Tor! :-)

Das zwiebelt: Für Unverdrossene; wegen Vorratsdatenspeicherung reloaded und so..

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Das EuGH-Urteil vom September d.J. zur Vorratsdatenspeicherung wurde neulich gemeinhin und fast flächendeckend gefeiert als das Ende der sogenannten Vorratsdatenspeicherung. Leider haben die Feiernden übersehen, dass der EuGH mit seinem Urteil zwar die anlasslose Komplettspeicherung von (Verkehrs)Daten verboten, jedoch eine Hintertür zur Speicherung von IP-Adressen offen gelassen hat.

Dieses Urteil bedeutet also nicht, dass der EuGH das Grundrecht auf anonymen Aufenthalt und ebensolche Bewegung im öffentlichen digitalen Raum nun schützen würde; es bedeutet, dass die Exekutive, wenn diese es für nötig hält, weiterhin und nunmehr rechtssicher personenbezogene Daten – wie etwa das „digitale Nummernschild“, also die IP-Adresse – erfassen und speichern darf, falls ein „Verdacht“ vorliegt.

Was ein „Verdacht“ ist, wird in Deutschland zum Beispiel auch definiert durch die verschiedenen und in ihren Bestimmungen immer mehr ausgeweiteten Polizeiaufgabengesetze. Die mannigfaltigen Geheimdienste dürfen dann sicherlich noch mehr, bzw. machen ohnehin, was sie wollen, selbst wenn sie die von ihnen eigentlich per Auftrag und Namen zu schützenden Angelegenheiten bisweilen nachhaltig und einigermaßen irreversibel pervertieren.

Die Schwelle, eine Überwachung solcher „Verdachtsfälle“ im Weiteren mit aktiv penetrierenden Maßnahmen unter Ausnutzung von von Jenen selbst entdeckten, aber nicht gemeldeten oder auf dubiose Weise im kriminellen Bereich erworbenen Schwachstellen, auszunutzen („0-Days; Staatstrojaner“), wird durch dieses Urteil so weiter abgesenkt und sogar a priori legitimiert.

Ist ein gewisser Schutz dagegen möglich?
Ja.

Freie- und Open-Source-Software als Computer-Betriebssystem alternativ zu installieren, weiterhin mindestens partiell ebensolche Software auf proprietären Systemen einzusetzen, oder gar Freie Open-Source-Hardware zu nutzen, ist ein wesentlicher Schritt.

Ohne diese mit Umgewöhnungs- und mitunter auch zunächst steilen Lernkurven verbundenen Maßnahmen könnte auch eine universal einsetzbare Anonymisierungs- und Verschleierungs-Software benutzt werden wie etwa das Tor-Browser-Bundle. Damit kann die persönliche Kommunikation mit dem Netz, auch im Sinne jeglicher Vorratsdatenspeicherung gut bis sehr gut abgeschottet werden, ohne dass ein ausgewachsenes Informatikstudium oder sonstige Expeditionen nach „Nerdistan“ dazu erforderlich wären.

Der Tor-Browser bringt dafür alles mit: Er ist auf den meisten gängigen Betriebssystemen sofort nach dem (verifizierbaren) Download einsetzbar und funktioniert für Nutzer wie ein normaler Internet-Browser. Darüber hinaus ist dieser Browser mittlerweile durch die Entwickler „ab Werk“ so konfiguriert, dass damit auch beispielsweise ein Einloggen an eigenen Accounts relativ sicher ist. Sollte dafür eventuell eine höhere Sicherheit erforderlich sein, kann diese Software bei Bedarf auch entsprechend konfiguriert/angepasst werden (siehe auch Links unterhalb).

Die Nutzung dieses Browsers verhindert weitestgehend zuverlässig sowohl, dass Frau oder Herr InnenministerIn sieht, wohin ich surfe (selbst wenn sie rechtssicher IP-Adressen speichern; sie sehen dann nur – samt gespeicherter IP-Adressen –, dass ich im dazugehörigen Tor-Netzwerk abtauche), als auch, dass angesurfte Webseiten mich nachhaltig verfolgen und mich etwa mit ihrem Müll überschütten können.

All diese Dinge sind natürlich den Menschen und Organisationen, die diese Software und das dazugehörige Netzwerk benutzen, um es zu missbrauchen, bestens bekannt – also z.B. auch Kinder-Pornographen, nicht-staatlichen, privaten Waffenhändlern, maßgeblichen Drogenbaronen, Schwerst-Kriminellen und vor allem staatlichen Akteuren und nicht zuletzt deren unterschiedlichen Geheimdiensten usw. .

Wie auch schon alle vorangegangenen Versuche einer Vorratsdatenspeicherung zielt die derzeitig durch die demokratische Hintertür installierte nicht auf oben erwähnte Kriminelle ab, sondern auf die möglichst lückenlose Kontrolle einer auf Grund der unhaltbaren Verhältnisse befürchteten, zunehmend renitenten Bevölkerung – weshalb ja auch deren vitale soziale Interaktionen bis in den Alltag hinein „digitalisiert“ werden sollen.

Dieser Verschwörungspraxis kann das Instrument Tor-Browser (freilich war es anders gedacht von den Erfindern seinerzeit..) bei sachgemäßer Anwendung einigermaßen erfolgreich entgegen gesetzt werden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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