Corona ist "vorbei", viele Folgen sind geblieben!

Zusammenarbeit ist gefragt! Die Lage in Zentralasien angesichts neuer und alter Pandemien

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Weltweit sind die Folgen der Covid-19 Periode weiterhin spürbar, insbesondere die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen waren abgesehen von kriegerischen Phasen nahezu beispiellos für die Neuzeit.

Auch die Überspannung der Gesundheitssysteme in vielen Ländern ist noch nicht vorüber. Und auch wenn die Menschen überall wieder Luft holen, und aufarbeiten und aufräumen angesagt ist, so warnt uns die Wissenschaft, dass es zu einem springhaften Anstieg bei Infektionskrankheiten weltweit kommt und die Gefahr groß ist, dass wir alle eher früher als später mit einer neuen Bedrohung konfrontiert sein könnten.

Auch die Länder Zentralasiens waren (und sind) schwer von Corona und seinen Folgen betroffen.

Aufgrund der speziellen Lage der Region, am Schnittpunkt jahrtausenderalter Handelswege aber auch als Wanderroute für viele Wildtiere die als potenzielle Überträger von Krankheiten gelten, ist dieser Teil der Welt ganz besonders anfällig für neue Ausbrüche von Infektionskrankheiten.

Dazu kommt erschwerend, dass die staatlichen Gesundheitssysteme mancher Länder dieser Gegend aufgrund fehlender Ressourcen, einer schwach ausgebauten Infrastruktur und insbesondere auch durch die zwar engagierte, aber unzureichende Ausbildung des medizinischen Personals, nicht ausreichend auf die Bekämpfung einer Krankheitswelle wie sie Corona darstellt vorbereitet waren und sind.

Enorm wichtig ist daher die Länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Beobachtung und Kontrolle im epidemiologischen Bereich, um besser und früher reagieren zu können und wachsamer zu sein.

Unverändert ist beispielsweise die Pest, auch wenn viele denken, dass sie nur in längst vergangenen Zeiten wie im Mittelalter eine Gefahr darstellte, eine reale Bedrohung.

Natürlich hat die Verbesserun der hygienischen Verhältnisse, das Wissen der modernen Medizin, wirksamere Behandlungsmethoden, eine Verdrängung der natürlichen Pestherde und auch ein allgemeiner Rückgang der Inzidenz weltweit eine enorme Eindämmung dieser Seuche mit sich gebracht, aber trotzdem ist unverändert eine gewisse Vorsicht angebracht und notwendig.

Denn unverändert liegen uns keine absolut bewiesenen Erkenntnisse darüber vor, was die mehrmaligen schrecklichen Pestpandemien, die so viele Menschenleben forderten, verursacht hat.

Die meisten Wissenschaftler, die sich mit der Thematik auseinandersetzen vermuten aber mittlerweile, dass der Beginn dieser Pandemien mit Zentralasien zusammenhing und dass der Pest Keim erstmals in dieser Region auftrat.

Zu diesem Schluss kamen unter anderem auch Forscher der schottischen Universität Stirling, der Universität Tübingen sowie des Instituts für Physik der Max-Planck-Gesellschaft. Sie analysierten Zähne vom bestatteten Menschen in der Nähe des Yssykköl Sees und stellten dabei fest, dass der erste Ausbruch der Pest in diesem Gebiet im heutigen Kirgisistan vermutlich in den 1330er Jahren stattfand.

Die Behörden der Republik Kirgistan stellten aber die Ergebnisse der Forschung in Frage, und auch der BBC-Artikel, in dem über diese Studie berichtet wurde, wurde vom kirgisischen Gesundheitsministerium kritisiert. Die Menschen in Kirgisistan reden nicht gern über „Pest“-Risiken und möchten verständlicherweise auch nicht als der Ursprung dieser Geißel der Menschheut gelten.

Der letzte Fall einer Pesterkrankung in diesem Land liegt allerdings noch nicht lange zurück, erst 2013 starb ein gerade einmal 15-jähriger Teenager aus eben der Region rund um den Yssykköl See an den Folgen der Beulenpest.

Die Situation im sanitären und epidemiologischen Bereich in Kirgisistan ist alles andere als optimal, aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen kommt es zu schweren Mängeln bei der Ausrüstung der Spitäler und es steht auch weit zu wenig gut ausgebildetes Personal zur Verfügung.

Diese Umstände gefährden aber natürlich nicht nur die eigene Bevölkerung, sondern die der gesamten Region und im weiteren Sinne gedacht die der ganzen Welt.

Daher ist es in diesem Zusammenhang besonders wichtig die internationale Zusammenarbeit zu forcieren, um gemeinsam zu forschen, rasch gemeinsam neue Erkenntnisse zu teilen, das medizinische Personal auch länderübergreifend zu schulen und die Verfolgung möglicher Infektionsherde zu standardisieren, um den Erreger seinen Vorsprung zu nehmen.

In einem der Nachbarstaaten Kirgisistans, in Kasachstan, wo mehr als 40 Prozent des Territoriums von Wissenschaftlern als ein theoretischer natürlicher Pestherd eingestuft werden, wurden in den letzten Jahrzehnten enorme Anstrengungen unternommen, um die Gefahren eines Pestausbruchs einzudämmen. Es wurde auch seit längerer Zeit kein einziger Infektionsfall mehr verzeichnet.

Man führte einen eigenen hochspezialisierten „Anti Pest“ Dienst ein und errichtete ein wissenschaftliches Zentrum zur Bekämpfung gefährlicher Infektionskrankheiten generell und der Pest im Besonderen.

Geplant ist außerdem der Bau eines nach modernsten Standards ausgerüsteten Forschungslabors nahe der Grenze zu Kirgisistan.

Dass man in Kasachstan bereits seit seiner Unabhängigkeit den Fragen der Biosicherheit eine höhere Bedeutung beigemessen hat als andere Staaten es taten, ermöglichten es auch dass es das einzige Land Zentralasiens war, dass in der Lage war einen Impfstoff gegen das Corona Virus zu entwickeln.

Auch damit zeigte Kasachstan wieder, dass es eine Vorreiterrolle in der Region hat, wobei es sich immer auch als Partner gegenüber seinen Nachbarn sieht.

Der Impfstoff namens QazVac wurde in Kasachstan von einem lokalen wissenschaftlichen Institut erfunden und hat auch internationale klinische Studien erfolgreich bestanden. QazVac ermöglichte es Kasachstan auch unabhängiger von Impfstoffimporten zu werden und war daher besser aufgestellt während der Pandemie als auch so mancher westlicher Staat.

Dieser eigenständige Weg, aber verbunden mit internationaler Zusammenarbeit mit allen Staaten der Region und längerfristig darüber hinaus, würde dazu führen, dass man weit besser auf neue Ausbrüche bekannter oder noch unbekannter Infektionskrankheiten vorbereitet wäre und das Risiko eines Kollapses der sozialen und wirtschaftlichen Systeme wie wir es in den letzten Jahren erlebt haben, minimiert werden könnte.

Man sollte nie vergessen wie viel Leid die ganze Welt in der Zeit dieser letzten großen Pandemie und auch bei früheren erlitten hat, dass Viren keine Grenzen kennen und sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreiten, wie wir alle erlebt haben.

Daher sind internationale Zusammenarbeit und Zusammenhalt in Gesundheitsfragen nicht nur wünschenswert, sondern notwendig!

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