich kann und habe ich bei dem Unsinn mitgemacht, ich muss ja Dank der letzten SPD/Grünen Regierung meine Rente selbst aufstocken, was ich auch tue. Aber meine 5-10 tausend Jahre Zuwachs im letzten Jahr, ist natürlich ein Witz, wenn Bill Gates aus seinen 100 Mio "Investion" bei BioNTech 1,5 Mrd. macht.
Hier geht es doch darum, ob eine Ausweitung der Geldmenge zu Inflation führt. Einige meinen, das sei so und deshalb müsse man die Zinsen erhöhen. Dem hat ich widersprochen.
Was sie mit ihren Ausführungen zur Finanzkrise in diesen Zusammenhang sagen wollten, hab ich schlicht nicht verstanden. Da ich die Auswirkungen der deutschen Austerität sehr gut kenne, bin ich die falsche Adressatin für mangelndes Verständnis für die Lage des griechischen Volkes.
++ Das wenige, was man hatte, wurde gegen Zigarettenwährung getauscht. Deutsche Kriegsschulden spielten bei der Nachkriegsinflation keine Rolle. ++
Das kann nach dem 2. Weltkrieg so gewesen sein , aber die große Inflation 1923 wird immer hauptsächlich mit dem Schuldendienst nach dem 1. Weltkrieg erklärt.
Hier beim Planet Wissen
Historische Beispiele fallen Dir also nicht ein. Schön, dass wir das klarstellen konnten.
Ich bin nicht für Zinserhöhungen, sondern konstatiere, dass das Kind schon sehr lange sehr tief in den Brunnen gefallen ist. Das ist nicht mehr zu "retten" im Kaputtalismus, nicht ohne Währungsreformen, unter anderem.
"Bei der Finanzkrise platze eine spekulative Blase mit Derivaten. So hat das auch ihre geliebte Sahra Wagenknecht beschrieben, ist ja richtig."
Interessant wäre auch mal zu erfahren welche Quellen oder Finanzexperten du so nachhängst? Vieles liest sich so, als ob alle anderen Ahungslos sind und alles schon längst bewiesen oder widerlegt - nur konkret wird es leider selten. Zumindest hab ich noch keine Quelle gelesen auf die du deine Aussagen stützt. Im gegensatz zu allen anderen. Dafür bist du aber schnell mit Diffamierungen und Beschimpfungen dabei.
Das Beispiel wie du Lehman erklärst zeigt doch eher weniger Substanz. Du vergisst dabei völlig die Spekulation mit den Immobilienkrediten, was seit den 90'ern zunächst in den USA später auch bei uns, eine willkommene neue Masche war um das Spielgeld zu investieren. Welches hauptursächlich für den zusammenbruch der Banken war. Und auch zeigt, dass es sich dort nicht um echte Investitionen handelt.
Daher ist das mit den billigen Geld, auch meiner Meinung nach eher fragwürdig, da es vor allem zu Blasen führt.
1923 herrschte Hyperinflationen, d. h.Preissteigerungen über 50%. Auch diese Inflation, eine wirtschaftliche Ausnahmesituation, läßt sich nicht nur mit der Ausweitung der Geldmenge erklären. Vielmehr wuchs die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes enorm. Man gab sein Geld sofort aus, also Realgüternachfrage, weil man befürchtete, die Preise seinen am nächsten Tag noch höher. Anders als heute, gab es logischerweise so gut wie gar keine Ersparnisse der Bevölkerung. Geld war so ein knappes Gut, wurde so schnell ausgegeben, daß man welches nachdrucken mußte, Girokonten waren unbekannt.
Die Angebotsseite, also die Produktion, lag nach WK 1 noch stärker am Boden durch Reparationen und Ruhrkampf. Es gab einfach zu wenig, was man kaufen konnte. Auch hier spielt die Geldmenge nicht die Hauptrolle.
Auch wenn es den gesunden Menschenverstand des deutschen Stammtisches widerspricht, es gibt zwischen Inflation und dem Wachstum der Geldmenge keinen kausalen Zusammenhang. Das glaubt heutzutage kein ernstzunehmende Wirtschaftswissenschafter mehr.
Und noch was, was erstaunlich klingt: Staatsschulden kann man einfach streichen und nichts schlimmes passiert. Genau das haben die Westalliierten mit der jungen BRD getan, deren Staatsschulden einfach gestrichen wurden. Das hat die US und das UK nicht ärmer gemacht. Ich weiß, im UK gab es länger als in der BRD Lebensmittelkarten, was realwirtschaftliche Ursachen, Kriegszerstörungen, Ausfall von Kolonien, etc. als Ursache hatte.
