Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das ist eine Tatsache, die die Parteien in diesem Land inzwischen weitgehend anerkennen. Die deutsche Gesellschaft braucht Zuwanderung. Auch das ist eine Tatsache, über die sich die Politik weitgehend einig ist.
Wenn es aber um das Zusammenleben von Migranten und Deutschen geht, wird oft bedenkenlos geholzt. Der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin ist dabei der profilierteste, aber bei weitem nicht einzige, Politiker. Und, man soll sich da nichts vormachen: Einige der Sarrazinschen Äußerungen bekommt man auch etwas weniger zugespitzt an vielen Orten in diesem Land zu hören. Leider. Das ist alles nichts Neues.
Neu ist allerdings, dass sich nun auch die Zeit an dem unappetittlichen Spiel beteiligt, mit Vorurteilen gegen Ausländer zu spielen. In der aktuellen Ausgabe erwähnt Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in seinem Artikel über Hartz IV eine Studie des Bundesarbeitsministeriums, nach der Migranten und ihre in Deutschland geborenen Nachkommen doppelt so häufig auf Sozialhilfe angewiesen seien, wie der Rest der Bevölkerung. Der Zeit-Chef weiß auch warum. Einerseits liege das an der geringen Qualifikation von Migranten und den damit verbundenen schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und fährt fort: „Andererseits drängt sich der Verdacht auf, dass unser in Deutschland so angefeindetes Sozialsystem immer noch attraktiv genug ist, dass es eine massenhafte Einwanderung in die sozialen Netze auslöst“.
Man glaubt es kaum, so einen Satz in der liberalen Zeit zu lesen.
Aber der Zeit-Chef kann beruhigt sein. Der Verdacht, der sich ihm bei der Lektüre der Studie aufgedrängt hat, ist gänzlich unbegründet. In Deutschland existiert eine massenhafte Zuwanderung in die sozialen Netze allenfalls in den Köpfen von ultrakonservativen Hardlinern. Und dafür gibt es einen Grund: Das Ausländerrecht ist nämlich in den vergangenen Jahren Stück um Stück verschärft worden, so dass es gar keine Möglichkeiten mehr für eine massenhafte Einwanderung in die sozialen Netze gibt. Das letzte Fenster, das dafür eine Möglichkeit bot, hat die große Koalition mit der Reform des Familiennachzugs geschlossen.
Heute muss jeder Migrant, der seine Familie nach Deutschland holen will, nachweisen, dass er ihren Unterhalt bezahlen kann. Diese Prüfung gilt auch für jeden weiteren Aufenthaltstitel, also beispielsweise für ausländische Studenten. Das Bundesverwaltungsgericht hat erst kürzlich in einem Urteil die Voraussetzung sogar noch einmal verschärft. Und Asylbewerber werden schon lange zum allergrößten Teil von Deutschlands Nachbarn aufgenommen – das sieht das EU-Recht so vor. Wie es unter diesen Umständen zu einer massenhaften Zuwanderung in die sozialen Netze kommen soll, ist ein Rätsel, das wohl nur di Lorenzo lösen kann.
Im Migrationsbericht ist jedenfalls nachzulesen, dass sich die Schere zwischen Zuzug und Wegzug von Migranten seit Jahren immer weiter schließt.
Zeit-Chef di Lorenzo fordert in seinem Artikel, sich endlich sachlich mit den eigentlichen Problemen von Hartz IV zu beschäftigen. Da wiederum kann man ihm nur zustimmen. Der angebliche Zustrom von Ausländern auf Kosten des deutschen Steuerzahlers gehört aber ganz sicher nicht dazu.
Kommentare 73
Die Zeit ist noch harmlos.
Die Welt hingegen schiesst schon schärfer:
www.welt.de/debatte/article6305249/Der-Sozialstaat-pumpt-Geld-und-vermehrt-die-Armut.html
www.welt.de/politik/deutschland/article6456399/Man-muss-aufpassen-nicht-zynisch-zu-werden.html
Da haben Sie wohl recht. Nur: gerade, weil so ein Artikel auch noch in der ZEIT erscheint, wird diese Argumentation sich weiter in der Mitte der Gesellschaft durchfressen, wie Säure das Klima weiter vergiften. Ich frage mich, wie ein eigentlich kluger Mann wie di Lorenzo so etwas schreiben, und vor allem: verantworten kann.
Die Welt schießt noch schärfer:
www.welt.de/debatte/article6305249/Der-Sozialstaat-pumpt-Geld-und-vermehrt-die-Armut.html
www.welt.de/politik/deutschland/article6456399/Man-muss-aufpassen-nicht-zynisch-zu-werden.html
Die derzeitige Diskussion über Hartz IV erinnert mich tatsächlich immer mehr an die 'Asyl-Debatte' der frühen 90er Jahre, als mit 'Das-Boot-ist-voll'-Parolen und Hetze gegen 'Scheinasylanten' die Demolierung des Artikel 16 GG vorbereitet wurde. Jetzt wittern die Sozialstaatsverächter offenbar die Chance auf den Generalangriff auf die Reste gesellschaftlicher Solidarität mit den Schwachen.
Eine Frage drängt sich mir gleich zu Beginn auf.
Warum wird dieses - in der Tat - unappetiliche Spiel erst dadurch unappetitlich, weil jetzt noch die latente, auch in der bildungsbürgerlichen Welt vorhandene, Ausländerfeindlichkeit plötzlich(?) das Licht der realen Welt erblickt, ihre menschenverachtende Fratze zeigt?
Nicht nur Ausländern gegenüber, sondern auch denen, die wir heute mit den Begriffen "Exklusion", "Prekariat" begegnen, die wir abqualifizieren.
Nein, hier wird eine/die geistig, moralische Wende (die von Helmut Kohl propagierte war eine Langzeitstrategie, nur niemand wollte es wahrhaben und glaubte, er müßte darüber lachen), systematisch vorbereitet, niedere Instinkte geweckt und - was das Gefährliche, das Verwerfliche ist -, es findet in der ach so aufgeklärten Mittelschicht einen wunderbaren bereiteten Nährboden.
Dabei haben wir den Höhepunkt der Krise überhaupt noch nicht spüren müssen. Gnade uns Gott.
Helmut Schmidt wird wohl Recht behalten, wenn er immer wieder - zuletzt in seinem neuen Buch mit Fritz Stern zusammen - darauf hinweist, diesem Volk, also uns ist nicht zu trauen.
Wie sagt er doch so treffend:
"Die Deutschen bleiben eine verführbare Nation - in höherem Maße veführbar als andere!"
Warum hat er nicht seinen Chefredakteur der "Zeit" in die Pflicht genommen und ihm die Zündhölzer aus der Hand geschlagen? Warum nicht?
Angst frißt Vernunft, Geist auf und lässt dem in uns lauernden Teufel irgendwann freien Lauf.
Gegenbeispiel: In Berlin beziehen ca. 35 % der Türkischstämmigen Menschen Sozialtransferleistungen
347 Euro Lebensunterhalt / 360 Euro Miete maximal
zusammen Durchschnittsatz Hartz IV in Berlin 707 Euro im Monat in Durchschnitt
Angenommen jeder der Arbeitenden Türkischstämmigen Menschen ca. 65 % würde im Monat 5000 Euro Bruttoeinkommen erziehlen von dem dann 70 Euro Arbeitlosenversicherung im Monat an die Arbeitsagentur bezahlt werden müssen, bliebe bei diesem 2 zu 1 Verhältniss immer noch eine Netto Minusdifferenz zu Lasten der Deutschen Bevölkerung übrig von über dem Daumen 567 Euro pro Kopf.
bei folgender sicherlich nicht Perfekten Berechnung kann man leicht sehen das diese Bevölkerungsgruppe insgesamt ein Nettoverlust für Deutschland`s Sozialversicherungssysteme bedeutet, das heist das Geld fehlt überall zb.für bessere Bildung, bessere Kinderbetreuung usw und hilft Deutschland in keiner Weise irgendwie weiter.
Das Unschöne teure Ergebniss einer völlig verfehlten Einwanderungspolitik...
