Ob die Rote-Socken-Kampagne, mit der die Union alte antikommunistische Reflexe bedient, am Wahlergebnis etwas ändert, sei einmal dahin gestellt. Interessant an ihr ist sowieso etwas Anderes: Die Stimmungsmache vor der Wahl ist nur ein laues Lüftchen verglichen mit dem, was wir zu erwarten hätten, würde nach der Wahl doch noch jemand eine linke Reformagenda ernsthaft in Angriff nehmen. Der dann zu erwartende Sturm ist es, der das Zustandekommen einer linken Reformregierung so unwahrscheinlich macht.
Das entscheidende Hindernis für linke Reformpolitik ist nämlich nicht das „Fehlen eines linken Narrativs“ oder die Haltung zur Nato. Das Problem liegt darin, dass weder die betreffenden Parteien noch soziale Bewegungen und Gewerkschaften einen realistischen Begriff von den bestehenden gesellschaftlichen Machtverhältnissen haben.
Dabei liegt eigentlich auf der Hand, was eine linke Reformregierung tun müsste: Wer mehr Gleichheit will, muss umverteilen – Vermögenssteuer, höhere Spitzensteuersätze (wie sie nach 1945 auch für Konservative selbstverständlich waren) und gleichzeitig Entlastung der unteren zwei Drittel durch höhere Freibeträge für Geringverdiener und langsamer steigende Steuersätze.
Wer mehr Solidarität will, braucht starke gemeinwohlorientierte Infrastrukturen. Also: mehr gemeinnütziger Wohnraum, öffentlich finanzierter Nahverkehr, gebührenfreie Bildung, mehr soziale Dienste. Für letzteres benötigt man die Bürgerversicherung, denn würden die Spitzenverdiener*innen nicht länger in Privatkassen flüchten können, wären Kranken- und Rentenkassen auf einen Schlag saniert. Die Einkommen der Pflegekräfte könnten deutlich angehoben, der Versorgungsschlüssel in Krankenhäusern und Heimen spürbar verbessert werden.
Wer die gesellschaftliche Verrohung stoppen will, muss der Verelendung entgegen wirken: repressionsfreie Grundsicherung, Schutz der Beschäftigten vor Outsourcing und Bullshit Jobs. Und er oder sie müsste der Immobilienspekulation einen Riegel vorschieben: städtischer Grund in öffentliche Hand, Förderung von Wohnungsgenossenschaften, Mietendeckel.
Es ist eine Illusion, mit ein bisschen Umstellung sei der ökologische Kollaps zu stoppen
Selbst bei der Friedens- und Außenpolitik gibt es nicht so viel zu überlegen. Eine linke Reformregierung kann nicht ernsthaft auf einem Bekenntnis zu Kriegseinsätzen beruhen, wie sie in Afghanistan gerade krachend gescheitert sind. Demokratie und Menschenrechte lassen sich nicht mit Militärinterventionen durchsetzen. Nicht minder banal ist allerdings die Erkenntnis, dass eine linke Reformregierung sich mit diesem Standpunkt nicht nur der Außenpolitik der USA und der EU, sondern auch der Russlands widersetzen müsste.
Wenn aber die Konturen eines linken Reformprojekts auf der Hand liegen und übrigens nicht darüber hinausgehen, was Sozialliberale in den 1970ern verteidigt haben, warum hat es eine entsprechende Regierung dann so schwer?
Der Grund ist simpel: Die oben genannten Reformen richten sich gegen die Interessen großer Kapitalvermögen. Wenn Vermögen besteuert, wenn zentrale Bereiche unseres Lebens – z.B. Wohnen, Bildung und Gesundheit – vor Profitmaximierung geschützt, wenn die geopolitischen Ambitionen der EU beerdigt werden, dann trifft das das Kapital ins Mark. Investmentfonds wissen nicht, wohin mit ihrem Geld, wenn Wohnungen – oder gar Medikamente – Gemeineigentum werden. Viele Aktionäre und Vermieterinnen werden rabiat, wenn ausnahmsweise einmal in die andere Richtung umverteilt wird. Und wie sollen sich große Unternehmen global in Stellung bringen, wenn der eigene Staat auf Geopolitik verzichtet?
Am deutlichsten zeigt sich dieser knallharte Widerspruch in einer Frage, die im Augenblick gar nicht im Mittelpunkt steht: die der ökologischen Transformation. In der Öffentlichkeit gibt man sich – parteiübergreifend – der Illusion hin, mit ein bisschen Umstellung der Antriebstechnik sei der ökologische Kollaps zu stoppen. Doch die Wahrheit ist, dass erstens auch bei der Produktion von E-Autos massiv Treibhausgase emittiert werden, dass zweitens der Energiekonsum der Industriestaaten drastisch gesenkt werden muss, wenn auf fossile Brennstoffe verzichtet werden soll, und dass sich drittens die ökologische Krise längst nicht auf den Klimawandel beschränkt.
In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?
Aus der ökologischen Großkrise, deren Folgen die Habenichtse zu tragen haben werden und die deshalb eine Klassenfrage ist, gäbe es durchaus noch einen Ausstieg: Der Stoffwechsel mit der Natur muss reduziert werden. An der heiß debattierten Verkehrswende lässt sich wunderbar veranschaulichen, wie das ginge: Die beste Klimabilanz haben nicht E-Autos, sondern kollektive Transportmittel, wobei der Reisebus – laut Umweltbundesamt – genauso gut abschneidet wie die Bahn.
Doch weil die Wähler*innen angeblich keine Rückkehr zu einem Verkehrsmodell der frühen 1960er Jahre akzeptieren, traut sich niemand so etwas zu propagieren? Das ist nicht ganz falsch, doch nicht einmal die halbe Wahrheit. Viel entscheidender ist nämlich, dass es das Kapital nicht akzeptieren würde. Womit sollen Gewinne erwirtschaftet werden, wenn der Individualkonsum durch öffentliche Infrastrukturen ersetzt und damit weniger Waren verkauft werden? Wir Menschen könnten uns schon damit anfreunden – zumal wir in einer solchen Gesellschaft deutlich weniger arbeiten müssten. Doch wie will sich das Kapital dann vermehren?
Das größte Hindernis für eine linke Reformregierung besteht darin, dass weder die progressiven Bewegungen noch die Mitte-Links-Parteien ein realistisches Bild davon zeichnen, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben. Wir vergewissern uns gegenseitig, die Wähler*innen seien der Souverän. Doch die wichtigste Machtressource in unserer Gesellschaft ist eben nicht die Summe der Einzelmeinungen, sondern das – in sehr wenigen Händen konzentrierte – Eigentum, das großen Einfluss auf unsere Überzeugungen hat und unsere Lebensweise komplett dominiert. Let’s face it: Wir sind die Untoten des Kapitals. Unsere Gesellschaft folgt seinen Bedürfnissen, nicht unseren.
Das ist das entscheidende Hindernis für eine linke Reformregierung: Jede soziale und ökologische Reform würde in die „Freiheit“ zur Kapitalvermehrung eingreifen. Das 20. Jahrhundert hat eindrücklich bewiesen, dass so etwas möglich ist. Der Staat kann demokratisiert, die Macht der Eigentümer*innen zurückgedrängt werden – doch eben nur, wenn man erkennt, gegen wen man sich durchsetzen muss.
Eine linke Regierung darf nicht die Fehler der 1990er Jahre wiederholen
SPD, Grüne, aber auch viele in der Linkspartei behaupten, man könnte eine sozialökologische Reformagenda verfolgen und gleichzeitig „reibungslos“ regieren. Doch nichts ist falscher als das – entweder das eine oder das andere. Eine Regierung, die die oben genannten Reformen in Angriff nimmt, wird den heftigsten Widerstand von Unternehmerverbänden, Immobilien-Lobbys und Medienkonzernen mobilisieren. Ihr würde nicht nur der Wind ins Gesicht blasen, sie hätte es mit einem wahren Orkan zu tun.
Wer ist heute bereit, solche Konflikte auszutragen? Wo man auch hinblickt: Es fehlt an Bewusstsein dafür, wie linke Reformen historisch eigentlich möglich waren. Die gesellschaftlichen Kompromisse, die wir heute als soziale und demokratische Errungenschaften schätzen, gehen nämlich nicht in erster Linie auf das Konto von Regierenden. Es waren die gesellschaftlichen Kämpfe und die Angst der Mächtigen vor radikalen Brüchen, die den Spielraum für den sozialliberalen und sozialdemokratischen Reformismus überhaupt erst eröffneten.
Wenn wir heute etwas Vergleichbares anstreben, dann müssen wir zunächst begreifen, dass wir uns mit den mächtigsten Interessen unserer Gesellschaft anlegen – den Eigentumsverhältnissen. Eine linke Reformregierung muss sich in diesem Sinne auf politischen Realitätssinn stützen – aber ganz anders als gemeinhin unterstellt. Realpolitisch sein heißt zu verstehen, dass alle anstehenden sozialen und ökologischen Reformen die Freiheit des Kapitals beschneiden und deswegen von ihm bekämpft werden. Dennoch brauchen wir diese Veränderungen, weil sie die einzige Chance sind, sich auf die heraufziehende sozialökologische Großkrise vorzubereiten.
Möglich werden solche Reformen nur sein, wenn sich sowohl ein breites gesellschaftliches Bündnis als auch eine Reformregierung den Interessen der ökonomisch Mächtigen mit aller Kraft widersetzen. Fehlt diese Bereitschaft, wird sich die Erfahrung der 1990er Jahre wiederholen – eine nominell linke Regierung macht rechte Reformen.
Raul Zelik ist Mitglied des Parteivorstands der Linken. Er arbeitet als Sozialwissenschaftler, Autor und Übersetzer. 2020 ist sein Buch Wir Untoten des Kapitals. Über politische Monster und einen grünen Sozialismus bei edition suhrkamp erschienen
Kommentare 95
Ja, "das Kapital" würde sich wehren. Es war damals gegen Mitterand in Frankreich sehr erfolgreich damit.
Ich denke aber nicht, dass es sich bei einer Scholz-Regierung - vermutlich mit den Grünen und der FDP - wird viel wehren müssen. Der Mindestlohn wird auf 12 Euro/Stunde angehoben werden und das wird es auch schon gewesen sein. Diesen Mindestlohn kann es verkraften.
"Wenn wir heute etwas Vergleichbares anstreben, dann müssen wir zunächst begreifen, dass wir uns mit den mächtigsten Interessen unserer Gesellschaft anlegen – den Eigentumsverhältnissen."
Und deswegen wird sich hier in diesem Land gar nichts ändern und zwar egal, wer am Schluß diese Farce, genannt BTW, für sich entscheidet. Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber. Und dieses Land ist mit dieser Spezies reich gesegnet. Die Kinder und Enkel tun mir heute schon leid.
„Fehlt diese Bereitschaft, wird sich die Erfahrung der 1990er Jahre wiederholen – eine nominell linke Regierung macht rechte Reformen.“
Genau. Diese Enttäuschung hält bei mir bis heute an. Hoffentlich wiederholen sich die Neunziger nicht. Sonst ist Rot am Ende dieses Jahrzehnts bestenfalls noch eine Farbbezeichnung.
>>Es waren die gesellschaftlichen Kämpfe und die Angst der Mächtigen vor radikalen Brüchen, die den Spielraum für den sozialliberalen und sozialdemokratischen Reformismus überhaupt erst eröffneten.<<
Ja. Auch der „new deal“ in USA war aus der Angst der herrschenden Klasse geboren, dass Millionen in der grossen Wirtschaftskrise Totalverarmter sich dem Bolschewismus zuwenden könnten.
Die BRD-1970 Jahre waren durch Bewegung „von unten“ geprägt: 1966, am Ende der Nachkriegskonjunktur, war der Glaube an das von nun bis in Ewigkeit währende „Wirtschaftswunder“ geplatzt. Gewerkschaftliche Erfolge der vergangenen Jahre* waren bedroht, und die Folge war nicht Wegducken der Untertanen, sondern „wilde Streiks“ 1969. Es entstand innerhalb der Gewerkschaften eine Arbeiterjugendbewegung, die stark links geprägt war, in Teilen explizit antikapitalistisch. Auf diesem Nährboden konnte, wenn auch nicht die grosse Revolution, aber doch eine sozialökonomische (Umwelt/Klima waren damals noch kein Thema) Reformpolitik wachsen.
*Das „Wirtschaftswunder“ der 50er und frühen 60er Jahre wäre ohne die breite Basis der Gewerkschaften, vor Allem der IG Metall, nicht so gelaufen wie es lief. Der „starke Arm“ zeigte öfter mal dass er alle Räder still stehen lassen kann. Etwas von diesem Geist ist heute in der GdL vorhanden, und wir sollten das nicht verdammen, sondern daran mitwirken dass er aus der Bahn hinaus in andere Gesellschaftsbereiche ausstrahlen kann.