Also, wenn du wissen willst, wie ich mich ideologisch einordnet, bitte:
Ich bin Linkskeynesianerin, keine Marxistin mehr, kenne aber das Kapital besser als mancher MitforistIn. Ich bin Anhängerin der aus den USA kommenden neuen Geldtheorie, die ich bei diversen US-Aufenthalten kennenlernen durfte. Von den Finanztherorien meinen Lieblingstrotzkisten Hudson, den ich sehr schätze, halte ich wenig, weniger als Frau Dr. Sahra Wagenknecht. Genügt das?
Das Spielchen, eine Quelle zu posten, die dann niemand liest, mach ich nicht mit. Du kannst doch selbst googeln!
Wenn du dich als "Links" verstest, warum bist du dann so begeistert vom Aktienhandel?
>>Genügt das?<<
Klar. Niemand muss sich erklären. Aber der Nick LaPasionaria deutet auf die spanische Kommunistin und Franco-Gegnerin Dolores Ibárruri, die La Pasionaria genannt wurde, hin.
es ging jsa nicht um "sich erklären", wenn jemand bei einer fachlichen Diskussion nur Behauptungen in den Raum stellt ohne eine Bezugspunkt, ist die Diskussion nicht zielführend. Alle anderen Teilnehmer haben ja Links und andere verweise genannt, daher empfand ich die von LaPasionaria eher dünn, vor allem mit dem Hintergrund das diese Thesen auch so aggresiv vertreten wurde.
Wenn ich z.b. nach "Quantitätstheorie des Geldes" suche (ich benutze kein google) finde ich unterschiedliche Sichtweisen, die auch begründet werden. Daher ist diese These mit der Implikation das nur "Laien" diese Theorie für nicht falsch halten, so nicht haltbar: "Diese Theorie ist falsch, empirisch widerlegt, wird aber von ökonomischen Laien und der Presse noch immer geglaubt."
Das ist aber heute bei jeder Diskussion so. Jeder glaubt es gäbe nur einen richtigen Standpunkt und alle anderen wären falsch. Was bei den meisten Themen eher eine Art religiöses Glaubensbekentnis ist, als ein sinnvoller Diskussionbeitrag.
Für mich sind Diskussionen immer auch ein Erkenntnisgewinn, den finde ich aber leider in den Beiträgen von LaPasionaria nur schwer. Und das hier die These, der Arbeiter oder Angestellte müsste einfach ein bisschen Aktien kaufen und wäre dann von der Inflation nicht betroffen, weil ja sein vermögen wächst, ist doch eine sehr kurzsichtige Darstellung und hat auch in meinen Augen nicht viel mit einer linken Einstellung zu tun.
Der Nullzins ist notwendig um den Schuldendienst der EU-Pleiteländer zu erhalten, ansonsten, naja.
Zitat: "Die gegenwärtige Inflation ist eindeutig der Angebotsverknappung, Lieferketten, Chipmangel, etc. zuzuordnen."
Und Spekulation spielt neuerdings keine Rolle mehr bei der Inflation? Was es heutzutage für einfache ökomische Theorien gibt.
Zitat: "Höhere Zinsen würden die eher schwache Konjunktur abwürgen ... und damit letztlich die Krise verstärken."
Welche "Krise"?
Amazon, Jeff Beszos, Elon Musk aka Mr. Tesla, dem Google-Gründer Larry Page, Mark Zuckerberg, Bill Gates, Steve Ballmer, Susanne Klatten, Larry Ellison, Giovanni Ferrero, Amancio Ortega Gaona, Warren Buffett und dem Chef des französischen Luxuskonzerns LVMH, Bernard Arnault, geht es doch hervorragend.
Nun ja, das Geldmengenwachstum wird bei Statistika und der EZB veröffentlicht. Die Schuldenlevels teilen sich in öffentliche Haushalte, Unternehmen und Privathaushalte auf. Wenn jeder dieser Sektoren ein Schuldenlevel von 100% hat wird es kritisch. Eine Immobilie ist auch ein Asset. Schulden sind kein Problem solange sie weniger wachsen als die Wirtschaftsleistung. Das wird aber in einer alternden Gesellschaft immer schwieriger. Ausserdem sinken die Produktivitätszuwächse global. Mit Aktien werden sie Investor und stellen dem Unternehmen Kapital zur Verfügung. Das ist produktiv. Lassen sie auf der Bank liegen ist es unproduktiv. Das gegenwärtige Geldsystem ist wahrscheinlich einfach am Ende. Fragen Sie mich aber bitte nicht was wann / danach kommt. So ne Transition wird erfahrungsgemäss sehr schmerzhaft.
Zitat: "Es gibt aber in der Marktwirtschaft kein Menschenrecht auf hohe Zinsen."
Es gibt in der Marktwirtschaft auch kein "Menschenrecht" auf hohe Mieten und trotzdem steigen und steigen die Mieten.
