Es muss fließen, und wie sehr es fließen muss, das merkt man dann am meisten, wenn das Fließen ins Stocken zu geraten droht. Aber es fließt natürlich trotzdem. Nur langsamer. Anders. Und teurer. In Deutschlands Kreislauf fließt Treibstoff, weil damit die Autofahrer- und Industrienation angetrieben wird. Fließen muss das Öl in die Raffinerien und der Sprit zu den Tankstellen, damit auf den Autobahnen der Verkehr dahingleitet, damit Krankenschwestern zur Arbeit kommen, Pendler ins Büro und alle Waren an jenen Ort, wo sie gebraucht und verzehrt und verarbeitet werden.
Marcus Hustan ist Schüttguttransporteur, in Oranienburg in Brandenburg. „Jeden Morgen“, sagt er, „fahren wir los und bringen Fracht von A nach B.“ Aushub, Splitt, Schotter, Sand: Schüttgut eben. Hustan holt es ab und bringt es hierhin und dorthin, seine Lkws machen es möglich, dass Baugruben ausgehoben und Häuser hochgezogen werden können. Doch an einem Morgen vor einer Woche fährt Marcus Hustan los und sorgt mit einer Schleichfahrt dafür, dass der Berliner Stadtautobahn-Verkehr nur sehr, sehr langsam fließt. Weil es bei ihm nicht so weitergehen kann. Weil er sonst, sagt er, in zwei Monaten am Ende ist.
Hustans Lkws fahren nur, solange er sie mit Diesel befüllt. Dessen Preis lag vor zwei Jahren bei 1,12 Euro. Damals schloss er Verträge ab, legte Preise für seine Dienste fest. Heute kostet der Diesel doppelt so viel. Hustans Problem: Die Verträge, die er abschloss, als er noch einen Euro weniger kostete – die gelten weiter. „Es ist jetzt schon unrentabel“, sagt Hustan, „wir gehen an die Reserven“. In zwei Monaten seien die dann wohl aufgebraucht.
Unserem Kreislauf der Waren, des Geldes, der Arbeit, der Bedürfnisse, geschmiert vom Öl und vom Sprit, droht durch den Krieg der Kollaps. Die Sache ist kompliziert, sehr kompliziert sogar: Manche fordern ein Embargo für russisches Öl und Gas, um den Krieg zu beenden, manche fürchten, dass Wladimir Putin von sich aus den Hahn zudreht. Manche ärgern sich über astronomisch hohe Spritpreise, und die anderen wieder verzweifeln daran, weil ihre wirtschaftliche Existenz bedroht ist. Alles zusammen bildet ein explosives Gemisch. Eine Autofahrernation kann sich ihren Sprit nicht mehr leisten. Spätestens dann wird Politik: Spritpreispolitik.
Zu Beginn des Krieges in der Ukraine hatte der Ölpreis bei 100 Dollar pro Barrel gelegen, nach zwei Wochen war er auf 130 Dollar gestiegen. Die Spritpreise an der Tankstelle erreichten da einen Höchststand bei 2,25 Euro pro Liter Benzin, Diesel lag sogar noch darüber. Dann sank der Rohölpreis zwischendurch wieder auf 100 Dollar, der Spritpreis aber blieb in astronomischen Höhen. Auch das gehört ab jetzt zur Treib-Stoff-Politik.
Am 17. März wurde eine Umfrage veröffentlicht, nach der die Energieversorgung nun das wichtigste Thema überhaupt sei, „um das sich Politikerinnen und Politiker in Deutschland kümmern sollten“. Eine Sorge, die ein Thema vom Spitzenplatz verdrängt, das seit Februar 2021 für die Deutschen das wichtigste gewesen war: der Umwelt- und Klimaschutz.
Gelbwesten ante portas?
Die Treibstoffpolitik nimmt vielfältige Formen an. Etwa die eines Hüftschusses von Finanzminister Christian Lindner (FDP), einen Tankrabatt einzuführen, und die konfuse Debatte darum: erst gefeiert, dann als Widersinn kritisiert und schließlich von einem „Entlastungspaket“ der Ampel aufgehoben. Oder die, wenn Marcus Hustan, Schüttguttransporteur aus Oranienburg, auf der Berliner Stadtautobahn mit einer Schleichfahrt protestiert.