Eine gewählte Reformregierung kann nach M. E. nur dann den Mut entwickeln, die akuten Probleme grundlegend anzupacken, wenn Bewegung „von unten“ zeigt dass sie grosse Bevölkerungsteile hinter sich hat. Kein Spaziergang, eher ein Weg durch schwieriges Gelände. Aber mit Geländekenntnis & solidem Schuhwerk zu bewältigen.
"Die gesellschaftlichen Kompromisse, die wir heute als soziale und demokratische Errungenschaften schätzen, gehen nämlich nicht in erster Linie auf das Konto von Regierenden. Es waren die gesellschaftlichen Kämpfe und die Angst der Mächtigen vor radikalen Brüchen, die den Spielraum für den sozialliberalen und sozialdemokratischen Reformismus überhaupt erst eröffneten."
und
"Möglich werden solche Reformen nur sein, wenn sich sowohl ein breites gesellschaftliches Bündnis als auch eine Reformregierung den Interessen der ökonomisch Mächtigen mit aller Kraft widersetzen."
Mag sein, aber wo sind diese breiten Bündnisse? Und wo sie sich partiell zusammen finden und handeln - Beispiel IAA-Proteste - schlägt die Staatsmacht brutal zu. Und wenn es ernster würde und nicht nur demonstrativ ans Eingemachte ginge, sondern auch materiell? Mir fällt dann immer Chile ein, ohne dass ich damit entmutigen wollte.
Andererseits: Die Chancen auf eine "Reformregierung" (die diesen Namen verdiente, denn "Reformen" waren auch Hartz IV, Riester etc.) sind gering, aber die Notwendigkeit, radikal umzusteuern, unabweisbar. Vielleicht könnte eine Nicht-Reformregierung sogar die zerstrittenen Bewegungen vereinen, i.S. eines gemeinsamen Gegners? Es wird Katastrophen und Unruhen geben, dafür würde ich mehr auf linke Bündnisse setzen als auf Reformregierungen.
Natürlich gehe ich trotzdem wählen, aber ohne jede Erwartung.
>>Und wo sie sich partiell zusammen finden und handeln - Beispiel IAA-Proteste - schlägt die Staatsmacht brutal zu.<<
Das hat sie früher auch. Wer in den 60er Jahren der Kindheit entwuchs und begann politisches Bewusstsein zu entwickeln wird sich an polizeilichen Prügelorgien erinnern. Das war kein Grund zum Rückzug ins Schneckenhaus, eher im Gegenteil.
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>>Es wird Katastrophen und Unruhen geben, dafür würde ich mehr auf linke Bündnisse setzen als auf Reformregierungen.<<
Beides. Eine im Prinzipe sozial-ökologische Reformen auf den Weg bringen könnende Regierung kann durch "Bewegung von unten" geschoben werden. Oder man überlässt sie kampflos ihren Gegnern, und das sind unsere Gegner. Das sollten wir uns klar machen: Die wichtigen Entscheidungen fallen nicht während, sondern nach der Wahl.
>>Die wichtigen Entscheidungen fallen nicht während, sondern nach der Wahl.<<
Ich meine, die wichtigen INHALTLICHEN Entscheidungen.
Mit der Wahl kann möglicherweise die Struktur beinflusst, bestimmte Koalitionen ermöglicht oder verhindert werden. Mehr nicht.
Mit dem Ausscheiden von Merkel sollte auch ihr ehrlicher Ausspruch von der "marktkonformen Demokratie", die sich keinesfalls in den Grundsätzen unseres Verfassungswerks finden lässt, verschwinden.
Zu den Ausführungen unseres Autors zur "kapitalkonformen" Demokratie bedarf es des Hinweises auf die Einschränkungen des Artikels 14 GG:
Art. 14
(1) 1Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. 2Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) 1Eigentum verpflichtet. 2Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) ....
Es bedarf einer Mehrheit im Parlament, um Artikel 14 Absatz 2 Satz 2 durch ein Bundesgesetz zu konkretisieren. Wie kann und soll das Eigentum dem Wohle der Vielen dienen? Insoweit bedarf es konkreter Rechtsklarheit. Die Sozialpflichtigkeit darf nicht länger belangloser Teil von Sonntagreden sein.
In diesem Zusammenhang ist die 125 Jahre alte Regelung des § 903 BGB den sozial-ökologischen Transformations-Anforderung anzupassen:
§ 903 Befugnisse des Eigentümers
1Der Eigentümer einer Sache kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren und andere von jeder Einwirkung ausschließen. 2Der Eigentümer eines Tieres hat bei der Ausübung seiner Befugnisse die besonderen Vorschriften zum Schutz der Tiere zu beachten.
Die freie "Beliebigkeit" ist im Hinblick auf Klimaschutz-Maßnahmen auf ihre Gemeinnützigkeit zu überprüfen.
Insoweit zeigt sich das Zusammenspiel zwischen Art. 14 und § 903 BGB.
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Ein geopolitischer Blick z.B. auf den Amazonas mit seinen drohenden, die gesamte Mitwelt gefährdenden Kipp-Punkten sollte das Prinzip deutlich machen. Die - zugelassene - Rodung des Waldes seitens des Eigentümers (des Staates) im Interesse einer nicht nachhaltigen Zwischennutzung mit allen Folgen für das Weltklima wird das Heraufziehen der Klima-Katastrophe im Zweifel nur noch - irreparabel - beschleunigen.
Insoweit gibt es greifbare Parallelen zum ungezügelten Gebrauch des Kapitals. Es gilt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Das geht nur, wie @ Gelse es schreibt, von unten und (!) von oben. Es bedarf insoweit Aufklärung und Emotionen und den gemeinsamen Willen zum Handeln der Vielen.
>>Mir fällt dann immer Chile ein, ohne dass ich damit entmutigen wollte.<<
Das Problem ist, dass Ausbeutung überwinden wollende Bewegung bis jetzt immer an der rohrsoffliefenden Peripherie stattfindet und nicht in kapitalistischen Zentren. Ein Revolution könnte erfolgreich sein wenn sie von da ausginge wo die Probleme gemacht werden, zum Beispiel in Europa in mehreren Ländern zeitgleich.
Mein Gott, WuM_ing!
Blickt man zum Evergrade-Desaster, diesem gigantischen Immo-Konzern, der durch drei rote Linien der Pekinger Regierung an den Abgrund verbracht wurde, dann
vergeht einem das Lachen. Schockwellen für das chinesische Bankensystem voraus? Dominoeffekte werden erwartet.
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/immobilienkonzern-china-evergrande-steht-vor-ueberschuldung-17527069.html
´Es sind die Regeln, Stupid` - und in D. macht sie das neu zu wählende Parlament, mit vielen neuen jungen Köpfen, deren Generation weiß, dass die 10-Jahres-Stunde geschlagen hat. Um jedenfalls den entgrenzten Neoliberalismus zurückzudrängen, wesentliche Versorgungs-Strukturen präventiv wieder in die Obhut des Staates zurückzuführen, um die in der Ära Merkel ausgeuferte "marktkonforme" Demokratie zu beenden mit den Ziel der ÖKO-SOZ-TRANS.
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Gängelei? Alltagskontrolle? Nein. Aber: Die Klimawende verlangt einen Kurswechsel. Und sie verträgt keine Schuldenbremse.
Kolumne von H. Prantl in der SZ
Der Artikel ist gut.
Allerdings ist er für mich noch immer zu beschönigend. Es wird keine Rückkehr zu einem Sozialliberalismus, zu einer sozialen Marktwirtschaft geben durch großen Eifer mit "Reformen".
Das Kapital wird sich nicht nur wehren, sondern es wird gnadenlos alle Register ziehen, wenn ihm etwas wirklich gefährlich wird. Es würden auch Leute aus dem Weg geräumt werden. Selbst ein Krieg wäre denkbar, wenn ein Land wirklich ausschert.
Nur: Es ist egal, wir haben nichts mehr zu verlieren und müssten die Revolution trotzdem versuchen. Allein mir fehlt der Glaube, dass diese kurz bevorsteht...
"Menschenrechte" sind Smartphonebesitzern doch völlig schnuppe.
Genau wie allen Parteien, da sie für noch mehr Digitalisierung sind.
Dabei können analoge Menschen, die aus antirassistischen Gründen nicht mitmachen beim Abschlachten, sich jetzt schon nur noch auf dem Fahrrad bewegen und werden von der Bahn ausgegrenzt und diskriminiert, wenn sie ganz normal "spontan" in Bus und Bahn steigen wollen.
Es gibt hier kein Smartphone ohne Völkermord, dem 2. Kongo-Holocaust.
Eine Querfront der Rassisten hat Massenmord legal gemacht, aber natürlich nur für ihr "Menschenrecht auf Smartphone" und damit man dann 11 Selbstmorde für Apple in China liken kann.
Die Digitalisierung der Dekadenz der imperialistischen Uberbevölkerung wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte dutzende Millionen ermorden, nur damit digitale Sabbel-Affen die Welt zu einer Telefonzelle machen können; alles nur für Konsum und Spielzeug und Hirnwäsche.
Die Opfer sind Teil der demokratischen Mehrheit, die, die kein Handy besitzen, dem Weltproletariat.
Interessanterweise ist Koltan aus dem Kongo in den USA verboten.
Damit ist die USA der einzige antirassistische Staat
Die Umweltbewegung / Mitweltbewegung in Deutschland nimmt es mit dem Kapital seit den 70ern dlJ auf.
Und zwar sehr ernsthaft.
Es gab und gibt auf deren Seite wenig Illusionen.
Wir haben jedoch viel Zeit und Energie verloren durch
- die nationale Nabelschau der neuen Gesamt-BRD, und
- eine schlechte Übergabe der Umweltstaffel von einer Generation zur nächsten seit der Ära Kohl.
Aber wir sind auf der Aufholjagd.
Schnell beim Lernen und mit Kompass.
System. Change. Now.
-
https://www.youtube.com/watch?v=gY4MJTS0X-M
„Ich sprenge alle Ketten“
Kapital und Krieg
Rede Wagenknecht 2019 - aktueller denn je
https://www.youtube.com/watch?v=uPhdjqh4C7o&list=PLWMOkEY81Qph9S1ZeXU7hhXMxo3ki8kQv&index=3
Sahra Wagenknecht: »Lasst uns gemeinsam die soziale und Antikriegskraft sein!«
Ganz wesentlich auch ihre Ausführungen zur strukturellen Gewalt.
Sie nennt Ross und Reiter.
>>...dass Ausbeutung überwinden wollende Bewegung bis jetzt immer an der rohrsoffliefenden Peripherie stattfindet...>>
=
dass Ausbeutung überwinden wollende Bewegung bis jetzt immer an der rohstoffliefernden Peripherie stattfindet...
Beim letzten Mal nach einer langen Regierungsära (Kohl) mit "Reformstau" wechselten die Wähler zu Rot-Grün, und die SPD-Führungspersonen regierten bis auf eine prominente Ausnahme als "Genossen der Bosse" von oben durch. Sie "modernisierten" das Land schneller und besser als die CDU u. FDP es für die Interessen des Kapitals in DE vorher zustande brachten für den Globalisierungswettbewerb und die wirtschaftliche EU-Dominanz. Die Quittung bekam die SPD postwendend, indem sie mehr als 1/3 ihrer Wähler im Laufe der nachfolgenden Jahre verlor. Jetzt stehen wieder grosse strukturelle Modernisierungaufgaben in DE an und die SPD krempelt mit Olaf Scholz (zusammen mit Habeck-Baerbock) beflissen die Ärmel hoch. "Auf Genossen, zum letzten Gefecht" würde ich das etwas ironisch kommentieren.
Der Vorteil einer SPD geführten Regierung besteht darin, dass Gewerkschaften und Sozialverbände dann noch partnerschaftlicher agieren wie unter CDU-FDP und man dem Volk grössere Zumutungen für strukturell notwendige Modernisierungen (Green Deal) aufdrücken und es dabei ruhig halten kann, mehr und besser als bei einer CDU-FDP Regierung. Leider geht da von den Grünen-Spitzenpersonen auch kein Impuls aus, milieubedingt, soziale Proteste zu unterstützen (siehe die deutliche Ablehnung der Berliner Immobilien-Enteignungsinitiative durch Baerbock im Triell vor Millionen ZuhörerInnen). Würden dieselben "Reformen" CDU-FDP beschliessen, entstünden jeweils grössere Proteste im Land. Mit SPD-Grüne in der Regierung können letztlich sowohl die sozialen wie die ökologischen Proteste gering gehalten werden in der Phase der kommenden "Modernisierungszumutungen," welche Merkel aufschob (siehe Klimagesetz). Danach haben die beiden Parteien (SPD-Grüne) ihren Job wieder mal im Auftrag der Bosse erfüllt, und es übernehmen CDU-FDP das Ruder, weil Wähler einmal mehr von SPD u. Grünen sich 2021 (ent)täuschen lassen.
