Europa muss zittern

Frankreich Der Vormarsch des Front National verstärkt die nationalstaatliche Dynamik in der EU. Sie erfasst nun einen Schlüsselstaat der Union
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2015
Der Rechtspopulismus profitiert auch von ungelösten sozialen Konflikten
Der Rechtspopulismus profitiert auch von ungelösten sozialen Konflikten

Foto: Philippe Hugue/AFP/Getty Images

Blickt man auf Frankreich, erinnert einiges an die Agonie der IV. Republik. Deren Regierungen riefen angesichts kolonialistischer „Pazifizierungsmissionen“ in Indochina und Algerien während der 50er Jahren im Inneren den Notstand aus und suspendierten Grundrechte. Zugleich spielten sie sich als Retter des Westens gegen den Kommunismus auf. Bald war zu erkennen, dass es sich dabei um letzte Zuckungen der IV. Republik handelte und um das Requiem zum Abschied von einer vermeintlich „zivilisatorischen Mission“ Frankreichs. Mit den Römischen Verträgen (1957) und der Verfassung der V. Republik (1962) machte das Land seinen vorläufigen Frieden mit Europa.

Doch musste man dabei stets unterscheiden zwischen sonntäglich-feierlichen Versöhnungsgest