Er ist nicht allein. Angefangen hat alles damit, dass ein anderer Unternehmer in einer Nachrichtengruppe postete: „Dass er nicht mehr kann.“ – „Dann war das wie eine Lawine“, sagt Hustan. Einer nach dem anderen schrieb seinen Frust in die Gruppe, am Ende kamen 60 Firmen zusammen. Man habe sich ausgetauscht und beschlossen, etwas zu tun. Wenn nötig, auch ohne Verband.
Treibstoffpolitik besteht darin, dass die Wut und die Verzweiflung nach Ausdrucksformen suchen. Zum Beispiel auf Facebook, wo für eine deutsche Gelbwesten-Bewegung mobilisiert wird. In einer Gruppe mit mehreren Tausend Mitgliedern und dem Ziel, gegen die hohen Spritpreise zu protestierten, gibt es viel Frust über „die da oben“: „Es wird Zeit, dass es mal RICHTIG kracht in diesem korrupten scheiß Deutschland.“ Es gibt Grünen-Bashing und die Forderung nach einer Spritpreisbremse, dazu Postings von Taxifahrern, Handwerkern, Spediteuren und Beförderungsunternehmen. Alle mit dem Rücken zur Wand.
Die geteilte Überzeugung: Der Treibstoffmarkt ist kaputt. Aber nicht einfach nur kaputt, sondern strukturell als Abzocke angelegt. Einige bereichern sich, andere – „die Kleinen“ – zahlen drauf. Die Mineralölfirmen verdienen sich eine goldene Nase, der Staat verdient mit, weil ja der Großteil des Spritpreises aus Steuern besteht. Die Politik, heißt es, finde die Entwicklung gut, weil sie Verbrenner verbieten und den CO₂-Ausstoß verteuern will, wodurch am Ende jene die Gelackmeierten sind, die sich kein E-Auto leisten oder ihren Fuhrpark nicht mal eben so umrüsten können.
„Solidarität zeigen ist nicht schwer“, schreibt ein User und ruft dazu auf, mit Warnweste am Außenspiegel zu fahren. Eine Gelbwesten-Bewegung! Doch daraus wird nichts, der Aufruf verhallt. Überhaupt ist in der Gruppe schon nach wenigen Tagen die Luft wieder raus: Jemand schlägt vor, sich den Montagsdemos gegen die Corona-Maßnahmen anzuschließen. Dort gehe es doch auch um Freiheit, genau wie beim Sprit. Viele können dem nichts abgewinnen. Aus dem Ärger und der Wut über die hohen Spritpreise lässt sich nicht so einfach eine Bewegung formen.
Treibstoffpolitik besteht auch darin, die Wut zu lenken. Denn der Eindruck, dass der Benzin- und Dieselmarkt kaputt ist, existiert nicht nur in obskuren Facebook-Gruppen. Denn der Rohölpreis ist doch wieder gesunken, der Spritpreis an der Zapfsäule aber immer noch hoch! Also bereichern sich offenkundig die Mineralölkonzerne an den Wucherpreisen, das kann doch nicht erlaubt sein.
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) beteiligt sich an der Wutumlenkung. Er bittet das Bundeskartellamt, „die Benzin- und Dieselpreise sehr genau zu beobachten und bei jeglichem Hinweis auf missbräuchliches Verhalten tätig zu werden“. Doch ein Anruf beim Bundeskartellamt lässt auch hier schnell die Luft raus: Alles, was man machen könne, sei, den Markt „kontinuierlich zu beobachten“. Denn für das Kartellamt gibt es nur zwei Anlässe für ein Einschreiten: Preisabsprachen – wofür es keine Anzeichen gibt – oder den Missbrauch einer marktbeherrschenden Position, was auch nicht der Fall ist. Das Kartellamt kann also gar nichts tun. So ist das mit der freien Preisbildung in einem unregulierten Markt. Was so viel heißt wie: Die Lösung der Spritkrise kann nicht vom Kartellamt kommen, sie muss von der Politik kommen.
Das sogenannte Entlastungspaket der Ampel, von drei Parteien geschnürt, die in der Treibstoffpolitik weit auseinander liegen, entlastet tatsächlich – aber vor allem kurzfristig. 300 Euro Energiepreispauschale für alle Erwerbstätigen über die Lohnsteuer, eine kleinere Energiepreispauschale für Hartz-IV-Beziehende, dazu 100 Euro Bonus für jedes Kind und für 90 Tage ein Neun-Euro-Monatsticket für Bus und Bahn: Das wird spürbar sein, aber nicht lange.
Zumindest die Preissenkung für Benzin und Diesel, befristet auf drei Monate, sollte den Schüttguttransporteur in Oranienburg doch zunächst entlasten. Benzin wird um 30 Cent verbilligt, der Diesel, mit dem Hustan seine Lkws befüllt, aber nur um 14 Cent. Er sagt, es sei zwar eine „Linderung“. „Aber das reicht nicht.“ Kann man sich ausrechnen: Von den Dieselpreisen von 1,12 Euro pro Liter vor einem Jahr ist man bei den aktuellen Preisen von 2,14 Euro noch immer weit entfernt, auch mit den 14 Cent Preissenkung der Ampel-Regierung. Und wie sich die Preise weiter entwickeln: unklar. Denn vor allem macht Marcus Hustan zu schaffen, dass der Dieselpreis weiterhin wild auf und nieder schwankt, was die Kalkulationssicherheit zerschießt.
Immerhin ist inzwischen der Verband des Verkehrsgewerbes aktiv geworden, es gibt eine Kundgebung vor dem Wirtschaftsministerium, mit der Forderung nach einem „Gewerbediesel“, so wie er in anderen Ländern existiert: als Rückerstattung der Energiesteuern, wodurch sich der Treibstoffpreis für Transport- und Beförderungsunternehmen auf einen Schlag verbilligt. „Wir werden sehen, was die Aktion bringt“, sagt Hustan, „ob da jemand wach wird“. Sonst werde man eben am 6. April weitermachen. Stocken lassen, damit es fließt.
Kommentare 22
der markt ist das feld des aus-tauschs arbeits-teiliger produktivität.
sowohl güter(deren herstellung energie verbraucht), als auch dienst-leister/
arbeits-kräfte(auch mit wärme- und bildungs-bedarf)
benötigen den mobilen zugang zum markt.
wo es nicht um elektronischen transport geht(der auch energie verlangt)
im info-markt, werden kraft-stoffe benötigt, mobilität zu erhalten.
wo keine kraftstoffe aus regenerierbaren quellen fließen,
brauchts erschlossene fossile energien.
die chancen auf den zugang zur produktion und zum markt:
sind immer schon ungleich und sollten nicht un-gleicher werden
in zeiten plötzlicher knappheit durch krieg.
gegen un-regulierte preis-entwicklungen hilft nur eine "energie-triage",
ein amtliche zuteilung.
diese ist eine zuteilung von lebens-/entwicklungs-chancen
und ist damit ein politisch erweiterten kampf unter ökonomischen akteuren.
150 Jahre seit Rockefeller -Das Ölzeitalter ist am Ende! Wir aber hängen alle am Öltropf, fast 100%ige Ölabhängigkeit. Ja, ölsüchtig sind wir, so isses. Und unser "Schwarze Gold" kommt zu über 50% aus Russland. Ergebnis von Politik, welche die Rahmenbedingungen dafür geschaffen hat. Nicht genug, es kommt noch dicker, Klimawandel! Fossil ist tödlich. Nun gibt es aber keinen Knopf, den man schnell drücken könnte, um über Nacht nachhaltig & klimaneutral "Weiterso" machen zu können. "Opfer" all dessen, von heute auf morgen zu werden, macht natürlich keinen Spaß mehr. Jetzt also wird es ernst, die klassische Schuldfrage erscheint schon wieder am Deutschen Horizont. Wo sind die "Täter"? Und, stante pede: Wo ist der "Retter"? Tja, "Das Beste oder nichts", sie erinnern sich?
Tankstellen blockieren, Zufahrten zu Standorten der Mineralölindustrie. Im Text steht doch drin, WER die Preistreiber sind. Den zuständigen Ministerien kann man ja auch noch auf den Wecker gehen, aber das ist sekundär. Da würde die FDP-Parteizentrale das bessere Ziel sein. Der Regierungspartner knappst populistisch was vom Steueranteil ab - und sichert die privatwirtschaftliche Gelegenheits-Preistreiberei ab!!!
