Subversive Flecken

Werbekritik Kleckse eines perversen Psychoanalytikers: Der Bezahlsender Beate Uhse TV wirbt in einem Internet-Spot mit zweideutigen Formen. Oder ist das gar keine Werbung?

Eine Bärennase. Mehr ist hier nicht zu sehen. Ehrlich. Und ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Aber es stimmt schon: Der Werbespot des Bezahl-Erotiksenders Beate Uhse TV zeigt zunächst Klecks-Bilder wie man sie nur im Rohrschachtest eines perversen Psychoanalytikers vermuten würde. In dem 50 Sekunden langen Clip verlaufen die erotisch eindeutigen Formen jedoch schnell zu harmlosen Bildern von Teddybären, Eulen und Clowns, die jedes Kind mit Wasserfarbe gemalt haben könnte. „Sie werden es sehen. Ihre Kinder nicht“, wirbt der Sender für die Jugendsicherung, die Mutti und Vati automatisch mitgeliefert bekommen, wenn sie den Porno-Sender etwa im „Familien-Paket“ von Premiere abonnieren.

Gut gemacht, sicher. Aber eben doch Werbung für ein Igitt-Produkt, einen Schmuddel-Sender. Für sexistischen Mist! Doch gemach. Einige Werbefachleute sagen ja, dass besonders originelle Werbung vom Produkt ablenkt, weil die Zuschauer dabei eher an den Witz denken als an die Botschaft. Und erst 2007 hat eine Studie des University College London ergeben, dass sich Zuschauer an Werbung mit erotischen Botschaften schlechter erinnern können als an neutrale Bilder. Vielleicht weil dabei die Fantasie losspaziert ins Abenteuerland oder sonst wohin und die Konzentration auf das Gesehene nachlässt. So betrachtet könnte man den Klecks-Spot auch als einen subversiven Akt der PR-Agentur verstehen: Das ist gar keine Werbung, sondern das Gegenteil davon. Genial.

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