„Accès Interdit“ steht auf dem Schild vor dem Quai des Milliardaires in Antibes. Zutritt verboten. Hinter der Barriere erheben sich die Superyachten wie eine Skyline in weiß und königsblau. Das hier ist die beste Adresse in einer sehr schicken Stadt. Die ungewaschenen Massen haben hier nichts zu suchen. Trotzdem scheint es niemanden zu kümmern, dass ich auf eins dieser Ungetüme zuschlendere: die Motoryacht Katara. Sie gehört dem Emir von Katar und soll 300 Millionen Dollar gekostet haben. So viel Geld steckt man nicht in ein Boot, das nicht auffallen soll. Besatzungsmitglieder in weißen Hemden und Khaki-Shorts wuseln auf den Decks herum und treffen letzte Vorbereitungen. Auf den Tischen liegen Gläser und Besteck in Position, auf den Teakplanken des Hecks werden Sonnenliegen zurechtgerückt und Badetücher zu straffen Zylindern gerollt. Auf dem Oberdeck wartet ein startklarer Hubschrauber. Alles glänzt makellos im Sonnenlicht.
Am Ende des Landestegs steht ein Steward, die Hände hinter dem Rücken. Das Boot sei 124 Meter lang, sagt er. Ja, man erwarte jemanden, aber nein, er werde nicht sagen, wen. Und nein, ich darf das Schiff nicht besichtigen. Genug jetzt, danke. Sein Ton stellt klar, dass er hier keine schmuddeligen Touristen haben will und dass er diesem Wunsch zur Not auch Nachdruck verleihen kann. Mein Blick schweift noch einmal über die Decks. Schon hübsch. Und genau darum geht es ja.
Mehr als jedes andere Statussymbol sind Yachten das Sinnbild des globalen Superreichtums: schwimmende Wahrzeichen einer Welt, die äußerst sichtbar ist, aber unberührbar. Es sei denn, man bekommt dort einen Job. Der Traum, einmal in diese Sphären vorzustoßen, lockt jedes Frühjahr Tausende junger Menschen aus ganz Europa ans Mittelmeer. Ihre Gründe sind die gleichen, aus denen Menschen schon immer zur See gefahren sind: Geld, Abenteuer, Flucht. Über 5.000 Superyachten, also Yachten, die länger als 30 Meter sind, gibt es auf der Welt – und fast jede geht irgendwann in Antibes vor Anker. Die größten haben 70-köpfige Crews an Bord.
20 Stunden am Tag
„Nach der Schule habe ich erst in einem Maklerbüro gearbeitet, dann als Personaler“, sagt James, 21 Jahre alt. „Aber ich wollte nicht mehr hinterm Schreibtisch sitzen. Verwandte von mir hatten Boote, und ich habe immer schon das Meer geliebt.“ Seit Mai ist er in Antibes und lebt teils von Ersparnissen, teils von Tagesjobs. Er übernachtet im Grapevine, einem Mannschaftshaus, in dem bis zu 36 „Yachtie“-Aspiranten unterkommen. Wie üblich in diesem Geschäft fließt das Geld wie Wasser: Für das Zimmer zahlt er 1.000 Euro im Monat, aber wenn er auf einem der Boote anheuern kann, hat er die schnell wieder drin. „Und falls es nicht klappt, mache ich halt doch wieder einen Bürojob.“
„Ich hatte genug vom Haareschneiden“, erklärt Alex, 23, aufgewachsen in Dorset. „Mein Stiefbruder war nach Antibes gegangen und konnte plötzlich sein gesamtes Uni-Darlehen zurückzahlen. Er hat mich überredet, auch herzukommen.“ Im April kündigte sie im Frisiersalon. Gerade ist sie von ihrem ersten Zweieinhalbmonats-Charter zurück gekommen. An Bord zu arbeiten heißt vor allem: Putzen. Die Männer halten als sogenannte Deckies das Boot von außen sauber, die Frauen als Stews das Innere. „Es ist wie eine Autowäsche im Riesenmaßstab, und sie muss tadellos sein“, sagt James. Eine große Yacht zu putzen kann zwei Tage dauern, und während der Saison muss sie immer blitzsauber sein. Die Decks bestehen aus unbehandeltem Teak, wie zu Zeiten der Segelschifffahrt; es gibt kein Plankholz, das aufwendiger zu pflegen wäre. Es zu lackieren oder anderes Material zu verbauen wäre einfach, doch die globale Elite schätzt am Teak die rosige Färbung. Die Toiletten sind mit Zahnbürsten und Wattestäbchen zu reinigen.