Die PdL täte IMHO gut daran, sich nicht in das Boot von KapitänInnen Scholz-Baerbock zu setzen und die nächsten 4 Jahre zu nutzen, die enttäuschen Wähler der SPD und Grünen sowie der vielen Nichtwähler zu gewinnen und die zu erwartendenden ausserparlamentarischen Proteste zu unterstützen, weil die "Modernisierungsreformen" zu solchen führen werden.
das haben die Alten schon vor 50 Jahren gesagt
Die Kinder und Enkel tun mir heute schon leid.
und es hat sich seitdem nicht zum besserem geändert, im Gegenteil... wenn ich die Zeitarbeiter, Armen und Obdachlosen in dem reichstem Land der EU so sehe... tja, dieses unsolidarisches Verhalten liegt anscheinend in den Genen...
Die Gene lassen Sie bitte mal weg. Dafür gibt es keine EVIDENZ.
Wenn dem so wäre, müssten ALLE ohne Ausnahme unsolidarisch sein. Von Duplikaten ihrer Eltern mal ganz abgesehen. Wenn Sie sich mal genauer die heutigen Generationenkonflikte anschauen, werden Sie ins Zweifeln kommen.
Ich unterscheide bei Solidarität: Solidarität als Anspruch bzw. Schlagwort auf der einen, solidarisches H a n d e l n auf der anderen Seite. Beim Handeln gibt es Unterschiede, sehr gravierende zum Teil. Beim Beschwören sind viele bis alle dabei, wenn es um das Fordern gegenüber ANDEREN geht. Bei sich selbst ...
Die unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche sind verschieden schnell gewachsen. Geldmengen, Technik u. a. m. eilen den ÜBERFORDERTEN Individuen voraus. Ethik, Werte, verträgliches Handeln, Empathie hinterher.
Insofern Dank an den Autor. Dafür, dass er etwas in Erinnerung ruft, das - in der Tat - "die Alten schon vor 50 Jahren gesagt haben". Wobei die heute Alten die damals Jungen waren. Der ein oder Andere erinnert sich noch daran.
Viele Erkenntnisse im Parteivorstand.
Kann ich so auch formulieren, bringt aber nichts. Das wichtigste scheint der Parteivorstand nicht zu besprechen. Die Linke hat 30% ihrer Wähler z.Z. verloren. Mit Pech ist man nicht mal im Bundestag.
Dafür weiß man eigentlich schon alles für eine ideale Gesellschaftsform. Mit 6% scheinen sie das Wichtigste, die Überzeugung der Menschen, nicht zu schaffen. Vielleicht sollte man sich eher mal damit beschäftigen. Nichtmal die 10% der Ärmsten scheint das zu überzeugen. Daran sind sicher nicht nur die Anderen schuld.
"Hat nicht der Bartsch den Streik der Lokführer kritisiert. Streiks müssen bekanntlich weh tun, sonst nutzen sie nichts. Wir leben nicht mehr in der DDR, wo Streiks sich gegen das Volkseigentum richteten, hat das Bartsch nicht begriffen?"
So richtig stimmt das nicht, Bartsch hat die Bundeskanzlerin aufgefordert, auf den Bahn-Vorstand einzuwirken (der Bund ist ja faktisch der Eigentümer der Bahn).
Bartsch: "Die Bundeskanzlerin muss den Streik verhindern und den Bahnkonzern anweisen, die Forderungen zu erfüllen. Die GDL-Forderungen sind berechtigt und bezahlbar."
Wirklich gute Analyse von Raul Zelik.
Schon bei jeder Ankündigung von linker Politik – auch nur ernsthafter sozialdemokratischer Politik – in den letzten Jahren gab es ja heftigen Gegenwind, oft mit schmutzigen Methoden.
Praktisch immer mit Erfolg.
Man denke nur an Syriza, Bernie Sanders oder Jeremy Corbyn.
Die konservativen und rechten Medien haben ja in diesem Wahlkampf schon vor langer Zeit begonnen, man schaue sich nur die Homepage von WELT an.
Und die haben durchaus, auch indirekt, große Reichweite.
Was wäre wenn? Nun, die Politik schafft ja "nur" die Rahmenbedingungen für das Tun. Bis dato glänzende Sache für 1%. Heute hat die Sache, in der Tat, an ihrem Glanz verloren. Profitmaximierung durch lineares Wachstum, mehr, noch mehr, noch viel mehr, noch ganz viel mehr, ist an sein Ende gekommen, der Planet spuckt. Jetzt wäre Politik nötig, die Rahmenbedingungen neu festzulegen, planetkompatibel. Die 1% happy few wissen darum, klammern am status quo, obwohl das auch ihr sicherer Untergang ist. Es gibt kein sicheres Plätzchen mehr auf der Erde, wo man, wie bisher, seinem bung bunga frönen konnte. Und fressen können sie leider ihr Geld ja auch nicht, ebensowenig es mitnehmen über den Nil. Hoffnungsvoll sind da schon einige ihrer Erben, junge Söhne & Töchter von Milliardären, die sich unlängst in Zürich (aha) zum meeting zusammentaten, um ihr Investmentverhalten neu zu denken. Will heissen, nur noch Kapital einsetzen für, statt gegen den Planeten. Die traditionelle Gier der Dynastie, exit. Gewiss sind auch diese Youngsters nur Menschlein, wollen, wie immer, das Gute und tun dann doch auch nur das Böse.
Ein Song meiner - doch, doch, hatte ich auch mal - Jugend.
Ist das Kettensprengen ein individueller und/ oder gemeinschaftlicher Akt?
Oh mamy, oh mamy, mamy blue, oh mamy blue ...
Kein Grund zur Panik auf der Titanic. Klasse schlägt Masse. Wetten, dass ...?
Bisher können die Reichen doch weiter ungestört ihrem Bunga-Bunga frönen. Und denken, dass reicht für sie vollends, zum Beispiel notfalls nur noch auf ihrer Privatinsel.
Schauen wir doch einmal genauer hin:
Der Konflikt GDL - Deutsche Bahn AG hat viele Facetten und ist nicht so einfach zu lösen, wie es die Vereinfacher aller Couleur weismachen wollen.
Als juristischer Laie weiß ich nicht, ob die Noch-Kanzlerin die Deutsche Bahn AG ANWEISEN kann. Was sie könnte: einwirken, beraten, Druck ausüben ... all das, was Kanzler in dieser Situation potenziell können.
Die andere Frage: will das Frau Merkel (CDU) auch? Den Parteifreund Weselsky (CDU) anweisen? Wer hätte etwas davon?
Fragen über Fragen. Und auch Herr Bartsch hat schon mal etwas von Tarifautonomie gehört - ob ihm das Recht sein mag oder nicht.
Ja, bestimmt ;-)
Vermutlich sind alle Bedenken eh unnötig, selbst wenn es rechnerisch für RGR reichen würde, werden Scholz und Baerbock lieber die FDP ins Boot holen.
Es steht zu befürchten. Aber deshalb müssen wir es nicht beschreien. :-)
- nach-träglich(zu meinem verschwundenen kommentar):
- zeligs beitrag überrascht.
als p-vorstands-mitglied präsentiert er eine entdeckung,
die längst in allen parteien allgemein-wissen ist.
"der kapitalismus"(als IG gewinn-orientierter investoren)
wird sich nicht erst kommend wehren.
seine wehrhaftigkeit ist sein metier.
er beweist es seit jahrhunderten tag für tag.
die IG der rendite-orientierten produzenten
kämpft ständig gegen konkurrierende wettbewerber,
gegen steigende preise von energie, vor-produkten,
lohn-/gehalts-fordernden und staatliche abgaben-ein-nehmer.
manager werden mit hohen einkommen und boni belohnt,
die kosten zu drücken und gewinn-margen zu erhalten/erweitern.
die IG kämpft um laufende und kommende markt-anteile,
sofern diese auf kauf-kräftiger nachfrage beruhen.
ob nun der staat als zahlender nachfrager auftritt
oder privat-kunden, ist ihr einerlei.
wenn die zahlungs-kraft gedeckelter lohn-empfänger
schwächelt, kommt ihr staatliche nachfrage von
infra-strukturellen, öko-motivierten "öffentlichen händen"
(aus steuern diverser wirtschafts-subjekte
oder staatlichen kredit-aufnahmen):
gerade recht.
eines aber schreckt die "anleger":
wenn regionen/staaten für rendite-jäger un-ergiebig werden.
dann gibts dort weniger investitionen in innovative, produktive
herstellungs-prozesse,
die bisher eine gewohnte massen-beschäftigung
mit auskömmlichem einkommen wahrscheinlich,
aber nicht kampf-los erreichbar machte.
- wer das ab-sterben von privat-investitionen
durch staatliche investitionen kompensieren will,
sollte sich mal das gegenwärtige verhältnis von privaten und
staatlichen investitionen vor augen führen.
ganz abzusehen von den organisations-problemen,
die eine stärkere gesellschaftliche/verstaatlichte
wirtschafts-planung mit sich bringt.
nur wer das sieht und nicht leugnet,
ist der gesellschaft gegenüber: ehrlich.
Es wird eh eine Neuauflage der GroKo geben, da sollte man sich keine Illusionen machen. Selbst die Rückkehr von Nahles ist nicht ausgeschlossen. Da kommt der gesamte rechte Flügel der sPD, also anders ausgedrückt der "linke" der afD, wieder hoch...
Das wird zwar dauern wie beim letzten Mal, aber dafür werden der Michl und die Gerda bereits zufrieden grinsend nach dem Mampf im Gasthaus "Deutsches Eck" beim bei Furz und Rülps fragen "uns gehts doch gut, warum nicht?"
..."Das Problem liegt darin, dass weder die betreffenden Parteien noch soziale Bewegungen und Gewerkschaften einen realistischen Begriff von den bestehenden gesellschaftlichen Machtverhältnissen haben"...George Monbiot schreibt in seinem Essay "Grünes Wachstum ist eine Illusion " u.a. ...
..."Das ( kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftssystem) treibt uns in einem derartigen Ausmaß der Katastrophe entgegen, dass die meisten Menschen es sich überhaupt gar nicht vorstellen können. Uns droht ein wesentlich größerer Zusammenbruch unseres lebenserhaltenden Systems als Kriege, Hungersnöte, Seuchen oder Wirtschaftskrisen allein ihn je verursachen könnten – selbst wenn er wahrscheinlich alle diese vier Plagen mit beinhaltet. Gesellschaften können sich von solch apokalyptischen Ereignissen wieder erholen, nicht aber vom Verlust von Lebensraum, einer artenreichen Biosphäre und einem lebensfreundlichen Klima"...und weiter schreibt er... "Erstens, das Gerangel um die Kontrolle nicht-reproduzierbarer Güter, das entweder zu Gewalt oder zu Beschneidungen der Rechte anderer führt. Zweitens, die Verelendung anderer durch eine Wirtschaft, die auf Plünderung und Raubbau in der Gegenwart und Zukunft beruht. Drittens die Übersetzung wirtschaftlicher in politische Macht, da die Kontrolle über wichtige Ressourcen zur Kontrolle über die gesellschaftlichen Beziehungen führt, die sie umgeben"...Und was hören wir von einem sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten Scholz? Ein wenig Feigenblattsozialismus mit kleinen Kurskorrekturen, die ein auf Wohlstand getrimmtes Bürgertum leicht verkraften kann. Noch ein Letztes von Monbiot..."Doch mit zunehmendem Alter habe ich zwei Dinge erkannt. Erstens, dass es das System selbst ist und eben nicht nur eine bestimmte Ausprägung des Systems, das uns unaufhaltsam in eine Katastrophe taumeln lässt. Zweitens, dass man keine definitive Alternative parat haben muss, um sagen zu können, dass der Kapitalismus scheitert. Die Aussage steht für sich. Das Scheitern des Kapitalismus erwächst aus zwei seiner bestimmenden Elemente. Das erste besteht in permanentem Wachstum. Wirtschaftswachstum ergibt sich zwangsweise aus dem Streben nach Kapitalakkumulation und Extraprofit. Ohne Wachstum bricht der Kapitalismus zusammen, auf einem endlichen Planeten führt permanentes Wachstum aber zwangsläufig in die ökologische Katastrophe"...
Ich denke, damit ist alles Notwendige gesagt.
erschienen im "der freitag" vom 07.05.2019
Ei Guude, Herr Bartleby, der Sponti von der Lahn...