Mit Ihrer durchaus kreativen Begründung sollte mal ein Mieter die Zustimmung zum Mieterhöhungsbegehren des Vermieters verweigern - schließlich ist die Miete nichts anders als der Zins für die gemietete Wohnung - und sich vor Gericht dann darauf berufen: Es gibt kein "Menschenrecht" auf eine hohe Miete. Es wäre interessant, was das Gericht dazu sagen würde.
Hohe Zinsen sind das eine. Darum geht es hier aber nicht. Hier geht es um das Problem niedriger Zinsen, die unter der Inflationsrate liegen und das Geldvermögen vor allem der Kleinsparer entwerten, die ihr Vermögen nicht diversifizieren können und mit dem angesparten Geld auch nicht an der Börse spekulieren wollen.
Denn die Börse ist und bleibt ein Ort für Spekulanten. Oder bekommt man von Ihnen eine Garantie dafür, dass die Kurse in den nächsten 50 Jahren nie fallen werden?
Wenn jemand vor 20 oder 30 Jahren gesagt hätte, er müsse auch noch Geld dafür zahlen, dass er Geld auf der Bank spart, dann wäre er wohl ohne Umwege in die Irrenanstalt eingeliefert worden.
Zitat: "Wenn sich das Geld auf der Bank entwertet, soll man es besser ausgeben, ein Häuschen bauen oder ein Auto kaufen und so die Konjunktur ankurbeln."
Was ist mit der liquiden Reserve für schlechte Zeiten oder Notfälle? Wenn man Ihren "Experten"-Tipps folgt und alles ausgibt, muss man nämlich das Girokonto überziehen, wenn die Heizung defekt ist oder das Dach neu gedeckt werden muss, es sei denn, man verdient so viel, dass man die diese Rechnungen auf einen Schlag aus der Portokasse bzw. dem laufenden Monatseinkommen zahlen kann. Es könnte natürlich sein, dass Sie in einer Welt leben, in der Heizungen nie defekt werden oder erneuert werden müssen.
Auch das Geld für ein neues Auto müssen die meisten Bürger erst einmal ansparen oder man verdient wie Sie so viel, um die 30.000 oder 50.000 Euro aus dem laufenden Monateinkommen zahlen zu können.
Das gilt auch für den Hausbau. Auch hierfür braucht man bei einer Fremdfinanzierung in der Regel ein (Mindest-)Eigenkapital, das erst einmal angespart werden muss und bis zum Hausbau entwertet wird, wenn auch die Zinsen für das Bausparguthaben unter der Inflationsrate liegen.
"Auch das Geld für ein neues Auto müssen die meisten Bürger erst einmal ansparen oder man verdient wie Sie so viel, um die 30.000 oder 50.000 Euro aus dem laufenden Monateinkommen zahlen zu können.
Ich weiß zwar nicht, was Sie für Autos kaufen, aber dieses z.B. hier reicht völlig aus und liegt weit unter ihren Angaben.
So wie es ein gesellschaftliches Problem ist, was die Spanne zwischen Arm und Reich betrifft und in dem Zusammenhang auch die Mietproblematik steckt, bzw. sich lösen ließe außerhalb von Zins und Inflation.
Sie sehen die Sache zu einseitig!
Sie müssen auch berücksichtigen, was für die Werktätigen eine Zinserhöhung bringen würde. Höhere Zinsen bedrohen die Konjuktur und können zu Arbeitslosigkeit führen. Coronageschädigte Kleinbetriebe müßten mehr für ihre Kredite zahlen, was deren Existenz gefährten könnte. Wie schon ausgeführt, verteuern höhere Zinsen das Bauen, es muß mehr Geld für Baukredite ausgegeben werden. Das wird auf die Mieter umgelegt, die Mieten steigen weiter. Sie müssen also zum Schutz der MieterInnen ein Interesse an niedrigen Zinsen haben.
Nicht zuletzt gefährten höhere Zinsen den Euro.Krisengeschüttelte Länder wie Griechenland müßten wieder mehr für ihre Staatsschulden zahlen, was dort zu sozialen Verwerfungen führt.
Sie sehen, all diese Nachteile überwiegen die Vorteile höherer Zinsen für SparerInnen. Wer ganz arm ist und keine Ersparnisse besitzt, den können höhere Zinsen sowieso egal sein und wohlhabendere können auf andere Anlageformen mit gleicher Rendite umsteigen.
Die Zeit hoher Zinsen, wie wir sie einmal hatten, ist endgültig vorbei. Wir werden mit dauerhaft niedrigen Zinsen leben müssen.
Wie gesagt, die Inflation läßt sich sowieso nicht mit hohen Zinsen bekämpfen.
