Bitcoin dekryptiert

Kryptowährung Alles, was Sie schon immer über Bitcoin wissen wollten – aber nicht zu fragen wagten
Der Wert von Kryptowährungen steigt rasant. Aber wie nachhaltig ist er? Und wie funktioniert das Ganze eigentlich? Antworten auf diese Fragen – und viele mehr
Der Wert von Kryptowährungen steigt rasant. Aber wie nachhaltig ist er? Und wie funktioniert das Ganze eigentlich? Antworten auf diese Fragen – und viele mehr

Foto: Dan Kitwood/Getty Images

Es gibt mittlerweile so viel davon, dass sich digitales Geld nicht mehr ignorieren lässt. Vielleicht haben Sie von der Kryptowährung Ethereum gehört, deren Wert im Laufe des Jahres 2017 um 2.500 Prozent gestiegen ist. Oder von einer der vielen kleineren Kryptowährungen, die mit ihrem „Initial Coin Offering“in den ersten paar Tagen, in denen sie auf dem Markt waren, hunderte Millionen US-Dollar mobilisierten. Vielleicht kennen Sie auch nur Bitcoin, das 2013 wegen des damaligen Rekordwerts von 200 US-Dollar Schlagzeilen machte. Heute ist ein Bitcoin etwa 14.000 Dollar wert und hat auf dem Weg dahin einige Leute sehr reich gemacht.

Sind diese Kryptowährungen nur Spekulationsblasen oder werden sie tatsächlich unser Finanzsystem transformieren? Es ist an der Zeit, ein paar grundlegende Fragen zu dieser neuen Technologie zu beantworten – und zu bewerten, ob viele Leute gerade die Investition ihres Lebens gemacht haben oder einen schweren Fehler.

Was genau ist Bitcoin?

Bitcoin ist eine Kryptowährung – die erste und noch immer die größte ihrer Art. Sie stellt eine neue Form des digitalen Werts dar, der durch eine geschickte Kombination von Verschlüsselung und einem dezentralen Rechner-Netzwerk funktioniert.

Man kann sich die Technologie hinter dem digitalen Geld als dezentrales, für alle Beteiligten offenes Buchführungssystem vorstellen: Wer Bitcoin besitzt, kontrolliert eigentlich einen geheimen digitalen Schlüssel, mit dem er jedem im Netzwerk nachweist, dass ihm eine bestimmte Menge Bitcoins gehören. Gibt er einen Bitcoin aus, teilt er dem gesamten Netzwerk mit, dass er das Eigentum an dem Bitcoin überträgt. Der gleiche Schlüssel dient wie eine digitale Signatur dazu, die Identität des Verkäufers nachzuweisen.

Der Schlüssel funktioniert also ähnlich wie ein Passwort, das dem Bitcoin-Eigentümer den Zugang zu seinem Geld ermöglicht, mit dem Unterschied, dass der Schlüssel nicht zurückgesetzt werden kann, falls er verloren geht. Jeder, der an den Schlüssel gelangt, erhält volle, nicht wieder rückgängig zu machende Kontrolle über das Geld.

Durch die Aufzeichnung aller Transaktionen wird darüber Buch geführt, wer wann welches Bitcoin gekauft und verkauft hat. Etwa alle zehn Minuten werden die jüngsten Transaktionen in einem neuen „Block“ festgehalten und angefügt: Diese Aufzeichnungskette wird „Blockchain“ genannt.

Welchen Vorteil gibt es gegenüber von Zentralbanken ausgegebenem Geld?

