Rudel-Shoppen mit Rabatt

Netzgeschichten In den USA sind neue online Rabatt-Modelle bereits erfolgreich. Nun versuchen Start-Ups, sie auch in Deutschland zu etablieren. Die Idee: je mehr Käufer, desto billiger

Amerikanern wird ja oft eine übertriebene Konsumfreudigkeit nachgesagt. Endlose Shopping-Malls, in denen sich sowohl der Südstaaten- als auch der Nordstaatenamerikaner nur allzu gerne herumtreibt, gelten gemeinhin als „Orte des Freizeitvergnügens“. Nicht umsonst aber hatte schon Max Weber in seinem Buch Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus eben jenen als von den USA und Nordwesteuropa ausgehend beschrieben. Heute müssen wir nur eine Begriffserweiterung durchführen und von Europa statt Nordwesteuropa als kapitalistisch indoktriniert sprechen.

Gute Voraussetzungen also für ein Rabatt-Modell wie das „Groupon“. Die Wortverbindung aus „group“ und „coupon“ steht für eine Form des gemeinschaftlichen Einkaufens, bei dem sich eine bestimmte Anzahl an Kaufwilligen im Internet für ein spezielles Produkt zusammenfinden muss, so dass dieses dann im Preis fällt und in verbilligter Form an die Käufer abgegeben wird. Durchaus eine Anstiftung zum Massenshopping und großen Kapitalumsatz. Der amerikanische Start-up groupon.com gilt als so etwas wie der Vorreiter in der Branche, seit einiger Zeit gibt es aber auch deutsche Anbieter dieses Konzeptes. Hierzulande aber läuft das Geschäft mit kollektiven Rabatten eher schleppend an. Seiten wie dailydeal.de oder citydeal.de, die mit Angeboten wie verbilligten Manikürepaketen (bei zehn Käufern) oder einem günstigen Steak-Essen (bei fünf) werben, hätten mit der deutschen Marktmentalität zu kämpfen, so Stefan Uhrenbacher, Gründer des Bewertungsportals qype.com.

Das Geschäft beschränke sich hauptsächlich auf persönliche Dienstleistungen und dieser Markt sei nun mal viel kleiner als in den USA. Zweitens seien es die lokalen Anbieter der so genannten „Deals“ nicht gewohnt, mit großen Rabatten auf Kundenfang zu gehen. Bis dato haben sich in den meisten deutschen Großstädten Groupon-Start-ups entwickelt. Wie viele davon wirklich überleben, bleibt offen. Uhrenbacher geht von einem oder zwei aus. Wenn da nicht der Investment-Boom wäre.

Vor kurzem stieg der Investor Stefan Glänzer bei dailydeal.de ein und auch citydeal.de erfreut sich einer Geldspritze. Vor allem geht es perspektivisch darum, die lokalen Gutscheinaktionen nicht nur für eine Stadt anzubieten sondern städte- und länderweit zu expandieren. Und das geht meist nur mit finanzieller Unterstützung.

Wenn sich dann noch die deutsche Marktkultur ändert, sieht es für das große Groupon-Shopping doch nicht schlecht aus.

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