Wenn die Leitkultur zur Märchenkultur wird

Gewalttat in Potsdam Dem Interpretationsfieber scheinen ebenso wenig Grenzen gesetzt wie dem Hang zur Verdrängung
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Obwohl die Unschuldsvermutung gegenüber Tatverdächtigen zu einem der wichtigsten Grundsätze des Rechtsstaats gehört, verleitet die Gewalttat gegen den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. in der Nacht zum Ostersonntag in Potsdam sowohl Politiker als auch die Presse zu teils sehr unvorsichtigen Äußerungen. Sie offenbaren einen vorschnellen Interpretationswahn, von dem zumindest anzunehmen ist, dass er sich weder um Wahrheit noch um wirkliche Ursachen schert. Ein Vorfall wie dieser bedient, ehe er geklärt ist, offenbar vielfältige Interessen. Bundesinnenminister Schäuble räsonierte öffentlich über die Binsenweisheit, dass auch blonde und blauäugige Deutsche Opfer von Gewalt werden können, die von Ausländern ausgeht. Wenn