Leute, lasst eure Wut NICHT "umlenken"!
tja, erinnert mich an die "wut" mancher menschen über die niedrizinspolitik, als ob es ein recht auf zinsen gäbe, als ob es ein recht auf stabile spritpreise gäbe.
das zeigt mal wieder, wie wenig die leute vom kap. verstanden haben (vor allem die sog. "unternehmer", die nun krakelen). irgendwer hat das mal verblendungszusammenhang genannt.
es ist so absurd, der ipcc prognostiziert eine sich beschleunigende erhitzung (die voraussagen für die letzten 8jahre wurden i.d. realität übertroffen), "befeuert" durch sich gegenseitig beschleunigende effekte (antarktis schmilzt schneller, permafrost taut schneller, amazonas droht "savannisierung" und folgend vertrocknung, schland in einigen regionen übrigens auch...) und die leute hängen am öltropf und schreien rum, weil schüttgut muss sein, weil südfrüchte müssen sein, weil plastikamazonschrott muss sein...
diese zivilisation wird untergehen, langsam und quälend, und alle unter 50 werden die anfänge noch erleben.
Zitat: "... der Eindruck, dass der Benzin- und Dieselmarkt kaputt ist, existiert ... Denn der Rohölpreis ist doch wieder gesunken, der Spritpreis an der Zapfsäule aber immer noch hoch! Also bereichern sich offenkundig die Mineralölkonzerne an den Wucherpreisen, das kann doch nicht erlaubt sein."
Nix da! In einer marktkonformen Demokratie ist der Markt unantastbar und heilig. Das gilt für den Immobilienmarkt, den Weihnachtsmarkt, den Supermarkt, den Markt für Antiquitäten und Warentermingeschäfte, aber auch den Benzin- und Dieselmarkt und alle anderen Märkte. Jeder, der den Kapitalismus und die Marktwirtschaft kritisiert, ist ein Ketzer und Sympathisant des Teufels.
Die Neoliberalen, Konservativen und Pseudo-Sozialdemokraten lügen nicht: Wenn jeder Aktionär, Unternehmer, Manager, Verbraucher, mit anderen Worten: jeder Bürger nur an sich denkt, die Ärmel hochkrempelt und seinen maximalen Profit sucht, dann wird irgendwann einmal jeder Bürger so reich wie Friedrich Merz oder Jeff Bezos.
Sie scheinen schlau zu sein, nicht doof !
als dauer-ankläger lebt es sich leichter, wenn man auf auf riesige papp-scheiben schießt !
die schießen nicht zurück und man muß nur "vergessen",
welche staatlichen regulationen den markt seit aufkommen der fabrik-gesetze
schon zu marx zeiten einhegen.
aber das krieg-führen ist immer noch ein geschäfts-modell...
"Nix da! In einer marktkonformen Demokratie ist der Markt unantastbar und heilig."
Ok, kann man machen. Dann hat der Staat aber jegliche Markteingriffe zu unterlassen und zukünftig auf jede Form von Subventionen und Steuern zu verzichten. Der Straßenbau kann durch eine zweckgebundene Maut finanziert werden, die alle Straßenbenutzer inclusive Fußgängern zu entrichten haben.
Viel Spaß.
>>Der Straßenbau kann durch eine zweckgebundene Maut finanziert werden, die alle Straßenbenutzer inclusive Fußgängern zu entrichten haben.<<
Nicht zu vergessen die Nutzungsgebühr für die demnächst zu privatisierende Atemluft.
„Es wird Zeit, dass es mal RICHTIG kracht in diesem korrupten scheiß Deutschland.“
Sehr richtig!
Das Protestpotenzial ist also da.
Aber die sogenannten Linken wollen eher grüner als die Grünen sein...
pssst ! linksmänn, schlafen-gehen vergessen?
sie hatten nur einen albtraum in zitatform, linksmän !
husch husch ins bett, weiter-pennen....
Natürlich ist der Markt kaputt, das ist doch offensichtlich. Kaputtreguliert durch ideologisch verblendete und meistens weitgehend wirkungslose Regulierungsversuche allerorten, durch Oligopolisierung und durch jede Menge politische Einflußnahme.
Und: ja, zum Teil ist das gut so. Ein vollständig transparenter Markt würde bei einem Produkt das so weit standardisiert ist wie Sprit nämlich ruck-zuck in eine Monopolisierung führen, deren Folgen unabsehbar sind.