Allein, zu Zweit, oder mit den Vielen... je nachdem.
Macker, Chauvie, Macho oder Softie?
Ich tipp mal auf Softie... da gibt's noch was Schönes
https://www.youtube.com/watch?v=Rv0U9xGGCq8
Das kannst Du mir nicht verbieten...
>>Das Kapital wird sich nicht nur wehren, sondern es wird gnadenlos alle Register ziehen, wenn ihm etwas wirklich gefährlich wird. Es würden auch Leute aus dem Weg geräumt werden. Selbst ein Krieg wäre denkbar, wenn ein Land wirklich ausschert.<<
Momentan tut es erstmal ne "Pandemie".
Ein typischer Beitrag eines führenden Mitglieds der Linken. Sie lassen wesentliches in ihrer Argumentation weg:
Die schmerzende aktuelle Lage auf dem Weg in eine Diktatur. Bei denen gibt es keinen Klaus Schwab, Bill Gates, ..Es gibt keine aktuelle Gesellschaftsanalyse. Es gibt die pandemische Lage. Ihr rüttelt da nicht dran. Ihr seid fast eins mit den anderen Parteien. Bin total enttäuscht. Das Gelabere von sozialer Gerechtigkeit kommt dann bei mir auch nicht an. Wer soll Euch nur wählen?
Ich möchte - zumindest den mir wohlgesonnenen Menschen - auch nichts verbieten. Ob mit oder ohne Bernd Spier (ein Test meiner Leidensfähigkeit) - als die Menschen noch das Singen und Inszenieren lernten.
Was Ihren Tipp angeht: auf meiner inneren Bühne spielen verschiedene Akteure. Ganz exklusiv unter uns: der Softie hat die Hosen an, der Macho den Rock ... oder wie war das noch mal?
Wäre ich besser in digital, bekämen Sie jetzt als 'Anspielung' Der Popolski-Show mit dem legendären "I can get no sleep" um die Augen und Ohren ... Sie finden es.
Post scriptum (das hab ich mir bei Richard Zietz abgekuckt): für mich ist es immer wieder schön, erkannt zu werden. Was Andere eher fürchten müssen.
°:°
"Wer soll Euch nur wählen?"
Ihre Schlussfrage ist leicht zu beantworten: Menschen, die BESTEHENDE Unterschiede sehen - und nicht mit riesigem Einsatz zukleistern.
Wenn "soziale Gerechtigkeit" bei Ihnen nicht ankommt, werden Sie Ihre Gründe dafür haben. Sie wissen ja: Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.
Wo steht geschrieben, dass jetzt Zeit der "Gesellschaftsanalyse" sei? Das ist falsch. JETZT ist Wahlkampf, am 26. September Wahl. Danach Anlass für Sekt oder Wermut. Ich hab beides schon gekühlt. Dafür habe ich ein paar Tage gefastet.
Wer seine Chance nicht nutzt, (miss) versteht wahrscheinlich Demokratie nur als Selbstbedienungsladen, in den man tief genug reingreifen muss.
Die niedrigen und harten Stühle der Habenichtse lassen es nicht zu, dass sie dies können.
Was am Anfang des Beitrags als linke Essentials formuliert wurde, sollte die Standardeinsicht der Linken sein: Wenn die Probleme der Gesellschaft nicht über den Kopf wachsen sollen, muß die kapitalistische Produktionsweise beendet, dh das kapitalistische Eigentum aufgelöst werden. Denn der Kapitalismus polarisiert in reich und arm, mächtig und ohnmächtig, er sprengt den sozialen Zusammenhalt, privatisiert Wohlstand und Not. Freilich gibt es eine kapitalistische Reformperspektive, die Massenverelendung muß nicht absolut sein, und die Verteidiger dieses Systems argumentieren damit, daß nur in ihm die Produktivität/Produktivkräfte so gesteigert werden, daß selbst für die Schwachen eine Verbesserung herausspringt. Das Argument ist nicht ganz falsch, die Steigerung der Produktion im Kapitalismus erlaubt ein gewisses Reformintervall, in dem die Situation der Schwachen absolut verbessert werden kann. In diesem Sinn könnte man eine kapitalismuskonforme Reformpartei „relativ links“ nennen. Diese Position wird allerdings immer irrealer. Keynesianismus und Sozialdemokratie haben eine zeitlang so funktioniert. Jedoch liegt es in der Logik des kapitalistischen Fortschritts, daß das oben genannte Reformintervall immer enger wird, und mit der ökologischen Problematik muß jede Reform defizitär bleiben.
Tatsächlich sprengt schon die relative Spaltung (also auch ohne absolute Verelendung) die gesellschaftliche Integration. Aber selbst, wenn wir davon absehen könnten, könnte heute eine keynesianische Politik die absolute Verarmung nicht mehr aufhalten. Auch für einen New Green Deal ist nicht genug zum Verteilen da. Reformkapitalistisch wäre nur ein reset, zB eine Währungsreform möglich, die einen Eigentumsschnitt macht, die großen Buchgeldvermögen mit einem Federstrich vernichtet und den Kapitalismus auf einem niedrigeren Niveau wieder restituiert (so, wie man sich das im internationalen Ungleichgewicht manchmal mit einem Schuldenschnitt vorstellt). Das würde den kapitalistischen Widerstand kaum weniger aktivieren als ein Sozialismus, das kommt für sozialdemokratische oder die außermenschliche Natur schützende Parteien nicht in Frage.
Der „linke“ Reformkapitalismus ist also bestenfalls killusionär, ich laß das mal so stehen, muß mich freudianisch vertippt haben, in der Regel schlimmer: ein bequemes Einverständnis mit der schlechten Welt bei gutem Gewissen, Bill Gates im Amateurformat. Ich bitte, das nicht mißzuverstehen, das ideologische Denken hält sich für Realismus, die Linke kritisiert die Ideologie, nicht die verlogene Moral als persönliche Schuld. SPD und Grüne sind in der Hand der Parteifunktionäre, und die sind allenfalls zu einem faulen Kompromiß mit der Linken bereit, um an die Macht zu kommen, haben keine linke Zielsetzung. Für die Parteimitglieder und -sympathisanten sieht das anders aus. Sie sind ambivalenter, können leichter linke Gemeinsamkeiten erkennen, und können langfristig für Links gewonnen werden.
Raul Zelik formuliert die linke Perspektive, und ich kann nur hoffen, daß er für die Mehrheit in der Partei spricht. Eine kleine kritische Anmerkung möchte ich dennoch nicht unerwähnt lassen. Daß jede wirkliche Reform das System insgesamt infrage stellt, ist richtig. Aber warum dann eine Rolle rückwärts und die Sache wieder personalisieren? Als wäre der Konflikt System-Systemkritik in Wahrheit doch nur der Klassenkampf der elenden Massen gegen die herrschenden Eliten? Der Text verheddert sich in einer seltsamen Widersprüchlichkeit. Er konstatiert: „Unsere Gesellschaft folgt seinen Bedürfnissen, nicht unseren.“ - Mit „seinen Bedürfnissen“ sind die des Kapitals, des Eigentums, des Systems gemeint; Kapital ist ein Verhältnis, kein dingliches Attribut. Es steht für das Ganze, nicht nur den herrschenden Teil. Es ist „das „Fehlen eines linken Narrativs““, das den Kampf um gesellschaftliche Selbstbestimmung auf einen Machtkampf mit der herrschenden Klasse und damit auf „linke“ Reformpolitik reduziert. „Jede soziale und ökologische Reform würde in die „Freiheit“ zur Kapitalvermehrung eingreifen.“ - Ja, aber die Einschränkung der Freiheit der Kapitalvermehrung ist keine Abschaffung der Kapitalvermehrung. Wir erleben vielleicht gerade den Wechsel vom neoliberalen zum Ordokapitalismus chinesischer Prägung, in dem zur Systemerhaltung die Freiheit der Kapitalvermehrung radikal eingeschränkt wird. Oder im Organisationsversuch eines grünen Kapitalismus, mancher redet schon von der Notwendigkeit einer Ökodiktatur. Ein Ökokapitalismus ist so pervers wie der faschistische Kapitalismus, es wäre eine Anpassung an die Bedingungen seiner (degenerierten) Fortentwicklung. Der oben zitierte Satz wird fortgesetzt: „Das 20. Jahrhundert hat eindrücklich bewiesen, dass so etwas möglich ist. Der Staat kann demokratisiert, die Macht der Eigentümer*innen zurückgedrängt werden“ - Ja, die systemstabilisierende Reform ist zu einem gewissen (freilich immer magereren) Grad möglich (siehe meine Argumentation am Anfang), aber das ist doch nicht die Lösung des Problems. Hier hat sich Zelik selbst ein Bein gestellt. So, wie er es hier beschreibt, will er das jahrhundertealte Projekt der Reform des Kapitalismus fortsetzen, und das im Bewußtsein, daß das die Gesellschaftsordnung sprengt. Und diese Verrenkung nur, um dem werten Publikum die Erkenntnis zu ersparen, daß der Kapitalismus am Ende ist.
auch Ihr text oszilliert,
"verheddert sich in einer seltsamen widersprüchlichkeit".
von: "freilich gibt es eine kapitalistische reformperspektive"
...bis: "diese position wird allerdings immer irrealer".
mit der "erkenntnis", "daß der kapitalismus am ende ist".
einer gewissen (nicht dargelegten) "logik" folgend.
-daß eine zurück-drängung der macht (des systems)
z.b.der sklaverei möglich ist,sollte des öfteren erinnert werden.
- "die bürgerliche demokratie ist ein macht-brechungs-apparat."
(frank a. meyer).
dazu brauchts allerdings ein gewisses
(medial-organisiertes) mißtrauen gegen eliten und "führer".
- daß jede reform "defizitär bleiben" muß,
ist eine leer-formel, der jeder zustimmen muß.
- ein " bequemes einverständnis mit der schlechten welt,
bei gutem gewissen"ist nur bei nicht-denkern anzutreffen,
auf keinen fall aber bei den unter-priviligierten.
- der abstrusen bemerkung "der ökokapitalismus ist so pervers
wie der faschistische kapitalismus" schenke ich hier keine zeit.
"Nichtmal die 10% der Ärmsten scheint das zu überzeugen. Daran sind sicher nicht nur die Anderen schuld."
Ich denke, im Wesentlichen, schon. Die Ärmsten sind, Ausnahmen bestätigen die Regel, in diesem Gesellschaftssystem auch die Ungebildetsten. Diese sind von den Verblödungsmedien entpolitisiert worden und interessieren sich einfach nicht für Politik.
Wer dahinter System sieht, ist auf der richtigen Spur.
(Zu Ihrem Beitrag von gestern)
Ein sehr ernst zu nehmender, anregender Beitrag von Raul Zelik mit einer ganz guten dFC Debatte, wie ich finde. Seine Feststellung mit Blick auf die 50er bis 70er Jahre:
>>Es waren die gesellschaftlichen Kämpfe und die Angst der Mächtigen vor radikalen Brüchen, die den Spielraum für den sozialliberalen und sozialdemokratischen Reformismus überhaupt erst eröffneten.<<
würde auch ich dick unterstreichen. Obgleich es seit jüngstem wieder einiges an Bewegung gibt – Vergesellschaftung Immobilien, Klimabewegung, FFF, auch vereinzelte Arbeitskämpfe – das alles ist weit davon entfernt, den Mächtigen und großen Kapitalgesellschaften wirklich "Angst" zu machen.
Insofern muß man leider nüchtern konstatieren: Die derzeit schwachen 6 Prognose-Prozente der PdL spiegeln in gewisser Weise die Schwäche der gesellschaftlichen Bewegungen wider.
Trotz dieser nur 6% zieht das bürgerliche Lager alle Register, um Die Linke am Besten ganz aus dem Bundestag rauszuhalten. Damit legen die Rechtskonservativen eine Weitsicht, Entschlossenheit und ein Macht- um nicht zu sagen Klassenbewußtsein an den Tag, das dem linken Lager eher abgeht. Dort scheinen Differenzen in Einzelfragen und die reine Lehre über weithin wichtiger.
"Auch der „new deal“ in USA war aus der Angst der herrschenden Klasse geboren, dass Millionen in der grossen Wirtschaftskrise Totalverarmter sich dem Bolschewismus zuwenden könnten."
Da ist was dran, aber viel wichtiger war: Franklin D. Roosevelt erkannte die Gefahr, dass angesichts des politischen Vakuums, der 1932/33 in den USA verbreiteten Hoffnungslosigkeit etc. ein "wirtschaftlicher Mussolini" an die Macht kommen könnte. Autoritäre bis faschistische Strömungen gewannen an Einfluß und wurden von Großkonzernen unterstützt. Nach hartem Kampf gegen das eigene Parteiestablishment setzte sich FDR mit seinem Versprechen eines "new deal for the American people" durch. Dieser Angang und der folgende, langjährige Prozess sind für uns heute insofern interessant, als wir hier exemplarisch die Dynamiken eines demokratischen Wegs aus einer tiefen, ökonomisch-sozialen Krise studieren können. – Gut nachgezeichnet und analysiert von Steffen Lehndorff in "New Deal heißt Mut zum Konflikt." https://www.vsa-verlag.de/nc/buecher/detail/artikel/new-deal-heisst-mut-zum-konflikt/
Bemerkenswert sind auch das mutige Experimentieren in diesem Prozess, die entschlossene Umsetzung konkreter Maßnahmen, die mobilisierende Beteiligung dezentraler Institutionen, die Selbstermächtigung von Leuten vor Ort. – Die meisten heutigen Konzepte und Debatten über einen "Green New Deal" reflekieren die Erfahrungen des historischen Vorläufers, auf den sie sich beziehen, leider so gut wie nicht.
Über die genauen Prozentsätze können wir wohl schwer diskutieren. Ich bin mit ihnen einer Meinung, daß der Staat ein nicht allzugroßes Interesse an Bildung für "untere" Schichten hat. Es ist besser geworden, viele Lehrkräfte geben sich Mühe. Es reicht natürlich noch lange nicht.
Bildung wird nicht als persönlicher Nutzen betrachtet sondern sicher auch in Bezug auf die erwünschten oder notwenigen Berufsfelder.
Ich möchte aber nicht alle einfach von der persönlichen Verantwortung für sich oder die Kinder freisprechen. Politik ist nicht Physik. Es gibt Möglichkeiten sich zu informieren und sich Wissen anzueignen. Auch im Bereich der Allgemeinbildung.
Man könnte nun sagen, man hat das nicht gelernt, die Eltern, der Staat und die Medien sind schuld. Dann wären wir im Bereich des Determinismus.
Da es keine Möglichkeit gibt diesen Zustand schnell zu ändern, muß man versuchen sich darauf einzustellen. Entweder ich erreiche mit meinem zugeschnittenen Angebot diese Menschen oder ich muß mich damit abfinden.
Es kann nicht sein, daß die Linke argumentiert, unsere Politik ist nur von Intellektuellen zu verstehen. In der Werbung hat man sein Angebot der Zielgruppe anzupassen. In der Politik gibt es viele Fallstricke, aber die Linke sollte nicht die eigenen Probleme immer an äußeren Einflüssen festmachen.
"Ich denke, im Wesentlichen, schon. Die Ärmsten sind, Ausnahmen bestätigen die Regel, in diesem Gesellschaftssystem auch die Ungebildetsten. Diese sind von den Verblödungsmedien entpolitisiert worden und interessieren sich einfach nicht für Politik.
Wer dahinter System sieht, ist auf der richtigen Spur."...
Ich konnte nicht umhin, ihre richtige Feststellung noch einmal zu zitieren. Dass Sie richtig liegen, zeigt das Unterhaltungs - und Werbeverdummungsprogramm der Medien.
Ich kann es gar nicht so formulieren, daß Sie es stimmig finden könnten. Unser Denken ist inkompatibel.
„Es gibt eine kapitalistische Reformperspektive“ - „diese Position wird immer irrealer“ - „der Kapitalismus ist am Ende“ umschreibt, daß im Kapitalismus die innere Reformperspektive gegen 0 geht. Hätten Sie das so besser verstanden, abgesehen davon, daß sie die Aussage bestreiten würden? Die Logik dieser Tendenz ist ausführlich beschrieben worden unter dem Topos „Tendenzieller Fall der Profitrate“, ich gehe davon aus, daß das hier bekannt ist, Sie bedienen sich der Technik des abstrakten Zweifels.
"die bürgerliche demokratie ist ein macht-brechungs-apparat." Nämlich der vorbürgerlichen Formen von Macht, sie ist allerdings auch ein Machtbegründungs- und -sicherungsapparat der bürgerlichen Form der Macht. Indem man diesen Teil verschweigt, zeigt man, daß man nur in die Vergangenheit blickt, nicht in die offene Zukunft, und daß man die bürgerlichen „Tatsachen“ nicht zu reflektieren gedenkt.
Indem das Mißtrauen ins System auf Führer und Eliten umgelenkt wird, muß es nicht mehr verändert werden. Da sind die Bürger selbst Schuld, wenn sie sich die falschen Führer wählen.
„daß jede reform "defizitär bleiben" muß, ist eine leer-formel“ ist Quatsch. Es gibt quantitative und qualitative Entwicklungsprozesse. Muß man Sie auf Kuhn verweisen? Der Kapitalismus ist immer auf ein aktuelles funktionales Optimum hin zu reformieren (mit der prinzipiellen Einschränkung, die ich benannt habe). Ist das Ziel eine emanzipierte Gesellschaft, versagt jegliche Reform innerhalb des Systems.
„ein " bequemes einverständnis mit der schlechten welt, bei gutem gewissen"ist nur bei nicht-denkern anzutreffen, auf keinen fall aber bei den unter-priviligierten.“ Das ist richtig, es waren von mir auch nur die ersteren gemeint. Für die letzteren ist es nicht bequem, und ein gutes Gewissen können die sich nicht leisten.
War mir schon klar, daß ich Sie mit "der ökokapitalismus ist so pervers wie der faschistische kapitalismus" überfordere.
Sorry, sehen sie sich die Einschaltquoten an und sie erkennen was die Leute sehen wollen.
Wollen sie die Leute zwingen bessere Angebote zu nutzen? Wieso wird so geworben? Weil dies den meisten Erfolg verspricht.
Ich habe nicht den Eindruck, dass Raul Zelik klar ist, was die Energie- Transformation bis 2035 bedeutet. Sie bedeutet nicht ausschließlich den Umstieg von Antriebsmotoren, wobei das Batterieauto auch bloß eine Möglichkeit ist. Die gesamte Industrie, alle Haushalte sollen transformiert werden. Dabei ist jetzt schon klar, dass Europa nicht genug Fläche hat, um die Energie zu erzeugen, es braucht also auch außenpolitisch neue Partner. Die Transformation bedeutet insgesamt eine Neuindustrialisierung in großem Maßstab innerhalb eines relativ kurzen Zeitfensters.
Diese enorme Umsetzung kann gar nicht gegen das Kapital erfolgen. Man muss sich da auch den historischen Dimensionen bewusst werden, also in welcher Phase der Entwicklung wir unscbefinden. Es ist auch Quatsch ständig zu behaupten, jede gegebene Großindustrie wäre sowieso böse und müsse bekämpft werden. Die Beschäftigten in der Chemieindustrie sind schon lange ziemlich zufrieden mit den Tarifabschlüssen, die Arbeitgeber dort sind relativ nachgiebig und großzügig. Deshalb gab es auch schon ewig keine Arbeitskämpfe dort mehr. Ist nur ein Beispiel.
Selbstverständlich soll die Transformation unter sozialen Gesichtspunkten erfolgen, auch wäre es wünschenswert, dass der Gesundheitssektor mehr Anerkennung findet. Auch die Kostenexplosion im Wohnungssektor sollte angegangen werden. Es ist aber Quatsch zu sagen, jegliches Kapital hätte kein Interesse daran. Das stimmt so nicht. Der Einzelhandel hat stets ein Interesse an der Steigerung von Kaufkraft, selbstverständlich hat die Industrie und Dienstleistung Interesse daran, dass die Mitarbeiterinnen von ihrem Lohn wohnen und gut leben können.
Insofern ist es a. zu vereinfachend gedacht, dass es immer antagonistische Interessen gäbe und die Bösen den Guten nichts gönnen würden und sie bloß versklaven.
Der Autor zeigt auch, dass er den Umfang der Transformation nicht verstanden hat, wenn er sagt, dass das Kapital rebellieren würde, weil es nicht mehr wüsste, wo investieren. Neben der ökologischen Transformation kommt ja noch die digitale. Es wird also sehr viel Investition ermöglicht.
Anlegen wird sich eine transformatorische Regierung mit den Teilen des Kapitals, die auf einer fossilenergiebasierten Industrie beharren. Gegenwind wird es auch von den Autofetischisten geben, die sich nicht von Fossilverbrennern trennen können. Und Gegenwind wird es geben, wenn die Transformation nicht sozial abgefedert sein wird. Ebenso von Industriebereichen, denen die Transformation als nicht notwendig erscheint und die diese als Gängelung ansehen.
Ich gehe davon aus, dass da noch viele Konflikte auf uns zukommen werden. Unklug ist es in der jetzigen Phase, sich Feindschaften zu suchen, oder sich in verfassungsrechtlich problematische Kämpfe zu verstricken, anstatt die Kräfte zu konzentrieren. Ich habe den Eindruck, dass die linke Leugnung der Notwendigkeit der industriellen Transformation der rechten in nichts nachsteht. Denn dieser Umstieg ist ziemlich revolutionär tiefgreifend - um das zu wuppen, braucht es eine konzertierte Anstrengung, auch ein sich Einlassen auf Neues. Die Überwindung des Postfordismus ist wichtig, aber klar ist auch, dass zum Gelingen der Transformation ein grundlegender Konsens gehört, der eben auch das Kapital oder bestimmte Teile davon einschließt. Und in dieser Hinsicht sieht es nicht schlecht aus, da auch dem Kapital inzwischen klar ist, was auf dem Spiel steht. Von wegen die Reichen wuppen die Klimakrise problemlos und die Anderen gehen den Bach runter. Was n das für ein Käse? Wir sitzen hier alle in einem Boot, was Extremwetter betrifft.
Es geht in den kommenden Jahrzehnten darum, die Transformation für Alle erträglich zu gestalten, soziale Schieflagen kompensiert werden. Wer das nicht einsieht, muss halt mit Widerstand rechnen. Das wird schon sehr konfliktreich. Da muss jetzt nicht das Kapital und die Industrie komplett enteignet werden, um den Widerstand so zu treiben, dass die Transformation misslingt.
- daß Sie die fetischisierung der FROP* zugrunde legen,
ist neben einer theoretischen gewagtheit vor allem eine
an der kapitalist. praxis vorbei-gehende.
die abstraktheit der argumentation ist auf Ihrer seite.
- die bürgerliche herrschafts-form
der demokratie ist eine der progressiven
entwicklung/delegitimierung
von gewalt-/nicht-konsensueller herrschaft.
alle emanzipations-bewegungen
in und aus der bG sprechen dafür,
und auch die reaktionären versuche, die demokratie
zu beschränken und in "gelenkte",
"post-demokratische" ab-arten zu minimieren.
einen "tendenziellen fall der reform-rate" in globaler sicht
werden Sie nicht beweisen können.
- es gibt tatsächlich ein historisches umschlagen
von beherrschenden produktions-verhältnissen
in andere. aber spricht das für Ihre argumentation?
- (nebenbei: thomas kuhn bezieht sich auf konzepte von der
wirklichkeit,aber ich will Sie nicht überfordern...)**
*https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_des_tendenziellen_Falls_der_Profitrate
**https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_S._Kuhn
Natürlich ist das richtig, was Sie mir antworten...bestätigt es doch meine Rede.
Der illusionslosen Einschätzung von Raul Zelik ist zuzustimmen. Allerdings gibt es – wie die Historie zeigt – noch ein zusätzliches Problem: Faschismus. Zwei historische Fälle sind zu Recht weltberühmt: der Militärputsch gegen die spanische Republik 1936 und der Militärputsch in Chile 1973. Aber auch in anderen Ländern war die faschistische Lösung auf lange Sicht erfolgreich. Berühmtestes Beispiel hier: die Weimarer Republik. Und auch der Nach-Nachfolger von Weimar steht aktuell vor ähnlichen Problemen. Seit den 1990er-Jahren hat sich die neonazistische Infrastruktur spürbar verdichtet. Einen neuen Schub erhalten hat sie mit der sogenannten Flüchtlingskrise und dem Aufkommen der AfD. Mit den Morden an Walter Lübcke, in Hanau und in Halle, rechtsradikalen Polizeinetzwerken und dem Aufbauen persönlicher Drohkulissen gegen Politiker, Journalisten sowie andere Personen des öffentlichen Lebens schaltet und waltet mittlerweile auch der offen rechtsterroristische Teil dieser faschistischen Bewegung fast, wie es ihm beliebt.
