Kurzsichtigkeit bei politischen Wahlen

Opposition, CDU, AFD. Bürger sind nahezu immer unzufrieden mit der aktuellen Regierung und das, obwohl diese indirekt vom Volk legitimiert wurde. Folglich gewinnt der Gedanke, die Opposition würde eine bessere Regierungsarbeit leisten an Popularität.

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Macht die Opposition eine bessere Regierungsarbeit? Der Gedanke scheint abstrus, wenn man sich das opportunistische Verhalten der Konservativen ansieht; von den Rändern rechts und links außen ganz zu schweigen.

Es ist ein altes Phänomen, dass immer dann, wenn es in der aktuellen Regierung nicht glatt läuft, die Opposition populärer wird. Menschen, die zuvor die Regierungsparteien gewählt haben, mutmaßen urplötzlich, dass die Oppositionsparteien kompetentere Handlungsmaßnahmen zur Krisenbewältigung zeigen würden - ein Trugschluss. Das Problem hierbei ist die Unwissenheit des Volks darüber, wie es gewesen wäre, wäre eine andere Regierung zustande gekommen. Interessant ist, dass die Bürger ihre Unwissenheit nicht wahrnehmen, sondern es als Tatsache ansehen, dass die Opposition besser gehandelt hätte. Die Folge dieses Gedankens ist der zyklische Wechsel von Regierungsparteien. Erst hatten wir Schwarz, dann Rot, dann wieder Schwarz und so weiter; bis schließlich heute abermals ein SPD-Mann unser Land anführt.

Auch jetzt sind wir wieder umgeben von Krisen, die stand heute allesamt desaströsen Charakters sind. In der Gegenwart wird die Bedeutung der Krisen allerdings häufig überschätzt und schon nach kürzester Zeit werden die Krisensituationen zu gerigneren Preisen gehandelt. Sprich Schwierigkeiten, die ein Volk heute beschäftigen, können schon morgen wieder abklingen. Gewisse Thematiken aber bleiben und heben sich so von irrelevanten Tagesdebatten ab. Die Krisen, die heute die Stimmung drücken, sorgen für großen Unmut in der Bevölkerung und die Ampel-Regierung wird vielerorts stark kritisiert. Anders als sonst ist es aber nicht die klassische Oppositionspartei CDU, die von der geschwächten Regierung profitiert, es ist primär der Rand rechts außen. Wessen Schuld das ist, sollen Andere beurteilen. Genauso sollen Andere die aktuell verspielte Chance der CDU deuten.

Die Kurzsichtigkeit der Bevölkerung, die sich darin abzeichnet, dass eine Opposition bessere Handlungsvorschläge geliefert hätte, bleibt also bestehen. Ob die Bürger dieses mal aber wirklich denken, dass eine regierende AFD eine bessere Regierungsarbeit als SPD, Grüne und FDP leisten würde, ist mir schleierhaft. Sicher, der alte Zyklus, bei dem sich SPD und CDU ständig abwechseln ist veraltet und sollte durchbrochen werden. Eine damit einhergehende Radikalisierung hin zu den Rändern aber halte ich für eine langfristig anhaltende Gefährdung für unsere freiheitliche und liberale Demokratie.

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