Wer wird Wullfs Nachfolger?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Wulff ist so gut wie weg – auch wenn er im Amt bleibt. Oder sagen wir es so: Wulff ist der erste Bundespräsident, bei dem das Amt zurücktritt. Hinter einem Inhaber, der es nutzt, wie der Ministerpräsident eines Landes, in dem mehr Schweine als Menschen leben.

Machen wir uns also Gedanken über einige Bundespräsidenten der Herzen, denn in denen wird der Amtsinhaber bestimmt keinen Platz mehr finden, selbst wenn er in Schloss Bellevue weiterhin Hände schüttelt, Sternsingern zuhört oder Bundesverdienstkreuze überreicht. Das was ein Bundespräsident normalerweise macht, statt Chefredakteure oder Gönner anzurufen.

1. Der Affe Charly.

Er würde sich auf jeden Fall tierisch über das Amt freuen. Und er wäre der erste Gute-Laune-Bär - Pardon: Affe - seit Walter Scheel ("Hoch auf dem gelben Wagen") im Amt. Auf Ruck-Reden im Herzog-Stil könnte man richtig gespannt sein! Man würde zwar auch nichts verstehen, aber bei Charly wäre das wenigstens kein Problem. Außerdem wäre Charly die Tagespolitik ziemlich Banane, was für einen Bundespräsidenten nicht ganz unwichtig ist. Ein wenig problematisch könnten seine Kontakte zur Wirtschaft sein: seit Jahren ist er die zentrale Werbefigur des deutschen Trikottagen-Herstellers "Trigema". Der Spot läuft vorzugsweise kurz vor der Tagesschau. Dessen Chef Wolfgang Grupp vermittelte Charly einen Kredit über 500 Euro für ein IKEA Baumhaus. Wenn das rauskommt, könnte Charly wie auf einer Bananenschale darauf ausrutschen. Aber wer unseren Charly kennt, der wird wissen, dass er weiter Schabernack treiben wird. Nicht mit dem Amt, sondern im Amt.

2. Irgendein Pirat.

Das schlimmste an der ganzen Wulff-Geschichte sind im Grunde genommen zwei Dinge: einerseits das mit Abstand hässlichste Haus, welches man sich für 500.000 Euro kaufen kann. Andererseits die Tatsache, dass wir niemals erfahren werden, was der Bundespräsident auf die Mailbox vom Gelminator Diekmann gesprochen hat. Bei einem Piraten wäre das auf jeden Fall anders. Der hätte Diekmann öffentlich auf Twitter einen Shitstorm angedroht (Krieg ist ja auch so was von 20. Jahrhundert). Außerdem wäre es egal, dass der durchschnittliche Pirat von wirklich wichtiger Politik keine Ahnung hat. Als Grüß-August wie Carl Carstens würde der immer noch gut funktionieren. Was auch für einen Piraten spricht: Ein Bundespräsident muss man im eigentlichen Sinne nichts können. Die Reden schreiben intelligentere Leute, die Entscheidungen trifft die Kanzlerin und bei ein "Herz für Kinder" kann wirklich jeder mitmachen, ohne was falsch zu machen. Einziges Manko: Piraten haben keine Frau. Eine First Lady fällt also flach.

3. Til Schweiger

Til Schweiger ist kein großer Redner – kein Wunder bei dem Namen. Und wenn er mal spricht, dann lallt er auch noch. Das macht ihn jetzt nicht unbedingt zum Redner unter den Bundespräsidenten der Herzen, aber das war Lübke auch nicht (Meine Damen und Herren, liebe Neger). Was für ihn spricht: sein Pressesprecher. Quatsch, für ihn spricht: er trifft den Nerv des Volkes. Seine Autorenfilme: Keinohrhasen, Zweiohrküken und Dreilochstuten (mit Sibel Kikelli) haben Millionen Deutsche in die Kinosäle gelockt. Darüber hinaus setzt er sich für Kinder ein - vor allem für seinen. Dies ist für einen Bundespräsidenten nie schlecht. Ein Intellektueller wie Weizsäcker wird er nie werden, das könnte zu Problemen bei der Rede zum 70-jährigen Kriegsende 2015 führen, aber da kann er ja auch einen Double hinschicken: Zum Beispiel Veronica Ferres oder Iris Bebern. Fällt wahrscheinlich eh nicht auf. Er würde vermutlich einen Legislaturperiode durchhalten, wenn es genug Alkohol gibt. Aber da man als Bundespräsident ständig auf Empfängen ist, dürfte dies für Til keine 40%-Hürde sein. Seine Präsidentschaft würde in jedem Fall großen Nachlall in Deutschland und der Welt finden.

4. Kai Diekmann

Kai Diekmann ist der Buntespräsident Deutschlands. Er kümmert sich um die wirklich wichtigen Themen: Yoga Jordan, Robo der Superhamster und Dieter Bohlen (sozusagen der menschliche Superhamster von RTL). Diekmann ist trotz seines Berufs sehr Medien erfahren und kann mit ihnen umgehen. Er würde niemals dem Chefredakteur der Bäckerblume die Mailbox volllabern, weil de Brötchen mit dem gleichen gefüllt sind, wie er selbst: heißer Luft. Ein Plus ist seine Volksverbundenheit: Volkszahnpasta, Volks-Hausratsversicherungen oder Volks-Ersatz. Alle dies tollen Dinge hat er schon unters Volk geworfen. Die lieben ihn dafür. Er wäre also genauso beliebt wie Landesvater Johannes Rau. Mit seiner postmodernen Interpretation der Gutsherrenart würde er die Zuckerbrot&Peitsche-Taktik ins 21. Jahrhundert führen. Leider müssten Werbeverträge für Gelsorten, die "unsichtbaren Halt" oder "ohne Rückstände ausbürstbar" versprechen, leider auslaufen. Als Volkspräsident wird er sich dem Schach widmen. Sein Motto: Friede Springer, Krieg Königen.

5. Helmut Schmidt

Trotz seiner 93 Jahre wäre die Wahrscheinlichkeit, dass er die Legislaturperiode übersteht, höher als bei Mimose Köhler. Schmidt ist nicht so ein Pantoffelheld, der sich zum Horst macht. Er hat Hamburg bei der Sturmflut 1861 gerettet, war im 2. Weltkrieg Offizier vor Stalingrad und hat Schleyer davor bewahrt lebenslang an einem Entführungstrauma zu leiden. Ein ganzer Kerl. Alle Deutschen verehren ihn. Das hat keiner seiner Vorgänger geschafft. Vielleicht ein bisschen der Weizsäcker, der einzige, der ihm intellektuell einigermaßen das Wasser reichen kann. Man müsste ihm nur sagen, dass er nicht unbedingt bei der Weihnachtsansprache etwas zum Thema NATO-Doppelbeschluss sagt. Ansonsten würdet sich mit seiner Zigarette gut neben weihnachtlichen Räuchermännchen machen. Bei der Überreichung des "Größten Bundesverdienstkreuzes der Welt" an seinen alten Weggefährten Helmut Kohl würde er sich einfach krank melden. Das wäre also auch kein Problem. Schmidt wäre ein Präsident, der dem Amt seine Würde wieder zurückgibt. Was kann es besseres geben?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

siegstyle

Framstags kommt das Frams.

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden