Openleaks vs. Wikileaks: Immer mehr Schlamm

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Der Hahnenkampf von Wikileaks-Mitgründer Julian Assange, CCC-Vorstand Andy Müller-Maguhn und Openleaks-Mitgründer Daniel Domscheit-Berg ist womöglich in die entscheidende Phase eingetreten.

Nachdem Julian Assange und Wikileaks in der Nacht zum Sonntag zwei Stellungnahmen zu Openleaks und Daniel Domscheit-Berg ins Netz stellte, veröffentlichte der Spiegel die Aussage Domscheit-Bergs, er habe die von Wikileaks mitgenommenen Dateien "in den letzten Tagen geschreddert, um sicherzustellen, dass die Quellen nicht gefährdet werden". Anders als andernorts angekündigt, ist dies also offenbar nicht in Anwesenheit eines Notars geschehen. Zumindest ist davon auf Spiegel online nicht die Rede. Dem Freitag gegenüber wiederholte Domscheit-Berg jedoch am Samstag seine Ankündigung, dass er eine vom Notar beglaubigte eidesstattliche Versicherung abgeben wolle.

In Assanges Stellungnahme ist von direkten und indirekten Kontakten von Domscheit-Berg und seiner Frau zu verschiedenen Geheimdiensten die Rede, stets versehen Zusätzen, die wahrscheinlich Verleumdungsklagen verhindern sollen - etwa "Ich weiß nicht, ob DDB sich mit dem vermeintlichen Kontakt konspirativ verhalten hat (was complicit with)" oder "Das könnte irrelevant sein".

Heise Online schreibt dazu:

Als Konsequenz habe Wikileaks reagiert: "At this point WikiLeaks issued a policy directive that DDB not be permitted contact with source material." Abseits der absurd klingenden Geheimdienstvorwürfe erklärt die Darstellung von Assange nicht, wieso es Daniel Domscheit-Berg trotz des ausdrücklichen Verbotes möglich war, nach der Suspendierung durch Assange vier von ihm finanzierte Server abzuschalten und dabei das Material der "Submission Platform" verschlüsselt zu sichern.

Über Twitter gab Wikileaks mittlerweile Auskunft über den Inhalt der von Domscheit-Berg zerstörten Daten. Es handele sich beispielsweise um eine Kopie der kompletten Liste jener Menschen, die in den USA aus Sicherheitsgründen kein Flugzeug betreten dürfen, um fünf Gigabytes der Bank of America und um Interna von rund 20 Nazi-Organisationen (mehr dazu hier).

Zugleich verdichten sich Anzeichen, dass CCC-Vorstand Müller-Maguhn, der im Spiegel öffentlich die Integrität Domscheit-Bergs in Zweifel zog, in den vergangenen Monaten nicht als neutraler Vermittler im Konflikt von Open- und Wikileaks agiert hat. Laut eines Blog-Eintrags, der inzwischen auch auf der Enthüllungs-Webseite cryptome.org (pdf davon hier) erschienen ist, habe Wikileaks wenige Tage nach dem Ausschluss Domscheit-Bergs - am 17. August 2011 - Andy Müller-Maguhn von seiner Liste empfohlener "Kommentatoren" zu Wikileaks gestrichen. Der Blogger Matthijs R. Koot schreibt dazu:

If WL acted in bad faith themselves while aggressively attacking DDB's integrity, that needs to be brought to light. For now I assume that WL removed AMM from the list because he has perhaps not been working with WL for a long time

Dem Freitag hatte Daniel Domscheit-Berg gesagt, die Openleaks-Aktivisten hätten Müller-Maguhn schon vor Monaten gesagt, dass Sie ihn nicht als Vermittler akzeptierten:

Der Grund: „Wir hatten ihm ja ein Teil der Daten gegeben, das Wikileaks-Archiv nämlich. Danach kam es zu einem massiven Sicherheitsleck, das Unbeteiligte gefährdet“, sagt Domscheit-Berg. Andy Müller-Maguhn wollte sich zu diesem Vorwurf bis zum Ende der „internen Abstimmung“ im CCC nicht äußern.

Das Dossier mit den Artikeln des Freitag zu Openleaks und dem Streit mit Wikileaks und dem Chaos Computer Club findet sich hier.

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