Bitcoin-Anhänger weisen auf verschiedene Vorteile hin: von der Möglichkeit, die Blockchain zu benutzen, um über einfachen Geldfluss hinaus Dinge nachzuverfolgen, bis hin zur eingebauten Unterstützung von „Smart Contracts“, Verträgen, die automatisch ausgeführt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Aber der größte Vorteil – und der einzige, über den sich alle einig sind – ist, dass Bitcoin dezentral und damit extrem schwer zu zensieren ist. Obwohl es möglich ist, den Zahlungsprozess mit Bitcoin zu beobachten, ist es praktisch nicht möglich, ihn zu stoppen. Das unterscheidet ihn radikal von konventionellem Banking, bei dem Banken intervenieren können und es auch tun, etwa indem sie Konten einfrieren, Zahlungen auf Geldwäsche überprüfen oder Regulierungen durchsetzen. Das hat das Kryptowährungssystem zu einem Paradies für ganz unterschiedliche Nutzer gemacht, von Cyber-Kriminalität über Drogenhandel bis hin zu internationalen Zahlungen innerhalb geschlossener Ökonomien und der Unterstützung radikaler, vom Netz unabhängiger Lebensformen.

Werde ich für meinen Wocheneinkauf im Supermarkt bald Bitcoins dabei haben müssen?

Sehr unwahrscheinlich. Eine Haupthürde verhindert, dass Bitcoin in großem Stil für tatsächliche Transaktionen genutzt wird: Bitcoin-Zahlungen werden nur alle zehn Minuten bestätigt (und das auch nur, wenn alles gut läuft; tatsächlich kann es Tage dauern). Das bedeutet, dass man ein Bitcoin ausgeben und dann in den nächsten Laden gehen und genau dasselbe Bitcoin noch einmal ausgeben kann. Aber nur eine dieser beiden Transaktionen wird am Ende bestätigt, so dass das andere Geschäft leer ausgeht.

Für die Zahlung zwischen großen Unternehmen und normalen Verbrauchern bringt Bitcoin kaum Vorteile. Die Zahlung ist nicht einfacher oder schneller als mit anderen mobilen Zahlungsmethoden. Die Währung zeigt relativ große tägliche Wertschwankungen (oder erhebliche Absicherungskosten gegen die Wertschwankungen), und sie lässt sich weiterhin nur schwierig in das konventionelle Banking-System integrieren.

Das hat einige große Unternehmen allerdings nicht davon abgehalten zu experimentieren. Microsoft akzeptiert Bitcoin als Zahlungsmittel im Online-Store, und PayPal bietet Händlern die Möglichkeit, die Kryptowährung als Zahlungsoption anzubieten.

Ist Bitcoin tatsächlich das neue Gold?

Wahrscheinlich nicht, aber der Vergleich ist nicht komplett falsch. Eine der interessanten Eigenschaften von Bitcoin ist, dass nie mehr als 21 Millionen davon im Umlauf sein werden. Diese Zahl ist in den Quellcode der Währung festgeschrieben und liegt dem Belohnungssystems für diejenigen zugrunde, die die Währung am Laufen haltende Computerrechenkraft bereitstellen. Das sind die sogenannten Miner- eine Bezeichnung, die aus der Gold-Analogie stammt.

Etwa alle zehn Minuten wird einer der Miner mit einer Bitcoin-Summe belohnt. Diese Belohnung wird von niemandem bezahlt. Sie wird aus der Luft geschaffen und der Bitcoin-Geldbörse des Miners gutgeschrieben. Anfangs waren das 50 Bitcoin, aber diese Summe wird alle vier Jahre halbiert, bis irgendwann Mitte des 22. Jahrhunderts das letzte Bitcoin produziert sein wird.

Für eine bestimmte Schule von Ökonomen hat dieses festgeschriebene Limit etwas extrem Gutes. Sieht man als Hauptproblem des Finanzsystems in den vergangenen hundert Jahren die Inflation durch das Drucken von Geld durch die Zentralbanken, dann bietet Bitcoin ein alternatives Ökosystem, in dem die Inflation für immer gedeckelt ist.

Produziert Bitcoin wirklich mehr Kohlendioxid als Ecuador?

Ja. Und noch um einiges mehr. Nach Schätzungen der Citibank wird das Bitcoin-Netzwerk am Ende die gleiche Menge Strom verbrauchen wie Japan. Das Problem ist, dass der Mining-Prozess unglaublich verschwenderisch ist – und das mit Absicht. Die Miner wetteifern darum, ein willkürlich schwieriges Computerproblem zu lösen, eins für das man enorme Mengen an Prozessorzyklen braucht, wobei es am Ende doch hauptsächlich aufs Glück ankommt. Der Computer, der – alle zehn Minuten - das Problem als erster löst, erhält eine erhebliche Belohnung – derzeit im Bereich von 65.000 Bitcoin. Allerdings muss jeder sich beteiligende Computer dieselbe Prozessorzeit für die Rechenaufgabe einsetzen.

Die Mining-Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, den Computer dazu zu bringen, pausenlos einen Würfel zu werfen, bis er einige tausend Sechsen am Stück würfelt. Diese Anforderung soll dafür sorgen, dass keine einzelne Person diktieren kann, was im Netzwerk passiert.

Der Miner nutzt den Beweis, dass er das Problem gelöst hat, dafür, seine Belohnung einzufordern, aber gleichzeitig besiegelt er damit, dass die Transaktionen der letzten zehn Minuten richtig sind: „Ich, Miner Nummer 2357398, habe dieses Problem gelöst und die Antwort ist (extrem lange Ziffernreihe). Mit der mir vom Netzwerk verliehenen Autorität erkläre ich, dass die folgende Liste von Transaktionen bestätigt wird:“ Und dann folgt eine Liste aller Transaktionen, die der Computer in den vergangenen zehn Minuten registriert hat.

Ab diesem Zeitpunkt beginnen alle Computer im Netzwerk ein neues, vom letzten Miner gestelltes Problem zu lösen. Aber – und das ist entscheidend – sie tun es nur, wenn sie mit der Liste der Transaktionen einverstanden sind. Das stellt sicher, dass man nicht einmal als Gewinner des Rennens einfach falsche Daten in den Block stellen kann und beispielsweise erklären könnte, dass alle einem ihr Geld geschickt hätten. Das würde einfach von allen ignoriert, die jetzt dem nächsten Miner in der Kette folgen.

Die Belohnung an sich ist für Bitcoin nicht nötig, aber sie ist der Anreiz dafür, dass die Miner ihren Strom in das Netzwerk investieren. Langfristig ist die Hoffnung, dass freiwillige Transaktionsgebühren für schnellere Bestätigung diese Rolle übernehmen. Weil das Rechenproblem so prozessor-intensiv ist und so zufällig belohnt wird, lohnt sich ein Fälschungsversuch nicht - Strom und Computerleistung sind zu teuer. Aber das Prinzip erfordert einen enormen weltweiten Stromverbrauch für nicht viel mehr als die willkürliche Voraussetzung dafür, Geld auszugeben.

Ist Bitcoin die einzige Kryptowährung?

Nein, aber nocht immer die mit dem höchsten Wert. Nach der Einführung von Bitcoin im Jahr 2009 haben einige andere Kryptowährungen versucht, den Erfolg zu kopieren, indem sie Bitcoins freien öffentlichen Code nutzten und für ihre Zwecke anpassten.

Einige verfolgen ein sehr konkretes Ziel. Filecoin etwa stellt eine Art dezentralisierte Dropbox bereit; Nutzer können dem Netzwerk mitteilen, dass sie Filecoins erworben haben, aber auch anfragen, ob jemand verschlüsselte Daten speichern kann und denjenigen, der sie auf seinem Computer speichert, mit Filecoins bezahlen. Warum sollte man das wollen? Es ist eine Möglichkeit, sich Zensur entziehen. Speichert jemandetwas auf seiner Dropbox, was dem Unternehmen nicht gefällt, kann es die Daten entfernen und den Nutzer ausschließen. Bei Filecoin ist es unmöglich zu sagen, was gespeichert wird, und unmöglich, das Netzwerk dazu zu zwingen, einen bestimmten Nutzer zu sperren.