Neben bemerkt, wenn die FED die Auswirkungen ihrer Zinserhöhung sieht, sie wollen ja die Zinsen langsam um "nur" 1% erhöhen, ist wieder Schluß mit den Zinserhöhung. Aus Sorge um die Konjunktur hat heute die chinesische Zentralbank ihre Leitzinsen gesenkt.
Hohe Zinsen sind ein irrationaler Traum, die irreale Sehnsucht nach gestern! Die EZB handelt richtig!
Zitat: "Das ist aber heute bei jeder Diskussion so. Jeder glaubt es gäbe nur einen richtigen Standpunkt und alle anderen wären falsch. Was bei den meisten Themen eher eine Art religiöses Glaubensbekentnis ist, als ein sinnvoller Diskussionbeitrag."
Ihre Aussage bzw. Feststellung gilt vor allem für die Wirtschaftswissenschaften. Die Wirtschaftswissenschaften sind keine "objektive" Wissenschaft und waren das noch nie.
Übrigens gibt es derzeit auf arte eine durchaus objektive Dokumentation über die verschiedenen historischen Entwicklungen/Strömungen innerhalb der Wirtschaftsschaftswissenschaften:
https://www.arte.tv/de/videos/RC-014948/der-kapitalismus/
Die USA und Japan hatten und haben eine Staatsschuldenquote von weit über 100% und nichts schlimmes ist passiert. Wie hoch sich Unternehmen und Privatpersonen verschulden können, lassen sich die kreditgebenden Banken genau vorrechnen. Wenn sie 200.000 Euro Hauskredit aufnehmen und 70.000 Netto Jahreseinkommen haben, bekommen sie den Kredit sehr leicht und sind mit über 100% ihres Jahreseinkommens verschuldet.
"Ihre Aussage bzw. Feststellung gilt vor allem für die Wirtschaftswissenschaften. Die Wirtschaftswissenschaften sind keine "objektive" Wissenschaft und waren das noch nie."
Ich sehe das auch in der Medizin, aber selbst in der Physik ist vieles auch Spekulation und Interpretation. Das ist widerrum ist für Laien tatsächlich schwer zu verstehen, weil wir ja in der Schule Wissenschaft als engültige Erkenntnis gelehrt bekommen. In der Forschung geht es aber um Entdecken von neuen und dazu müssen Thesen aufgestellt werden, die über das Allgemeinwissen hinaus gegen.
Also die heute weit verbreitete Aussage "hört auf die Wissenschaft" meint eigentlich das wir auf die, die "Verschwörungstheoretiker" bezeichnet werden, hören sollten, denn deren Thesen sind die, die über das anerkannte hinausgehen.
Danke für den Hinweis auf die Doku. Lade mir die sechs Teile gerade runter (mit MediathekView)
Es ist in der Tat lehrreich für mich die verschiedenen Blickwinkel hier zu lesen.
Es gibt unterschiedliche Sichtweisen in der Ökonomie, bis dato herrschte eine gewisse Einseitigkeit der sogenannten Marktliberalen.
Andere Ansätze wurden und werden nur am in Rande beschrieben. Die MMT (Modern Money Theory) ist hoch interessant, gilt faktisch jedoch nur für autonome Volkswirtschaften bzw. ein supernationales Finanzministerium.
Wir erhalten Inflation durch Angebotsverkürzung (Produzenten halten Kapazitäten frei, warum auch immer) oder durch Nachfrageüberhang (es gibt nicht genug Ware, aber eine bestimmte Nachfrage) oder auch durch sogenannte importierte (auch inzwischen geopolitisch induzierte) Inflation als Spezialfall (Energie und Rohstoffe, die Deutschland größtenteils importiert).
Inflation an und für sich bedeutet, dass es keine der Geldmenge (definiert durch die wirksame Umlaufmenge) entsprechende Wertproduktion (obacht ob des Begriffs, nicht marxistisch) gibt.
Wenn ein Staat/Staatengemeinschaft Geld in das System pumpt, macht es das, weil es das kann. Das Geld wie Sie sagen, kommt aus dem Nichts. Der Grund ist, dass der Ausgebende erwartet!, dass der Empfänger dieses Geld realwirtschaftlich sinnvoll ausgibt. Da die Renditeerwartungen der größtenteils privatwirtschaftlich organisierten produktiven Einheiten, vulgo Firmen nicht sehr optimistisch sind und der erwartete Zinsertrag dadurch gering ist, wird realwirtschaftlich wenig investiert. Das vorhandene Geld der Banken und Privatunternehmen wird spekulativ angelegt: Wohnungen, landwirtschaftliche Flächen, Aktien und Finanzkonstruktionen, Rohstoffe usw.
