Nicht jeder Sex verkauft sich gut

Werbekritik Der Sender NBC hat beim Superbowl einen Spot der Tierschutzorganisation PETA abgelehnt. Grund: zu viel und zu seltsame Sexszenen. Vom Skandälchen profitieren nun beide


Warnhinweis: Folgende Text-Sequenz könnte bei Tierschützern zu Erregungen mittleren Ausmaßes führen!

Die Welt, in der Tierschützer leben, darf man sich getrost als eine sehr liebevolle, naturverbundene, allen Geschöpfen gegenüber empathische vorstellen. Wer sonst setzte sich engagierter für die wirklich Armen und Schwachen am mittleren Ende der Nahrungskette ein? Zum Beispiel für unsere lieben, leider sprachlosen Freunde, die Tiere, die so mancher von uns bösen, leider sprachmächtigen Menschen einfach aufisst.

Deshalb gibt es Organisationen wie PETA, die seit 1980 dagegen ankämpft, und das mit allen Mitteln, die in der Konsumgesellschaft für gewöhnlich so eingesetzt werden: Provokation, Provokation, Provokation. Sex. Nackte Frauen. Sex. Frauen. Und ganz manchmal süße Tiere. Kampagnen eben.

Das funktioniert seit einer Weile so lala, wie es eben funktioniert, wenn Schauspielerinnen wie Alicia Silverstone mit ihrer nackten Haut etwas an den Mann bringen wollen, sei es Tierschutz oder ein flammendes Plädoyer für Veganismus. Solange sich niemand in der erregbaren Öffentlichkeit beschwert und keine Gefühle einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe verletzt werden, bleibt der Skandal für gewöhnlich aus.

So gesehen hat die PETA-Kampagne mit der Botschaft „Vegetarier haben besseren Sex“ am vergangenen Wochenende richtig eingeschlagen. Die Organisation wollte ihren Werbespot namens „Veggie Love“ (peta.de/vegetarismus) im prominentesten Werbeumfeld der Welt platzieren, den Pausen in der Übertragung des Superbowl. Eine naheliegende Idee, denn wo sonst könnte man all die fleischgierigen Unmenschen besser erreichen als beim Finale der US-amerikanischen Football-Liga.

Leider kam der übertragende Fernsehsender NBC dazwischen und lehnte die Ausstrahlung des Spots ab, in der sich eine leicht bekleidete Frau mit rohem Gemüse vergnügt. Der Grund: der Film stelle „ein Level an Sexualität“ dar, „das unsere Standards übersteigt“, wie PETA berichtet. Folgende Szenen hätten demnach der Zensur zum Opfer fallen müssen: „Frau leckt Kürbis ab, Frau berührt Brust, während Brokkoli verzehrt wird, reibt Beckenregion mit Kürbis, Befriedigung mit Brokkoli (verschwommen).“ Man fragt sich, wer hier wem das Image poliert.

Insgesamt umfasst die Liste acht Szenen. Was bedeutet: Von den 31 Sekunden wäre nichts mehr übrig gewesen. PETA wiederum darf sich nun als geilstes Opfer der US-Prüderie zelebrieren und arbeitet fleißig an der Reihe „Zensierte oder nicht ausgestrahlte Spots“.
Alle anderen könnten sich nach erfolgter Menschenfleischbeschau im Internet an das bewährte Motto halten: Fleisch ist mein Gemüse.

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Geschrieben von

Susanne Lang

Freie Redakteurin und Autorin.Zuvor Besondere Aufgaben/Ressortleitung Alltag beim Freitag

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