Andere Kryptowährungen sind undurchsichtiger. Etherum – derzeit der zweigrößte Name nach Bitcoin – ist hauptsächlich eine Kryptowährung für die Schaffungvon Kryptowährungen. Nutzer können kleine „Smart Contracts“ (Computerprotokolle, die Verträge abbilden oder unterstützen) schreiben, also im Prinzip Programme, die auf jedem dem Netzwerk angeschlossenen Computer laufen können, wenn genug „Ether Tokens“ dafür bezahlt werden. Man kann etwa eine kleine Summe anbieten, wenn jemand auf ein bestimmtes Signal mit aktuellen Schlagzeilen reagiert: dann hat man eine dezentralisierte Nachrichten-Webseite aufgebaut. Oder man könnte ein kleines Programm schreiben und jemanden jedes Mal belohnen, wenn es ausgeführt wird: so hätte man einen dezentralisierten Cloud-Computer geschaffen.

Solche neuen Kryptowährungen werden zunehmend als „dezentralisierte Apps“ oder „Dapps“ bezeichnet, wobei der Fokus nicht auf der spezifischen Währung liegt, mit der das System funktioniert, sondern auf ihrem Zweck. In diesen Fällen sollte man am besten gar nicht an die Münzen denken, die den Systemen als „Währung“ zugrunde liegen: Wenn eine Einheit einen Dienstleistungsvertrag, die Registrierung eines Landverkaufs oder das Recht auf fünf Minuten Computerzeit repräsentieren kann, passt die Analogie zu Euro und Dollar nicht mehr wirklich.

Was treibt die Preise nach oben?

Das ist die Milliarden-Euro-Frage. Für ihre Beantwortung gibt es verschiedene Ansätze.

Für einige Bitcoin-Anhänger hängt der Preisanstieg mit der Anpassung an die gegebene Wachstumsrate zusammen. Die Technologie habe zwar Auf und Abs erlebt, aber wenn Bitcoin eine weltweite digitale Währung werden soll, so die These, wird ihr Wert definitiv in die Höhe steigen. In dieser Vorstellung spiegelt der Preisanstieg schlicht die wachsende Bitcoin-Akzeptanz.

Andere Bitcoin-Fans verweisen auf das Wachstum neuerer Kryptowährungen. Bitcoin funktioniert seit Jahren mit einem Fokus auf Finanzierung. Will man Ether, Filecoins oder eine andere Kryptowährungen kaufen, ist es häufig am einfachsten, mit einer konventionellen Währung Bitcoin zu erwerben und diese dann in die gewünschte Kryptowährung einzutauschen. Ein Boom in einer dieser Währungen lässt automatisch auch Bitcoin boomen, weil mehr und mehr Leute versuchen, sich in das gesamte System einzukaufen.

Kritische Stimmen dagegen halten das Ganze für eine Blase. Sie führen den Hauptanteil des Preisanstiegs darauf zurück, dass Leute Bitcoins in der Hoffnung kaufen, sie später mit Gewinn wieder zu verkaufen. Eine klassische Spekulationsblase also: Einige Leute machen eine Menge Geld, während andere alles verlieren.

Ist Bitcoin eine Blase?

Kaum jemand würde leugnen, dass der Digitalgeld-Markt von vielen Spekulationen geprägt ist. Werbung dafür, „in Kryptowährungen zu investieren“, findet sich in der Londoner U-Bahn ebenso wie überall auf Instagram oder Facebook. Und nach der hohen Geldsumme zu urteilen, die in dieses Unternehmensumfeld fließt, gehen viele Leute darauf ein.

Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem sie aussteigen und versuchen, ihre Gewinne zu Geld zu machen. Und wenn sehr viele das auf einmal tun, wird der Preis des Bitcoins so stark fallen, dass es zu einem Ansturm auf das System kommt. Dann hätten wir einen klassischen Crash.