Die in der Hoffnung, dass die Realwirtschaft wieder anspringt geschaffene Geldmenge verpufft in nicht produktive Bereiche. Wer dort unterwegs ist profitiert ohne etwas dafür tun zu müssen. Wer nicht (wie die meisten), hat Pech. Um dieses toxische System weiter am Leben zu halten, wird nun versucht Lohn- und Gehaltsempfänger mit ihren mageren Kröten auf diesen Zug zu heben anstatt dass der Staat (individuell möglich) das geschöpfte Geld selbst sinnvoll investiert. Dadurch entstünde nämlich direkt wertschöpfende Nachfrage (gilt auch für Dienstleistungen, die ja der Wiederherstellung der Arbeitskraft dienen) und das Geld würde nicht fehlgeleitet in spekulative Ausgaben, die eine Spirale triggern von Erwartungen auf Preis- und dadurch Profitsteigerungen. Die hohen Geldüberschüsse, sprich falsch verwendete Geldschöpfung (man spricht von einem Verhältnis virtuelles Geld: Wertbestand von 3:1) kann durch Vermögenssteuer und verteilungspolitisch durch höhere Progression für lfd. Einkommen abschöpfen und somit wiederverwenden bzw auch verbrennen, wenn nicht gebraucht, so wie unsere Steuern auch (Achtung: Kernthese der MMT).
LEIDER: wollen will das in D oder der EU niemand, der die Macht hat.
"Sie müssen auch berücksichtigen, was für die Werktätigen eine Zinserhöhung bringen würde. Höhere Zinsen bedrohen die Konjuktur und können zu Arbeitslosigkeit führen. Coronageschädigte Kleinbetriebe müßten mehr für ihre Kredite zahlen, was deren Existenz gefährten könnte. Wie schon ausgeführt, verteuern höhere Zinsen das Bauen, es muß mehr Geld für Baukredite ausgegeben werden. Das wird auf die Mieter umgelegt, die Mieten steigen weiter. Sie müssen also zum Schutz der MieterInnen ein Interesse an niedrigen Zinsen haben."
Setzen sie einfach empirisch rechnerisch die > 50 % zigen Mietensteigerungen und die 100 %zigen Immobilienpreissteigerungen der letzten 13 Jahre (seit der Lehmankrise) infolge der Immobilienspekulationsblase ins Verhältnis zu einem um ein paar Prozente teureren Baukredit und bewerten Sie dann, was dem Kleingewerbetreibende eher nützt bzw. wobei er weniger bezahlen muss.
Aktuell mussten viele Geschäftsinhaber in Berlin kündigen wegen der eskalierenden Immobilien- und Mietpreise. Da nützt ihnen auch kein zinsloser Kredit, wenn der Geschäftserlös nicht mehr für die explodierte Miete reicht.
Und was nützt ein fast zinsloser Immokredit, wenn die Eigentumswohnung doppelt soviel kostet wie vor 10 Jahren. Sie wird unerschwinglich für die meisten Einkommen. Hingegen ein 5 % Immokredit bei einer Wohnung, die dafür 50 % billiger ist, nützt der breiten Masse der Käufer viel mehr.
Ihre Argumente leiten sie aus einer Wirtschaftsideologie ab, die im Ergebnis mit Lagarde und der Interessenlage ihrer Klasse übereinstimmt, statt konkret empirisch die Auswirkungen der Null-Zins-Politik der letzten 10 Jahre im Immo- und Bausektor zu analysieren, die Gründe dafür zu verifizieren und dann zu formulieren, was fiskalpolitisch am besten für die Interessen die Lohnabhängigen geeingnet ist, damit sie keine Kaufkraftverluste und Kleinvermögensverluste durch die Inflation erleiden.
Das Kleinreden der Inflation und der fiskalpolitischen Folgen der Null-Zins-Politik bzw. ihre weitere Befürwortung unterstützt eine Fiskal- und Wirtschaftspolitik, welche Kaufkraftverluste und Enteignung der Massen der Lohnabhängigen und der Rentner bedeutet.
Sahra Wagenknecht: Kommt die Inflation zurück? Steigende Preise und die Enteignung der Mittelschicht.
Die NZZ publiziert schon amüsierte Kommentare über die Inflation und Linke, welche ihr Klientel angesichts der Inflation im Stich lässt, wozu Sie leider ihr Scherflein beitragen.
Es langweilt, mit den niedrigen Zinsen haben die hohen Mieten nichts, aber auch gar nichts zu tun! Glauben sie denn ernsthaft die Mieten würden sinken, wenn die Zinsen steigen?
Es herrscht Wohnungsnot, in Berlin und anderswo. Da hilft nur bauen, bauen, bauen....
Nebenbei, wer hat ihnen denn diesen Unsinn beigebracht, den sie hier erzählen? Waren sie mal auf einen ATTAC-Seminar und haben sich mit seltsamen, reaktionären Geldtheorien wie die des Antisemiten Silvio Gesell beschäftigt?