Oder liege ich mit dieser Einfachen Überschlagsrechnung irgendwo grundlegend falsch ?
allerdings, "grundlegend falsch".
hast du mal darüber nachgedacht, graues zebra, was für eine grandiose verschwendung in diesem land als normal verstanden wird?
wer aber die proportionen außer acht lässt, verrät seine verzerrende brille.
dass mal hier ein paar milliarden für die kirche, da ein paar milliarden mehr fürs militär, hier ein paar milliarden für das liebe autoland, da ein paar milliarden mehr für die entsetzlich armen erben usw.
wenn ein staat nicht wirtschaften kann/soll, ist der vorwurf an die adresse der migranten nichts als der alte sündenbockmist.
Was für ein Zufall: Am gleichen Tag holzt im Tagesspiegel der Leitende Redakteur Meinung, Malte Lehming, gegen Mindestlöhne:
"Mindestlöhne sind ausländerfeindlich ... Wer sie einführen will, nimmt ein Ansteigen der Ausländerarbeitslosigkeit in Kauf."
Dann folgt Lehmings unglaubliche, von der Chefredaktion offenbar abgesegnete (weil nicht gestoppte) Behauptung:
"Wer also sind die wahren Möllemann-Haiders in diesem Land?"
www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/Sozialstaat;art15890,3035425
Der Leitende Redakteur Meinung darf also unwidersprochen erklären: Wer Mindestlöhne fordert, ist ein Rechtspopulist. Er instrumentalisiert Ausländer, um Mindestlöhne zu blocken -- ganz im Sinn seines Brötchengebers Holtzbrinck.
Denn wer glaubt, Ausländer würden in beiden Blättern zufällig am gleichen Tag instrumentalisiert, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Tagesspiegel und Zeit sind im Besitz von Holtzbrinck. Das System Holzbrinck ist nicht erst seit dem Kampf des Konzerns gegen die Postmindestlöhne bekannt.
Damals mußten die Holtzbrinck-Zeitungen wochenlang Artikel gegen die Mindestlöhne drucken. Höhepunkte waren rührende Geschichten über fleißige PIN-Mitarbeiter, denen leider die Entlassung droht, wenn Holtzbrinck als PIN-Anteilseigner den Postmindestlohn zahlen muß.
Inzwischen hat Holtzbrinck gewonnen. Das lukrativste Stück aus dem Kuchen, PIN-Berlin, hat Holtzbrinck für ein Butterbrot geschluckt, und der Mindestlohn ist gekippt. Die fleißigen PIN-Boten dürfen sich weiter für einen Hungerlohn buckeln.
@h.yuren
ich will dir nicht zu nahe treten. ich habe den kommentarstrang mal quergelesen. bei dir bleibe ich auch mal gerne hängen, vor allem wenn du die olle milchmädchenrechnung eines mitforisten geraderückst. aber musst du den immer gleich die gesinnungskeule rausholen ala »wer aber die proportionen außer acht lässt, verrät seine verzerrende brille«? dein häufiges unterstellen eines selbstverräterischen denkens beim gegenüber, zehrt oft an meiner wertschätzung dir gegenüber.
mfg.
ich
Bliebe die Frage, ob wir diese unappetitliche Debatte (was für eine nette Umschreibung eines ungeheuerlichen Vorgangs) überhaupt führen würden, hätten unsere politischen Weltenlenker nicht die Wege für die jetzige Wirtschaftskrise und somit die Verbrennung von 1,8 Billionen Dollar geebnet. Dumm nur, dass ausgerechnet Westerwelle genau diesen Weg weiter gehen will. Diese Debatte ist Volksverblödung at it´s best, wenn auch auf intellektuell hohem Niveau und eine Verlagerung von Verantwortung und Schuld - das hatten wir schon mal... nach der ersten großen Depression.
Ich bin auch gegen das Ausnutzen des Sozialstaates. Doch dieses Phänomen tritt nicht erst seit gestern auf und hätte bereits vor Jahren geführt werden können. Ähnlich wie die Debatte um Steuerhinterziehung und -oasen. Aber das unrechtmäßige Beziehen von Sozialleistungen verursacht sicher nicht in so kurzer Zeit einen Schaden in Billionenhöhe.
Es ist wohl in Teilen der Mittelschicht immer noch nicht angekommen, wer da an ihrem Ast sägt.
Was mir der tiegere Grund der Debatte scheint, dass die meisten Politker und JournalistInnen das Urteil des Bundesverfassungsgericht sehr wohl genau gelesen haben und auch vertstanden haben, was das bedeutet: Es wird in der Summe: Auslagerung von Ansparbeträgen (z.b. Kühlschrank etc) + Regelleistung Erwachsene (ca.420€) + Kinder ( vielleicht 350€) + zusätzliche Leristungen ( Kita-kosten, Schulessen..) mit Sicherheit zu einer Erhöhung der Gesamtkosten für Hartz IV kommen inklusive der noch steigenden Anzahl der Betroffenen.
Und das heißt, dass dies dann auch im Bundestag verabschiedet werden muss, dass es eine Debatte geben wird und dass heute die 6,9 Mio Menschen wissen, was da auf sie zukommen wird.
Das alles wissen die Damen und Herren und wissen auch, dass dieses Geld für die Geschenke an die Reichen fehlen wird. Noch schlimmer ist, dass sie die HARTZ IV Gesetze nicht einfach so kippen können.
Wir haben also in Wahrheit eine Masse von Verfassungsfeinden,denn sie bekämpfen ja in Wahrheit diese Entscheidung.Früher gabs dafür Berufsverbot!!
Und diese Gemengelage führt mit täglich steigender Wut auf beiden Seiten zu einem wirklichen Klassenkampf.
Und wenn die Westerwelles und die Westerwelles im Schafspelz das nicht stoppen, wenn sie sich nicht endlich ihrer Verantwortung besinnen, wird es nicht bei empörenden Kommentaren in den Foren und Strafanzeigen bleiben, sondern dann wird es richtig zur Sache gehen...
"die fetten Jahre sind vorbei..."
www.diefettenjahre.de/trailer/trailer.html
Ja, man wundert sich oft, wie viele - unbeobachtete - Verfassungsfeinde so in Berlin rumlaufen und z.T. auch noch die Ministerien bevölkern ....
Schon unser Ex-Innenminister hielt ja oft nicht viel von den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts...
Aber du hast recht: diese Diskussion wird ans Eingemachte gehen. Sie bietet aber auch - wie hier zu sehen, breiten Raum für Populisten. Und das kann zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung des gesellschaftlichen Klimas führen.
Lieber Herr Grassmann,
Wer sagt denn, dass es der "spätrömischen Dekadenz" Verfallene nur in der FDP geben kann? Sie müssen Guido, primus faunus Honnefiensis, einbeziehen und natürlich "Lorenzo il Magnifico", diesen kultur- und medienpolitischen Höchstleister.
Am Hofe wird gerne brambasiert:
Der ZEIT-Chefredakteur und Tagespiegel- Herausgeber neigt zur Recherche im faktenlosen Raum. Das war während der heiß diskutierten "Ehrenmord"- Geschichten-Phase (2006) so ( „Verdammte Toleranz“, www.zeit.de/2006/18/01_leit_2_18_text?page=all ). Hier vergisst sich der ZEIT-Chef und wirft munter die Mordmotive durcheinander. Die Folge davon ist, am Ende beschuldigt er die Kritiker und Nörgler an solchem Vorgehen, die Differenzierten, als die „Bösen“. - Er erwähnt ausdrücklich den logischen Einwand, dass viele in der Presse berichtete „Ehrenmorde“ tatsächlich banale Beziehungstaten sind, nur kehrt er das gegen die Leute, die darauf aufmerksam machen.
Die von Ihm genannte Zahl von 45 „Ehrenmorden“ zwischen 1996 und 2006, also in 10 Jahren, -er
beruft sich auf eine BKA-Studie (die spricht aber von 55 Verdachtsfällen!), nennt die Quelle jedoch nicht und bringt auch keinen Link dazu-, also 4,5, nach anderen Quellen im Web, 5,5 Morde im Jahr, bei ca. 800-850 Tötungsdelikten (Mord, Mordversuch) bundesweit in jedem Jahr , im Jahr 2008 sogar unter 700, wobei ca. 350 auch zum traurigen „Erfolg“ führten, sprechen nicht für ein großes soziales Problem in diesem Bereich. Nicht einmal für eine Türken oder gar Muslimen- Wendigkeit solcher schwerer Verbrechen im familiären Rahmen.
