Feigheit vor dem `Freund` - Denkwürdig im Abgang

Die Anstalt (ZDF) Kurzkritik

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Die Sendung „Die Anstalt“ vom ZDF vom 8. März 2022 war eine Parade der Feigheit coram publico. Das TV-Kabarett-Flagschiff des ÖR-TVs war hauptsächlich bemüht, schnell zu kuschen, wo es nur geht. Und dergestalt die eigene (und ohnehin seit einiger Zeit aus verschiedenen Gründen zu hinterfragende) Daseinsberechtigung diesbezüglich doch noch zu rechtfertigen. -Wie das halt so gerade üblich ist, wenn die Hütte brennt und man partout nicht weiß, wo die Feuerwehr eigentlich wohnt.

Claus von Wagner und Max Uthoff wollten unheimlich aktuell sein. Deswegen präsentierten sie vordergründige Ratlosigkeit angesichts des Angriffskriegs Russlands‘ auf die Ukraine. So weit, so schlecht, denn es geht einigermaßen allen derzeit so.

Weiterhin ergehen sich die beiden ZDF-Komiker in einer Art 90-er-Gameshow (eigentlich ästhetisch & historisch gut gedacht; aber war das tatsächlich genau so beabsichtigt? - weitergedacht war es wohl eher nicht) in gefühlt 200 Stunden personalisiertem Putin-Bashing (welches niemals in den Verdacht gerät, auch nur ansatzweise ästhetisch an das Hitler-Bashing Charlie Chaplins anzuknüpfen).

Nebenher werden Video-Clips von ausgewählten, medial präsenten Alpha-KomikernInnen eingestreut, die nicht mehr beizutragen haben, als das Framing der Sendung bietet/zulässt (worüber diese sicherlich auch kaum ernsthaft besorgt waren – ansonsten wären sie ja wahrscheinlich nicht ‚Alpha‘).

Wie bei der ZDF-Anstalt üblich, seit Uthoff und von Wagner dort agieren, hat man sich ein paar authentische Gäste geleistet – einen russischen Comedian plus zwei weibliche, sowohl Deutsch als auch Native-SpeakerInnen, und wiewohl immer bei ‚Gästen‘ in der ‚Anstalt‘ seit von Wagner und Uthoff: am dramaturgischen Katzentisch.

Die Gäste durften dann auch das am Rande einbringen, was Uthoff und von Wagner nicht explizit sagen wollten.

Hätte das ZDF jene Menschen - einigermaßen angemessen und mit der notwendigen Unterstützung agieren lassen (Konzept?.. Regie?..), was es den beiden männlichen (am Internationalen Frauentag auch noch!) Anchor-Komikern stets zugesteht (ohne ersichtliche Regie!) - hätte das vielleicht eine denkwürdige TV-Sendung werden können.

So aber war lediglich zu sehen, wie zwei von den Ereignissen abservierte, männliche Deutsch-TV-Clowns um die Felle kämpften, welche ihnen die Ereignisse (und das Format der `embedded-kabarett` ZDF-Sendung) längst fort geschwemmt hatten.

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