Das Zahnstein-Orakel

Archäogenetik Christina Warinner kratzt am Plaque unserer Vorfahren. Sie will herausfinden, was uns gegen Krankheitserreger schützen kann
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Christina Warinner an ihrem Arbeitsplatz
Christina Warinner an ihrem Arbeitsplatz

Foto: Christina Warinner

Mark Honigsbaum: Was ist eigentlich Archäogenetik?

Christina Warinner: Wir untersuchen genetische und proteomische Überbleibsel – Biomoleküle, die sich in archäologischen Funden erhalten haben: In Knochen, Zähnen und sogar in Weichteilen von Mumien. Die Moleküle können von Menschen, Tieren, Pflanzen oder Bakterien stammen. Meine Arbeit besteht darin, Proteine und DNA zu gewinnen und so das Verhältnis von Krankheit, Ernährung und Umwelt zu untersuchen.

Warum suchen Sie ausgerechnet im Zahnbelag?

Genau genommen befasse ich mich mit versteinerten Zahnbelägen, also mit Zahnstein. Er besteht zum Teil aus mineralisierten Ablagerungen von Schmutz und Essensresten. Beim Zahnarzt werden heute im Durchschnitt 10 bis 30 Milligramm Zahnstein entfern