Berg-Karabach ins Gesicht geschrieben.

Berg-Karabach Wie in allen anderen Kriegen leiden in Berg-Karabach Menschen. Sie leiden unter Bomben, Tod und der Welt in der wir leben. Einer Welt, in der Krieg nicht gleich Krieg ist.

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Es ist ein Bild, das mich die Tage tief erschüttert hat. Das Bild einer Frau, die an der einen Hand ein kleines Mädchen führt. Neben ihr laufen weitere Mädchen, die schon etwas größer sind. Sie schauen neugierig und optimistisch. Fragende Blicke sind auf die Frau, wahrscheinlich die Mutter, gerichtet. Im Blick der Frau ist alles andere als Neugierde oder Optimismus zu finden. In ihr Gesicht steht eines geschrieben. Wut, Trauer und völlige Resignation. Hoffnungslosigkeit, da die Lage dieser Menschen eines ist. Hoffnungslos. Die Frau und die Mädchen sind Armenierinnen, die aus Berg-Karabach fliehen.

Aber liege ich in der Annahme überhaupt richtig, dass die Frau die Mutter dieser Mädchen ist? Ist es nicht vielleicht die Tante, die Nachbarin oder einfach eine Fremde? Vielleicht lebt die Mutter nicht mehr, vielleicht ist sie verschollen. Vielleicht weiß die Frau mehr, als die Mädchen, die noch Lebenswille haben. All das ist möglich, wenn das geschieht, was über Berg-Karabach kam. Die Medien nennen es gerne Militäroffensive. Dabei war es nur eines. Krieg.

Der Blick der unbekannten Frau aus Bergk-Karabach sollte uns eines lehren. Krieg ist das größte Verbrechen an der Menschheit und er darf niemals Mittel zum Zweck werden. Es geht nicht darum, wer Gut oder Schlecht ist. Auch die armenische Seite hat Verbrechen begangen und gegen das Völkerrecht verstoßen, als es Gebiete Aserbaidschans besetzte. Keine Vorgeschichte und keine Gründe rechtfertigen aber Krieg.

Dies muss auch für die Menschen in Berg-Karabach gelten. Das die Welt tatenlos zuschaut, wie über hunderttausend Menschen über Nacht fluchtartig Berg-Karabach verlassen, ist eine Schande. Es gibt lauwarme Appelle, halbherzige Verurteilung und eben eines nicht. Eine diplomatische Offensive für Frieden und ein Ende der Gewalt. Das Gas aus Aserbaidschan fließt, trotz Bomben und Tod. Ein Aggressor erzwingt mit Krieg seinen Willen und die deutsche Politik schaut zu.

Armenien ist auf sich allein gestellt. Allein gestellt mit den innenpolitischen Krisen, die durch gewaltsamen Exodus aus Berg-Karabach entstehen. Allein gestellt mit der humanitäre Herausforderung, die Geflohenen zu versorgen und allein gestellt mit der Tatsache, das Aserbaidschan nicht in Berg-Karabach stoppen könnte.

Es ist absurd. Seit Feburar 2022 wird regelmäßig gepredigt, dass eine Autokratie nie über eine Demokratie siegen darf. Das autokratische Aserbaidschan tut dies aber aktuell über das demokratische Armenien. Für Armien rächt sich nun, dass es keine begehrten Rohstoffe hat. Das es nicht an einer geostrategischen Stelle liegt, die das Interesse anderer Staaten weckt. Das es eben „nur“ die Menschen in Berg-Karabach sind. So wie es eben schon „nur“ die Menschen im Jemen waren. Es ist traurig, aber wahr. Krieg ist in dieser Welt nicht gleich Krieg.

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Geschrieben von

MonsieurC

Meinung und Kommentar mit Schwerpunkt Politik."Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker" (Che Guevara)

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