Mittlerweile ist bekannt, auch das BKA drückte sich damals „vorsichtig“ aus und sprach von Hinweisen und Verdächten auf mögliche Ehrenmordmotive, aber nicht konkret von „Ehrenmorden“.
Schlussendlich konnte Anna Caroline Cöster, in ihrer Studie „Ehrenmord in Deutschland“ (2009), gut recherchieren, dass es sich bei den meisten, einmal als „Ehrenmord“ bezeichneten Tötungsdelikten um klassische Beziehungstaten handelte. Selbst der Tagespiegel und ZEIT-Online
berichteten nun: Ferda Ataman, „Was den Mord zum Ehrenmord macht“,Tagesspiegel vom 7.12. 2009, ZEIT-Online (7.12.09) ( www.zeit.de/gesellschaft/generationen/2009-12/ehrenmord-studie?page=all ).
Interessant ist auch, dass die in diesem Bereich seit Jahren recherchierenden anerkannten NGOs ebenfalls viel vorsichtiger sind und klipp und klar sagen, dass es in Deutschland keine verlässlichen statistischen Angaben dazu gibt.
Oder 2004, als er gegen türkische Frühverrentete zu Felde zog („Drinnen vor der Tür“,
www.zeit.de/2004/41/01__leit_1_41 ) : „Auf der anderen Seite gibt es zu viele Türken, die einer auch unter Deutschen grassierenden Unsitte frönen und den Sozialstaat hemmungslos ausbeuten.“ - Da verlor er ganz die Linie und behauptete nebenbei, türkische Gastarbeiter und Rentner plünderten die Rentenkasse über Gebühr, durch ihre statistisch frühere Verrentung.
Gleich schlich sich bei Ihm, -der sicher keine staatliche Rente beanspruchen müsste und sich daher sicher nicht kundig machte, dem aber, wenn er in die Künstlersozialkasse oder in die Rente zahlte, sicher nach Beitragsjahren und Höhe bemessen, eine Rente zustünde-, auch noch ein weiterer Recherchefehler ein, da er nicht zwischen Arbeitsunfähigkeits- und Altersrenten unterscheiden konnte. - Tatsächlich erhalten türkische Früh- und Altersrentner erheblich, nämlich fast 35% weniger Bezüge als ihre deutschen Kollegen aus vergleichbaren Arbeitsverhältnissen, sterben früher
und ernähren mehr Köpfe von ihrer Rente mit. Altersrenten sind immer an die Einzahljahre und die Einzahlhöhe, sowie an mittlerweile magerer ausfallende "Ausfallzeiten" gebunden. Da kann sich niemand bedienen. Frühberentungen wegen teilweiser oder vollständiger Erwerbsminderung (das ist der offizielle Titel seit 2001) führen regelmäßig zu extrem niedrigen Renten, weil sie sich an den Netto-Verdiensten der letzten Beschäftigung orientieren. Für die Türken und Kurden Berlins hat das eine Studie der IHK-Berlin auch sehr gut belegen können.
Trotzdem stand der Artikel ganz vorn in der Lesergunst! Jeder glaubt Giovanni, weil er gut aussieht! Er ist das mediale Pendant zu Broder und anderen Aufregern. Während diese durch viele steile Thesen vor allem sich selbst vermarkten, zeigt Giovanni di Lorenzo, gut eingebunden, vor allem sein Gesicht und lässt seine Stimme hören. Allein der Schmelz genügt, für eine Welle der Glaubwürdigkeit beim Publikum. - So sind die Inahlte beider Di Lorenzo Artikel mittlerweile Standardzitatgut auf rechten Forenseiten und werden dort wie die Wahrheit mitten von der Kommandobrücke des Flagschiffs der bürgerlichen Presse gehandelt.
Einige hier glauben, Helmut Schmidt hätte bei der ZEIT irgend etwas zu sagen. Das ist sicher nicht so, auch wenn er sich sichtlich gerne hofieren lässt. Er ist ein großes Werbemittel und hat das in seinem letzten autobiografisch angehauchten, -zu einer echten Autobiografie ist er nicht fähig, was hier nicht kritisch gemeint ist-, Buch klar benannt. Im Holtzbrinck-Verlag und bei der ZEIT haben andere Leute das Kommando.
Hauptsache es steht Ehrenmord drauf:
Wie einfach das geht, über „Ehrenmorde“ nur Nonsense in die Welt zu setzen, das können Sie, Herr Grassmann, und natürlich auch alle Mitleser und Kommentatoren, auf folgender Webseite nachvollziehen. Sie wird von Frau Uta Glaubitz, c/o Verlagsgruppe Random House (eine Hausnummer!), Neumarkterstr. 28, 81673 München verantwortet.
Unter dem Titel : „ehrenmord.de“ ( www.ehrenmord.de/doku/zehn/2010_Khatera.php ) wertet Frau Glaubitz die Presseorgane Deutschlands aus und nimmt auf, was Sie für „Ehrenmorde“ hält, von Quellen, die sie für glaubwürdig hält. - Ich kann unmöglich alle Fälle überprüfen, möchte aber, das Jahr ist ja noch jung, einmal auf die 2010er Fälle zu sprechen kommen:
Frau Glaubitz listete hier bereits bisher drei Fälle auf:
I
Im Fall „Nalan S.“ behauptet die Dame von Random House, „(...)Murat ist erst kurz wieder auf freiem Fuß, als er am 21. Januar 2010 wieder in die Wohnung seiner Frau eindringt. Die Kinder sind in der Schule. Nachbarn berichten von einem Streit. Dann sticht er auf seine Frau ein. Danach ersticht er sich selbst. Beide Leichen weisen eine Vielzahl von Stichen auf, was für einen Ehrenmord typisch ist. Untypisch allerdings ist die Selbsttötung des Täters. (...)“
-Sie selbst hat wohl Zweifel, meldet aber diese Tat, die sich in keinem Detail der Beschreibung von einer Beziehungstat in deutschstämmigen Familien unterscheidet, trotzdem als „Ehrenmord“.
Die Selbsttötung ist völlig ungewöhnlich für einen „Ehrenmord“ aus religiösen oder ethnischen Moralprinzipien, aber, als Erweiterung, das klassische Szenario ganz „normaler“ Beziehungstaten.
Die zweite Aussage, „Ehrenmorde“ erkenne man an der „Vielzahl der Stiche“, ist ebenso völlig abstrus.
Selbst die zweifache Quelle Bildzeitung bleibt vorsichtig und spricht von einem Familiendrama! Nichts deutet auf einen kulturellen oder religiösen Hintergrund der Tat. Solche Taten werden genau so, in unschöner Regelmäßigkeit von Einheimischen begangen.
II
Auch im zweiten Fall (Khatera) ist die zitierte Quelle, das „Gellenhäuser Tagblatt“, viel vorsichtiger als unsere Archivarin und spricht richtig von einer „Beziehungstat“ in der Familie. Auch hier deutet nichts auf einen Einfluss von außerhalb, z.B. von der Großfamilie oder von religiösen Personen, hin.
Die Trennung in einer Ehepartnerschaft, bei der erahnbaren Persönlichkeits-struktur des Täters, das erfüllt die Motivvorbedingungen für eine klassische Beziehungstat, wie sie leider von unseren allerliebsten Nächsten, rund um den Globus und in jeder Gesellschaft oder Ethnie, ausgeführt werden. Das sind starke individuelle Kränkungen, die viel häufiger Anlass für Gewaltdelikte bieten, als es gemeinhin für andere Motive angenommen wird.
III
Der dritte Fall, „Gülhan“, laut der Quelle, „Kölner Express“, ein „Eifersuchtsdrama“, wird gleichmütig rubriziert mit der Feststellung: „Erkan ersticht seine Frau und läuft aus dem Haus. Die Polizei nimmt ihn sofort fest. Für einen Ehrenmord nicht ganz untypisch sagt er: „Ich liebe meine Frau, aber sie hat mich betrogen.“
Es gibt eigentlich überhaupt keine untypischere Begründung für einen „Ehrenmord“! - Das ist die klassische Antwort bei jeder Krimi-Eifersuchtstat, aber gerade nicht beim so genannten „Ehrenmord“, bei dem die Täter dem Opfer ja vorwerfen Schande und Entehrung für ihre Person und die Familie durch ihr Verhalten herauf beschworen zu haben. Das Opfer wird ja auch fast regelmäßig aus der Familie oder Großgruppe ausgestoßen, bevor es zur Tathandlung kommt. -„Das geschieht ihr recht. Ich würde es wieder tun. Unsere Ehre ist wieder her gestellt“, lauten vielleicht die dazu passenden Standardfloskeln, wenn die oder der Täter nicht in tiefes Schweigen verfällt. - Das war gerade beim viel diskutierten Fall „Sürücü“ so.
Der hat mit „Liebe“ und „ehelich betrogen werden“, wenig zu tun, aber viel mit der verlorenen sozialen Ehre in der Bezugsgemeinschaft. Nur wenn dieses Motiv entscheidend für die Tat war, kann von einem „Ehrenmord“ gesprochen werden.
Fazit:
Ich fürchte, an Herrn Di Lorenzos und Guido Westerwelles je halbgottähnlichem Image, ändern die Belege für schlechten Journalismus und populistische, dummdreiste und unwissende Politik so wenig etwas, wie an dem Faktum, dass man auch von Zeitungen mit und für kluge Köpfe, und mit dem Air und Flair der ZEIT, ganz schön angeschmiert werden kann und Bildung, wie akademisches Rüstzeug, niemals einen sicheren Schutz vor der Verbreitung von Unsinn abgeben. Glaubwürdigkeit in der Aufmerksamkeitsökonomie entsteht durch beständige mediale Präsenz. Es gelingt auch manchen Wissenschaftlern mittlerweile diese Präsenz her zu stellen, ohne Wissen und Erkenntnisse zu produzieren (Expertokratie). Blogger können solche "Naturtalente" natürlich auch einsetzen.
Ihnen und ihrer Redaktion erzähle ich da nichts Neues. Sie sind besser und ehrlicher informiert, unter anderem von Christoph Butterwegge ( www.buergerimstaat.de/4_06/medien.htm ) , der für Sie schreibt.
Weiter, weiter
und schönes Wochenende
Christoph Leusch
Das einzig Unappetitliche hier sind derartige Versuche, die Realität zu verschleiern.
Ich rate zum Umzug nach Neukölln, das schärft den Blick!
Dieser Kommentar wurde wegen des Verstoßes gegen die AGB editiert. Bitte halten Sie sich an die Regeln und debattieren sachlich. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Community-Team.
wir können ja mal anfangen, auszusortieren, wer alles den "Sozialstaat in Anspruch nehmen" darf und wer nicht.
ich würde da ja als erstes mal - sorry, tut mir leid, wenn's nen paar 'unschuldige' erwischt - alle ehemaligen ddr-bürger ausscheiden. bei denen wissen wir nicht so genau, 'wie-stämmig' sie sind und überhaupt...wer blühende landschaften wählt, soll gefälligst selber düngen!
als zweites müssen wir mal an den nördlichen grenzen gucken: dänen? - ab nach dänemark. friesen - ab nach holland oder am besten gleich übern kanal, dann hört auch dieser benzin-und bier-tourismus auf.
dann hätten wir da den west-wall - und der zieht sich ja und zieht sich und dann bin ich auch gleich bei den alemannen ...
in der art könnten wir ja auch mal den sozialstaat gesundschrumpfen.
dann könnten wir weiters ein bißchen nach religion zu sortieren. da könnten wir alle, die keine kirchensteuer zahlen, aber sich gern christlich beerdigen lassen, entsorgen. und die, die sich nen nicht-religiösen trauerredner bestellen wollen, die auch - denn das ist ja nur nachgemacht, der religiöse bezug ist aber unverkennbar.
dann hätten wir all die, welche bei der zahlung der hundesteuer gern schummeln - weg damit. damit hätten wir in berlin gleich wieder hundescheißefreie gehwege!
das mit den orientalischen crime-families müssen wir auch noch mal in aller schärfe durchdenken. weil einfach nur stütze streichen, das reicht ja nicht. und abschieben auf dem luftweg is ja doch nen bißchen teuer. na? irgendwelche zielführenden vorschläge?
Das Ping-Pong-Spiel zwischen Presse und Politik geht weiter und nimmt an Fahrt auf! Jetzt ist es schon ALARMIEREND
Übrigens Christoph Leusch, meinen Sie tatsächlich Helmut Schmidt ließe sich auf eine Rolle als "eitler Grußonkel" reduzieren?
Lieber Philip Grassmann;
danke für diesen Blog, und Ihre klare Stellungnahme! Anscheinend sind Westerwelles Äusserungen für viele mindestens dazu gut, endlich mal zu sagen, was man schon lange sagen wollte - als "Diskussionsbeitrag" getarnt.
"Neu ist allerdings, dass sich nun auch die Zeit an dem unappetittlichen Spiel beteiligt, mit Vorurteilen gegen Ausländer zu spielen."
Dieser Aspekt ist neu - allerdings kann seit etwa einem Jahr eine, sagen wir, konservative Tendenz in der Zeit beobachtet werden. Geschickt verborgen hinter "zeitgemässen" Themen: Mütter und Arbeit, Frauen, Liebe... Immer gibts da so ein "Back to the roots" als Grundton.
Herzlich
Anette Lack
Es macht wenig Spass mit Weltverbesserern zu diskutieren. "Reine Leere". Statistik macht es nicht besser. Man muss selbstkritischer sein.
ach du scheiße!
frag doch mal nen staatsanwalt... den ober-stazi Reusch etwa?
alimentieren ist aber ne hübsches wort für was verfassungs- und auch sonst in weiten teilen rechtswidriges! (Zu den familien, die du wohl meinst, gäbe es wirklich ne ganze menge zu sagen - wovon das meiste kein ruhmesblatt für deutsche rechtsanwender ihres eigenen rechts ist)
...
ich empfehle: beschäftige dich mit dieser wirklichkeit, dann beschreibe sie ausführlich - aber kack hier nicht einfach einen demagogischen satz ab!
Man koennte mal ueber Geldsummen reden. Im Moment gehts um Militaerausgaben und Steuerentlastung. Mein gegenwaertiges Lieblingsthema ist: Der DDR den Geldhahn zudrehen. Damit die mal lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Das ist naemlich noetig. Cottbus ist voller guter Beispiele.
Von Libanesischen Crime-Families koennen wir eine Menge lernen. Etwa Familiensinn, Unternehmensgeist, meinetwegen auch Stolz.
Man muss sich vor allem abgewoehnen, die Welt nur aus der Zeitung zu betrachten. Geht spazieren, macht die Augen auf, redet mit Leuten, an der Verkehrsampel, in der Eisenbahn, wo auch immer. Es ist doch voellig egal, welche Presseschlachten geschlagen werden. Die Wirklichkeit aendert sich dadurch nicht.
Was soll denn demogogisch sein? Dass ich den Fall erwaehne? Ich dachte vor allem an eine linke Staatsanwaeltin aus Bremen.
Sorry, Du denkst etwas in Klichees. Irgendwer sagt etwas und schon rattert es bei Dir los, was er denn gemeint haben koennte. Vielleicht ist es einfach mal anders.
und WIE hast du "den Fall" erwähnt?
aber erzähl uns doch, was die linke staatsanwältin so zu berichten wußte!
sorry, dass ich "in Klichees" denke ...
aber erklär uns doch, was denn an dem, was du bisher geschrieben hast "einfach mal anders" ist!
ich bin ganz gespannt!
Wirklich ein perverses Spiel!
rr
Zustimmung zu dem Artikel. Aber in diesem Satz:
"Denn immer weniger Migranten liegen dem Steuerzahler auf der Tasche"
kommt doch gleich wieder die herrschende Ideologie zum Vorschein.
Welcher Erkenntnisgewinn ergibt sich daraus, auszurechnen, welche Gruppen Steuern zahlen und welche Gruppen staatliche Leistungen empfangen?
In unserem Wirtschaftssystem werden irgendwo Gebrauchswerte erzeugt, und an verschiedenen Stellen der Produktions- und Zirkulationssphären werden Steuern erhoben, um staatliche Leistungen zu finanzieren. Die Sozialausgaben wurden praktischerweise an die Löhne gekoppelt, so dass bei Bedarf die eine gegen die andere Gruppe ausgespielt werden kann, Geringverdiener gegen Vielverdiener, Arbeithabende gegen Arbeitslose, Deutsche gegen Ausländer, Hochqualifizierte gegen Geringqualifizierte. Dass ein großer Teil der Steuern ebenfalls an die Löhne gekoppelt ist, ist ebenfalls ein willkürliches Charakteristikum des Systems.
So wird es erst möglich, sich aus den komplizierten Finanzströmen im Wirtschaftsprozess diejenigen herauszusuchen, die zum Klassenkampf von oben und zum Befeuern der immergleichen Ablenkungsdebatten taugen.
Die Frage in diesem System muss nicht lauten, wer zur Produktion des materiellen Reichtums beiträgt oder beitragen will, sondern wer es darf. Wer wird von dem in Privatbesitz befindlichen Kapital für die Entwicklung und Bedienung der Maschinen benötigt, welche die Grundlage der Warenproduktion bilden, und wer ist überflüssig?
Der vom Kapital benötigte Bevölkerungsteil scheint aus irgend welchen Gründen mehr Rechte auf ein angenehmes Leben zu haben als der nicht benötigte, der überflüssige.
Ein noch größeres Recht auf ein angenehmes, weil materiell abgesichertes Leben haben in diesem System diejenigen, die es schaffen, selbst in den Besitz eines Teils des Kapitals zu kommen, sei es durch Erbschaft, durch besonders gute Beherrschung der kapitalistischen Spielregeln, oder weil sie eben die Charaktereigenschaften und Fähigkeiten haben, welche das Kapital zu seiner Selbstvermehrung in den Manageretagen gerade braucht.
Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie die Debatten an den gegebenen, völlig willkürlichen Umverteilungsmechanismen festkleben, ohne dass jemand auf den Gedanken käme, dass der materielle Reichtum, der inzwischen zu einem nicht geringen Teil in relativ menschenleeren Fabriken erzeugt wird, allen gehören könnte.
@h.yuren: allerdings, es ist "der alte sündenbockmist".
Bis zur jetzigen Krise erlebte die BRD immerhin etwa eine Verdreifachung des BIP über die letzten 50 Jahre. Kann mir mal jemand erklären, warum der produzierte Wohlstand nicht für alle reichen soll?
Wieviel Wirtschaftswachstum brauchen wir denn, damit die gesamte Bevölkerung gut bezahlte Arbeit erhält? 5% oder 10%? Und das dauerhaft für die nächsten 200 Jahre? Und wer soll den ganzen produzierten Kram konsumieren?
Und solange wir die 10% Wachstum nicht schaffen, hauen wir einfach weiter auf die drauf, die nicht gebraucht werden.
Nein, SchmidtH.,
Helmut Schmidt spricht bestimmt Klartext in der Redaktionskonferenz, er schreibt auch zum Verhältnis Journalisten und Politiker und zum Berufsverständnis der Journalisten, er fühlt sich ja dazu gehörig, in seinem Buch. Aber er liebt es auch, wenn man ihm lang und breit zuhört.
Was die Ausrichtung der ZEIT angeht, auch den Stil und die besonders forcierten politischen und kulturellen Themen, so glaube ich jedoch, hat er nur geringen Einfluß.
Ich denke, Sie müssen das so sehen, wie er, Helmut Schmidt, das für seine Aufsichtsratstätigkeit in Firmen formulierte. Manches
Mal sitze man eben nur dabei und schaue kopfschüttelnd zu, sei aber letztlich machtlos.
Wenn es Sie sehr intersssiert, dann lesen Sie Schmidts unbiografischen Quintessenzversuch, ich habe ´mal in einem heroischen Moment eine sehr ausführliche, kommentierende Rezension dazu geschrieben. Bitte hier:
community.zeit.de/user/col%C3%B3n/beitrag/2009/07/08/immer-im-dienst-helmut-schmidts-bilanzbuch
Es musste ausführlich sein, weil ich auch gerecht mit dieser ehrenwerten, intelligenten und herausragenden Persönlichkeit sein wollte. Dazu gibt "Außer Dienst" gute Gelegenheit, denn es ist eine Selbstauskunft von einem Mann, der sich immer im Dienst fühlt, jedenfalls gegenüber der Öffentlichkeit.
Der Rest ist, mit gutem Recht, seine private Angelegenheit.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
PS: Ich bin mir ja auch nicht so sicher, ob es von Vorteil wäre, wenn etwas ältere Herausgeber so dominant aufträten. Ich glaube aber an der Personalpolitik und den Texten der ZEIT/ZEIT-Online schon ablesen zu können, wohin der Zug zuletzt fuhr.
Eher stillere Schreiber liefern dort immer noch beachtlich faire und gut recherchierte Artikel und dann lebt das Blatt von seiner illustren "Gästeliste".
Meine persönliche Bewunderung gilt vor allem dem Redakteur und Reporter Ulrich Ladurner. - Der hat zu Afghanistan und Pakistan, aber auch zum Iran die unaufgeregtesten und sachlichsten Reportagen und Analysen geliefert,
durchaus mit prognostischem Wert.
Das erzeugt aber keine so großen Wellen, wie die beständigen Luftschläge der "J.J." -Fraktion. - Ich merke ich übertreibe und das tut mir nicht gut und ist auch ein wenig ungerecht. Entschuldigung.
Also, kein Grüßonkel Helmut Schmidt. Sie haben Recht.
Es muss natürlich "Gelnhäuser Tagblatt" lauten.
C.Leusch
Also, "ohitika33",
Das ist ja eines der größten Probleme. Es können und wollen eben nicht alle, d.h. prinzipiell jeder, in Neukölln wohnen.
Die Verhältnisse so hintreiben zu lassen, das hat jedoch etwas mit unseren Vorstellungen von Stadt und sozialer Trennung in der Stadt zu tun. Die völlig einseitige Verteilung von Bevölkerungen rein nach der ökonomischen Leistungsfähigkeit,-Es gibt einfach eine Bauwirtschaft und es gibt ein Modell Wohnen im Vorort, im Eigenheim, mit Grenzzaun.-, und die Lebensqualitätsmodelle von Leuten, die schon vor mindestens zwei Jahrzehnten aus Neukölln zu fliehen begannen, manche noch viel früher, zeitigten eben Ergebnisse.
Grüße
C.Leusch
PS: Schreiben Sie doch einmal, wo hier verschleiert wurde?
Dieses Blog zieht doch Schleier weg!
PS 2: Ihr "Nick", hat der Bedeutung oder stammt er aus dem Zufallsgenerator? Darf ich das fragen?
a.) Es liegt in der Natur des Rechtspopulismus, dass es zu Eskalations - u. Radikalisierungseffekten kommt, denn will man die Flamme am Lodern halten, so muss man regelmäßig eine Schippe drauflegen - dies kann durch die rechtspopulistischen Protagonisten selbst geschehen, aber eben auch durch (mediale) Trittbrettfahrer.
b.) Man sollte nicht außer acht lassen, dass die Klärung folgender Fragen demnächst ansteht: "Wer muss die Kosten der Finanzkrise begleichen?" bzw. "Auf welchen Gebieten kann der Staat sparen?"
Anders gesagt: Es wird höchstwahrscheinlich demnächst erhebliche Verteilungskämpfe geben, da ist einigen Gruppen bei der Durchsetzung ihrer Interessen eine allzugröße gesamtgesellschaftliche Solidarität eher hinderlich (siehe "Klassenkampf von oben").
Ja, lieber Fritz Teich, dann machen Sie doch mal.Gehen Sie mal raus, reden Sie mit den Leuten.Fragen Sie doch mal. Reden Sie mal mit Herrn Westerwelle, und wer ihn bezahlt.Fragen Sie doch mal, ob er mit seinen zwanzigtausend Euro im Monat klar kommt.
Eine Partei verabschiedet sich gerade davon, liberal auch nur im entferntesten Sinne zu sein,benutzt die Schwachen dieser Gesellschaft als Ausstiegsgrund, und Sie gehen spazieren.
Da wünsche ich dann eine robuste Gesundheit, und schlafen Sie bitte nicht an der Ampel, könnte gelb sein, gefährlich!
hallo! Fritz Teich?! ich warte immer noch auf das "einfach ganz anders"!
von der Flick-family können wir übrigens auch ne menge lernen, darunter "Familiensinn, Unternehmensgeist, meinetwegen auch Stolz"
Grassmann's Artikel erscheint mir noch wirklichkeitsfremder als der von DiLorenzo in der Zeit. Journalistische Kompetenz zum Thema Zuwanderung, die auf gründlicher Recherche beruht, ist im Freitag beim besten Willen nicht festzustellen, leider nur oberflächlichste Meinungsmache. Zum Migrationsbericht: Trau keiner Statistik, die nicht selber gefälscht wurde.
da, mustermann, gehören nun aber die "richtigen" zahlen präsentiert!
ich warte...
Sehr geehrter Herr Grassmann,
sehr geehrter Herr Leusch,
einerseits ist es in der Tat erschreckend, wenn solche Rechnungen im einem "liberalen" "Qualitätsblatt" aufgemacht werden, andererseits sollte man dieses Qualitätsblatt auch nicht in seiner "Qualität" überschätzen (die guten Artikel sind in der Tat vermutlich nur ein Nebenprodukt). Ich lese es schon seit vielen Jahren nicht mehr. Es bedient nach meiner Meinung primär ein relativ einkommensstarkes (und sich darüber definierendes) sowie pseudogebildetes Wohlfühl-juste milieu (schauen Sie sich nur einmal die Werbung usw. an); ich nenne es bei mir gewöhnlich das "Haupt- und Kapitalblatt des Deutschen Heroischen Opportunismus". Ich erinnere daran, wie seinerzeit etwa bei den letzten Anschlägen der RAF faktisch der Einsatz polizeilicher Killerkommandos bzw. die klar verfassungswidrige praktisch standrechtliche Erschießung in dieser "liberalen" Zeitung per "Pro und Con" diskutiert wurde, auch an viele andere Unsäglichkeiten, unter denen die jämmerliche und verlogene Anbiederung an die US-Politik nur die harmloseste ist (man denke nur an eine der letzten Titelzeilen über die "Moral" von B. Obama). Man sollte auch immer die Bemerkung von J. Goebbels im Kopf haben, die sinngemäß lautet, dass er "liberale" Journalisten besonders gerne in seinem Ministerium einstelle, ihrer Flexibilität und guten Verwendbarkeit wegen. Besonders frappierend fand ich die Ähnlichkeit zwischen diesem Blatt, als ich es noch las, und der Schreibart der "Neuen Freien Presse", wie sie Karl Kraus in "Die letzten Tage der Menschheit" herausstellte. Der Modus stimmt bis ins Detail, auch was die Verlautbarungen der Chefredakteure anbelangt. Lesen Sie (noch) einmal dieses Werk, Sie werden verblüfft sein. Das letzte sind natürlich unsachliche Bemerkungen, aber angesichts der Sache, um die es geht, vielleicht dann doch nicht unsachdienlich.
Mit freundlichen Grüßen
RAJ
@Rahab
»irgendwelche zielführenden vorschläge?«
Sie mächten also ans Ziel geföhrt werden. Dörfte öch möch Ihnen als Föhrer anbieten. Ihre Vorschläge fand' öch sehr guht. Öch selbst bin ein ausgewiesener Experte bei der Bekämpfung der Arbeitslosen, öh Pardon, der Arbeitslohsigkeit.
@ich
erst mal vorschläge vorlegen ... dann reden wir über die "Föhrung".
Laut Statistischem Bundesamt beziehen 4,3 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland Hartz IV, aber 8,1 Prozent aller Migranten.
und wie hat das statistische bundesamt ermittelt, wer migrant ist?
@mustermann
Laut Statistischem Bundesamt beziehen 4,3 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland Hartz IV, aber 8,1 Prozent aller Migranten.
Was schließt der Verständige daraus? Daß Migranten in Deutschland eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit haben, in Armut zu leben als die Eingeborenen.
Ciao
Wolfram
@ Fritz Teich (20.02.2010; 11:41):
Ich weiß ja nicht, wo und wann Sie leben, aber bei uns hier in Mittleeuropa im 21. Jahrhundert hat die DDR vor beinhae 20 Jahren zu existieren aufgehört.
Wenn sie das wirklich noch nicht bemerkt haben sollten, so sollten Sie sich ernsthafte Sorgen um Ihre Realitätswahrnehmung machen (vielleicht wird es Ihnen auch dann dereinst gelingen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden).
Ja, und das bei Chancengleichheit, denn es ist ja bekannt, dass es vielen Unternehmen völlig egal ist, ob ein Arbeitsplatzbewerber aus Deutschland, der Türkei oder aus Sri Lanka kommt. Da sind die Personalchefs ganz ohne Vorurteile. Auch die Wohnmilieus sind kein Kriterium.
Dank der gelungenen Integrationspolitik deutscher Regierungen - im Verbund mit entsprechenden Bemühungen von Großunternehmen - seit den 60-er Jahren besteht Chancengleichheit für alle. Wer da noch zum Sozialfall wird, ist selbst schuld.
Ich vermute, darauf hatte Mustermann hinweisen wollen.
Gell Mustermann?
@weinsztein
Dank der gelungenen Integrationspolitik deutscher Regierungen - im Verbund mit entsprechenden Bemühungen von Großunternehmen - seit den 60-er Jahren besteht Chancengleichheit für alle. Wer da noch zum Sozialfall wird, ist selbst schuld.
Der Kanake, sei er aus Sri Lanka, sei er aus Sachsen, ist halt nicht so tüchtig wie der Deutsche, sondern liegt lieber faul in der sozialen Hängematte rum.
Die Sache mit der Hartz-IV-Quote als Argument gegen... hüstel, Migranten erinnert mich an die Geschichte mit den Negern in den USA. Die Neger müssen im Schnitt in deutlich schlechtere Schulen gehen als Weiße und wenn man dann eine... hüstel, wissenschaftliche Untersuchung über die Intelligenzverteilung macht, stellt man fest, daß Neger schlechtere Ergebnisse in den Tests haben. Messerscharf schließt man daraus, es lohne also, wie man sehen könne, gar nicht, Neger auf bessere Schulen zu schicken, weil der Bimbo ja von Haus aus dümmer ist als unsereiner.
Man kann mit dergleichen Erkenntnissen durchaus zu akademischen Ehren kommen, hierzulande und anderswo.
Ciao
Wolfram
Fragen dürfen sie!
Danke, sehr interessant. (Random House gehört doch zu Bertelsmann - eine Hausnummer? Vielleicht früher einmal...)
Wo kommt eigentlich diese Bewunderung für Helmut Schmidt her?
Schmidt sagte einmal über Horst Köhler, er habe "mehr ökonomischen Sachverstand als die gesamte politische Klasse zusammen".
Mit diesem Sachverstand hat Köhler ja auch schon als IWF-Direktor mitgeholfen, Argentinien richtig tief in die Sch... zu fahren.
Dass H. Schmidt durch mehr Einflussnahme das Niveau der 'Zeit' anheben könnte, darf bezweifelt werden.
Dass ich jeden Morgen am Bild- bzw. Blöd-Aufsteller vorbei laufe, der seit Tagen nur gegen Ausländer und Hartz IV Empfänger (oder ebwen gegen beide gleichzeitig) propagiert ist eine Sache. Eine andere Sache ist wirklich die Übernahme dieses Gebarens in den sogenannten liberalen Zeitungen. Somit wird das Ausländer-, Migrations- und Hartz IV - Bashing mehr und mehr Salonfähig, was sich in meiner kleinen Welt oftmals schon mal bemerkbar macht... Will sagen, es ist absolut ok und politisch korrekt gegen Hartz-Gesocks und Mitbürger mit Migrationshintergrund zu wettern. Verbindlichsten Dank!
... dank Sarrazin Co. darf das auch gerne völkisch unterlegt sein, denn zwischen "den" Vietnamesen, Türken, Arabern und osteuropäischen Juden will unterschieden werden! Man darf sich eben nur nicht "im Ton vergreifen". Und um den richtigen Ton für das rassistische Lied zu finden, gibt es eben die "anspruchsvolle" Presse.
P.S. ich habe in den letzten zehn Jahren ca. fünf Artikel aus der Zeit gelesen, von denen drei mit 'neokonservativem Schwachsinn' noch recht freundlich umschrieben sind. Da immer von einem liberalen oder gar linksliberalen Blatt die Rede ist, frage ich mich, ob das nur Zufall war...
"Deutschland ist ein Einwanderungsland."
Ist ja schön und gut, aber das zu entscheiden ist keine Frage der Eliten sondern des arbeitenden Volkes.
Nur weil die Wirtschaft die Bürger gerne gegeneinander ausspielen will, darf man das Aufbauen von Druck nicht zulassen, zu Zeiten der Vollbeschäftigung war Einwanderung in Ordnung. Jetzt wo es sie nicht mehr gibt, verschärft Einwanderung willentlich den Druck und schwächt die Forderungen der Gewerkschaften. Es muss in Zukunft darum gehen Einwanderer stärker nach wirtschaftlichen Kriterien und Erfordernissen auszuwählen.
Ich schlage vor:
Kamerad Zelotti,
übernimmt die Auswahl,
der Einwanderer,
im Namen des arbeitenden,
deutschen,
Volkes!
Columbus,
ohitika ist eine (ob linguistisch korrekte weiß ich nicht) Übernahme aus der Sprache der Sioux-Indianer. Außerdem war es der Name des Wolfshundes des Häuptlings Tokei-itho, einer Figur aus den Romanen der Ethnologin Lieselotte Welskopf-Henrich.
Was die 33 bedeuten soll, na, nehmen wir mal an, was harmloses...
@ mustermann (20.02.2010; 21:10):
Ca. 17 % der Gesamtbevölkerung sind Migranten im weitesten Sinne (also auch solche, die einen "Migrationshintergrund" haben, aber bereits naturalisiert sind).
Wenn also 8,1% von diesen 17% Empfänger von Hartz-IV-Leistungen sind, so ergibt sich ein Satz von 1,4%.
D.h. 1,4% der Gesamtbevölkerung (incl. Migranten) sind Migranten, die Hartz IV beziehen.
Jetzt sieht die Statistik schon ganz anders aus, gell?
Ich glaube, wie der Genosse Jossif Wissorionowitsch Stalin, nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.
eines, graues zebra, möchte ich klarstellen: für mich zählt jeder, der in diesem lande lebt, zur bevölkerung, ich mache da keinen unterschied zwischen sonstwie -stämmigen und also auch keine aufrechnung, verfassungsrechtlich gilt das solidarprinzip. Sie liegen nicht nur mit Ihrer "einfachen überschlagsrechnung" falsch, sondern generell mit Ihrem spalterischen ansatz!
Lieber zelotti,
was Sie fordern geschieht längst und zwar seit der Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes 2005. Dass Deuschland ein Einwanderungsland ist, ist weder eine Entscheidung der Eliten noch des "arbeitenden Volkes" Es ist eine Tatsache.
Lieber Mustermann,
da bin ich mal gespannt auf Ihre Fakten. Ich beziehe mich auf die Gesetzeslage in Deutschland und der Europäischen Union, sowie den Migtrationsbericht. Das ist ganz sicher keine oberflächliche Meinungsmache. Ich empfehle Ihnen statt dessen mal einen Blick in die einschlägigen Gesetze. Sie sind leicht im Internet abrufbar. Ebenso wie der Migrationsbericht.
@zelotti
hier mal was zum sich schlau machen
www1.bpb.de/themen/KAGJSA,0,0,Migration_im_europ%E4ischen_Vergleich_Zahlen_Daten_Fakten.html
@ christoph leusch
Nach dem Lesen der Rezension und den Hinweis - hier von maja - auf Malte Lehming, der ja so etwas wie eine "Vorzimmerdame" oder "persönlicher Sekretär" von Helmut Schmidt bei der "Zeit" war, beschleicht mich nun das ungute Gefühl, dieser Alt-Kanzler begleitet solch "Ausfälle" des Chefredakteurs vielleicht doch wohlwollend, wenn auch schweigend.
Hoffe aber stark, hier nun völlig falsch zu liegen.
Gedankt sei auf diesem Wege noch einmal für den informativen Lesespaß den mir ihre Rezension bereitet hat.
Gruß
Horst Schmidt
Es heißt nicht Verkehrsampel sondern Lichtsignalanlage ...
Genau da seh ich das Problem. Es ist eben nicht so, dass irgendwie ein gesellschaftlicher Konsens gesucht wurde ob man Einwanderungsland sein möchte und wie die gesellschaftlichen Lasten in Deutschland verteilt werden, sondern es sind Fakten geschaffen worden. Man hat also ein Land, das sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hat, in dem die Wirtschaft regiert. Die profitiert von der Einwanderung aber kompensiert nicht die Lastträger in der Gesellschaft, schwächt die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften. Nun ist es natürlich seltsam, dass die gleichen Kreise, die von den Einwanderern profitieren, Eingewanderte zur Zielscheibe machen. Das passt aber bestens in den Plan, die Menschen gegeneinander auszuspielen. Es ist ein Unterschied, ob man sagt, Ali nimmt uns Arbeit weg, also ein strukturelles Problem reduziert oder ob man darauf verweist, dass durch eine Erhöhung des Angebots durch Zuzug der Druck auf dem Arbeitsmarkt zu Lasten der Arbeiter steigt und zum Wohle des Kapitals. Das Kapital kriegt es hin dies immer so umzubiegen, dass sich Rassismus gegen "Ali" entlädt, das ist strukturell. Instinktiv ist man schnell dabei, die Immigration insgesamt zu verteidigen. Sie ist aber in einem Land mit so vielen Arbeitslosen wie Deutschland unverantwortlich, es sei denn man folgt der kruden Logik eines Westerwelle.
@zelotti
meinst du wirklich, dass dein obiges dieses hier
"zu Zeiten der Vollbeschäftigung war Einwanderung in Ordnung. Jetzt wo es sie nicht mehr gibt, verschärft Einwanderung willentlich den Druck und schwächt die Forderungen der Gewerkschaften. Es muss in Zukunft darum gehen Einwanderer stärker nach wirtschaftlichen Kriterien und Erfordernissen auszuwählen"
ausreichend erklärt?
Ja klar, genau das was in den USA, Australien und Neuseeland geschieht. Selektive Einwanderung, schauen was uns die an einer Einwanderung Interessierten zu bieten haben, und dass kein Druck auf den hiesigen Arbeitsmarkt durch Überkapazitäten ausgeübt wird. So hat es ja auch Preussen zu Wohlstand gebracht, indem man die besten Köpfen angezogen hat. Das Einwanderungs-Laissezfaire mitsamt behördlicher Schikane ist eben nicht in Ordnung. Während sich die Arbeiterschaft in Deutschland gewerkschaftliche und demokratisch Rechte erstritt, hat die Wirtschaft sich ein neues Proletariat ins Land geholt um weitermachen zu können wie bisher, verstärkt noch durch rassistische Schemata. Das ist nicht in Ordnung. Man muss das wie ein Buchhalter sehen oder ein Gemüsehändler. Was für ein Sozial- und Ausbildungsprofil haben die Einwanderer, was kosten sie uns, von welcher Sorte können wir mehr gebrauchen, und wo haben wir Überkapazitäten. Vor allen Dingen sollten die Gewerkschaften mitentscheiden, welche Art der Einwanderung wünschenswert ist, damit nicht einseitig die Interessen der Industrie entscheiden, die an der Entsolidarisierung Deutschlands ein Interesse hat und unsere Sozialsysteme schleifen will, siehe auch Finanzierung der Einheit über die Sozialkassen.
"Selektive Einwanderung", das ist eine schöne Fiktion. Es gibt sie in der Wirklichkeit nicht.
Gerade die USA leisten sich eine Bigotterie erster Orndung damit.
Es gibt zwar das strenge "Green Card"- Verfahren und Sie dürfen, wenn Sie z.B. Professor in einer nicht verdächtigen, aber zukunftsträchtigen Wissenschasft sind, oder aber, wenn Sie schon in einer anderen Weltgegend genügend Geld eingesammelt haben, jederzeit und unbeschränkt in die Staaten einreisen und dort unbehelligt und problemlos leben, sogar Bürger werden, aber die viel größere, nicht-selektive, illegale Einwanderung findet über die Südgrenze statt und erklärt z.Teil den großen Erfolg der Vereinigten Staaten als Wirtschaftsnation.
