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Textgalerie Ulla Hahn: Gertrud Kolmar
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In den siebziger Jahren war Ulla Hahn, die erst auf Umwegen zum Studium der Literaturwissenschaft kam, eine streng politisch orientierte Genossin. Sie veröffentlichte Artikel in DKP-nahen Organen, schrieb über Günter Wallraff, den Werkkreis Literatur der Arbeitswelt und promovierte 1978 linientreu über "Operative Literatur in der BRD". Die Gedichte jedoch, mit denen sie dann in den achtziger Jahren so schwindelerregende Auflagen, Lob (besonders in der FAZ) und hochdotierte Preise errang, schienen von einem Positionswechsel zu zeugen, und flugs war eine sich links verstehende Kritik dabei, sie mit Etiketten von "idyllisch-biedermeierlich" bis "zutiefst reaktionär" zu kennzeichnen. Man entdeckte in Ulla Hahn plötzlich eine Renegatin, die dem gesellschaftlichen E