Metaverse: Gigantischer Flop oder Marketing 5.0?

Politik Die Vision einer virtuellen Welt ist spätestens seit der Präsentation des Metaverse vom Facebook-Chef in der breiten Öffentlichkeit angekommen.

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Fraglich allerdings, ob diese Vision bereits in den nächsten Jahren zur Wirklichkeit werden wird.

In vielen Lebensbereichen ist der Wechsel in die digitale Welt bereits in vollem Gange. Zahlreiche Branchen haben eine umfassende Digitalisierung hinter sich. So sind beispielsweise stationäre Ladengeschäfte von Online Shops verdrängt worden und Banken geben ihr Filialnetz immer weiter auf, weil sie Druck von den Direktbanken aus dem Internet erhalten. Auch die iGaming Branche ist davon betroffen. Auf dem rasch wachsenden und hartumkämpften Markt, arbeiten neue Online Casinos größtenteils digital. Der Zugriff ist somit von überall möglich und das Angebot ist nicht mehr nur auf eine bestimmte Fläche beschränkt.

Das Metaverse geht hier sogar noch einen Schritt weiter. Hier verschmelzen Realität und Virtualität miteinander zu einer neuen Welt. Das Internet ist nur eine Oberfläche, die aus der realen Welt gesteuert wird. Doch das Metaverse soll ein vollständiges Eintauchen in den virtuellen Raum ermöglichen. Kann das wirklich so umgesetzt werden?

Die Idee einer virtuellen Welt

Die Vision des Metaverse, auch Metaversum genannt, beinhaltet eine digitale Welt, welche parallel zur realen Welt existieren soll. In dieser neuen Welt wird die reale, physische Welt mit einer virtuell erweiterten Realität zu einer neuen, gemeinsamen Online-Welt fusioniert.

Mit Hilfe von Avataren, als virtuelle Abbilder der Nutzer, wird in dieser neugeschaffenen und dreidimensionalen Umgebung interagiert. Über die Nutzung von Virtual Reality- oder Augmented Reality-Brillen (VR und AR) wird der Zugang zum Metaverse möglich. Hier soll dann nahezu alles möglich sein.

Vom Besuchen eines gestreamten Konzertes über das Flanieren in virtuellen Shopping Malls bis hin zu riesigen Online-Dating-Plattformen – die Möglichkeiten des Metaverse scheinen unbegrenzt. Auch viele Unternehmen sehen hierin eine riesige Chance für ihr Marketing. So soll es im Metaversum eine völlig eigene Ökonomie geben – man spricht hier schon vom Marketing 5.0. Die endlosen neuen Möglichkeiten sorgen dabei für eine ganze Reihe von innovativen Wegen, um mit potentiellen Kunden in Kontakt zu treten.

Die letzten Jahre waren ein starker Treiber der Vision

Insbesondere die Bedingungen der vergangenen Jahre sorgten für ein großes Wachstum bei virtuellen Plattformen. Durch Lockdowns und Ausgangssperren begann die Suche nach Alternativen zu realen Begegnungen. Vorher für völlig unmöglich gehaltene Entwicklungen wurden zur Realität.

Teile der Ideen vom Metaverse stießen bereits in den vergangenen Jahren auf große Resonanz. Das Bedürfnis sich auch digital zu treffen, entwickelte sich durch die strikten Maßnahmen der Politik zur Minimierung von Kontakten besonders schnell. Die letzten Jahre können also durchaus als Treiber der Idee eines globalen Metaverse verstanden werden.

Chancen des Metaverse – der Traum von unendlichen Möglichkeiten

Mit dem Begriff Metaverse wird also ein riesiger, digitaler Raum beschrieben, der mit Hilfe des Internets entsteht und dessen Fokus vor allem auf dem sozialen Raum liegt. Hier sollen sich Menschen im digitalen Raum begegnen und einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Alles soll synchron stattfinden. So wird eine schier endlose Masse an Ereignissen von einer riesigen Bandbreite an Beteiligten kreiert.

Einen Vorgeschmack bot das psychedelische Konzert des US-Rappers Travis Scott, welcher im Online-Spiel Fortnite vor über 12 Millionen Avataren auftrat. Der Blick auf solche Großveranstaltungen hat sich in den letzten Jahren verändert. Die virtuelle Teilnahme und das Feiern in einer digitalen Welt scheinen zunehmend an Attraktivität zu gewinnen.

Insbesondere Unternehmen erhoffen sich durch das Metaverse zahlreiche neue Einnahmequellen. Bei Großveranstaltungen wären der maximalen Kapazität des Publikums keine Grenzen mehr gesetzt, was theoretisch den Verkauf von beliebig vielen Tickets ermöglichen könnte.

