"Wir" sind nicht "die Guten"

Ukraine-Krieg Von Trennlinien und wo diese verlaufen

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Der Krieg der russischen Militärmaschinerie gegen die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Krieg ist kein Mittel der Politik, darf es nicht sein, nicht in dieser Welt im 21. Jahrhundert mit ihren ganz anderen, gewaltigen globalen Problemen. Wer das nicht versteht, sägt nicht nur ein bisschen sondern mit der Motorsäge an dem Ast, auf welchem die gesamte Menschheit Platz genommen hat.

Dieser Krieg - Putins Krieg - ist ein Verbrechen. Wie jeder Krieg es ist. Die Logik des Krieges, die im Übrigen auf allen Seiten dennoch vorhanden ist, ist nun mal verbrecherisch und kriminell und sonst nichts; sie ist immer tödlich. Getötet aber werden in diesen Kriegen zumeist nicht diejenigen, die diese zu verantworten haben sondern vor allem Unbeteiligte, „Unschuldige“. Wir alle hier in Mitteleuropa können uns kaum noch vorstellen, welche unsagbaren Leiden Krieg bedeuten, welche höllischen Abgründe sich dabei auftun. Krieg ist SCHEISSE!

Russlands Präsident steht nun in einer Reihe mit z.B. amerikanischen und europäischen Regierungschefs und Präsidenten, denen das Völkerrecht letztlich egal war und ist, so schnurz, dass sie dafür auch Kriege vom Zaun brechen, wenn es um ihre Interessen oder die ihrer Auftraggeber geht. Das hätte ich, ehrlich gesagt, von Russland, von Putin so nicht erwartet. Ich habe mich getäuscht. Dennoch: Es ist wenig überraschend. Denn es stand ja sogar schon vor Langem – ich war noch recht jung – in der Zeitung:

„‘Kriminell‘ sei politische Gewalt, wenn sie auf die Beseitigung marktwirtschaftlicher Verhältnisse abziele, ‚notwendig‘, wenn sie private Kapitalinvestitionen befördere oder schütze.“ Daher billige und unterstütze er ausdrücklich eventuelle Vorbereitungen des Präsidenten und des Militärs zur Errichtung einer Militärdiktatur nach dem Vorbild Pinochets. *

Das sagte – vor Vertretern der deutschen Wirtschaft und dem deutschen Generalkonsul, welche ihm dafür freundlichen Applaus spendeten – seinerzeit der Bürgermeister von Sankt Petersburg. Sein Name: Wladimir Putin.

Die Trennlinie verläuft nicht zwischen Ost und West. Und „wir“, der Westen, sind nicht „die Guten“. Genauso wenig wie „der Osten“, „die da“, „die Russen“ das „Reich des Bösen“ etwa sind.

Die Trennlinie nämlich verläuft - immer noch - zwischen oben und unten, zwischen Ausbeutern und Unterdrückern und Ausgebeuteten und Unterdrückten. Das sollten wir auch heute nicht vergessen.

Wenn schon „wir“, dann sollten „wir“ uns als „die hier unten“ begreifen, als die „99 Prozent“. Und uns weder von Werte-Westlern noch von Putinverstehern zuzeiten vor die jeweiligen Karren spannen lassen.

*Quelle

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