Standardisiert man Produkte so weit, daß es praktisch keine Qualitätsdifferenzen mehr gibt - so wie bei Benzin oder Diesel - dann ist das einzige verbleibende Verkaufsargument der Preis, und dann gewinnt immer der billigste Anbieter. Das ist der direkte Weg zu Not, Elend und Selbstausbeutung, denn am Ende bedeutet das daß der billigste Anbieter den Preis für die anderen festlegt.
Bei Infrastruktur und Gütern der Daseinsvorsorge ist das besonders gefährlich, denn dort führt Monopolisierung zu Machtkonzentrationen, die spätestens wenn internationale Konzerne am Werk sind das Primat der Politik aushebeln können und werden. Damit werden Not, Elend und Selbstausbeutung nicht nur herbeigeführt, sondern auch noch für alle Zeiten zementiert. Das Ergebnis ist radikaler als der Feudalismus des 17. Jahrhunderts.
Hinzu kommen ein immer schnellere Spekulationszyklen, getrieben von einer völlig verfehlten Niedrigzinspolitik keynesianischer Prägung in einer Situation, in der die Voraussetzungen dafür überhaupt nicht gegeben sind. Die Inflation beruht nicht auf Nachfrageschwäche (da würde deficit spending helfen), sondern auf Güterknappheit - es gibt einfach nichts zu kaufen - und da wirkt billiges Geld dann eben nicht als Löschmittel sondern als Brandbeschleuniger, zusätzliche Nachfrage jagt hier nur die Preise hoch- und zwar schneller als Löhne folgen können.
Was kann also getan werden?
Zuallererst mal das blödsinnige Energieembargo gegen Russland sofort beenden und die Konfrontation lösen, auch wenn das Gebiets- oder Machtverluste bedeutet. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall des Erfolgs schadet uns diese Politik mehr als sie nützt, denn es würde dann die größte Atommacht der Welt destabilisieren, was eine für den ganzen Planeten lebensgefährliche Situation wäre.
Glaubt wirklich irgendwer, man müßte nur Putin wegputschen und schon wäre Russland befriedet? Da lachen doch die Hühner! Wir wissen doch gar nicht, welche noch viel übleren Hardliner vielleicht hinter ihm stehen und was die dann vom Zaun brechen. Oder noch schlimmer: man stelle sich vor, Russland zerfällt wirklich. Schon beim Zerfall der UDSSR gab es hochgefährliche Entwicklungen und die bange Frage, welche Terror-Regimes danach alle über Atomwaffen verfügen werden. Glaubt irgendwer echt, das wäre jetzt anders?
Wenn Russland jetzt zerfällt, kriegen wir zwei Dutzend Kleinstaaten im Bürkerkrieg, von denen 8 oder 10 über Atomwaffen verfügen werden. Die Wahrscheinlichkeit, daß auch nur einer davon zu einer stabilen Demokratie wird, ist äußerst gering. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Bin Ladens, Kim Jongs und jede Menge weitere religiös-fanatische Gruppen dort auf Einkaufstour gehen und sich Interkontinentalraketen, Wasserstoffbomben und hochangereichertes Plutonium in Tonnengebinden verschaffen, ist praktisch gleich 1.
Dann brauchen wir einen dauerhaften europäischen Friedensprozeß, der _ALLE_ Anrainer einbezieht und _NUR_ diese. Möglicherweise mit einer vermaschten Architektur von 4 oder 5 Verteidigungs- und Garantiebündnissen und Ländern, die dort doppelt und dreifach Mitglieder sind. Nur so können Konflikte sicher vermieden werden.
Und wir brauchen eine diversere Energieversorgung. Nein, die wird noch sehr lange nicht rein erneuerbar sein können. Aber von der Abhängigkeit von russischem Gas auf eine von US-Gas oder arabischem Gas umzusteigen ist das Austreiben des Teufels mit dem Beelzebub. Wir brauchen nicht North Stream II oder Flüssiggasterminals, wir brauchen beides. Wir brauchen Gas-Pipelines aus dem arabischen Raum und wir brauchen natürlich jede Menge Solarkraft, Windkraft und Speicherkapazitäten.
Außerdem muß die verfügbare Energie sinnvoll verteilt werden. Strom mit dem Auto zu verfahren ist Schwachsinn, solange man den mit Kohle oder Öl erzeugen muß. Und Solarstrom zum Autos laden funktioniert ohne Speicher nicht. Also sollten wir anstatt sinnlos Milliarden in Subventionen für E-Mobilität zu stecken doch erstmal die Dinge mit Solar- und Windstrom betreiben, bei denen das ohne Probleme machbar ist, z.B. Klima- und Kühlanlagen, Industrieanlagen, Gebäudeheizungen. Die dafür primär erforderliche Technologie nennt sich "Stromkabel" und ist verfügbar, muß man nur einbauen.
