„Wer wirklich Umweltschutz will, kommt an Digitalisierung nicht vorbei"

Agrarpolitik Nachhaltigkeit durch Innovation ist das Thema von Agraringenieurin Carina Konrad, die seit 2017 für die FDP im Bundestag sitzt. Das bedeutet für Hofbesitzerin auch mehr Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft.

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Eine schnelle Karriere hat Carina Konrad in der FDP gemacht, denn in die Partei ist die Abgeordnete aus dem Hunsrück erst 2015 eingetreten. Ein Jahr später war Konrad schon FDP-Vorsitzende im Rhein-Hunsrück-Kreis und kurz darauf Bundestagskandidatin. Bei den Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen 2021 war sie Chefverhandlerin ihrer Partei für die Agrarpolitik. Ärger über agrarpolitische Bürokratie war es letztlich auch, was sie zum Parteieintritt bewogen hat, wie sie in der Ständigen Vertretung in Berlin in der Gesprächsreihe „bwg sitzungswoche Sprechstunde“ dem Moderator Christoph Nitz erklärte.

Die Sommerpause des Parlaments hat sie „auf dem Acker verbracht“, denn sie führt den elterlichen Hof mit ihrem zusammen, teils als Bio-Betrieb, teils in konventioneller Produktion. Denn das ist für sie keine ideologische Frage. Die Vorteile aus beiden Produktionsweisen nutzen zu können, ist für Carina Konrad der Weg in die Zukunft für die Landwirtschaft, ebenso wie die Digitalisierung, die im Agrarbereich schon viel weiter fortgeschritten sei als oft gedacht werde.

„Wer wirklich Umweltschutz will, kommt an Digitalisierung nicht vorbei.“ In der Landwirtschaft, die den Klimawandel schon am meisten spüre, könne die Technologie Ernten sichern helfen und einen gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmittel statt flächendeckendem Ausbringen ermöglichen. Künstliche Intelligenz werde das noch steigern. Daher hofft sie zwar auf eine KI-Regulierung, möglichst mit Partnern auch über Europa hinaus, die eine Anwendung ermögliche und sie nicht nicht politisch verhindere. Neue Chancen sieht sie auch im Einsatz der Gentechnik-Methode Crispr/Cas.

Dabei betont sie das Unternehmertum im Agrarberuf und kritisiert die vielen Subventionen der EU, die Überregulierung und Bürokratie. Den „Green Deal“ der Kommissionsvorsitzenden Ursula von der Leyen kritisiert als unrealistisch, zum Beispiel was das Verbot von Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten angehe. Die Einführung des Tierwohlkennzeichens begrüßt sie, dafür habe die FDP schon länger gekämpft. Das müsse sich dann aber auch für die Landwirte rechnen und Ertrag bringen.

Das Konfliktfeld in der Agrarpolitik bezeichnet sie als besonders groß, auch in der Weinbaugesetzgebung, die für ihr Heimatland Rheinland-Pfalz natürlich besonders wichtig ist. Als Mitglied im parlamentarischen Weinforum versucht sie, auch auf diesem Gebiet zu Kompromissen zwischen den unterschiedlichen Interessen der Verbände beizutragen.

In der Kommunalpolitik will sie trotz des Bundestagsmandats auch weiter im Kreis und der Gemeinde mitmischen, weil „man nah dran ist und merkt, wie sich die Gesetzgebung auswirkt“. Den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs im Kreis und die Einführung des 49-Euro-Tickets für die Schulkinder nennt sie als zwei Beispiele. Ohne Individualverkehr werde es in ländlichen Regionen allerdings nicht gehen, meint sie und begründet damit auch die Haltung der FDP zu den E-Fuels. Hier wie beim Thema Heizungsgesetz ist „Technologieoffenheit“ das FDP-Schlagwort, für das sie sich einsetzt.

Insgesamt hofft sie, dass mehr junge Frauen und gerade Mütter in die Kommunalpolitik gehen, weil dort vieles entschieden werde, was für die Kinder wichtig sei. „Nicht nur meckern, sondern mitmachen“ und sich gegenseitig unterstützen bei der politischen Arbeit ist ihre Empfehlung. Und insgesamt wünscht sie sich zum Schluss der Gesprächs „ein bisschen mehr Optimismus von allen“.

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Die Veranstaltungsreihe „bwg sitzungswoche – Sprechstunde“ ist eine Kooperation von bwg Berliner Wirtschaftsgespräche, sitzungswoche - Unabhängiges Netzwerk für Politik, Wirtschaft und Medien, StäV Ständige Vertretung Berlin, Wöllhaf Gruppe und OSI Club mit Unterstützung von Studio Schiffbauerdamm Landau Media und berlin bubble.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Susanne Stracke-Neumann

Susanne Stracke-Neumann ist freie Journalistin. Für die meko factory berichtet sie über Veranstaltungen.

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