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Russlands Suche nach Soldaten Verstärkte Rekrutierungsversuche in den zentralasiatischen GUS-Staaten werden zum internationalen Problem

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Die Rekrutierung zentralasiatischer Bürger für den immer zäher werdenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist ein ernstes Problem, das mehr internationale Aufmerksamkeit erfordert.

Mittlerweile ist es offensichtlich, dass die sogenannte spezielle Militäroperation des Kremls in der Ukraine ihre erwarteten und skizierten „Blitzkriegsziele“ bei Weitem nicht erreicht hat. Der andauernde, sich hinziehende Krieg veranlasst Putin, mehr Truppen an die Front zu schicken und alle möglichen Mittel einzusetzen, um Verluste aufzufüllen.

Die russischen Behörden haben die nächste Welle der Mobilisierung russischer Bürger verschoben und versuchen die verlorenen „Humanressourcen“ anderweitig zu ersetzen, auch deswegen, um das Risiko einer Massenunzufriedenheit innerhalb Russlands zu verringern.

Ein solches Risiko ist durchaus realistisch, da ein nicht unbeträchtlicher Teil der russischen Bevölkerung gegen den Krieg mit dem Brudervolk ist und nicht gegen dieses an der Front kämpfen möchte.

In dieser schwieriger werdenden Situation begannen die russischen Behörden sich an Arbeitsmigranten aus Zentralasien zu wenden und versuchen sie für die Teilnahme an der „speziellen Militäroperation“ zu rekrutieren.

Einwanderer aus Zentralasien sind ein leichtes Ziel, da viele von ihnen keine gültige Arbeitserlaubnis in Russland haben und oft auch gegen andere Einwanderungsbestimmungen verstoßen. Sie fürchten die russischen Strafverfolgungs- und Sonderdienste und würden niemals offen gegen die Versuche der Behörden protestieren, sie für den Krieg in der Ukraine zu mobilisieren.

Darüber hinaus versuchen russische private Söldnerfirmen – wie die bekannte Wagner-Gruppe - nun über kirgisische, tadschikische, usbekische und andere zentralasiatische Social Media Plattformen Bürger aus diesen Ländern für den Feldzug auf Seiten Russlands zu begeistern. Medien berichten auch über zahlreiche Versuche russischer Agenten, zentralasiatische Bürger regelrecht in den Krieg in der Ukraine zu locken.

Behörden in allen Ländern Zentralasiens sollten verstärkt zusammenarbeiten und beginnen Informationen über diese Entwicklungen auszutauschen, um sich der Gefahr einer solchen Massenrekrutierung zu stellen.

Der Kampf gegen diese (Zwangs)Rekrutierungen und gegen die russische Kriegspropaganda erfordert eine Stärkung des Bewusstseins der Bürger Zentralasiens für die Risiken und rechtlichen Konsequenzen ihrer Teilnahme am Russland-Ukraine-Krieg sowie eine Verschärfung der Strafen für solche Aktionen.

Die Teilnahme an militärischen Aktivitäten im Ausland verstößt gegen das Strafrecht praktisch aller Länder, und es gibt vermehrt Fälle, in denen zentralasiatische Bürger in ihren Heimatländern zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, weil sie im Ausland als Söldner tätig waren.

Dies ist teilweise auf die unzureichende Aufklärungsarbeit der Behörden in zentralasiatischen Ländern, deren lokaler Medien und Nichtregierungsorganisationen gegenüber ihrer Bevölkerung zurückzuführen.

Manche Menschen sind vom „Glamour“ des Krieges und den Versprechungen großer Geldbeträge verblendet und sind sich der Konsequenzen einer Teilnahme am russischen Angriffskrieg nicht bewusst.

Auch die internationale Gemeinschaft über Zentralasien hinaus sollte diesem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken, und den betroffenen Ländern helfen sich vor dem wachsenden Einfluss des Konflikts zu schützen, der verstärkt die Sicherheit der ganzen Region bedroht und die internationale Sicherheit und Stabilität untergräbt.

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