Silvio Berlusconi hat immer wieder betont, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen sei. Als er die Schauspielerin Veronica Lario 1980 kennenlernte, war er 48, sie 24 Jahre alt. Heute, fast drei Jahrzehnte, eine Regierungszeit und einige publikumswirsame Streits später, will Lario nun die Scheidung einreichen.
Ihre Begründung ist nur scheinbar eine persönliche: Sie könne seine Flirts mit jungen Frauen nicht länger tolerieren. Auch wenn Lario betont, sie wolle Medienrummel vermeiden, tut sie doch wenigstens das ganz öffentlich. Möglich, dass es sich dabei nur um den Auftakt für einen Rosenkrieg aus privaten Motiven handelt, wahrscheinlicher jedoch, dass hier eine Frau versucht, wieder die Kontrolle über ihr öffentliches Bild und über sich selbst zu erlangen: auch gegen die politische und mediale Übermacht ihres Noch-Gatten.
Dafür spricht schon Larios Idee, ihre Ankündigungen in den Zeitungen La Repubblica und La Stampa zu lancieren – nur wenige Tage nach einem von ihr angestoßenen Streit über die Nominierung von drei Frauen zur Europawahl, deren Qualifikation laut Lario vor allem in ihrem Aussehen bestand. Nach einer Nachtsitzung entschloss sich Berlusconis Partei "Volk der Freiheit" (PDL), die Kandidatinnen zurückzuziehen.
Nun ließe sich spekulieren, dass Italiens Premier mit dem Abgang seiner Ehefrau ein Korrektiv verliert, was für einen Populisten ja durchaus eine Gefahr sein kann. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass ihm die Scheidung erst einmal kaum schaden wird: Die Umfragen sagen für die PDL nach wie vor einen riesigen Vorsprung bei der Europawahl voraus.
Ändern würde sich das freilich, wenn Veronica Lario damit ernst macht, was sie während ihrer Zeit als Premiersgattin immer wieder hat durchblicken lassen: dass sie der Linken näher steht als der Politik ihres Mannes. Die Verve, mit der sie ihre Trennung nun inszeniert, legt nahe, dass sie dafür bald auch praktisch einstehen will. Als Politikerin.
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