Der Imam, der übernahm

Mali Jahrzehntelang war die Regierung korrupt. Nun sind Salafisten dabei, die staatlichen Institutionen immer weiter zu ersetzen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2015

Als die islamistische, mit al-Qaida kooperierende Miliz am 1. April 2012 in Timbuktu einfällt, beginnt für Ibrahim Maiga ein Albtraum. Die neuen Herrscher in Westafrikas berühmtestem Zentrum für islamische Gelehrsamkeit machen sich sofort daran, dessen Geschichte zu zerstören. Sie verbrennen Tausende antiker Manuskripte, zerstören uralte Mausoleen und zwingen Musiker ins Exil. Den Invasoren, von denen viele aus Algerien stammen, gelten „Heiligenverehrung“ und Musik als unislamisch. Das neue Scharia-Gericht zögert nicht lange, Todesurteile gegen jeden zu verhängen, der gegen die Überzeugungen der neuen Herren verstößt.

Während die Regierungsvertreter vor den Islamisten in panischer Angst fliehen, wird Ibrahim Maiga zum o