"Es langweilt, mit den niedrigen Zinsen haben die hohen Mieten nichts, aber auch gar nichts zu tun! Glauben sie denn ernsthaft die Mieten würden sinken, wenn die Zinsen steigen?
Es herrscht Wohnungsnot, in Berlin und anderswo. Da hilft nur bauen, bauen, bauen...."
Sie schauen allein auf die Angebotsseite, wo eben Grundstücke und Wohnungen nicht beliebig wie Schrippen produzierbar sind, weil es sich um ein begrenztes Gut handelt, das eigentlich deswegen primär in staatliche Hand gehören würde oder mindestens einem regulierten Markt unterliegen sollte.
Und Sie ignorieren umgekehrt die Nachfrageseite komplett, dass nämlich in den vergangenen 13 Jahren die Nachfrage nach Immobilien als Rendite- und auch als Spekulationsmöglichkeit mit fiskalischer Unterstützung durch die Null-Zins-Politik sehr stark angewachsen ist, was zum Ungleichgewicht zwischen Nachfrage / Angebot führte und die Preissteigerungen mitverursachte.
Es wäre eine absurde Idee, auch aus ökologischen Gründen, einen Wohnungsleerstand zu erzeugen, damit die Preise sinken wie Sie es in einem vorigen Kommentar vorgeschlagen haben.
Ergänzung: Was heisst spekulative Nachfrage: Wenn um Wohnhäuser zahlreiche Finanzfirmen konkurrieren, weil sie sich das Kapital billig / zinslos am Markt beschaffen können und die allein eine Kapitalrendite suchen, haben wir einen preistreibenden Faktor am Immobilienmarkt, im Unterschied zu einer teureren Kapitalbeschaffung, die das Kapital teilweise zu anderen Renditequellen wandern lässt.
Sind denn während der Nullzinsphase oder in der Negativzinsphase die Mieten gesunken. Glauben sie im Ernst, bei 5% Leitzins, würde irgendetwas billiger werden? Sie überschätzen die Spekulation, die sich immer nur um die realwirtschaftlichen Knappheitsverhältnisse bewegt. Nach der Finanzkrise in den US sind doch wegen der Zwangsversteigerungen die Hauspreise gefallen.
Bei 5% Zins geht das Kapital erst recht in Bonds/Anlagen, weil die Rendite im Realbereich relativ sinkt.
Sie sehen, wir drehen uns immer in Kreis, Ihnen gefällt ihre Spekulationsthese, die Realwirtschaft lassen sie außen vor.
Fakt ist, Inflation kann man nicht durch Zinserhöhungen bekämpfen. Das ist letztlich eine These aus der reaktionären WiWi. Maßnahmen gegen Inflation schlägt ja der Artikel vor.
>>Wenn um Wohnhäuser zahlreiche Finanzfirmen konkurrieren, weil sie sich das Kapital billig / zinslos am Markt beschaffen können...<<
Das ist eben die Frage: Weil sie billig Kredite bekommen oder weil angefallene Profite stets wieder reinvestiert werden sollen? Möglicherweise Beides und eines davon allein.
Man kann den Wohnungsmarkt natürlich total staatlich kontrollieren. Die Idee ist in der Tat bestechend, etwas für "wahre" Linke. Ich stelle mir das mal praktisch vor. Der Staat der BRD, der die Pandemie nicht in den Griff bekommt, betreibt Wohnraumbewirtschaftung. Da möchte ich nicht leben, der Korruption wären Tür und Tor geöffnet.
Was hat die Wohnraumbewirtschaftung in der UdSSR gebracht? Die DDR hatte ein riesiges staatliches Wohnungsbauprogramm und die Mieten wurden staatlich gestützt. Daraus könnte man ableiten, bis zu einer bestimmten Einkommen, bekommen die Leute eine Inflationszulage/ Mietzulage, der Artikel macht ja Vorschläge, die allerdings bisher mit Stammtischargumenten zurückgewiesen wurden. Dabei wissen wahrscheinlich hier viele überhaupt nicht, was es genau mit der Skala Mobile in Italien auf sich hatte. Das war eine Errungenschaft des Klassenkampfes in Italien.
In Deutschland neigen interessanterweise viele Linke dazu, den Finanzkapital, den Spekulanten alles in die Schuhe zu schieben. So argumentieren im Grunde auch die Nazis. Man spricht hier von verkürzter Kapitalismuskritik, strukturellen Antisemitismus eingeschlossen....sie wissen, der böse Finanzjude ist an alles Schuld....daß scheint noch in zuvielen deutschen Köpfen zu stecken.
„Fakt ist, Inflation kann man nicht durch Zinserhöhungen bekämpfen.“
Stimmt nachweislich nicht.