Ein nicht unmaßgeblicher Supporter der Rechten ist die deutsche Justiz. Die – nach den sozialliberalen Jahren, in denen sie sich etwas zurückgenommen hat – ihrem Ruf als »furchtbare« zunehmend wieder gerecht wird. Ähnlich wie zur Zeit der Weimarer Republik ist die Aussage »Die Justiz ist auf dem rechten Auge blind« fast schon verharmlosend. Mit ihren Urteilen, Ermittlungen und Nicht-Ermittlungen nämlich supportet sie die rechte Bewegung auf unmittelbare wie effektive Weise. In Weimar war das etwa die Aufhebung des Bewaffnungsverbots für SA-Verbände oder die Absegnung des »Preußenschlags«. Im aktuellen Deutschland ist es die justizielle Weigerung, selbst schwerkriminelle Delikte zu verfolgen (während ein salopper Twitter-Kommentar von der anderen Seite mittlerweile die allervollste Härte des Gesetzes nach sich zieht). Aktuellster Fall: Das von der rechtsextremen Partei »Der Dritte Weg« plakatierte Plakat mit dem Inhalt »Hängt die Grünen!« darf nun höchstrichterlich absegnet weiter plakatiert werden. Einzige Einschränkung: ein einzuhaltender Sicherheitsabstand von 100 Metern zu Plakaten der Grünen.
Womit die juristische Lage in Deutschland derzeit etwa die wäre: Hänge ich vor dem Haus von XY ein Plakat auf mit dem Inhalt »Hängt XY!«, könnte eventuell ein Ordnungsgeld auf mich zukommen. Hänge ich es hingegen 150 Meter weiter auf, geht das okay. Alles natürlich stetig mit der Einschränkung versehen, dass meine Motive politisch rechts sind und XY dem Lager links der Mitte zuzurechnen ist. Zusätzlich mit einzupreisen ist, dass sich das Ganze in Sachsen abgespielt hat – einem Bundesland somit, in dem der rechte Sumpf bereits flächendeckend die Gesellschaft übernommen hat und Demokrat(inn)en terrorbedingt eine Minderheits-Position einnehmen.
Letzten Endes bedeutet das alles: Anstehende Konflikte mit dem Kapital werden sicherlich kein Zuckerschlecken. Doch bereits jetzt haben die rechtskonservativen Netzwerke sowie ihre Hinterleute in Politik, Medien und Kapitaleliten a) den demokratischen Austausch auf nicht unerhebliche Weise stranguliert, b) rechtsterroristische Netzwerke gestärkt und zusätzlich so die damit korrespondierende faschistische Grundstimmung. An was erinnert das? Mich jedenfalls an Italien 1918–23. Obwohl derzeit – von einer diffusen und bislang ergebnisoffenen Wechselstimmung einmal abgesehen – kein sozialistisches Äquivalent vorhanden ist, welches diese demokratiefeindlichen Bestrebungen irgendwie rechtfertigen würde.
Ich sagte ja: inkompatibel. Und mit Staunen vernehme ich: In der kapitalistischen Praxis steigt die Profitrate (Sie würden das wallstreetig RROP nennen), die bürgerliche Demokratie hat bis zum Trumpismus, Orbanismus und der Öffentlichkeit in den sozialen Netzwerken, in der Haß- und Cancelkultur, in der Gleichschaltung des (nicht nur politisch) korrekten Denkens, mit dem vermüllten und verpesteten Wohlstand, nicht zu vergessen in den Segnungen der Menschenrechtskriege eine enorm progressive Entwicklung vorgelegt, da braucht man gar nicht mehr Freedom and Democracy trommeln. Sie sollten sich nicht mehr mit uns in den Abstraktionen der Theorie herumirrenden, konsensverweigernden Phantasten beschäftigen, die das einfach nicht einsehen wollen.
Btw: Wer wikipedia-Artikel nicht nur zitieren, sondern auch verstehen kann, ist im Vorteil. Trotz der radikalen Kritik sehen Linke den historischen Prozeß in seiner dialektischen Gebrochenheit, freilich ohne daß es in Relativismus mündet.
Guten Morgen; hier ist man auch schon wach…
Meinen Sie diesen da?
David Garrett & Der Popolski Show - Insomnia I can't get no sleep...
https://www.youtube.com/watch?v=iUcDR-tSwQs
In der Tat ein schwerer Brocken vor der Schlafenszeit.
Wow.
PS Generell scheint ‚kennen lernen’ für diesen Blog hilfreicher zu sein als ‚erkannt werden‘ …. ?
Anyway; beste Gruesse.
"Entweder ich erreiche mit meinem zugeschnittenen Angebot diese Menschen oder ich muß mich damit abfinden."
Die alles entscheidende Frage ist doch: Sind die Machthaber in dieser Republik überhaupt daran interessiert, diese Menschen zu erreichen? Ich glaube eher, nicht.
Und das Wahlsystem zwingt sie hierzu auch nicht. Die Nichtwähler fließen in das Ergebnis nicht ein. 60%-Wahlbeteiligung werden zu 100% hochgerechnet und alles ist gut. Ist es das?
Ihre Kritik an den Linken teile ich. Man hat sich von der eigentlichen Klientel und dazu gehören eben auch diejenigen, die, aus welchen Gründen auch immer, am unteren Ende des Bildungsstandards gehalten werden, ein Stück weit entfernt. Man verschenkt damit eine Menge potenzieller Wähler.
ich soll also verstehen: das böse/haß, mißgunst und
ausbeutung kam mit dem kapitalismus in die welt
und endet mit ihm.
und das ganze soll eine die realität widerspiegelnde
dialektik sein?
eine, die gebrochen-heit/reale widersprüche ernst nimmt ?
doch eher eine, die auf dem wege der geschichts-metaphysik
sich sicherheiten erschleicht.
>>Trotz dieser nur 6% zieht das bürgerliche Lager alle Register, um Die Linke am Besten ganz aus dem Bundestag rauszuhalten. Damit legen die Rechtskonservativen eine Weitsicht, Entschlossenheit und ein Macht- um nicht zu sagen Klassenbewußtsein an den Tag, das dem linken Lager eher abgeht.<<
In der Schwäche der nichtbesitzenden Klasse liegt eben das Problem.
Oben vergass ich zu erwähnen, dass der Kalte Krieg gerade im „Frontstaat“ BRD eine Rolle spielte: Die DDR musste im Vergleich unattraktiv sein. Deswegen wurde der Klassenkampf von Oben zwar propagandistisch mit harten Bandagen (z. B. kruder Antikommunismus, fast ohne fundierte Kritik), in konkreten Unterdrückungsmassnahmen aber sehr gebremst geführt. Hartz4 zum Beispiel wäre 1980 noch völlig undenkbar gewesen.
Eben das trug auch zur Einschläferung der profitschaffenden Klasse bei. Und das Erwachen fällt schwer wenn der Schlaf kein erholsamer Solcher ist, sondern eine Betäubung.
Ja, die faschistische Tendenz nimmt zu. Aber ich kann das nicht als etwas grundlegend Anderes als Sicherung der Kapitalherrschaft sehen. Sondern als eine Komponente. Es werden Kampfköter gefördert, die in sich verschärfenden Klassenkämpfen eingesetzt werden können. Sie haben den Vorteil ziemlich billig zu sein. Und während sie zuschlagen, wenden Herrschende scheinbar angewidert ab. Aber wir wissen: Hinter der feinen Fassade haben sie KZ-Häftlinge bis zum Exitus ausgebeutet, mit prächtigem Profit. Dafür hält man sich doch gerne ein Nazenregime.
Ein schöner Artikel - erinnert daran, welche Kämpfe dieser Wahlkampf hätte führen sollen ...
1)
Aber Annalena und Teile der Grünen steckten den Kopf in den Sand, als sie die Klimaziele gegen die Schmähungen der CDU hätten verteidigen müssen. Vielsagendes Schweigen - und nun Hetze gegen Mieter, Pazifisten und Linke: sehr traurig! Sie wollen nicht für Mehrheiten und Veränderung kämpfen, sondern degenerieren die Grünen zu einem kleinen & feinen Koalitionspartner des Eigenheimer-Bürgertums. Darüber kann sich niemand freuen!
Schwarz-grün wie in Hessen, aber nun, da es nicht anders geht, mit schwarz gewordenen Roten.
2)
Die Notaufstellung der Linken scheint zufrieden, wenn sie überlebt. Intern fatal desorganisiert: Gartenzwerge sind in der Mehrheit. Sie werden sich weiter hinter dem Kult mit Feindbild Sahra scharen. Sie werden die ehrliche, selbstkritische Bestandsaufnahme und die daraus folgende Neuaufstellung weiter verhindern.
Wo haben die Gedanken und Ideen dieses Artikels von Raul Zelik eine starke Basis und ein Zentrum in dieser Partei?
3)
Und für Scholz und die Figuren des notorischen SPD-Baufilzes wie Giffey reicht es, wenn sie jetzt "die Raute machen". Sie wissen, wie sie mehrheitsfähig sein können. Ein OB Michael Müller, der für RRG steht wie kein anderer in der SPD, wurde sang- und klanglos von der eignen Partei abgesägt.
Jetzt, zwei Wochen vor der Wahl, mit diesen Kämpfen zu beginnen, ist spät. Es war höchste Zeit, dass Raul Zelik an sie erinnert, um die es bei dieser Wahl hätte gehen sollen!
@ Richard Zietz, @ gelse
Zum Faschismus
Es ist richtig, daß es immer die Möglichkeit zur Entartung des Kapitalismus in den Faschismus, einer auf vorstrukturelle Macht und eine manipulative, den kritischen Geist zerstörende geistige Gleichschaltung zur Absicherung der Herrschaft zurückgreifende, nicht mehr durch Ideologie, sondern durch eine säkulare Religion zusammengehaltenen Ordnung gibt. Gleichwohl stehen dem gravierende gegenläufige Tendenzen im Wege, ich sehe die Gefahr derzeit noch nicht, den Menschen geht es in den kapitalistischen Kernländern (noch) zu gut, ihr Sozialcharakter ist (noch) durch individualistischen Hedonismus und Konsumismus geprägt, weit entfernt von der autoritären Persönlichkeit, auf die ein Faschismus zählen muß. Zwar ist auch die Idee der formierten Gesellschaft verflogen, die reformkapitalistische Integrationskraft erlahmt, inzwischen zeigt sich schon wieder eine gefährliche gesellschaftliche Desintegration, die im Kapitalismus unvermeidliche Polarisierung, aber die Mitte ist (noch) stabil genug, das rechtsextreme (wie das linksextreme) Wählerpotential bleibt bescheiden, wird nur immer lauter, auch die Mitte wird lauter, und das neutralisiert sich gegenseitig. Es ist ein Erfolg der formalen Demokratisierung, heute kann ein jeder sich zur Norm erheben, es gilt nicht nur BLM, sondern jeder zählt, der Übergewichtige kann sagen: fat is beautiful, man kann auch als Schamane durchs bürgerliche Leben laufen. Die identitären Bewegungen laufen nur einer längst etablierten Realität hinterher. Faschismus ist mit diesen selbstbewußten Amateuren nicht zu machen.
Wir sind eher eine infantilisierte als eine von faschistischem Furor getriebene Gesellschaft. Aufklärung und politischer Kampf müssen sich vordringlich daran orientieren.
Wundervoll. Wundervoll. Wundervoll.
Genau den meine ich, auch wenn ich bislang eine andere Version kannte.
"Schwerer Brocken" trifft den Kern des Vier-Oktaven-Manns, der leider einen hohen gesundheitlichen Preis gezahlt und früh von uns gegangen hat. Die Besten sollen ja zuerst gehen, wie ich hörte. Als bald 70jähriger mag ich dem nur bedingt zustimmen.
Ps. YES - in and out of the matratz wie Pawel aka Achim spricht/singt ...
>>Wir sind eher eine infantilisierte als eine von faschistischem Furor getriebene Gesellschaft. Aufklärung und politischer Kampf müssen sich vordringlich daran orientieren.<<
Einverstanden. Aber wenn sich die ökonomische Lage weiter zuspitzt, kann dann nicht gerade eine infantile Gesellschaft, bzw. ihr im Faschismusfalle begünstgter Teil, offen sein für die faschistische Herrschaftsvariante?
Wobei die Trennlinie ja nicht mehr zwischen "Ariern" und "Nichtarieren" verliefe, sondern anders. "Gute" & "Schlechte" zu definieren fällt Herrschaftsdienern ja nicht schwer.
---
Die Tendenz sehe ich wie Richard. Die Struktur entsteht allmählich, auch wenn sie noch nicht mit F.-Ideologie befüllt ist.
>>Die Struktur entsteht allmählich, auch wenn sie noch nicht mit F.-Ideologie befüllt ist.<<
Also ich meine es sollte in die Aufklärung einbezogen werden.