Für elektische Autos hingegen brauchen wir kompakte, leichte und hoch leistungsfähige schnelladefähige Batterien und Jahreszeitenspeicher, die eben nicht wirklich verfügbar sind und von denen niemand weiß ob sie es je sein werden. Deshalb kann das erst der zweite Schritt sein.
Und weiterhin muß die Spekuliererei eingedämmt werden. Beispielsweise indem man keinen immer schnelleren Hochfrequenzhandel zuläßt, sondern gezielt eine niedrige, beherrschbare und stabile Handelsfrequenz für alle Güter und Rechte politisch erzwingt. Es gibt keinen Grund, warum man 5x täglich den Benzinpreis ändern können muß. Also macht Spritpreisänderungen vorab inclusive verfügbarer Mengen meldepflichtig und laßt nur 3 pro Woche und Abgabestelle zu, dann werden die Anbieter ein bißchen murren und letztlich den Schwachsinn stündlicher Preisänderungen einstampfen, was nebenbei einen Haufen Personal und Kosten spart. Stattdessen werden sie anfangen, sich mit Futures und Optionen auf Treibstoffe abzusichern und damit die Preisstabilität erhöhen und die Schwankungsgeschwindigkeit senken.
Oh, und ja, wir brauchen höhere Leitzinsen im Euroraum. Jetzt sofort. Es ist viel zu viel überschüssiges Geld im Markt, mit dem spekuliert und damit die Preise hochgetrieben werden, was uns alle enteignet. Die EZB sollte daher sofort die Leitzinsen auf 8-10% anheben und so Spekulationsgelder aus aus den Märkten absaugen.
Wenn der Untergang unserer Gesellschaft nicht mehr befürchtet, sondern gewünscht wird, bin ich raus. Vielleicht dämmert es ja auch den von unserem System Enttäuschten irgendwann, wie viel wir doch noch zu verlieren haben.
Das Ausmaß dessen, was zu verlieren übrig ist, ist eine Frage des Blickwinkels.
Für Arme, Alte, Kranke, Abgehängte fühlt sich das Restleben anders an als für Corona- und Kriegsgewinnler.
Es ist Leben, aber sehr unterschiedliches Leben.
Und wie der olle Marx schon wusste: Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
Über reziproke Erkenntnisfähigkeit bei Reichen schrieb er meines Wissens nichts.
Man sollte wirklich differenzieren - Benzin für die darauf angewiesene Gewerbetreibende, Einsatzdienste wie Feuerwehr & Co. und Pendler - die aber nur bis zum nächsten für sie nutzbaren Bahnhof.
Für die sollte es Unterstützung geben, für alle anderen nicht. Warum soll ich als Viel-Radfahrer und Öffinutzer, aber mit von meiner Genossenschaft betriebener Gas-Zentralheizung hohe Gas- und Lebensmittelpreise zahlen, aber die Spassfahrten von SUV-Besitzern, Auto-Posern und Gehfaulen für die 700 m zum Bäcker subventionieren ???
Abgesehen davon b r a u c h e n wir die s c h n e l l e Energie- und Verkehrswende unabhängig von Putin, auch die Lebensmittelwende mit deutlich weniger Fleisch, um den Klimawandel in erträglichen Grenzen zu halten.
Zitat: "Ok, kann man machen. Dann hat der Staat aber jegliche Markteingriffe zu unterlassen und zukünftig auf jede Form von Subventionen und Steuern zu verzichten."
Da liegt ein kleines bzw. größeres Missverständnis vor. Das "Kapital" steht natürlich unter besonderem Schutz des Staates, es heißt schließlich nicht umsonst Kapitalismus. Die Würde des Kapitals ist unantastbar.
Wenn sich zum Beispiel sogenannte "institutionelle" Anleger, also Banker bzw. Banken, die an den Finanzmärkten mit Milliarden spekulieren, verspekulieren wie dies 2007/2008 der Fall war (Stichwort: Lehman Brothers), dann muss der Staat selbstverständlich mit helfender Hand intervenieren und den "notleidenden" Banken auf Kosten aller Steuerzahler unter die Arme greifen.