Massenhafte "Einwanderung und Zuwanderung" ist das klassische Merkmal aufstrebender und zukunftssicherer Gesellschasften. Sie können das historisch an dem Aufstieg der Vereinigten Staaten nachvollziehen. Die Staaten, die die Einwanderung zur strikten Ideologie machen, die sind zumeist auf dem absteigenden Ast.
Bringt Ihnen das was? Hält Sie dieses Argument davon ab, ausgerechnet hier im Blog ein Spielfeld für wüste Theorien und Meinungen zu suchen?
Grüße
Christoph Leusch
Vor gut fünf Jahren bereits zog Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo gegen "die Türken" vom Leder: "Drinnen vor der Tür. Auch nach drei Generationen sind die Türken in Deutschland nicht angekommen" heißt seine Ereiferung (www.zeit.de/2004/41/01__leit_1_41). Er kommt gleich zur Sache: "40 Jahre nach der ersten Einwanderungswelle in Deutschland ist der soziale Aufstieg der Türken kaum zu erkennen. Kann das sein, darf das sein?"
Interessant ist besonders der zweite Teil der Frage: darf das sein? Wieso "darf"? Muss man sich den sozialen Nichtaufstieg erlauben lassen bzw. ist dieser verboten? Oh la la, man erwartet da bereits eine gewaltige Standpauke. Nach der Versicherung, man (sic) wünsche sich die Türken nicht weg, kommen die Zahlen, die die "erschreckende Erfolglosigkeit" der Türken belegen, vor allem aber folgt der beiläufige Hinweis darauf, dass das kostet: "den Steuerzahlern [werden hier] schwer nachvollziehbare Belastungen abverlangt"! Kommt mir bekannt vor. An den Stammtischen wurde und wird das ganz routiniert "Zuwanderung in die Sozialsysteme" genannt, jetzt sagt es auch der Herr Lorenzo, und er fügt aufpeitschend "massenhaft" hinzu. Den Bereich des Sachlichen müsste damit er auch in den Augen der rechten Stammtischbrüder verlassen haben. Jetzt geht es um "Gesinnung", schiere Propaganda.
Er wusste bereits im älteren Artikel die eine oder andere rhetorische Wendung, um uns abgestumpfte Bürger aufzurütteln: " (es) gibt zu viele Türken, die ... den Sozialstaat hemmungslos ausbeuten." Wow, das saß. Man rieb sich die Augen. Hatte man das eben tatsächlich in der "Zeit" gelesen, in jenem Blatt, das regelmäßig z.B. auch die Forschungsergebnisse der Wissenschaftler um Wilhelm Heitmeyer veröffentlicht? Stichwort zunehmende Fremden- und Menschenfeindlichkeit?
Herr Lorenzo klang seinerzeit dann schlussendlich doch so, als würde er gern den einen oder anderen wegwünschen. Zum Beispiel findet er, dass man etwa das Bleiberecht vom Besuch des Integrationskurses abhängig machen könnte. Kaum gab es Integrationskurse, da wollte einer sie auch schon als Abschiebegrund benutzen. Glückwunsch, wirklich, Herr Lorenzo, Sie gehen mit der Zeit (no pun intended!).
Aber vielleicht verkauft er derart ein paar Exemplare mehr von seinem Blatt. Alles um "die Hartz-IV-Debatte" ist auf zeit.de auf Platz 1 der Leser- und Kommentatorengunst.
Ziemlich unverfroren dieses Kalkül.
"Welcher Erkenntnisgewinn ergibt sich daraus, auszurechnen, welche Gruppen Steuern zahlen und welche Gruppen staatliche Leistungen empfangen?"
Genau diese Spaltung ist ja von Anfang an beabsichtigt, die Entsolidarisierung der Gesellschaft. Die Gesellschaft wird gespalten und die Solidarität zwischen den Menschen untergraben. Dann ist es nur noch ein kurzer Schritt zur FDP-Parole. Darum will die Wirtschaft prinzipiell den unbegrenzten Zuzug haben und fördert tendenziell den Rassismus.
Genau, übrigens auch bei Grassmann: Denn immer weniger Migranten **liegen dem Steuerzahler auf der Tasche**
Nun ist di Lorenzo ein eher linker Vertreter seiner Zunft, und spielt die Karte gegen die Menschen aus. Macht er das?
Schaut man sich die Stoßrichtung des Artikels an, dann geht er etwas anders vor. Er hinterfragt nämlich genau die Reform, durch die es zu HartzIV überhaupt kam.
Der Unterschied ist allerdings, dass in den USA keine Solidarität für ein Sozialsystem gesellschaftsfähig ist. Das heisst unter einer starken Einwanderung gibt es auch schwach ausgeprägte soziale Netze. Was aus diesen Menschen wird, ist egal und ihnen selbst überlassen. Wie will man sozialistische Verhältnisse herbeiführen, solange keine Solidargemeinschaft der Menschen vorhanden ist? So sehr das Familiäre, die Nachbarschaft betont wird, so ist doch Schluß, wenn es um das große Ganze geht. Die soziale Kälte ist ein Ergebnis der einwanderungsoffenen Gesellschaft.
Was wäre denn ihrer Meinung nach eine "verdächtige" Wissenschaft?
neben den ausländerfeindlichen anflügen in dilorenzos artikel, gibt es noch mindestens zwei weitere unappetitliche stellen:
1. bevor er auf die migranten zu sprechen kommt, zieht er ex-superminister w. clement (der ja später noch eindrucksvoll demonstriert hat, wessen interessen er vertritt) sowie anonyme arbeitsagenturanten als kronzeugen dafür heran, dass es (über) 20 prozent unberechtigte leistungsempfänger gäbe. diese unbelegte aber "alarmierende" zahl steht dann, ohne weiter hinterfragt zu werden, im raum. die differenz zwischen diesem wert und den sanktionierten 2,6% aller fälle wird lapidar mit einem mangel an personal und rechtssicherheit begründet. in ihrer heutigen ausgabe dokumentiert übrigens die taz zum thema eine aussage der sprecherin der bundesagentur für arbeit, die den missbrauch von hartz iv als keinesfalls leicht beschreibt und mit 1,9% beziffert.
2. die gruppe der berechtigten empfänger von staatshilfe umschreibt dilorenzo anhand von drei beispielen, womit er unterstellt, dass wer weder alt und betriebsbedingt gekündigt, noch gesundheitsbedingt berufsunfähig oder alleinerziehende mutter ist, als sozialbetrüger zumindest nicht unverdächtig ist. dabei stellt sich die frage, ob die alleinerziehende mutter schon verdächtigt wird, wenn sie nicht um den "besuch des gymnasiums" durch ihr kind fürchten muß und ob rückenkranke gärtner grundsätzlich ein fall für die soziale hängematte sind, soweit es ihnen ihr leiden erlaubt, es sich dort bequem zu machen.
kurz: di(e) lorenzosche argumentation ist alles andere als überzeugend, wenig durchdacht und insgesamt höchst unseriös. ihr einziger zweck scheint darin zu bestehen, die rollende westerwelle am laufen zu halten. so schließt denn auch der artikel mit der aussage, dass letzterer sich zwar im ton vergriffen in der sache aber recht haben könnte, auch wenn dies etwas verklausuliert wird.
ironischerweise werden die mir bekannten zeit-leser wohl kaum mitbekommen, dass deren chefredakteur einen unsäglich schlechten um nicht zu sagen unerträglichen leitartikel geschrieben hat. ihre höchst selektive lektüre wird sie nicht daran hindern, die zeit weiterhin für linksliberal und ihren fernsehbekannten chef für einen überaus eloquenten zeitgenossen zu halten.
Sinnvoll wäre doch, einen Aufruf zu machen, alle Hartz-IV Bezieher mögen am 9. Mai zur Wahl in NRW gehen, um durch eine Stimme für eine andere Partei den relativen Stimmenanteil der FDP zu drücken. So könnten doch noch zu was nützlich sein.
@zelotti: Sie meinen, die Solidarität zwischen den Deutschen wird untergraben.
Sie sprechen sich gegen Zuwanderung aus, weil die Anwesenheit der Zuwanderer Rassismus erzeuge.
Ihre nationale "Solidarität" der "deutschen Arbeiter" ist ein Element der Volksgemeinschaft.