Außerdem würden zahlreiche Tech-Unternehmen durch den Verkauf von Hard- und Software für das Metaversum profitieren. In virtuellen Fabriken könnten Industrie-Unternehmen die eigenen Produkte optimieren. Auch Mode-Unternehmen oder Künstler erhielten völlig neue Möglichkeiten. So könnte die eigene Kollektion oder Ausstellung in der virtuellen Welt einem weltweiten Publikum präsentiert werden.

Doch das Metaverse endet nicht dort, wo die bereits existierende Welt in die virtuelle kopiert wird. Vielmehr kreiert die Vision durch die Arbeit von interdisziplinären Teams völlig neue und innovative Produkte. In diesem Sinne geht es vor allem darum, Gegenstände und Erlebnisse anzubieten, die den Nutzern im realen Raum nicht zur Verfügung stehen. Ohne tatsächlich physische Grenzen zu überschreiten oder einen massiven CO2-Fußabdruck zu hinterlassen, könnte im Metaverse etwa im brasilianischen Dschungel meditiert oder der Mount-Everest bestiegen werden.

Die große Kraft eines Metaverse ist die Einfachheit Menschen aus allen Teilen der Welt zu vernetzen und Begegnungen zu ermöglichen ohne dabei große Zeit-und Aufwandskosten beanspruchen zu müssen. Neben dem eigenen Nutzen eröffnen sich auch im Hinblick auf eine nachhaltige und grünere Welt völlig neue Dimensionen.

Problematiken des Metaverse – bisher nicht mehr als reines Marketing

Das Metaverse ist eine virtuelle Vision. Dementsprechend birgt es große Gefahren eines Hypes, der sich am Ende im Nichts auflöst. Vollmundige Prognosen die Erfindung des Metaverse sei in der Geschichte vergleichbar mit der Entdeckung des Buchdrucks oder des Internets, können bislang nur als reine Spekulation registriert werden.

So kann das Metaverse aktuell ausschließlich durch geschicktes Marketing glänzen. Eine schier unglaubliche Vision wird präsentiert, um mit der weltweiten Aufmerksamkeit Geld und Ressourcen zu generieren. Die Hoffnung ist, dass sich die Vision zur selbsterfüllenden Prophezeiung entwickelt. Ob am Ende die Vision tatsächlich wahr wird, ist heutzutage dagegen kaum vorherzusagen.

Voraussetzungen für das Gelingen der Vision eines Metaverse

Für das Erschaffen eines Metaverse werden enorme Internet- sowie Serverkapazitäten und innovativ skalierte Rendertechnologien von Nöten sein. Bisher ist darüber hinaus völlig unklar, welche Art von Welt das Metaverse eigentlich genau darstellen soll. Ob Virtual Reality oder Augmented Reality – die Erschaffung dieser neuen Welt stellt die Entwickler vor große technische Herausforderungen.

Neben einer stabilen Echtzeitanwendung, die ein Funktionieren der Systeme ohne Zeitverzögerung garantiert, gilt vor allem die Kompatibilität als elementar für das technische Gelingen des Metaverse. Dementsprechend müssten heutige Probleme wie das Einfrieren von übertragenen Bildern oder stockende Tonwiedergaben der Vergangenheit angehören.

Gleichzeitig muss das Gesamtkonzept auf unterschiedlichsten Plattformen oder Endgeräten funktionieren. Nur durch die Kooperation dieser Plattformen kann ein echtes Metaversum mit vollständiger Erreichbarkeit entstehen.

Fazit: Mehr Vision als Vorhersage!

Das Metaverse lockt bisher vor allem etablierte Technologie-Unternehmen an. Für eine tatsächliche Umsetzung wäre es allerdings unabdingbar, dass die Kontrolle der Entwicklung nicht alleine durch die größten Technologie-Unternehmen der Welt erfolgt. Vielmehr sollte die breite Gesellschaft mit ihrer Kreativität für eine Weiterentwicklung der Vision sorgen, die nicht alleine auf einem Prinzip der Gewinnmaximierung beruht.

Insgesamt kann das Metaversum also bis heute ausschließlich als Vision verstanden werden und keinesfalls als Vorhersage. Durch die nicht unwahrscheinliche Möglichkeit des Abklingens des derzeitigen Hypes, können die neu eröffneten Investitionsmöglichkeiten bislang nicht als langfristig tragbare Geschäftsmodelle gelten. Denn ob die Vision eines Metaversums irgendwann tatsächlich zur Wirklichkeit wird, ist heutzutage kaum verlässlich absehbar.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Sandra Hirschkamp

Freudinge Grüße aus Eltingen (bei Stuttgart), ich hoffe meine Blogbeiträge finden hier Anklang.

Sandra Hirschkamp

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