Kapitalismus bedeutet Umverteilung von unten nach ganz oben. Deshalb bekommen in diesem unserem Lande Bürger, die über sehr viel Kapital verfügen (also Multimillionäre, Milliardäre und Multimilliardäre) auf Kosten der Allgemeinheit einen Kinderfreibetrag, der im Ergebnis höher ausfällt als das Kindergeld bei einem sogenannten "Normalverdiener" der Mittelschicht.
Auf der anderen Seite wird das Kindergeld bei denjenigen, die mehr oder weniger überhaupt kein Kapital haben, vor allem den Hartz IV-Empfängern, zu 100 Prozent auf den Regelsatz angerechnet.
Manche Bürger und Redakteure angeblich "renomierter" Zeitungen glauben fälschlicherweise immer noch, dass Hartz IV-Empfänger das Kindergeld "oben drauf" bzw. zusätzlich bekommen. Wo kämen wir denn da hin?
hm als allergikerin wegen gendefekt bin ich leider auf internationales essen angewiesen, auch auf fleisch- das soll ja auch deutlich teurer werden, aber milchprodukte nicht, denn die brauchen keine tierhaltung. ich denke schon dass man grundbedarfe von luxus trennen und sichern sollte. aber die politik und thinktanks sind eben reine klientelorganisationen und dann kommt so ein unfug raus, dass rohöl billig, verbraucherpreise hoch, fleisch hoch besteuert, milchprodukte aber nicht. ein korrekten regelungen hat niemand interesse, denn dass würde bedeuten auch den reichen gehts ans leder, etwa wenn grundbedarfe budgetiert werden.
grüne freunde von mir sind begeistert über die afd reden im butag. ich denke aber, es ist weil sie prekär leben. der grüne oberstudienrat wird weiter nix merken.
In Teil 2 bin ich bei Ihnen, gut formuliert und gedacht. Leider wird erst aufgegeben, wenn in Ru eine amerikanische Marionette sitzt.
Ich denke, dass das Kapital diesen Untergang wünscht und alles in die Wege leitet: 1. es braucht ständig Krisen, um enorme Gewinne zu generieren, das beste dazu ist der Krieg. 2. das System ist am Ende, also muss man nochmal alles rausholen. 3. in der Phase des crashs kann man, auch Werte sichern und Gewinne machen. 4. das Gleiche gilt für die Aufbauphase.
Und auch mit deutlich weniger Milchprodukten. Bitte nicht nur Rosinen picken, das Milchvieh verschmutzt die Umwelt genauso wie das Schlachtvieh. Und was Eier betrifft, die Legehaltung ist auch nicht ohne Probleme- auch sie sollten deutlich teurer werden. Den Eiweissbedarf nur noch einheimische Nüsse und Hülsenfrüchte decken. Oder sekundär aus Getreide, man muss dann zwar den Bedarf deutlich erhöhen, um auf den benötigten Eiweissbedarf zu kommen und wird Carnitin künstlich zuführen müssen, man wird grundsätzlich eher dick werden und Verdauungsprobleme haben, aber was solls- uns Deutschen wird ja im Moment so viel angeboten: frieren für den Frieden etc.. Da können wir wohl auch Hungern für die Umwelt. Während der Rest der Welt weiterhin auf Atomstrom etc. setzt. Ich bin daher lediglich für eine Budgetierung, die auch intern ausgeglichen werden kann, zB Flugreisen gegen Fleisch. Aber unsere Leithammel, wollen das Leid, na dann..
habe nichts gegen medizinisch indizierte "extras", noch nie gehabt. jede/r der/die bestimmte nahrung braucht, soll sie bekommen.
in kleinerem rahmen kenne ich diese probleme, laktoseintoleranz, glutenunverträglichkeit... bin auch froh, dass es reis-/buchweizen-/maismehl gibt, das meiste davon kommt auch nicht aus schland.
der haken an fleisch ist der große input an kalorien. habe mal eine schautafel gesehen, laut der in schland ca. die hälfte der feldfrüchte tiernahrung sind, ca. 20% biosprit. das fand ich schon krass.
"ein korrekten regelungen hat niemand interesse, denn dass würde bedeuten auch den reichen gehts ans leder, etwa wenn grundbedarfe budgetiert werden."
sehe ich auch so.