Viele Yachten werden zwischenzeitig vermietet, um die astronomischen Betriebskosten – pro Jahr etwa zehn Prozent des Kaufpreises – zu kompensieren. Als Faustregel für den Kaufpreis gilt: pro Meter eine Million Dollar. Eine 50-Meter-Yacht zu kaufen kostet also 50 Millionen Dollar und dann jährlich 5 Millionen Dollar im Betrieb. Die derzeit größte Yacht in Privatbesitz ist die Azzam, vergangenes Jahr zu Wasser gelassen und 180 Meter lang. Sie gehört Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate. Gebaut hat sie die deutsche Reederei Lürssen. Ihr Preis: geschätzte 605 Millionen Dollar. Die Charterkosten spiegeln diese Summen wider. Als teuerstes Mietangebot gilt Roman Abramowitschs Eclipse für zwei Millionen Dollar pro Woche (oder 11.900 Dollar pro Stunde). Hinzu kommen Treibstoff, Wasser und Verpflegung sowie das Trinkgeld für die Crew, die den Gästen jeden Spleen erfüllt, während die Yacht von Sardinien nach Monaco schippert – oder im Winter durch die Karibik. Ideal für Leute, die im Urlaub ein Vermögen verpulvern wollen. Leute wie Jay-Z und Leonardo DiCaprio, Hegde-Fonds-Manager und Investmentbanker.
Auf solche Chartertrips sind die Yachties aus. Sie dauern zwischen ein paar Tagen und sechs Wochen, und die Lohnuntergrenze liegt bei 2.000 Euro im Monat. Über Steuern scheinen meine Gesprächspartner sich wenig Gedanken zu machen. Die meisten lassen sich das Geld auf Auslandskonten überweisen. Da Kost und Logis an Bord inklusive sind, spart man schnell einiges an, erst recht, wenn Trinkgelder hinzukommen. 1.000 Euro pro Crewmitglied und Woche sind die Regel, aber es können auch über 5.000 werden.
„Jeder Cent ist hart verdient“, sagt Lizzie Irving: „Ich fand es unglaublich anstrengend. Sowohl die Arbeit als auch die Freizeit.“ Nach dem Studium zog sie von Schottland nach Frankreich und gründete einen Hausmeisterdienst, der aber der Rezession zum Opfer fiel. Ein Jahr lang arbeitete sie dann auf Yachten, nun ist sie wieder an Land – als kaufmännische Leiterin bei Bluewater, einer der größten Vermittlungsagenturen für Bordpersonal. Mehr als 52.000 Namen haben sie in der Kartei, für alle Aufgaben vom Kapitän über den Maschinisten bis zum Küchenchef. „Wir tun unser Bestes, um Jobs für unsere Leute zu finden, aber letztlich müssen sie es selbst schaffen. Jedes Boot ist anders. Auf manchen sind Arbeitstiere gefragt, auf manchen eher entspannte Typen.“
Und auch wenn Milliardäre gegen alle ökonomischen Erschütterungen immun scheinen – das Geschäft ist es nicht: „Nach der Finanzkrise 2008 wollten plötzlich lauter gefeuerte Wirtschafts- und Matheabsolventen anheuern. Aber wer damals Geld hatte, hielt es beisammen, und wer Arbeit hatte, gab sie nicht auf. Inzwischen hat sich der Markt normalisiert und die Yachties sind wieder wechselfreudiger geworden. Wenn es um die Boote geht, kriegen sie alle glänzende Augen. Es ist ein schönes, prestigeträchtiges Geschäft, aber von außen ahnt man nicht, wie hart die Arbeit ist. Als Steward musst du mit jeder unterschiedlichen Nationalität und Religion umzugehen wissen. Du kannst russische oder arabische Gäste haben, Juden, Muslime oder Christen. Ich habe Mitglieder des Königshauses bedient. Es kann passieren, dass du drei Gäste mit Laktoseintoleranz hast, zwei mit Glutenunverträglichkeit und drei Kinder. Und dass sie 300 Meilen vor der Küste Rinderfilet essen wollen. Dass du mal nicht weiter weißt, kommt nicht in Frage.“
Die Herausforderungen an Bord fangen bei den Essenswünschen erst an. Während die Gäste in Prunkkabinen auf Fünf-Sterne-Niveau logieren, drängt sich die Crew in engen Mannschaftskajüten. Sie steht im Morgengrauen auf, um das Frühstück zu bereiten, und bleibt abends wach, bis der letzte Gast schlafen gegangen ist. So kann der Arbeitstag bis zu 20 Stunden dauern, und freie Wochenenden gibt es auf See nicht. Auf einer Superyacht ist der Besitzer Gott, dicht gefolgt vom Kapitän und von den Gästen. Die Yachties neigen dazu, den Ausdruck „mein Besitzer“ zu verwenden. Es gibt freundliche Besitzer und Tyrannen.