Aber die eigentliche Frage ist nicht, ob das passieren wird, sondern wann – und wie stark der Crash sein wird. Dreimal hat Bitcoin bisher Boom-Bust-Zyklen erlebt, die große Wertverluste mit sich gebracht haben. Dennoch hatte die Währung danach noch einen höheren Wert als zum Zeitpunkt, als der vorherige Boom begann. (Ich persönlich habe Bitcoin erstmals in einem Artikel als Blase bezeichnet, als ein Coin 30 US-Dollar wert war. Nach dem Crash, der später erfolgte, war ein Coin 120 US-Dollar wert). Es ist kein glatter durchgehender Weg nach oben, aber das heißt nicht, dass Bitcoin eine komplette Blase ist.

Was ist eine „Hard Fork“?

Das starke Wachstum des Bitcoin-Netzwerks bringt ein Problem mit sich. Aus langweiligen technischen Gründen kämpft das Netzwerk mit der Menge an Verkehr, der abgewickelt werden muss. Das führt zu langen Verspätungen bei der Bestätigung von Transaktionen.

In einem normalen zentralisierten Unternehmen wäre das kein Problem: einfach die Software updaten und schon kann es weiter gehen. Aber für ein Bitcoin-Update muss jeder einzelne Miner davon überzeugt werden, die neue Software zu akzeptieren – andernfalls schreiben die Miner, die die alte Version weiternutzen, eine völlig andereWährung weiter als diejenigen mit der Update-Version. Eine solche „Gabelung“ wird als eine „Hard Fork“ bezeichnet. Die ersten sechs Jahre von Bitcoin war das der Albtraum, den alle Entwickler zu vermeiden suchten. Aber in jüngster Zeit hat die verstärkte Spaltung innerhalb der Community Hard Forks hervorgebracht, die alle mit Lösungen zum Problem der Langsamkeit zusammenhingen.

Unter Namen wie Bitcoin Classic, Bitcoin Unlimited und Bitcoin Gold erklären sich alle für den wahren Erben der ursprünglichen Version – aber mit jeder Gabelung wird es auf dem Spielfeld enger. Dabei geht bei einer Fork nichts verloren: Besaß jemand 100 Bitcoin, bevor sich Bitcoin Cash abspaltete, hatte er immer noch 100 Bitcoin und dazu noch 100 Bitcoin Cash. Aber mit jeder Gabelung wird das Spielfeld voller und noch verwirrender für Neueinsteiger. Zudem wird Bitcoins Ruf für (relative) Stabilität noch stärker unterlaufen. Für Ende November hatte sich eine weitere Fork angekündigt, aber ihre Befürworter bliesen die Sache in letzter Minute ab, weil ihnen die Unterstützung dafür nicht ausreichend erschien.

Wie bewertet die etablierte Bankenwelt Bitcoin?

Die Meinungen gehen stark auseinander. Einige - wie der Chef von JP Morgan Chase, Jamie Dimon - halten wenig davon. Für sie verdammen genau die Eigenschaften von Bitcoin, die die Währung zu einer Art digitalem Gold machen, die Währung zu einem Dasein als Nischenprodukt. Für Dimon und Co bedeuten die Schwankungsanfälligkeit des Wechselkurses, das Fehlen von Überwachungsmöglichkeiten zur Kontrolle der Geldpolitik und die fehlende Unterstützung durch größere Nationalstaaten, dass Bitcoin niemals wirklich Euro und Dollar ersetzen kann und damit gescheitert ist.

Wenige sehen diese Schlussfolgerung anders, aber einige Banker weisen auf die positiven Seiten der Technologie hin. Das Blockchain-Konzept etwa könnte auch im konventionellen Bankgeschäft nützlich sein. Man könnte Bitcoin an sich vernachlässigen und sich stattdessen auf die Vorteile der „Distributed-Ledger Technology“ zum Führen eines öffentlichen, dezentralen Kontobuchs konzentrieren. Wie wäre es, wenn alle größeren Banken ihre normale Buchführung durch eine gemeinsame, aber dennoch geschlossene Database ersetzen würden? Könnte das helfen, gegen Betrug vorzugehen und sicher zu stellen, dass alle die gleichen Regeln befolgen?