Was Ihre Vokabeln von "hetzen", "degenerieren" ... bis "absägen" angeht: Sie können es offensichtlich auch. Nicht unterscheidbar von denen, die Sie so wortgewaltig kritisieren.
Auch "alternativlos" - wie die sprachlichen Leerhülsen der CDU?
Ihrer conclusio stimme ich zu ... selbst wenn in einzelnen Aussagen der Wurm drin steckt.
"Rechtsextrem"- und "linksextrem" in einem Atemzug zu nennen, verfehlt in meinen Augen das Ziel . Damit sind Sie mir zu dicht bei den LAUTsprechern der Unsicherheitsorgane und deren Lieblingspartei. So wird man der zahlenmäßigen Verteilung und VerANKERUNG beider Lager nicht gerecht.
Schamanen (die kann man finden, wie man will) sind allerdings kein Synonym für Männer mit BMI 135plus. Da wäre Feinjustierung hilfreich.
Ich sehe bei uns den Faschismus nicht kurz vor dem Durchmarsch wie Sie. Dazu hat das Kapital doch keinen Grund: Es läuft doch alles. Wenn es eine starke Bedrohung von links gäbe, dann würde das Kapital sicher Faschisten vorziehen. Dem ist aber bekanntermaßen nicht so.
>>Wenn es eine starke Bedrohung von links gäbe, dann würde das Kapital sicher Faschisten vorziehen. Dem ist aber bekanntermaßen nicht so.<<
Zur Zeit nicht. Aber der kluge Kaputtalist baut vor. Kann man das Anziehen der Herrschafts-Schraube als Indikator dafür sehen, dass bei weiterer Ausbeutungsverschärfung* Revolten erwartet werden? Man beachte die neuen Polizeiaufgabengesetze und wie die auf die Gegner der IAA in München angewandt wurden. Schon mal als Übung.
*"Amazonisierung", Reste des einstigen Sozialstaates schröddern etc.
Das sehe ich überwiegend genauso. Daher schrieb ich mehrmals: (noch). Ein massiver Schub absoluter Verarmung kann die faschistische Gefahr erheblich verstärken. Und der Strategie „Brot und Spiele“ gehen langsam die Ressourcen aus.
Allerdings war die psychosoziale Grundlage der Faschisierung großer Teile der alten Welt die autoritäre Persönlichkeitsstruktur, in Südeuropa der Machismus; da ist es naheliegender, daß heute wie in den USA der Ausweg statt im Faschismus in der Flucht in die Drogen gesucht wird. Selbstzerstörung statt aggressives Ausagieren. Wir können es aber nicht voraussagen, es ist eine völlig neue Situation.
Ich pflege Rechts- und Linksextremismus nicht zu verwechseln, halte von der Hufeisentheorie nichts, verstehe mich selbst als einen aufgeklärten Linksextremisten. Aber ich habe hier die Perspektive der Mitte eingenommen, das ist zum Verständnis eine sehr hilfreiche Denktechnik. Selbstverständlich verbirgt sich in der diametralen Entgegenstellung von rechts und links der gleiche radikale Änderungswille. Weiß und Schwarz sind reine Extreme gegenüber dem (Alltags-)Grau, sie darum gleichzusetzen ist albern. Aber wenn wir schon bei dieser Metapher bleiben, der graue Mischmasch ist vielfältiger als die sterile Reinheit. Wir Linksextremisten wollen es heller machen, wir vertreten das Licht der Aufklärung, jedoch sehen kann man nur, wo es auch Schatten gibt. Licht ins Dunkel bringen, aber nicht die Welt mit einer paradiesischen fata morgana blenden.
Mit den Schamanen waren die unangepaßten, selbstbewußten Narren gemeint, nicht die umständehalber begünstigten Überangepaßten, die Cleverles dieses Systems, und nicht die zynischen Nihilisten.
Das ist sicher richtig. Mir "fehlt" aber bisher zumindest die starke nationalistische Komponente, die m.E. zu einem faschistischen System dazugehört.
Und die Polizei wurde hierzulande immer mehr "verschwuchtelt", meinte Höcke unlängst auf einem deutschen Marktplatz... Ist so eine Aussage noch zulässig?
Wollen Sie die Parteipolitik in kuschelige Vokabeln einkleiden, obwohl sie nicht kuschelig ist?
Mit Ihnen bin ich ein großer Freund der Sprachfreiheiten. Und erfahre: meist vrfügt mein Gegenüber über ein anderes Koordinatensystem als ich.
Wenn solchermaßen Freiheit 1 auf Freiheit 2 trifft, kann es spannend werden. Aber auch umständlich und zäh. Gründlichkeit und zeitlicher Druck sind keine Bundes-Genossen. Eines kommt dabei meistens zu kurz.
Mir ist die Mitte zu dichtgedrängt. Da stehen zudem viele, die nicht wirklich Mitte sind, sondern nur so tun. Damit wären wir bei SEIN und SCHEIN. Erstes gehört zur Ehrlichkeit (siehe: Headline), Zweites nicht.
Nein. Ganz gewiss nicht.
Aber ich möchte eine wenig humane Politik durch meine Sprache nicht noch inhumaner machen als sie es ohnehin schon ist.
Alles eine Frage der Dosierung - und der eigenen Ansprüche.
das F-gespenst aus alten zeiten geht um in den köpfen
mancher.
als ob es nicht genügend anti-liberale tendenzen
in bezug auf migration, ökologische transformation gäbe.
demokratie/transparenz-verweigerer,
rechts-beuger/-brecher und haß-prediger
gibts nicht nur in den reihen von "gefährdern",
der afd und in wahl-abstinenzler-kreisen.
der neo-nazismus mag dezidiert gewaltsam auftreten,
aber es gibt stärkere post-demokratische tendenzen.
guter artikel und gute fc-debatte, das gibts nicht alle tage!
Ich denke, was Sie übersehen ist, dass Klaus Schwab und Bill Gates noch die progressivere, humanere Variante repräsentieren. Das Kapital ist ja keine homogene Gruppe, da gibt es auch Richtungskämpfe. Und wenn sich die Reaktionären durchsetzen wird es richtig dunkel. Hier liegt vielleicht auch ein Grund dafür, warum die Grünen eilfertig verkünden müssen, nicht mit den Linken regieren zu wollen. Der technische "Fortschritt" gehört zum Wesen des Kapitalismus genauso wie die Umweltzerstörung. Und ich kann nicht sehen, dass das demnächst aufhören wird. Also bleibt nur weiter zu rütteln, an den Machtverhältnissen und Aufklärung. So wie in diesem Artikel. Und die Hoffnung nicht verlieren in Anbetracht der vielen "Protestwähler", die Corona-Diktatur schreien und dann AfD wählen - also die reaktionäre Variante.
>>Mir "fehlt" aber bisher zumindest die starke nationalistische Komponente, die m.E. zu einem faschistischen System dazugehört.<<
Na ja, die "A"fD vertritt ja einen spätkaputtalistischen "neoliberalen" Kaputtalismus.
Aber ich denke, man sollte Nationalismus heute anders sehen: Es sind globalinvestierte Kaputtalisten, die nationale Arbeiterklassen gegeneinander ausspielen. (Wobei die "A"fD, wenn man es zu Ende denkt, ja auch so tickt).
Womit wir wieder mal bei der Notwendigkeit der internationalen Vernetzung der Arbeiterklasse wären, um dem Globalkapital etwas entgegensetzen zu können.
>>die "A"fD vertritt ja einen spätkaputtalistischen "neoliberalen" Kaputtalismus.<<
=
die "A"fD vertritt ja einen spätkaputtalistischen "neoliberalen" Nationalismus.
Aber kann man das Gerede der AfD wirklich ernst nehmen, i.d.S. dass sie aus der EU austreten würden bei einer "Machtübernahme"? Welcher deutsche Großindustrielle möchte das denn?
EU- bzw. Euro-Austritt ist natürlich an potentielle Wähler gerichtet. Die sollen ja nicht unbedingt wissen was auf sie zu käme wenn die "A"fD regieren würde.
Bzgl. der AfD zumindest bin ich bisher recht entspannt. Man muss schon sehr verzweifelt sein, um so einen Haufen von Idioten zu wählen. Und noch gibt es nicht genug Komplettverzweifelte dafür.
Noch nicht, ja.
@ gelse, @ Meine Wenigkeit
Nationalismus ist eine vorbürgerliche, tribalistische Denkweise. In einer bestimmten Gesellschaftsformation herrscht eine bestimmte Denkweise vor, die das gesellschaftliche Sein spiegelnde Ideologie dieses Seins (das Sein bestimmt das Bewußtsein), aber je entwickelter das menschliche Bewußtsein ist, desto inhomogener ist es. Die Gegenwart ist die Gleichzeitigkeit von Gegenwärtigem umd Vergangenem, es gibt kein Heute ohne Reste vom Gestern, Vorgestern, usw., die Vergangenheit stirbt sehr langsam. Der Kapitalismus hat die alte vorbürgerliche Gesellschaft verdrängt, aber das Verdrängte ist nicht verschwunden, sondern dominant überlagert, vielleicht gelingt es der Wissenschaft einmal, einen Zerfallsindex für die Gegenwart zu bestimmen, der angibt, wie schnell (Halbwertszeit) Gegenwärtiges im Verlauf der Zeit abgebaut wird (das wäre selbstverständlich ein statistischer Wert).
Der Kern des Kapitalismus, die Waren- und Wertförmigkeit, ist universalistisch, sie löst Nationalismen auf. Das heißt allerdings nicht, daß der bedrängte Kapitalismus nicht auf eine nationalistische Regressionsstufe regredieren kann, eben weil die menschlichen Träger keine 100%igen Bürger sind. Nur ist das dann ein pervertierter, degenerierter Kapitalismus, siehe den Faschismus. Die anständigen, wahren Kapitalisten machen mit dem Tribalismus gute Geschäfte, mit allen marktförmig profitablen menschlichen Bedürfnissen. Sie sind nicht einmal Zyniker, sie haben das bürgerliche Prinzip (des Universalismus) verstanden, daß alles seinen Preis hat.
>>...es gibt kein Heute ohne Reste vom Gestern, Vorgestern, usw., die Vergangenheit stirbt sehr langsam.<<
Ja. Und die Reste von gestern können benutzt werden um Untertanen einzufangen bevor sie rebellisch werden. Mir geht es darum, dass Proagandisten ja nicht glauben was sie erzählen. So wenig wie ich glaube dass eine Mausefalle die ich mit Käse bestücke einfach eine Futterstelle sei.
Mit Speck fängt man Mäuse, mit Bedürfnisbefriedigung beutet man aus.
Jedem das Seine. Der Maus den Speck, mir die Maus. Dem Kunden das vergängliche Vergnügen, mir den dauerhaften Gewinn.
So ist es. Und die Maus soll um Himmelwillen nicht ahnen warum ich eine Speck bestückte Falle aufstelle. Ist doch nett von mir, dass ich ihr Futter anbiete.
Ja, sehr gut... @ gelse brachte es auf den Punkt. Und die Köder werden diesem gefräßigen System leider! nicht ausgehen.
Der Rust Belt wird immer schmaler, verallgemeinert: der Speckgürtel speckt ab. Anders ausgedrückt: es steht heute nicht mehr, sondern eher weniger Speck für die vielen zur Verfügung, der technologische Fortschritt ist immer schwieriger zu erzeugen. Ohne Köder keine Beute. Allerdings, solange es immer mehr Mäuse gibt, reißen die sich um den verbleibenden Speck.
Für die gesellschaftliche Wirklichkeit ist dieses Bild ein bißchen unterkomplex. Aber, um im Bild zu bleiben, das blöde und großartige am Menschen ist: er lebt nicht von Brot allein. So kann man das Design verbessern, wenn die Substanz schwindet, oder den Konsum ganz virtualisieren (kein Tier wäre so dumm, in eine Falle mit gemaltem Speck zu tappen) – nur der Mensch ist zu einer solchen transzendierenden ästhetischen Perspektive fähig. Das ist der menschliche Doppelcharakter, er macht ihn zum Idioten und zum Genie.
"Ich denke, was Sie übersehen ist, dass Klaus Schwab und Bill Gates noch die progressivere, humanere Variante repräsentieren."
Da widerspreche ich Ihnen energisch. Was soll bei denen human sein? Es hört sich vielleicht manches ganz gut an. Mit Verzicht und Gesundheit. Will hier einer auf Profit verzichten, tatsächlich zum Nutzen der Allgemeinheit? Glaube nicht. Sie predigen Wasser und trinken Wein. Alles schon dagewesen. Feudalherrschaft/ Kapitalismus. Ja AfD ist schwer einschätzbar. Viel Populismus, wenig Gesellschaftsanalyse. CDU abstammend. Querdenker/ Hinterfrager sind sie nicht. Meuthen von ihnen distanziert, obwohl sie dann ähnliches von sich gaben. Bei Machtgewinn wären sie für mich unberechenbar.