Die Dienerinnen sind gekauft
„Bei meinem ersten Job kam der Besitzer bei Nacht an“, berichtet Sarah, Mitte 30 und seit über einem Jahrzehnt im Geschäft. „Wir standen an Deck aufgereiht, um ihn und seine Frau zu empfangen. Die Frau schüttelte uns allen die Hände. Als sie bei mir war, sagte sie: Oh, wieder jemand Neues, und hielt mir ihre Schuhe vors Gesicht. Putze sie mir, sagte sie. Ich wollte sofort wieder kündigen. Nach ein paar Wochen unterwegs sah ich eine der philippinischen Leibdienerinnen mit blutender Nase aus einer Kabine treten. Die Frau hatte ihr einen Schuh ins Gesicht geworfen, als sie sah, dass im Schrank ein Kleid vom Bügel gefallen war. Ich fragte die Chefstewardess, warum das Mädchen den Job nicht hinschmiss, und sie sagte: Sie kann nicht. Madame war mit einem Geldkoffer auf den Philippinen und hat sie gekauft. Die Frau des Besitzers drohte damit, den Pass des Mädchens über Bord zu werfen, sodass sie ihre Familie nie wiedersehen könnte. Am nächsten Morgen sah ich, wie die Frau des Besitzers dasselbe Mädchen mit beiden Händen würgte. Ich habe dann gekündigt, aber an meinem letzten Abend stolperte ich mit einem Tablett voller Drinks über einen Picasso, der mitten im Gang lag. Ich fiel die Treppe runter und brach mir den Fuß. Es war ein ziemlich ernüchternder erster Yachtjob.“
Trotz dieser Erfahrungen fühlt sich Sarah noch immer an ein eigenartiges Schweigegesetz gebunden, das überall in dem Geschäft herrscht. Keiner meiner Gesprächspartner will Namen nennen, weder von Besitzern noch von Gästen. Viele haben für die Arbeit Vertraulichkeitsvereinbarungen unterschrieben, und keiner möchte einen Rechtsstreit gegen einige der mächtigsten Männer der Welt riskieren. „Die machen ihre eigenen Regeln. Und sie haben ihre eigenen Sicherheitsleute an Bord. Du legst dich nicht mit ihnen an.“
Geschichten wie die von Sarah sind jedoch die Ausnahme. „So etwas Schlimmes habe ich noch nie gehört“, sagt Jo Morgan, die ebenfalls lange auf Yachten gearbeitet hat. „Aber ein Boot ist wie ein Eigenheim. Die meisten Crewmitglieder finden es nicht in Ordnung, über das Leben an Bord zu tratschen. Zumal sie dann nie wieder einen Job bekämen. Diskretion ist hier alles.“
Von Arbeitnehmerrechten hingegen ist wenig zu spüren. Zwar haben die Flaggenstaaten vieler Superyachten das internationale Seearbeitsabkommen unterzeichnet. Doch die darin festgeschriebenen Rechte sind auf Frachtschiffe zugeschnitten. Auf vielen Yachten werden sie entweder ignoriert oder sehr frei ausgelegt. Mutterschutz ist ein Fremdwort, Crewmitglieder dürfen keine Kinder mit an Bord nehmen. Darum endet die Yachtie-Karriere für Frauen, sobald sie Nachwuchs bekommen. Geheuert und gefeuert wird nach Lust und Laune. „Bei meinem letzten Job flog ich raus, weil ich den Kapitän angeblich nicht genug angelächelt hatte“, berichtet mir eine Frau. „Der wahre Grund war, dass er Franzose war und ein rein französisches Team haben wollte. Du kannst gefeuert werden, weil du zu alt oder zu jung bist oder nicht das ‚richtige Aussehen’ hast, sprich: weil sie dich nicht hübsch genug finden.“ Mitunter wacht ein Besitzer morgens auf und entlässt ohne Ankündigung die komplette Crew.