Und was Bonds anbelangt: Bei steigenden Zinsen geht niemand in Bonds, weil die Kurse (bezahlte Preise am Sekundärmarkt) sinken. Lässt sich jetzt ganz speziell gut beobachten.
Sie können die Kurve interpretieren wie sie wollen. Man dann daraus auch ableiten, wegen der Inflation wurden die Zinsen erhöht. Hinter Inflation stecken in Wirklichkeit immer realwirtschaftliche Knappheitsverhältnisse, die Spekulation wirkt nur verstärkend.
Um es abzuschließen, die derzeitigen Preissteigerungen sind der Pandemie, den steigenden Energiekosten (Energie möchten die Grünen ja noch höher besteuern) geschuldet. Das erklärt doch der Artikel ganz gut, muß ich nicht wiederholen.
Ich verstehe den ganzen Starrsinn hier nicht. Ganz im Ernst, wird eine Zinserhöhung, die FED plant Zinsen bei ca. 1%, die Energiepreise senken und die Mieten verbilligen?
Die Zinserhöhungen werden gerade in den Finanzmärkten eingepreist. Die Geldverwalter sitzen dann auf viel Geld. Was machen die dann damit, Wohnungen kaufen? Vielleicht auch, zur Diversifizierung ihrer Vermögen. Aber nach einer gewissen Pause, werden die Aktienpreise wieder steigen. Das Spiel geht weiter und die Zeiten hoher Zinsen kommen niemals mehr zurück. So funktioniert nun mal der globale Kapitalismus heutzutage, den bei Linken herbeigesehnten Zusammenbruch wünsche ich mir nicht.
"Um es abzuschließen, die derzeitigen Preissteigerungen sind der Pandemie, den steigenden Energiekosten (Energie möchten die Grünen ja noch höher besteuern) geschuldet. Das erklärt doch der Artikel ganz gut, muß ich nicht wiederholen.
Ich verstehe den ganzen Starrsinn hier nicht."
Sie sind es doch, der starrsinnig noch andere preistreibende Faktoren, welche für die Lohnabhängigen zu Kaufkraftverlusten führt, ausschliesst und empirisch belegbare Realitäten ausblendet.
Die steigenden Immobilienpreise und die explodierten Mieten, die Flucht ins Betongold seit 13 Jahren, sind ein empirisches Faktum, das niemand, der sich die Realität anschaut, leugnen kann.
Desweiteren haben wir empirisch feststellbar steigende Lebensmittelpreise in relevanter Grössenordnung auf dem Weltmarkt, die vermutlich weiter steigen, weil die Klimakrise zu Ernteausfällen führen kann und die Weltbevölkerung noch wächst.
Desweiteren haben wir steigende Rohstoffpreise, deren Ursachen vermutlich multifaktoriell sind. (steigender Bedarf wegen wachsender Industrialisierung in den Wachstumsländern, politische Unsicherheit, Spekulation).
Desweiteren sind (hoffentlich) Lohnsteigerungen zu erwarten, welche die Kaufkraftverluste der Lohnabhängigen ausgleichen. Hier liegt sicher der grösste Unsicherheitsfaktor bei den Prognosen, weil niemand voraussagen kann, wie die Masse der Bevölkerung auf die Preissteigerungen reagieren wird, (siehe in Frankreich die Gelbwesten Bewegung, in Kasachstan die Aufstände, ausgelöst durch die Gaspreiserhöhung etc.) und ob sie sich gegen die Kaufkraftverluste wehrt. Indem man jetzt die empirisch feststellbare Inflation klein redet, betreibt man das Geschäft der Kapitalisten, was eben einige Linke leider tun.
All diese aufgezählten Fakten ignorieren Sie hartnäckig.
"Man kann den Wohnungsmarkt natürlich total staatlich kontrollieren. Die Idee ist in der Tat bestechend, etwas für "wahre" Linke."
Allein schon ein *relevanter* Bestand an Sozialwohnungen in genossenschaftlichem oder Gemeineigentum hat in der Vergangenheit in DE mal ausgereicht, die Mieten über den Mietspiegel zu beeinflussen.
"In Deutschland neigen interessanterweise viele Linke dazu, den Finanzkapital, den Spekulanten alles in die Schuhe zu schieben. So argumentieren im Grunde auch die Nazis. Man spricht hier von verkürzter Kapitalismuskritik, strukturellen Antisemitismus eingeschlossen....sie wissen, der böse Finanzjude ist an alles Schuld....daß scheint noch in zuvielen deutschen Köpfen zu stecken."
