Der Ranger – eine Fernsehkritik

Angesehen Ein durchschnittlicher Zuschauer macht den Versuch einer Wertung und erwartet keine Fortsetzung

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Da lief er also vor einigen Tagen im ersten Fernsehprogramm und nicht wenige waren gespannt darauf, wie sich die Sächsische Schweiz ausnehmen würde in einem Spielfilm. „Der Ranger“ wurde von der ARD ausgestrahlt. Wie man hörte, knüpfen sich einige Erwartungen, speziell von Leuten aus der Tourismusbranche, an das Werk. Sie sehen die Menschen schon in Scharen die Berge des Elbsandsteingebirges stürmen.

Zunächst nimmt die Handlung schnell Fahrt auf. Der Ranger Jonas Waldek, (gespielt von Philipp Danne), wird mit zwei Problemen konfrontiert. Zum einen ist da ein Wolf, der die Gegend „unsicher“ macht und Ängste in der Bevölkerung schürt. Zum anderen möchte die Jugendliebe von Jonas Mutter (gespielt von Heike Jonca), Karl Nollau (gespielt von Matthias Brenner), den Bergbaubetrieb in einem alten Stollen wieder aufnehmen, um seltene Erden abzubauen und Kasse zu machen. Zwei verschiedene Konflikte, in die Jonas verwickelt wird. Und natürlich fehlt die Liebe nicht, welche in Gestalt der Wildbiologin Emilia Graf auftaucht (gespielt von Liza Tschirner). Die Handlung ist vorhersehbar, das Gute siegt letztlich und Konflikte werden nicht ausgetragen, sondern beigelegt.

Die handelnden Personen bleiben blass und farblos, haben kein Feuer, kein Leben in sich. Der Zuschauer wird das Gefühl nicht los, dass die Schauspieler nur spielten, weil es der Regisseur von ihnen verlangt hat. Es gibt die guten Nationalparkmenschen, die bösen Jäger, den einfältigen Händler, die dummen Touristen und die empörte Bevölkerung. Alle schön in Schubladen gesteckt, ohne ihnen die Möglichkeit einer Entwicklung zu geben.

Ganz schwach wurde jedoch einer der wichtigsten Protagonisten dargestellt, der Wolf. Er trottete durch die Bergwelt, wie sich Leute, die nie etwas mit Wölfen zu tun haben, diese Tiere eben vorstellen. Vielleicht hätte es des ein oder anderen Rates eines Experten bedurft? Als die „bösen“ Jäger sich zusammenrotten, um dem „gefährlichen“ Wolf den Garaus zu machen, stöbern die das Tier schon nach kurzer Zeit auf und verfehlen es, ein Streifschuss lässt den Wolf nur ein wenig bluten. Der bleibt, verletzt wie er ist, so lange stehen, bis die Wildbiologin das Senderhalsband aktiviert hat, um letztlich dann doch davonzuschleichen. Offensichtlich stammt das Drehbuch zu dieser Szene aus dem Nachlass der Gebrüder Grimm. Die Art und Weise der Darstellung des Neubürgers Wolf dürfte weder der Jägerschaft noch den Wolfsfreunden gefallen haben. Hier werden Klischees auf die Spitze getrieben.

Jonas Waldek soll, so lässt man den Zuschauer glauben, in der Natur des Elbsandsteingebirges großgeworden sein. Leider nimmt man ihm den rauen Naturburschen, der angeblich in Übersee mehrere Jahre als Ranger zubrachte, nicht ab. Er ist eher der Stadtmensch, den man in den Wald gestellt hat, weil eine Stelle im Nationalpark freigeworden ist.

Am Ende von Teil eins kommt ein ausgewachsenes Motorrad, welches Jonas Bruder gehörte, ins Spiel. Die studierte Wildbiologin, die den Führerschein für derartige Fahrzeuge zu besitzen scheint, weil sie kurz darauf mit dem Ding fährt, bezeichnet es als Moped. Spätestens jetzt wird klar, dass in diesem Film recht wenig stimmig ist.

Das einzig Authentische ist die Natur der Sächsischen Schweiz. Die Landschaftsaufnahmen waren teilweise atemberaubend und somit wirklich eine gute Werbung für die Region. Die Fortführung des Films als Serie ist entbehrlich, weil die Handlung nicht glaubhaft ist und die handelnden Personen seelenlos blieben. Der Film ist ein Märchen für Erwachsene, die Frage ist nur, ob die das sehen wollen. Unsere Sächsische Schweiz hätte Besseres verdient.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Matthias Stark

Autor von Lyrik, Prosa und Essay

Matthias Stark