„Ich habe immer mal Probleme wegen meiner Tattoos“, sagt Alex. „Manche Leute wollen nicht von einer Tätowierten bedient werden.“ Ihre Frisörausbildung ist ihr hingegen auch an Bord nützlich: „Einmal brauchte die ganze Mannschaft Haarschnitte, also legte ich los. Zur Belohnung lud mich der Kapitän zum Dinner ein.“ Das Essen ist ohnehin eine der Hauptattraktionen des Yachtie-Lebens, denn die Köche verpflegen die Besatzung auf fast demselben Niveau wie die Gäste.
Auch wenn Misshandlungen selten sind, kann die Arbeit vor allem für Frauen unangenehm werden. „Ich glaube, für Männer ist es ein besserer Job“, sagt Jo Morgan. „Sie dürfen die Beiboote steuern oder den Gästen zeigen, wie man Jetski fährt. Solche Dinge können die Milliardäre meist nicht selbst – in der Regel wissen sie nicht einmal, wie man bei ihrer Yacht den Motor anschaltet –, also kommt ein Hauch von Respekt ins Spiel. Aber dass man sie bedient, sind sie gewohnt; es beeindruckt sie nicht, einen Drink serviert zu bekommen oder ein perfekt gemachtes Bett zu haben. Ein Jammer, denn so ein erstklassiger Service erfordert wirklich großes Können.“
Kloputzen in Monaco
Alex stimmt zu, dass der Job oft weniger glamourös ist, als er von außen wirkt: „Mein Boot fuhr zum Grand Prix von Monaco, was ja toll klingt. Aber ich musste unter Deck die Klos putzen und sah die Rennwagen nur auf den Bildschirmen der Überwachungskameras vorbeifahren.“
Häufig wird von Exzessen berichtet. Jeder hat mindestens eine haarsträubende Geschichte auf Lager, schwer zu sagen, was davon wahr ist und was übertrieben. Das Schwein, das aus Dänemark eingeflogen wird, weil jemand einen Braten wünscht. Der Besitzer, der Kleinwüchsige anheuert, damit sie zu seiner Belustigung um das Boot herum Wasserski fahren. Die Wäsche, die per Learjet zur Reinigung nach Paris geht. Der künstliche Strand, der jeden Tag im Heck einer Yacht angelegt wird. Die Deckies, die das umgebende Meer per Hand nach Quallen absuchen, ehe ein Gast eine Runde schwimmt. Jeder Wunsch ist Befehl. Bei manchen Yachten sind regelmäßig Prostituierte mit an Bord.
„Wer nichts mit Huren zu tun haben will, kann nicht auf einem Charterboot arbeiten“, sagt Sarah. „Manche von ihnen sind minderjährig. Und manchmal fragst du dich, was aus deinem Leben geworden ist, dass du dich von einer Prostituierten herumkommandieren lässt. Aber dann denkst du dir, sie hat heute wahrscheinlich einen härteren Arbeitstag gehabt als du. Schlimmer finde ich es, wenn der Besitzer seine Geliebte an Bord hat, und dann wird einen Tag lang alles umgekrempelt, bevor seine Ehefrau eintrifft – vor allem wenn du die Ehefrau magst. Man kann es auch schwierig finden, jemanden zu bedienen, den man moralisch verabscheut. Auf einem meiner Boote war Islam Gaddafi an Bord, kurz bevor ich dazukam. Das wäre mir schwergefallen. Aber“, fügt sie hinzu, „du musst lernen, Unhöflichkeiten nicht persönlich zu nehmen. Es ist schon seltsam, was der Reichtum mit den Leuten anrichtet. Ich hatte Besitzer, die gerade erst zu ihrem Vermögen gekommen waren. Sie kaufen sich eine Yacht und zu Beginn der Saison sind sie sehr freundlich. Sie lassen sich von der Crew beim Vornamen nennen, reißen Witze. Aber dann sehen sie andere Boote und wie es da zugeht. Sie verschließen sich, werden immer förmlicher. Am Ende der Saison essen sie ihre Hamburger nur noch vom weißen Tischtuch mit Kerzenleuchtern und jeder muss ,Sir‘ zu ihnen sagen. Ich glaube, Größenwahn kann einen sehr einsam machen. Manchmal gehst du übers Deck und siehst die Gäste ganz betreten ihren Champagner trinken. Dann schaust du zum Ufer, da sitzen ein paar Typen mit Bierdosen, die zusammen angeln. Und du fragst dich: Wer ist hier glücklicher?“