Persönlich setze ich mehr auf Querdenker und die Partei dieBasis. Deren Herangehensweise ist zukunftsträchtig.
Zitat: "Aber, um im Bild zu bleiben, das blöde und großartige am Menschen ist: er lebt nicht von Brot allein."
Im Streben des Menschen nach Speck sehe ich per se kein Problem. Man stelle sich vor, wie schwierig es früher ohne Kühlschrank gewesen sein muss, Lebensmittel zu kühlen und wie einfach dies heute ist.
Das grundlegende Problem ist, dass es im Jahre 2021 bei allem technologischen Fortschritt auf diesem Planeten Menschen gibt, die nicht einmal genügend Brot haben und gleichzeitig hyperreiche "Leistungsträger" den Hals nicht voll kriegen, in das Weltall fliegen, um dort 30 Minuten lang spazieren zu gehen.
Manche "Leistungsträger" beschweren sich auch darüber, wenn es beim Abendessen schon wieder Caviar und handgestreicheltes Kobe-Rinderfilet gibt, von dem ein einziges Kilogramm mehr kostet als der monatliche Regelsatz eines Hartz IV-Empfängers.
Das gilt aber nicht nur weltweit, sondern auch für Deutschland, ein Land mit angeblich "christlichen" Werten, in dem wir, wie es die seit fast zwei Jahrzehnten amtierende Bundeskanzlerin von der CDU aka "Mutti" Merkel formuliert, angeblich "gut und gerne leben".
Was das bei Lichte betrachtet tatsächlich für ein Land ist, zeigt sich daran, wenn man zu den lernwilligen und aufgeschlossenen Menschen gehört, die nicht nur die großen vorselektierten Schlagzeilen in den Medien lesen, sondern auch die kleinen "Randnotizen".
Vor ein paar Jahren hat sich ein Arbeitsloser auf einem Hochstand im deutschen Weserbergland langsam zu Tode gehungert, weil er offenkundig nicht mehr in diesem "christlichen" Lande leben wollte. Normalerweise wird in einem Land, in dem wir "gut und gerne leben", nicht über Selbstmord gesprochen/geschrieben bzw. unter den Teppich gekehrt. Aber dieser Selbstmord war eben so ungewöhnlich, dass ein Journalist (es gibt eben solche Journalisten und es gibt andere Journalisten) doch ein paar Zeilen darüber geschrieben hat: guckst du hier
Ich gehöre jedenfalls zu denen, die in keinen Land leben wollen, in dem sich ein Arbeitsloser langsam zu Tode hungert, weil er keinen Ausweg mehr sieht. Neoliberal-konservative Bürgerinnen wie Angela Merkel und ihre "christlichen" Wählerinnen und Wähler sehen das offenbar anders.
Wenn ich den Namen Angela Merkel und CDU/CSU höre oder lese, fallen mir immer sofort Begriffe wie Ignoranz, Arroganz, Dekadenz, Doppelmoral, Heuchelei, Scheinheiligkeit, Unaufrichtigkeit, Bigotterie und Opportunismus ein. Warum ist das so?
>>...fallen mir immer sofort Begriffe wie Ignoranz, Arroganz, Dekadenz, Doppelmoral, Heuchelei, Scheinheiligkeit, Unaufrichtigkeit, Bigotterie und Opportunismus ein. Warum ist das so?<<
Das müsste man vielleicht mal die edlen Partiespender & Sponsoren fragen.
>>Partiespender<<
=
Parteispender
Zitat: "Das ist der menschliche Doppelcharakter, er macht ihn zum Idioten und zum Genie."
Der "menschliche Doppelcharakter" (schöne Umschreibung für gesellschaftliche Schizophrenie) zeigt sich vor allem darin, wenn man die Ressourcenverschwendung und die Billionen Dollar/Euro, die auf diesem blauen Planeten jedes Jahr für Rüstung und militärische Zwecke aufgewendet werden, mit dem geradezu lächerlichen Betrag vergleicht, der für Entwicklungshilfe und "soziales Gedöns" ausgegeben wird.
Und wer ist schuld daran? Der Russe, sagen jedenfalls die Nato und viele Journalisten/Medien der sogenannten "bürgerlichen Mitte" in diesem unserem Lande.
Dem Russen darf man keinen Millimeter über den Weg trauen. Schließlich hat der Russe schon zwei Weltkriege angefangen. Ach ne, das verwechsle ich immer, das waren ja die sauberen, anständigen, fleißigen, ordentlichen, aufrechten, pünktlichen, ehrbaren, rechtschaffenen, gebildeten, aufgeklärten und "christlichen" Deutschen.
Die Historiker von der AfD und moderne rechtsextreme Deutsche sagen, dass der Holocaust und der Zweite Weltkrieg auch nur ein "Vogelschiss" in der Geschichte waren.
Eine große Portion Scheinheiligkeit kommt bei der "bürgerlichen Mitte" der Gesellschaft noch dazu, wenn man die Ausgaben für Aufrüstung und Krieg als "Verteidigungsausgaben" deklariert.
Wenn die Ministerin für Krieg und Aufrüstung von der "Christlich" Demokratischen Union allerdings 135 Millionen Euro für ein altes Segel(schul)schiff wie die Gorch Fock ausgibt, dann fehlen selbst mir dann die Worte und ich denke, ich bin nicht auf den Mund gefallen.
Für diese 135 Millionen Euro hätte man in diesem unserem "christlichen" Lande auch 200.000 bis 250.000 Tablets für Schulkinder kaufen können, deren Eltern/Mütter/Väter kein Geld für ein (neues) Tablet haben, weil der gesetzliche Mindestlohn zu niedrig ist und sie Hartz IV-Aufstocker sind.
Aber die "bürgerliche Mitte" der Gesellschaft und die neuen Rechten wollen das nicht. Die bürgerliche Mitte will ein Segel(schul)schiff für die Kriegsmarine und keine Tablets für Hartz IV-Aufstocker.
Jeder, der das hinterfragt und die "bürgerliche Mitte" in diesem unerem Lande kritisiert, ist für die "bürgerliche Mitte" ein Querdenker, Verschwörungstheoretiker, eine "rote Socke" und gefährlicher "Linker".
Zitat: "Und die Hoffnung nicht verlieren in Anbetracht der vielen 'Protestwähler', die Corona-Diktatur schreien und dann AfD wählen - also die reaktionäre Variante."
Oder die Angestellten bzw. Arbeiter, die 20.000 Euro oder weniger im Jahr verdienen und die "freiheitliche" FDP wählen.
Möglicherweise gibt es sogar Hartz IV-Empfänger bzw. Hartz IV-Aufstocker und Armutsrentner, die auf den "smarten" Christian Lindner hereinfallen und die Partei der "Freiheit" wählen.
Eine Partei, die wie die "Alternative" für Deutschland und die angeblich "christliche" Union (CDU/CSU) jahrelang einen gesetzlichen Mindestlohn abgelehnt hat und bei denen es Mitglieder gibt, die den gesetzlichen Mindestlohn am liebsten von heute auf morgen wieder abschaffen würden, um die "Leistungsträger" bzw. hyperreichen Oligarchen der Gesellschaft, die in einem Jahr eine Million Euro oder auch 500 Millionen Euro Dividende fürs Nichtstun kassieren, zu entlasten.
Was sagen die Politiker von AfD, FDP, CSU/CSU usw. dazu, dass es in diesem unserem "freiheitlichen" und "christlichen" Lande auf der einen Seite Hartz IV-Aufstocker gibt, weil der lausige gesetzliche Mindestlohn unter dem Hartz IV-Regelsatz liegt, und auf der anderen Seite Einkommensmillionäre und Milliardäre auf Kosten der Allgemeinheit mit Kindergeld unterstützt werden?
Da sagen die nix dazu. Was sollen sie auch dazu sagen?
Dass das unchristlich, unsozial, unsolidarisch, unwürdig, egoistisch, gesellschaftsschädlich, wachstumsfeindlich, dekadent, scheinheilig, verlogen, heuchlerisch ist und mit "Freiheit" nichts tun hat. Jedenfalls dann, wenn man unter "Freiheit" die Freiheit für alle Bürger meint und nicht nur die ungezügelte Freiheit der hyperreichen Oligarchen und oberen Zehntausend mit den zwei Privat-Jets, den drei Luxusautos in der Garage, der Segelyacht in Nizza, der Luxus-Villa in Berlin-Grunewald mit privatem Hubschrauber-Landeplatz, der Ferienvilla im Tessin, der Ferienvilla in der Schweiz und der Ferienvilla auf Sylt.
Es gibt in diesen unserem "christlichen" und "freiheitlichen" Lande Bürger, die sammeln Pfandflaschen, Briefmarken, historische Ansichtskarten, seltene Schallplatten, Bierdosen oder Kronkorken von Bierflaschen und es gibt Bürger, die sammeln Ferienhäuser.
Aber vermutlich ist dafür auch "der Russe" verantwortlich. Deutsche Verschwörungsleugner der Vierten Gewalt glauben das.
Wenn man schon "Protest" wählen will: Es gibt auch noch viele andere Alternativen. Von diesen "Sonstigen" hört und liest man in dieser unserer real existierenden "repräsentativen" Demokratie in den selbsternannten "Qualitäts"-Medien der Vierten Gewalt allerdings nichts oder extrem selten etwas.
So ist das und jetzt muss mal pinkeln.
Universalistisch, ich sagte es schon, denken nur die Linken. Das Denken entwickelt sich ja primär als instrumentelles zum Nutzen des Denkenden. Dabei ist es eine Ironie der Geschichte, daß die Möglichkeiten der Universalisierung in gewisser Weise die Kapitalisten zu den ersten Universalisten machen. Die einfachen Bürger denken zunächst im kleineren Rahmen. Im Kampf gegen die Ungerechtigkeit universalisieren auch sie sich, und indem sie den kapitalistischen Gegner erkennen, zeigt sich ihre Emanzipation als abhängig von dieser spiegelbildlichen Erweiterung der Perspektive auf die gemeinsame Lage im Ganzen.
Den tragischen Hungertod des Verzweifelten würde ich ein bißchen anders lesen. Denn die Emanzipation wird uns nicht geschenkt, sie fällt nicht vom Himmel, wir müssen sie uns erkämpfen. Der Unglückliche sah keinen Weg und gab auf, andere gestalten diese Aufgabe noch aktiver, konsequenter, und noch falscher, indem sie die der Lage entspringende Aggression gegen sich selbst wenden, mit einem aktiven Selbstmord, möglicherweise demonstrativ und andere mithineinziehend. Manche würden, wie Sie es implizit vorschlagen, statt Autoaggression Flucht wählen, das Land wechseln, das ihnen dieses Elend zumutet. Aber so kommen wir nicht weiter, wir müssen die bedrängenden Verhältnisse da, wo wir sind, durch Solidarisierung und Mobilisierung gegen die, die an der Erhaltung dieser Verhältnisse interessiert sind, zum Einsturz bringen.
Da beschreiben Sie richtig eine Absurdität, die allerdings einer allgemein menschlichen Kurzschlußlogik entspricht, aber besonders in der bürgerlichen Gesellschaft auf fruchtbaren Boden fällt. In der egozentrischen Perspektive des (bürgerlichen) Individuums ist dem einzelnen das Hemd näher als die Jacke. Und er mißt sich nicht an planvollen gemeinschaftlichen Zielen, sondern an dem unmittelbar persönlich Erreichbaren. Es geht nicht darum, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, sondern daß es einem selbst besser geht, erkennbar daran, daß es den anderen schlechter geht.
Selbstverständlich reduzieren Krieg und Aggression die gemeinsam zu verteilenden Ressourcen, aber das kann nicht gesehen werden, wenn man um die Ressourcen konkurriert, man strebt nach dem relativen eigenen Vorteil auch wenn man selbst dabei absolut verliert. So absurd es ist, die Menschheit hat sich bis heute darauf versteift, nicht in Solidarität das Wohl aller zu organisieren, sondern besinnungslos dem privaten Glück nachzulaufen oder sich in partikularen Kollektiven zum gruppenegoistischen Vorteil zusammenzurotten. Am häufigsten ist wohl, daß die meisten hinnehmen, daß eine Herrschaftselite sich clever ihren Vorteil verschafft, manchmal mit der Nebenfolge, daß für einem selbst etwas abfällt, wie das eine zeitlang in den fortgeschrittenen kapitalistischen Staaten des Westens der Fall war. Kolonialismus und Globalisierung haben vielen ein angenehmes Leben verschafft, während das Ganze unbemerkt Schaden nahm.