Lebenspartnerschaft für alle!

Gender Kaum ist die Ehe für alle beschlossene Sache, wird die eingetragene Lebenspartnerschaft abgeschafft. Warum?
Ausgabe 27/2017
Lieber eine eingetragene Partnerschaft als eine dahin welkende Ehe
Lieber eine eingetragene Partnerschaft als eine dahin welkende Ehe

Foto: Christian Ohde/Imago

Würde mir ein Fahrradhändler beim Kauf eines neuen Rads sagen, dass die Wahrscheinlichkeit bei über 40 Prozent liegt, dass es bei voller Fahrt zusammenkracht, würde ich es wohl nicht kaufen. Vom Heiraten hält eine solche Wahrscheinlichkeit viele aber nicht ab. Die Feier, das Brautkleid, das Für-immer-Zusammen – all das hat große Strahlkraft.

Der Wunsch nach der Ehe ist, wie man aktuell sieht, groß und politisch bedeutend. Nun dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare diese eingehen. Endlich schließt Deutschland zu vielen anderen Ländern auf, was die Gleichstellung von Lesben und Schwulen betrifft. Ich persönlich hatte allerdings gehofft, es gäbe nun einen weiteren Grund zur Freude: die eingetragene Lebenspartnerschaft für alle. Ich hatte vor einigen Jahren über eine Eintragung unserer Lebenspartnerschaft nachgedacht. Wir, langjähriges Hetero-Paar mit unseren drei gemeinsamen Kindern, würden mittels Splitting Steuern sparen, die vielen gegenseitigen Vollmachten würden überflüssig, und das alles, ohne die von uns nicht favorisierte Ehe eingehen zu müssen.

Der Besuch beim Standesamt, um einen Termin zu vereinbaren, war jedoch ernüchternd. Man fragte mich dort erstaunt, was ich mir vorstellen würde, die eingetragene Lebenspartnerschaft sei nur gleichgeschlechtlichen Paaren gestattet. Wir könnten ja heiraten. Wenn wir das nicht wollten, könne man leider nichts für uns tun.

Als nun die Ehe für alle verabschiedet wurde, hatte ich neue Hoffnung geschöpft, dass auch die Lebenspartnerschaft für Heterosexuelle käme. Durch die rechtliche Gleichstellung, vermutete ich, würde auch dieses Modell für alle geöffnet. Deutschland würde sich wie Frankreich mit dem zivilen Solidaritätspakt PACS gesellschaftlich modernisieren. Fehlanzeige. Eine Nachfrage beim Justizministerium ergab, dass die eingetragene Lebenspartnerschaft zukünftig gar nicht mehr abgeschlossen werden kann.

„Schade“, sagte ich. „Warum denn?“, fragte mich die Pressefrau des Justizministeriums. Im Grunde, fügte sie hinzu, gebe es doch kaum einen Unterschied zwischen Lebenspartnerschaft und Ehe. Die Reden und Feiern der letzten Tage sprechen da aber eine andere Sprache. Und bei mir ist es so: Der Versorgungsgedanke an einer eingetragenen Partnerschaft gefällt mir, die Vorstellung, „meine Ehefrau“ genannt zu werden, sehr viel weniger. Und die über 40 Prozent Unfallgefahr der Ehe schrecken mich ab. Alternative Partnerschaftsmodelle würden da helfen.

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