Lesen Sie bitte mal das Kapital im 21. Jahrhundert von Piketty, eine empirische Studie der weltweiten Vermögensentwicklung, bevor sie meine Argumente versuchen, ziemlich absurd für mich als Antifaschisten, in eine Naziecke schieben, was Sie tun, weil Sie die empirischen Realitäten nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
"Das ist eben die Frage: Weil sie billig Kredite bekommen oder weil angefallene Profite stets wieder reinvestiert werden sollen? Möglicherweise Beides und eines davon allein."
Sicher beides, allerdings werden Gewinne von den AG´s mehrheitlich ausgeschüttet oder wurden in den letzten Jahren seit der Lehmannkrise zu Aktienrückkäufen genutzt. Letzteres treibt die Aktienpreise weiter nach oben und der Finanzkapitalsektor wächst im Unterschied zu dem der Realwirtschaft.
Ach so, vergessen habe ich natürlich, ganz wichtig und zentral!, bei der Verwendung der Profite, den Kauf anderer AG´s aus den Gewinnen, d.h. die Zentralisierung und Konzentration des Kapitals (Monopolbildung) wächst weltweit in solchen Phasen. (siehe als Beispiel im Immomarkt "Deutsche Wohnen" kauft "Vonovia").
Es läuft das lineare Privatreichtumswachstumsprinzip:
G->invest->G'->invest->G''->invest->G'''->invest->G''''->invest->G''''' -> ...
Jeder Profit soll reinvestiert werden, um neuen Profit einzubringen. Die Kunden der Schattenbanken erwarten das.
Zu Risiken und Nebenwirkungen frage besser nicht Larry Fink ;-)
Daher die ständige Suche nach lukrativen Investitionsmöglichkeiten und der wachsende Privatisierungsdruck auf Regierungen.
"Daraus könnte man ableiten, bis zu einer bestimmten Einkommen, bekommen die Leute eine Inflationszulage/ Mietzulage, der Artikel macht ja Vorschläge, die allerdings bisher mit Stammtischargumenten zurückgewiesen wurden."
Sobald die Profite auch staatlich genutzt werden, hätte ich keine Einwände. Solange der Staat jedoch Mieten für private Eigentümer aus Steuermitteln finanziert, sehe ich das kritisch. Im Grunde jetzt schon das Problem bei allen bezuschussten oder ganz staatlich bezahlten Mieten für Einkommensschwache und Bedürftige, wo die AG´s davon profitieren. Eine sichere Quelle für die Profite der Immo-AG´s.
Ah, jetzt verstehe ich diese Begeisterung für den Aktienmarkt, LaPasionaria ist gar nicht Links.
Wobei ich die These, dass Aktien die Lösung aller übel sind eher für die verkürzte sichtweise halte. Genauso wie die etwas über staatliche Wohnungsbauprogramme.
Das der Staat heute nicht mehr in der Lage ist grosse Projekte durchzuziehen, liegt aber vor allem daran, dass man die Struktur zerschlagen hat. Auf jeder Ebene wurde ab den späten 90ern privatisiert und die vielen Techniker und Arbeiter, die für die Versorgung und Wartung der Infrastruktur notwendig sind, dem Glauben der Arbeitsoptimierung geopfert.
Trotzdem waren die Wohnungsbauprogramme ab den 70'ern ein voller Erfolg und haben zu niedrigen Mieten geführt. Die Leute, die heute noch das Glück haben in solchen Wohungen zu leben, zahlen manchmal weniger als 5 Euro. Sie sind aber in den Wohnungsspekluationszentren in Gefahr.
Die heutige Wohnungsprogramme schaffen vor allem Wohnraum für Besserverdiende, in meiner Nachbarschaft wurde ein ehemaliges Krankenhaus umgebaut. Kaltmieten ca. 15 Euro/qm².
Das Problem ist, das solche grossen Geldmengen entstehen konnten. Sie haben keinen Volkswirtschaftlichen Nutzen und dienen in erster Linie dazu andere Staaten an der Entwicklung zu hindern. Jedes Land was von diesem Geldmitteln abgeschnitten ist, muss um jede Finanzierung größerer Projekte bangen und wer keine Strassen udn Schulen mehr bauen kann, kann nicht regieren.
Welche "Krise"?
Es gibt immer Krisengewinner und Krisenverlierer.
Es wäre durchaus wünschenswert, wenn man Krisengewinner an den Kosten der Krise immerhin geschätzt 500 Milliarden € beteiligen würde.
Nur war das auch bei früheren Krisen nicht der Fall.
umgebaut. Kaltmieten ca. 15 Euro/qm².
Das ist auch nötig, um rentabel zu sein. Wie ich schon oft gesagt habe: Billig kann man nur im Altbau wohnen.
Die hohen Neubaukosten führen dazu, dass Normalverdiener sich kaum Wohnraum in Ballungsgebieten leisten können, nur Sozialfälle oder gut Betuchte.