Das russische RuNet und eine Reihe von weiteren Sozialen Netzwerken aus diesem Land verbreiteten vor Kurzem die Nachricht von angeblich dreißig in Kasachstan existierenden biologischen Laboren, die sich allerdings allesamt in amerikanischen Händen befinden sollen. Und um die Sache abzurunden wurde behauptet, dass diese Forschungseinrichtungen sich davor in der Ukraine befunden hätten und dann quasi samt Sack und Pack nach Kasachstan umsiedelten.
Dass es sich dabei um eine angeblich seriöse Information handelt wurde durch ein Zitat eines Experten und Direktors der „Agentur für ethnonationale Strategie“ untermauert, einem gewissen Alexander Kobrinsky, der die Existenz dieser Labore nicht nur als Bedrohung für Russland, sondern für ganz Zentralasien und darüber hinaus ansieht!
Professor Kobrinsky, ein Historiker, veröffentlichte diese „Annahmen“ auf seinem Telegrammkanal. Insbesondere berichtet er, ohne jede Nennung von Quellen, dass die politische Führung Kasachstans in Astana der Verlegung von rund drei Dutzend biologischen Labors aus der Ukraine nach Kasachstan im Austausch für große wirtschaftliche Unterstützung der USA zugestimmt hätte.
Des Weiteren untermauert er seine Behauptungen mit der besonderen Attraktivität des Landes für den Westen aufgrund der bereits zu Zeiten der UDSSR existierenden „hervorragenden Forschungszentren“ die zur Bekämpfung von Pest, Cholera, Typhus und anderen Infektionskrankheiten geschaffen wurden. Auch wenn diese, wie sich leicht heraus finden ließe, größtenteils längst verlassen und brach liegen, so meint Kobrinsky dass sie ideal wären für einen Transfer der ukrainischen Einrichtungen und der dort stattfindenden geheimnisvollen Experimente.
In der Ukraine wurden sie, so der Historiker, nach dem Beginn der „Russischen Spezialoperation“, hastig geräumt.
Aus anderer Quelle liest man dass der kasachische Präsident Tokajew aufgrund seiner Kooperation nun mehr jene US-Unterstützung erhalten wird, die ihm vor dem Hintergrund der schlechten Wirtschaftslage Luft verschaffen könnte um Instabilität und Unruhe im Lande zu vermeiden.
Eine offizielle Reaktion seitens Astana ließ etwas auf sich warten und erfolgte erst mehr als eine Woche nach dem Beginn der Fake Kampagne, höchstwahrscheinlich, weil die Nachricht erkennbar völlig gefälscht war, es aber angesichts der Brisanz der Angelegenheit auch unmöglich war, sie nicht zu kommentieren.
Die Antwort wurde schließlich vom Gesundheitsministeriums Kasachstans über das Portal StopFake.kz ausgesendet, das sich auf die Bekämpfung und Aufdeckung unseriöser Behauptungen speziell in Sozialen Medien spezialisiert hat. „Dies ist eine Fälschung, es gab nie biologische Laboratorien anderer Staaten auf dem Territorium der Republik Kasachstan, es sind auch keine in Planung und daran wird sich auch nichts ändern“, betonte das Ministerium mit absoluter Klarheit.
Es ist also klargestellt, dass es sich bei den Behauptungen, die wie nochmals betont werden sollte, alle bar jeder Quelle oder auch nur irgendeines Nachweises verbreitet wurden um reine Fiktion handelt.
Trotzdem stellt sich die Frage welche Interessen hinter diesen Fake News standen und wer für diese nahe zu Explosionsartige Verbreitung sorgte. Selbst seriöse Medien und Personen griffen die Thematik auf und erhöhten damit den Wert der falschen Nachrichten.
Klar ist dass die ursprüngliche Verbreitung von Russland ausging, in welchem Namen und Auftrag auch immer. Die wichtigste Frage dazu aber lautet, wieso erlauben sich wider besseres Wissen so viel russischen Medien, offenbar unter Deckung der politischen Elite des Staates, unbewiesene Anschuldigungen gegen andere, an sich ja sich nahe stehende Länder?
Blickt man etwas in die Geschichte zurück, so stößt man auf interessante Parallelen. Die Sowjetunion warf über Jahrzehnte, von 1949 bis 1988 – den Vereinigten Staaten vor, biologische Waffen herzustellen.
Später wurde eine praktisch identische Legende während des "Informationskrieges" mit Amerika durch den Rechtsnachfolger der UdSSR, Russland, aktiv genutzt. Darüber hinaus erhielt Moskau im Rahmen seiner Beteiligung am amerikanischen Nunn-Lugar-Programm zur Beseitigung nuklearer, chemischer und biologischer Waffen über mehrere Jahre bis 2012 jährlich bis zu 400 Millionen US-Dollar.
Und im Laufe des letzten Jahrzehnts haben Vertreter der russischen Regierung stets verbreitet, dass die USA in der Ukraine, Georgien, Kasachstan und Armenien biologische Waffen entwickelt! Darüber hinaus wurden diese verbalen und medialen Angriffe im Fall der Ukraine als Propagandamanöver genutzt, um die russische Invasion dort zu rechtfertigen.
Tatsächlich sind in der Ukraine, eine Vielzahl von Laboratorien in Betrieb und einige von ihnen erhielten tatsächlich, wie in vielen andere Ländern auch, finanzielle und logistische Unterstützung von den USA, ebenso der EU und auch der WHO.
Alle Informationen über die Unterstützung für diese Forschungseinrichtungen e sind öffentlich zugänglich – im Gegensatz zu Russlands Behauptung über die fehlenden Transparenz in diesen Laboren.
Darüber hinaus wurde die Unbedenklichkeit dieser wissenschaftlichen Zentren von der weltweiten offenen wissenschaftlichen Community von unabhängigen Experten wiederholt bestätigt.
In kasachischen Bio Laboratorien wiederum können könne es ebenfalls nichts „Geheimes“ geben, erklärten Expertem des Landes mehrfach als Reaktion auf viele (russische) Unterstellungen.
Erst heuer wieder trommelte die Staatsduma Russlands dass gefährliche Aktivitäten in Kasachstan im Gange sein und wie immer konnten alle Anschuldigungen widerlegt werden.
Tatsächlich aber gibt es aber das Zentrale Forschungslabor Almaty – das Zentrale Referenzlabor Kasachstans. Es wurde im September 2016 eröffnet.
Es ist eine Struktureinheit des nach Masgut Aikimbaev benannten Wissenschaftlichen Zentrums für Quarantäne und zoonotische Infektionen.
Wissenschaftler innerhalb dieses Zentrums sind mit äußerst gefährlicher Arbeit beschäftigt – der Identifizierung, Untersuchung und Bekämpfung der aggressivsten Viren und Krankheitserreger die die Menschen plagen.
Diese Forschungsarbeit findet unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen statt, zum Wohle aller, ob Kasachen, Russen, Ukrainer, ...
