Gebrochenes Gezweig im "Berber-Frühling"

ALGERIEN Hinter den Unruhen in der Kabylei verbirgt sich ein Kulturkampf, bei dem eine arabisch-islamische Dominanz verteidigt wird
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Neun Millionen Berber - knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung Algeriens - fühlen sich seit der Unabhängigkeit von 1962 von der arabischen Mehrheit diskriminiert. Bereits 1980 hatte es deshalb bei Unruhen während des ersten "Berber-Frühlings" Todesopfer gegeben. Seither wurde in der überwiegend von Berbern bewohnten Kabylei die Wiederkehr dieses Aufruhrs immer wieder mit Protesten gegen die nationale Degradierung begangen. In der Verfassung von 1996 wurde das Berbertum zwar der arabischen Kultur und dem Islam gleichgestellt, aber die brisante Forderung der Kabylei nach einer Anerkennung der Berber-Sprache als offizieller Amtssprache neben dem Arabischen verweigert. Die arabische Mehrheit fürchtete ganz offensichtlich das intellektuelle Vermögen der