6.000 Euro Trinkgeld
Zu Affären zwischen Crew und Gästen kommt es fast nie. „Das ist das Gute an den Skorts“, lacht Alex. Skorts – Röcke mit eingearbeiteten Shorts – sind wegen ihrer Antibelästigungswirkung das bevorzugte Beinkleid der weiblichen Besatzung. „Ich hörte von einer Stewardess, die ihren Besitzer geheiratet hat, aber so etwas ist die ganz große Ausnahme.“ Auch Drogen sind weniger verbreitet, als man denken mag. „Wenn an Bord etwas gefunden wird, riskiert der Kapitän seine Lizenz und damit seine Karriere“, sagt Sarah.
„Ich habe von Kapitänen gehört, die Gäste hinauswarfen, weil sie Drogen dabei hatten. Andere drücken beide Augen zu. Jedes Boot ist anders.“ Für die Crew ist das Risiko ebenfalls hoch, zumal unangekündigte Drogenkontrollen immer häufiger werden. Es gibt inzwischen viele „Trockenboote“, auf denen die Mannschaft nicht einmal Alkohol trinken darf. Reichlich Ärger gibt es an Land, zwischen den Bordjobs, wenn sich lauter gutaussehende 18- bis 30-Jährige, die gerade zigtausend Euro verdient haben, in Hafenstädten tummeln. „Yachten sind Beziehungskiller“, sagt Jo: „So viel Druck – und so viele attraktive junge Leute auf engem Raum. Paare werden eh selten zusammen angestellt, denn wenn sie sich zerstreiten, ist es ein Schlamassel für alle.“
Trotz all dieser Probleme überwiegt weiterhin die Verlockung. Ein Yachtcharter ist eine gut bezahlte Art, die schönsten Orte der Erde zu sehen – von den luxuriösesten Booten aus, die je gebaut wurden. „Wenn du kein geselliger Typ bist, hältst du das nicht lange durch“, sagt Alex. „Aber wenn doch, dann findest du Freunde fürs Leben, aus aller Welt.“ Immer wieder höre ich dasselbe: Die Leute sagen, sie haben von diesen Jobs die Nase voll. Und dann zieht es sie doch wieder nach Südfrankreich.
„Es kann wunderschön sein“, sagt Tom, 27, der zwei Jahre lang auf Yachten im Mittelmeer und in Miami gearbeitet hat. „Wir fuhren mit einem sehr berühmten britischen Musiker, und ich merkte, dass es ihm sehr wichtig war, dass seine Kinder Spaß hatten. Also habe ich die ganze Zeit mit ihnen gespielt, war mit ihnen schwimmen und Jetski fahren. Am Ende bekamen wir 6.000 Euro Trinkgeld. Bei allem Reichtum wünschen sich diese Menschen doch nichts mehr, als ihre Ruhe zu haben. Dafür bezahlen sie dich, und deshalb ist ihnen ihre Privatsphäre so wichtig. Mitten auf dem Ozean kann niemand dich behelligen.“
Für die Crew ist die Arbeit an Bord nicht zuletzt ein riesiger Erfahrungsschatz. „Ich habe für den Rest meines Lebens genug Geschichten auf Lager“, sagt Jo. „Jedes Mal, wenn du auf eine Yacht kommst und das Team kennenlernst oder wenn du bei der Anfahrt auf die Malediven oder die Seychellen durchs Bullauge schaust, ist es ein Kick. Ein Abenteuer. Ich habe viel über mich selbst dabei erfahren – und über die Leute, die die Welt beherrschen. Man lernt hier fürs Leben.“
Übersetzung: Michael Ebmeyer
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.