Dick, aber nicht doof

Arbeitskampf Weil sie zu dick waren, wurden zwei Busfahrer im englischen Blackpool vom Dienst suspendiert. Nun drohen Kollegen und Gewerkschaften mit Streik, damit sie zurückkehren

Ein Arbeitskampf der besonderen Art könnte den Trambahn- und Busverkehr im englischen Badeort Blackpool lahm legen, nachdem zwei Busfahrer mit der Begründung beurlaubt wurden, sie seinen „zu dick“. Sie wurden aufgefordert, innerhalb eines Monats drei Kilo abzunehmen. Die beiden hatten die anscheinend kritische Marke von 20 Stone (um die 127 Kilo) erreicht, was nach Angaben der Verwaltung zuviel für die relativ kleinen Kabinen und Sitze der in historischem Gewand erstrahlenden Straßenbahnen ist, die als einzige in Europa mit Doppelgeschossen ausgestattet sind und lange Zeit die einzigen in ganz Großbritannien waren. 19 Stone sei definitiv die Schmerzgrenze für die rot und gelb gestreifte Flotte, hieß es von Seiten des Managements Ähnliche Bedenken führten bereits im vergangenen Jahr in Bristol dazu, dass elf bei First Bus beschäftigte Fahrer ein vom Unternehmen finanziertes Gesundheitsprogramm zur Gewichtsreduzierung durchliefen. Sie brachten zwischen 94 und 177 Kilo auf die Waage.

Medizinischer Rat

Kollegen der beiden Blackpooler Schwergewichte drohen nun mit dem Ausstand, an dem sich bis zu 400 Mitarbeiter beteiligen könnten. Dies würde die stark vom Fremdenverkehr abhängige Stadt schwer treffen. Gewerkschaftsführer Simon Blackburn warf Blackpool Transport vor, in einer herablassenden Art und Weise zu handeln und forderte vom Management mehr Unterstützung der Mitarbeiter, statt einfach Disziplinierungsmaßnahmen zu verhängen. „Es muss bessere Wege geben, mit Angelegenheiten wie dieser umzugehen. Es steht einem Arbeitgeber nicht zu, von seinen Angestellten zu verlangen, sie sollten abnehmen.“

Arbeitgebervertreter Trevor Roberts sagte, das Unternehmen habe professionellen medizinischen Rat eingeholt, wolle diese sensiblen und sehr persönlichen Fragen aber nun intern und vertraulich regeln. Gewerkschaftsvertreter John Boughton verlangte im Namen seiner Organisation die sofortige Wiedereinstellung der beiden suspendierten Kollegen. Er hoffe, alle zusammen könnten sich an einen Tisch setzen und vernünftig miteinander reden.

Ein weiterer Schlag

Ein Streik käme für Blackpool sehr ungelegen. Der Badeort in Lancashire musste erst vor kurzem mit großen Anstrengungen sein Image wieder aufpolieren, nachdem dieses stark unter Vorwürfen gelitten hatte, es gehe an der Irish Sea zu prollig zu und Beschwerden über Junggesellen- und Polterabende überhand genommen hatten. Dass sowohl Labour als auch die Konservativen ihre Jahresparteitage mittlerweile andernorts abhalten, stellte einen weiteren Schlag für die Stadt dar.

In der ganzen Stadt sind seit Mitte September Lichtinstallationen zu sehen, die die Sommersaison in den Herbst hinein verlängern sollen. Im Rahmen der Aktion, die noch bis in die erste Novemberwoche hinein andauert, werden die Straßenbahnen mit aus Lichterketten geformten Motiven aus den Bereichen Fischfang, Raumfahrt und Wilder Westen illuminiert.

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Martin Wainwright | The Guardian

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