Und dann sind da natürlich die Vorteile von Bitcoin, mit denen das konventionelle Banking nicht konkurrieren kann – und auch nicht will. Kann eine Schattenwährung allein gestützt von Drogenhandel und Cybercrime existieren? Wahrscheinlich schon: Beides ist ein großes Geschäft und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass es sie bald nicht mehr geben wird.

Was gibt es Neues zur Identität von Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto?

Sie bleibt ein Geheimnis. Unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto tauchte der angebliche Gründer von Bitcoin wie aus dem Nichts auf, als er 2008 in einem White Paper veröffentlichte, wie seine digitale Währung funktionieren würde. In den ersten sechs Jahren von Bitcoin war er in der Online-Community aktiv, meldete sich dann aber immer weniger, bis zu seinem letzten Post am 12. Dezember 2010.

Seitdem wurde immer wieder versucht, hinter die wahre Identität von Nakamoto zu kommen. Teils artete das zur Farce aus, etwa als das US-amerikanische Magazin Newsweek den Amerikaner mit japanischen Wurzeln Dorian Satoshi Nakamoto als angeblichen Bitcoin-Erfinder herausdeutete. Es kam zu einer Slow-Motion-Autojagd um Los Angeles, bevor der Mann mit einem ausgewählten Reporter bei einem Sushi-Essen wiederholt von „Bitcom“ sprach und darum bat, ihn in Ruhe zu lassen.

Andere wurden für Nakamoto gehalten, weil sie führende Denker auf dem Gebiet sind, wie Hal Finney und Nick Szabo. Aber beide leugneten, Nakamoto zu sein, und wiesen darauf hin, dass sie beim Bitcoin-Launch unter ihren eigenen Namen aktiv waren. Der 2014 verstorbene Finney war der zweite, der die Währung jemals genutzt hat.

Nur eine Person hat mit gewisser Glaubwürdigkeit selbst behauptet, Nakamoto zu sein: der australische Computer-Wissenschaftler Craig Wright. Im Jahr 2016 ging Wright an die Öffentlichkeit und gab Medien wie der BBC, GQ, dem Economist und der London Review of Books lange Interviews, in denen er den Beweis dafür ankündigte. Als er es dann tat, erwies sich sein Beweis als fehlerhaft und nicht ausreichend; Wright musste sich Betrugsvorwürfe gefallen lassen.

Seither wurden keine weiteren Namen mit Nakamotos Identität verknüpft und keine Aktionen mit seinem Bitcoin-Guthaben verbunden, das Mitte 2017 rund sieben Milliarden US-Dollar wert war. Möglicherweise wird die Welt niemals erfahren, wer Bitcoin erfunden hat. Viele in dem Bereich meinen, dass das genau so sein soll.

Die besten Blätter für den Herbst

Lesen Sie den Freitag und den neuen Roman "Eigentum" von Wolf Haas

Übersetzung: Carola Torti
Geschrieben von

Alex Hern | The Guardian

Der Freitag ist Syndication-Partner der britischen Tageszeitung The Guardian

The Guardian

Wissen, wie sich die Welt verändert. Abonnieren Sie den Freitag jetzt zum Probepreis und erhalten Sie den Roman “Eigentum” von Bestseller-Autor Wolf Haas als Geschenk dazu.

Gedruckt

Die wichtigsten Seiten zum Weltgeschehen auf Papier: Holen Sie sich den Freitag jede Woche nach Hause.

Jetzt sichern

Digital

Ohne Limits auf dem Gerät Ihrer Wahl: Entdecken Sie Freitag+ auf unserer Website und lesen Sie jede Ausgabe als E-Paper.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden